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Unter sich

Fehler durch Lektorin Alexandra bereinigt.

In den Kommentaren ist in den letzten Tagen darüber diskutiert worden, daß sehr viele Angehörige angeblich Angst davor haben, daß die Verstorbenen das Bett mit Exkrementen verschmutzen könnten.

Wobei durch diese Kommentare der fälschliche Eindruck erweckt wird, daß alle Verstorbenen in extremem Maße Körperflüssigkeiten oder Exkremente absondern.
Aus der täglichen Praxis kann ich aber sagen, daß das ein eher seltener Ausnahmezustand ist. Manche Leute machen direkt während des Sterbens „unter sich“.
Aber es keinesfalls so, als wäre das bei jedem Verstorbenen zwangsläufig der Fall.

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Als Bestatter muß man natürlich mit so etwas rechnen und umgehen können, aber es ist nicht, wie hier dargestellt oder herauszumutmaßen, die tägliche Regel.

Bei Tausenden von Sterbefällen kann ich überdies sagen, daß die Menschen nahezu durchweg Angst davor haben, der Verstorbene könne gasförmiges Leichengift absondern. Andere wiederum glauben, so eine Leiche würde förmlich binnen Minuten Maden oder Schaben anziehen und wieder andere haben einfach nur Bedenken wegen der möglicherweise eintretenden Geruchsentwicklung.
Die Angst davor, daß jemand kotet oder uriniert, habe ich definitiv noch NIE gehört. Das ist mir, dank Ninas Schilderungen, jetzt das erste Mal zu Gehör gekommen und ich werde das auch berücksichtigen, wenn mich Angehörige in dieser Richtung befragen.

Die Hitparade der Bedenken gegen einen längeren Verbleib des Verstorbenen daheim ist:

1. Leichengift
2. Geruchsentwicklung
3. Ungeziefer
4. Angst vor dem Toten
5. Abscheu vor der Veränderung

Hinzu kommen seltene Bedenken, die sehr individuell sein können: Angst vor Dämonen, sonstiger Aberglaube, die Angst daß Lebensmittel verdorben werden, Angst davor daß der Tod angezogen werden könnte, Angst davor daß die Seele sonst keine Ruhe findet usw.

Was aber Kot und Urin anbetrifft:
In den allermeisten Fällen ist es ja so, daß die daheim Versterbenden vorher eine ganze Weile dort gepflegt wurden und die Umstände der Fäkalienentsorgung der Familie hinlänglich bekannt sind.
Wenn jemand aber hingegen absolut unerwartet im eigenen Bett verstirbt, ist der Schrecken und die Aufregung der betroffenen Angehörigen im Allgemeinen so groß, daß sie sich über die möglichen Verunreinigungen keinerlei Gedanken machen oder das für einen solchen Fall als unumgänglichen Begleitzustand hinnehmen.

Fehler durch Lektorin Anya bereinigt.


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Lesezeit ca.: 3 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 7. Mai 2008 | Revision: 19. Februar 2016

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12 Kommentare
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Ma Rode
16 Jahre zuvor

Mit Punkt 4 und 5 fühle ich mich direkt angesprochen, wobei das Wort Abscheu mir zu heftig ist. Aber es ist was dran an den Aussagen.

16 Jahre zuvor

Ja, es ist schon merkwürdig, dass die Leute meiner Umgebung wirklich genau das als Bedenken geäußert haben. Woran das wohl liegen mag? Vielleicht sind die Wiener mit ihrem sprichwörtlichen Bezug zum Tod ja doch anders? Vielleicht liegt’s am Milieu – ich habe hierzu vorwiegend meine Familie befragt, und die sind alle im städtischen Arbeitermilieu angesiedelt. Sprich, kleine Wohnungen mit wenig Platz für eine richtige Aufbahrung. Ich weiß es auch nicht. Bei mir persönlich kam der Gedanke erstmals auf, als ein Kater von mir gestorben ist und sich ca. eine halbe Stunde nach dem Tod seine Harnblase auf das Kissen, auf dem er lag, entleerte. Ich hatte zwar ausreichend Kontakt mit menschlichen Leichen, allerdings ’nur‘ in der Gerichtsmedizin, und wenn ein Mensch dort landet, ist er mindestens schon einige Stunden tot. Ich wollte da auch keinen falschen Glauben an scharenweise auslaufende Leichen in die Welt setzen, ich habe bloß wiedergegeben, was mir gesagt wurde und was auch meinen eigenen, laienhaften Bedenken entsprach. Immerhin, vor magischen Beeinträchtigungen oder gasförmigen Giftattacken habe ich mich nicht ‚gefürchtet‘, auch finde… Weiterlesen »

Xenaris
16 Jahre zuvor

Seltsam. Gerade die Veränderung habe ich damals als durchaus hilfreich empfunden, zu begreifen, dass die Betreffende tot ist, nicht einfach schläft und nicht mehr aufwachen wird.

