Sterben + Trauer

Wie wollen wir sterben? Ein paar persönliche Gedanken

Einsame Sitzbank

Wenn du es dir aussuchen könntest, wie würdest du dann gerne sterben? Sehr viele Menschen antworten bei dieser Frage, sie würden gerne einfach einschlafen und nicht mehr aufwachen. Oder irgendwo einfach umfallen. Oder – die etwas humorigere Variante der Antwort – bein Sex einen Herzinfarkt haben. Kurz und schmerzlos, ohne etwas davon mitzubekommen. Ich persönlich sehe das, ehrlich gesagt, ein bisschen anders und finde diese Art zu gehen nicht besonders erstrebenswert. Das hat gleich mehrere Gründe:

Gedanken an die Hinterbliebenden

Ein plötzlicher Tod mag verlockend erscheinen, für die*den Sterbenden selbst. Für die Zugehörigen ist es jedoch eine Katastrophe. Es ist furchtbar schwer zu begreifen, dass ein Mensch, der gerade noch gesund und munter war, plötzlich verschwunden ist. Dann wiegen die letzten Worte, Blicke, Handlungen plötzlich so schwer und bekommen eine Bedeutung, die ihnen nie zustand. Dann kommt zur Trauer und zum Schmerz des Abschieds auch noch der Schock hinzu. Ich bin überzeugt, dass es leichter ist, ein wenig Zeit zu haben, um sich zu verabschieden, Dinge ins Lot zu bringen und sich ein klein wenig an den Gedanken des kommenden Todes zu gewöhnen. Ich selbst habe von den Menschen, die ich beim Sterben begleitet habe, so viel gelernt. Wäre es nicht schön, ich könnte mit meinem eigenen Tod auch noch anderen etwas Wichtiges beibringen, wenn das Sterben schon sein muss?

Was will ich noch erledigen?

Diese Zeit zum Abschiednehmen und zum Abschließen möchte ich aber auch selbst gerne haben. Noch ein paar Worte loswerden, die wichtig sind. Noch Menschen wiedersehen, die mir wichtig sind, und wenn es nur kurz ist. Mir Gedanken machen über mein Leben. Vielleicht noch mal das Meer sehen oder in einer Sommerwiese liegen oder die Lieblingsmusik hören. Eben Abschied nehmen vom Leben. Vielleicht ist es eine romantische Vorstellung, aber darauf möchte ich eigentlich nicht verzichten.

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Sterben ist ein Prozess

Ich habe nun schon eine Reihe von Menschen beim Sterben begleitet und immer habe ich den klaren Eindruck, dass diese letzte Lebensphase wichtig ist. Dass in den letzten Lebenstagen, -wochen oder -monaten noch viel Weisheit entsteht, die ganze Familie viel lernen und wachsen kann. Dass auf das Ende zu noch Ruhe einkehren kann, gerade bei den Sterbenden. Meistens kommt irgendwann der Punkt, an dem man das Gefühl hat, es ist in Ordnung für die Sterbenden, sie sind im Frieden mit ihrem Weg. Es ist gut, das zu sehen. Und ich stelle es mir besser vor, als einfach von einer Sekunde auf die andere aus dem Leben gerissen zu werden.

Wie möchte ich sterben?

Ich möchte gerne ein bisschen Zeit haben, wenn ich weiß, dass es bald zu Ende geht. Nicht zu viel, natürlich wünscht sich niemand ein jahrelanges Martyrium mit Blick auf den Tod. Aber ein Weilchen, bei dem ich noch halbwegs fit genug bin, um vielleicht noch ein, zwei Dinge zu erledigen. Das fände ich gut. Ich möchte natürlich möglichst ohne Schmerzen und Leid sterben. Ich möchte, wenn es irgendwie möglich ist, gerne zu Hause sterben, in gewohnter Umgebung, in der ich mich wohl und sicher fühle. Und natürlich würde ich mir wünschen, dass der Tod erst dann um die Ecke kommt, wenn ich wirklich alt bin. Aber das ist wohl noch mal eine andere Geschichte.

Wie ist es bei euch? Wenn ihr die Wahl hättet, wie würdet ihr dann gerne sterben? Lieber ganz plötzlich umfallen oder lieber mit etwas Zeit? Was wäre euch ansonsten wichtig?

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(©si)