Särge gibt es mit und ohne Griffe. Manche haben vier oder sechs einzelne Griffe, manche Särge haben Stangenbeschläge, Seilschlaufen, Ringe und wer weiß was.
In aller Regel machen wir um die Griffe kein großes Theater. Bei manchen Bestattern kann man auch die noch aussuchen und dann noch entscheiden, ob man vier oder sechs haben möchte. Wir haben die allermeisten Särge fix und fertig mit Griffen ausgestattet und vorher entschieden, ob wir den mit vier oder sechs Griffen verkaufen.
Mancher eher einfache Sarg läßt sich mit einer sechsteiligen Griffgarnitur ganz schön aufhübschen.
Wir bekommen unsere Särge im Wesentlichen von zwei Lieferanten, der eine liefert fix und fertig gebohrt und wir müssen nur die Griffe montieren, der andere Lieferant macht das so wie wir das wollen. Da nehmen wir zwei Serien immer ungebohrt, weil diese Särge auch oft für Direkteinäscherungen genommen werden, bei denen man keine Griffe benötigt.
Herr Metzger hat für seine Mutter einen Sarg ausgesucht, der steht bei uns in der Ausstellung mit sechs Griffen.
Der Sarg hat ihm gefallen und den wollte er so haben und weil von der alten Frau Metzger nichts Gegenteiliges geäußert wurde, hatten wir auch nicht den Eindruck, sie könne sich in dieser letzten Behausung unwohl fühlen, also kam die alte Dame in eben diesen Sarg.
„Ja, hallo hier ist Metzger, ich wollt mich mal was erkundigen.“
„Ja bitte?“
„Wegen den Sargträgern hätt‘ ich gern mal eine Sorge.“
„Was ist denn mit den Sargträgern?“
„Ja, ich wollt mich mal wissen, wie viele Sargträger da übermorgen da sind. Wissen Sie, wir sitzen hier im engsten Familienkreis und diskutieren uns wegen denen Sargträgern.“
„Aha, also da werden vier Sargträger kommen. Die Bestattung ist auf dem städtischen Friedhof und die Stadt stellt immer genau vier Sargträger.“
Er spricht mit halb zugehaltener Sprechmuschel, man versteht es nicht richtig, aber im Hintergrund sind etliche aufgeregte Stimmen. Dann meldet er sich wieder:
„Ja also das geht nicht so. Wir haben uns hier die Meinung daß der Sarg dann falsch ist. Sie haben uns da falsch beraten getan.“
„Wieso das denn?“
„Wir waren heute bei die Omma gegange und haben gesehn dass der Sarg sechs Griffe hat. Wenn aber nur vier Träger da kommen, dann sind ja zwei Griffe leer.“
„Das macht doch nichts. besser zwei zuviel als zwei zuwenig.“
„Nee, da mein Schwagers Meinung die von meiner Frau und mir, das geht so nicht.“
„Tja, was sollen wir denn jetzt Ihrer Meinung nach tun. Wir könnten uns bemühen noch zwei Sargträger zu besorgen.“
„Nein, die Omma war sich ja ganz klein und leicht, das müssen Sie doch wissen. Da sind sich sechs Träger unnötig. Können Sie die Griffe nicht wegmachen?“
„Das geht ganz schlecht.“
„Ja, warum denn?“
„Erstens müsste man die Innenbespannung an der Stelle lösen, damit man von innen am die Schrauben kommt, zweitens hätte man dann häßliche Löcher an den Seitenwänden.“
„Na, haben sie keine Spachtelmasse?“
„Gut, wir entfernen die Griffe, aber ich garantiere nicht, daß man nicht doch eventuell die Stellen sieht, wo vorher die Löcher waren.“
„Warum denn nicht gleich so? Wir sitzen hier so da und haben Sorgen.“
Getuschel. Er spricht wieder:
„Ach, noch ne Frage hätt‘ ich dann mal gern.“
„Ja?“
„Kostet sich das was extra?“
„Ja sicher.“
Getuschel. Herr Metzger:
„Vielleicht hat die Omma doch noch watt zugenommen, wir nehmen dann sechs Träger, ja?“
„Kostet aber auch extra.“
„Leckomio, nee watt komliziert.“
Getuschel. Dann:
„Watt is denn teurer? Odder mal ganz andersherum gefragt: Watt tät uns denn am Billigsten kommen?“
„Wenn man alles so läßt, wie es ist.“
„Datt ist mich ma‘ ne gute Beratung, dann machen wir datt so, vielen Dank aber auch.“
Gern geschehen.
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
Schlagwörter: Lektorin A, oder
*grinst*
Schon „lustig“, welche Sorgen manche Leute in solchen Situationen haben. Eine ähnliche Geschichte gabs ja schonmal, wenn ich mich nicht irre..?
super! 😀
danke dir, hast mir den montag morgen etwas entschärft…
ich glaube viele leute beschäftigen sich damit, um die trauer besser verarbeiten zu können. wenn man nichts tut, kommen zuviele „dämonen“ in die köpfe. 😉
Genau so ist das und wir sind den Leuten auch nicht böse. Zumindest nicht, wenn’s nicht nachts um halb drei ist. 😉
Wie war das? Wer keine Probleme hat, macht sich welche
Bei den Bestattungen, wo ich bisher anwesend war (nicht wenige), waren es immer sechs Träger; die kamen auch nicht von der Stadt, sondern immer vom Institut.
Das haben der Tote und die Situation gemeinsam: ist regional verschieden.
Mensch, Mac Kaber, dann müssen die doch seitlich gehen. Wie sieht das denn aus?? Viel praktischer ist doch man verbindet die sechs Griffe jeweils mit Seilen und die vier Träger packen die Seile zwischen den Griffen. Wie beim Bildaufhängen mit zwei Haken und nur einem Nagel… äh… oder so.
Da muß man schlagfertig sein:
Vier Träger brauchen sechs Griffe. Der vordere hält vorn und in der Mitte, der Hintere in der Mitte und hinten.
Und warum??? Na logisch, damit er mittig nicht so durchhängt!
Hä!? Wieso durchhängt? Ja, sie haben das Billigmodell gewählt, da sind die Bretter so dünn.
Wir müssen da so tragen, denn da verteilt sich das Gewicht besser und ausserdem können so die Griffe beim Tragen nicht rausreißen.
Na klar, und das geht so richtig ins Kreuz. Wie bei zwei Sanis und einer Angehörigen, die einen Patienten mit dem Rettungstuch durchs Treppenhaus schleifen -äh schleppen. Einer links, einer rechts im Krebsgang, und die Angehörige rückwärts gehend an den Beinen, die Griffe miteinander verschlungen.
Natürlich sieht das bescheuert aus, aber es geht zweifellos.
Wenn man diese sprachlichen Exzellentäten so liest, bekommt man gleich Lust auf einen Audiomitschnitt. Aber der doofe Datenschutz…
Warum wurde Erich Honecker bei seiner Beerdigung nur von zwei Sargträgern getragen?
Eine Mülltonne der Größe hat nur zwei Henkel…