Christina
16 Jahre zuvor

Meine Mutter und Tante sind Jahrgang 1925 und 1927 (ich bin „Nachzügler 😀 ) und kennen stellenweise noch „Ammenmärchen“ oder „Volksweisheiten“. Mein Opa starb damals bei uns in der Wohnung, ich war damals ein Grundschul-Kind. Den Tod von Opa ahnte ich, als ich am Morgen nach seinem Tod (er starb in der Nacht) ins Bad kam – denn da seine Bettdecke. Meine Mutter war nämlich der Ansicht, ein Federbett dürfe nicht auf einem Toten liegen bleiben. Kennt noch jemand diese „Volksweisheit“ betreffend Federbetten?? Was soll das für einen Sinn machen? BTW: die Abholung der Leiche meines Opas muss wohl erst am Spätnachmittag gewesen sein. Am Vormittag wurde ich ganz normal in die Schule geschickt, meine Mutter und Tante wuschen während dieser Zeit die Leiche. Nach dem Mittagessen ging es dann auf Behördengang, Standesamt und auch Bestatter. Mutter und Tante schleiften mich mit :-(, ok, ich wäre sonst mit meinem verstorbenen Opa alleine in der Wohnung gehockt, was ich wohl nicht wollte. Abholung war dann wohl zeitlich später. Was ich noch ganz genau erinnere: ich wollte… Weiterlesen »

Silvio
16 Jahre zuvor

Christina.. vielleicht meint man das man mit sovielen Federn nicht fliegen kann und in die Hölle abstüzt *fg*

Gairon
16 Jahre zuvor

Zum Leichengift: Dieser Irr- oder Aberglaube entspringt realen Wurzeln, dieser Gewohnheit, Verstorbene möglichst schnell aus dem Haus und unter die Erde zu bringen hatte mal durchaus Sinn. Das ganze datiert zurück auf das Mittelalter, als regelmässig Seuchen die Bevölkerung heimsuchten und teils ganze Landstriche entvölkerten. Man wusste damals noch nicht, woher solche Krankheiten kahmen, hatte aber erkannt das in dem ein oder anderen Fall sich zuvor gesunde die mit den Leichen von Erkrankten zu tun hatten auffällig oft selbst erkrankten (hatte ein Bündel von Ursachen). es entwickelte sich eien furcht vor verstorbenen, die sich über die jahrhunderte hinaus weitervererbte. Die Mär vom Leichengift war dann eine Entwicklung des 18/19 jhds, als fried- udn kirchhöfe in teils völlig ungeeigneten ecken errrichtet wurden und die grundwasserversorgung der lebenden kontaminierten…die genauen zusammenhänge erreichten die masse der leute nie, aber der zusammenhang leiche und gift zusammen mit der vorprägung aus dem mittelalter führte zum abergleuben des leichengifts der heute noch fast unausrottbar durch die köpfe geistert, wie tom ja berichtet…. wobei je nach todesursache so eine besonderte behandlung auch… Weiterlesen »

Stefan
16 Jahre zuvor

Ich habe die Bedenken wegen Kot und Urin auch schon gehört – und zwar vom Bestatter, der die Verstorbene unbedingt sofort abholen wollte (während die Angehörigen gerne noch ein oder zwei Stunden gehabt hätten, um Abschied von ihr zu nehmen).

Mac Kaber
16 Jahre zuvor

@ Danke Stefan, das hatte ich auch schon. @Christina: Wenn ich mir den Jahrgang so ansehe und die Zeit zurückrechne, dann denke ich, dass die Leute nicht so sehr begütert waren, ein teures Federbett so einfach abschreiben zu wollen. Was ist, wenn Opa wirklich ins Federbett strullert, und das auch noch streng riecht, weil krankheitsbedingt etwas konzentriert. Da war ein Leintuch, welches man einfach in die Kochwäsche gibt, praktischer. wenn ich jemand bette, lege ich Folien auf das Sofa oder unter den Verstorbenen. (Wenn man die nötigen ergonomischen Tricks kennt, geht das auch zur Not allein.) Leintuch auf Folie, Frotteetuch auf Bauch/Oberschenkel, schöne Decke (Lieblingsdecke) auf den Verstorbenen. Das trägt nicht auf und fällt auch nicht auf. es ist ja nur für „alle Fälle“ gedacht und nimmt Angehörigen diese Sorge. Zähne nicht vergessen. Das Gesicht bekommt seine Identität wieder. Er sieht nicht mehr fremd aus. Kopfkissen, eventuell 8er elastische Binde ohne jede Faltenbildung oder Einschnürung gewickelt. Oder stattdessen falls nötig ein zusammengerolltes Handtuch unter den Unterkiefer. (Sieht meißt besser aus als die Binde.) Das kann… Weiterlesen »

Louffi
16 Jahre zuvor

Ich dachte, das sei normal? Ich habe gehört bzw. gelesen, dass mit die Tod die Muskeln in Blase und Darm erschlaffen und damit der Rest an Kot und Urin, die noch drin sind, rauskommen.

Bei meinem Opa war ich nicht dabei, aber das war bei meinen Katzen so und ich denke, da ist kein Unterschied zwischen Mensch und Tier. Hätte ich jetzt auch kein Problem mit.

Kirsche
16 Jahre zuvor

hmm, also ich hatte auch angst vor meinem toten Opa *zugeb* aber ich glaube das war einfach durch das verzehrte Gesicht und die tatsache das man das auch nicht wahr haben will das es diesen Menschen jetzt nicht mehr so gibt….diese Augen *grusel* nee das war nicht mehr mein Opa und das machte mir angst

comicfreak
16 Jahre zuvor

..ich hatte auch nie einen Gedanken ans „Auslaufen“ verschwendet, bis mir mein Vater sagte, er hätte der Nonne damals geholfen, beim Opa den Stopfen in den Po zu drücken..

Seitdem lässt mich dieser Gedanke wirklich nicht mehr los.. 😕

Sven
16 Jahre zuvor

Also mein Haustier hatte nahc der Einschläferung auch urin und Kot(in kleinen Mengen) verloren.
Dachte auch das dieses mit der Erschlaffung der Muskeln zu tun hat…




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