Mitarbeiter/Firma

Antonia und der Kaffee

Antonia läuft mit einem äußerst betrübten Gesicht an meinem Büro vorbei und flucht dabei leise vor sich hin.

„Was’n los, Kind?“ frage ich und bin mir im selben Moment der Schwere meines Fehlers bewußt. Hätte ich sie bloß ziehen lassen, wenn es etwas wäre, das mich etwas anginge (oder das sie mir hätte sagen wollen), dann hätte sie es von sich aus erzählt.

Sichtlich erfreut, daß jemand Anteil an ihrem Schicksal nimmt, macht sie auf dem Absatz kehrt und steht wenig später neben mir und hält mir ihre Kaffeetasse hin: „Da, gucken Sie mal!“

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„Was ist denn da? Das ist eine leere Tasse.“

„Nee, da is‘ was drinne.“

Ich starre in die Tasse und tatsächlich, ganz unten im letzten Rest der Brühe, der sich nur bei schräg gehaltener Tasse zu einem Rinnsal vereinigen mag, schwimmen mehrere schwarze Klumpen.

„Was ist denn das?“

„Das sind tote Fliegen! Die Scheißviecher fallen immer in meinen Kaffee. Das ist soooooo eklig, wenn man dann einen Schluck nimmt und man hat so’ne nasse Fliege im Mund oder im Hals; die krabbeln manchmal noch.“

Gut, die junge Frau hat Recht, das ist definitiv eklig und ba-pfui. Ich spreche ihr mein unumwundenes und aufrichtiges Mitleid aus und empfehle ihr, sie könne doch zum Schutz ihrer Tasse etwas über die Tasse decken. Das will sie aber nicht, das habe sie schon probiert und das führe nur dazu, daß sie dann nicht mehr an die Abdeckung denke und die dann immer beim Trinken herunterfalle oder ihrer Nase beim Eintauchen in die Tasse im Weg sei.

Etwas später komme ich an Antonias menschenleerem Büro vorbei und bin schon fast an der offenen Tür vorüber, da verharre ich, drehe um und schaue mir die Szenerie genauer an.
Da steht eine dampfende Tasse Milchkaffee mit 8 (in Worten acht!) Stückchen Zucker auf der Untertasse und direkt darüber hängt ein klebriger, über und über mit halb- bis ganztoten Fliegen übersäter Fliegenfänger und vom metallenen Aktenschrank und vom Aktenregal blasen jeweils zwei hubraumstarke Ventilatoren mit der Kraft von Airbus-Turbinen auf diese Klebestreifen, der lustig im künstlichen Eiswind zappelt und eine Klebfliege nach der anderen von sich gibt. Einige werden vom arktischen Geblase fort geweht, andere berappeln sich wieder und fliegen aus eigener Kraft weiter und ein großer Teil purzelt in Antonias Tasse.

Antonia kommt und ich will gerade etwas sagen, da hält sie mir ein kleines Teesieb unter die Nase: „Da!“

„Was ‚da‘? Was machst Du jetzt damit?“

„Das passt genau in meine Tasse rein, sehen Sie?“

„Ja und?“

„Ich mach das jetzt vor dem Trinken immer oben in die Tasse, dann kann ich durch das Sieb hindurch trinken und kriege keine Fliege mehr in den Hals. Und noch was! Haben Sie gesehen, daß ich von losem Zucker auf Würfelzucker umgestiegen bin?“

„Jaha?“

„Dann nehme ich ja auch noch ab! So’n Würfelzucker paßt ja auch nicht durchs Sieb und dann bleibt der Zucker schön in der Tasse und ich spare Kalorien.“

„Ach was?“

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(©si)