Wenn mich jemand anruft und mich fragt, ob man denn seinen Sarg auch schön bunt anmalen darf, dann habe ich immer so eine gewisse Vorstellung von den Leuten die solche Fragen stellen. Es ist nämlich so, daß die mich in ewig lange Gespräche verwickeln und es sich dann entweder herausstellt, daß die das „nur mal so“ wissen wollten oder daß sie nachher doch einen ganz normalen Sarg nehmen.
Es kommt manchmal vor, daß Särge besonders gestaltet werden, das habe ich ja schon mal erzählt, aber das ist eben selten.
Heute Mittag hatte ich eine junge Frau am Telefon, die ich spontan auch so einordnete. Sie wollte wissen, ob man denn einen Sarg auch selbst bemalen darf. Ich habe geantwortet, daß das grundsätzlich kein Problem sei und das übliche erzählt.
„Gut“, sagte die Frau, „Wann kann ich dann denn mit meinem Sohn vorbeikommen und den Sarg für meinen Mann bemalen?“
Da habe ich dann doch schlucken müssen. Jetzt bereiten unsere Männer in einem Seitenraum der Werkstatt zwei Holzböcke und einen unbehandelten Naturholzsarg vor, damit die beiden den bemalen können. Ich hoffe jetzt mal nur, daß der Sohn kein kleines Kind mehr ist und die Frau nicht ganz so jung, wie sie am Telefon klang.
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
Schlagwörter: bunter, Sarg
Es gibt sogar Bestattungsinstitute, wie in unserer Stadt, die dies explizit als Trauerbewältigung für Kinder anbieten: Kinder trauern Kinder trauern sprunghaft. Ihre Gefühle sind kurzfristig, sie kehren häufig und schnell aus der Trauer in das Hier und Jetzt zurück. Wir unterstützen Eltern gern dabei, wenn es darum geht, Abschiedsformen zu finden, die dem inneren Erleben der Kinder gerecht werden – indem sie bspw. ein Bild für den Verstorbenen malen, ihm einen Brief in den Sarg legen oder den Sarg bemalen. Wir begleiten die Kinder mit den Eltern zum Verstorbenen und lassen ihnen dabei die Zeit, ihre Angst und Unsicherheit zu überwinden und wir finden gemeinsam mit ihnen Worte für ihr Erleben. Mit dem Tod eines Familienmitglieds oder nahen Verwandten verlieren Kinder nicht nur einen wichtigen Menschen – oft müssen sie im Trauerprozess auch auf die Aufmerksamkeit der Erwachsenen verzichten. Kinder suchen eine Erklärung für das veränderte Verhalten der Erwachsenen, um ihre eigenen Gefühle wie Trauer, Angst, Wut oder auch Neugierde ansprechen zu können. Dabei helfen die Kinderbücher aus unserer Bibliothek, die wir gemeinsam mit den… Weiterlesen »
Ich fände es jetzt aber auch verstörend wenn die nicht mehr so ganz jung wären. Ich kenne nämlich nicht viele Söhne (ab einem gewissen Alter) die mit ihrer Mutter gerne zusammen malen. Auf Särgen schon gleich gar nicht.
Um ehrlich zu sein, war ich mir vor dem lesen dieses Blogs 100% sicher das in dieser Branche alles ganz klassisch zu geht. Aber Exzentriker, Rocker und Künstler sterben halt auch…jedem das seine.
Ach, verrückt. So kommt man also an einen Sarg, ohne eine Bestattung zu beauftragen. Einfach überrumpeln und Bemalbedürfnis anzeigen.
Du hältst uns auf dem laufenden wie das ausgegangen ist?
Naja, der Undertaker wird schon einen Hinweis á la "Bemalen der Ware verpflichtet zum Kauf" in seinem Laden haben…
Er hat doch geschrieben, dass der Sarg für den Mann ist!?!
<a>Ein gewagter Abschied von dieser Welt Ist hier auch schon bekannt, ich denke gerade für Kinder auch eine gute Möglichkeit sich mit dem Trauern auf ihre Weise auseinander zu setzen. Und das wäre sicher auch für Eltern gut, die ihre Kinder gehen lassen mussten.
@undertaker:
Darf man eigentlich einen Sarg bemalen wie man will oder gibt es irgendwelche Vorschriften was für Bilder bzw Texte da drauf dürfen und welche nicht? Ich denke da z.B. an Sachen draufschreiben, wie manche Leute es machen wenn einer einen Gips am Arm oder so hat, die schreiben ja manchmal nicht so "liebe" Sachen drauf. Und wenn es nicht erlaubt ist, müsst ihr das dann entfernen bevor der Sarg auf den Friedhof kommt?
In der aktuellen Brand Eins ist auch ein Artikel über Bestattungen und über diverse Bestatter. (sehr zu empfehlen!) Ist sozusagen alles vom kleinen Dorfbestatter bis zum Bestattungskonzern dabei. Einer von diesen Besattern bietet sogar an, dass man den Sarg selber bauen kann. Details kann ich jetzt nicht liefern, da ich zur Zeit unterwegs bin, aber ich kann ja nochmal nachlesen, falls dies gewünscht ist.
Ich bin doch sehr überrascht auf was für Ideen die Leute kommen, ich habe schon etliche Beerdigungen in meiner Familie gehabt, aber auf so eine Idee bin ich noch nicht gekommen.
Aber trotzdem finde ich es toll was du alles für deine "Kunden" möglich machst.
Hätte ich bei unserem Bestatter nachgefragt ob ich einen Sarg bemalen darf, hätte der mich wahrscheinlich nach dem Puls gefragt. "grins"
Wenn jemand seinen eigenen Sarg bemalen wollte, ginge das? Und wenn nur wen ein vorraussichtliches Sterbedatum schon feststeht oder auch so ( da käönnte die Lagerung allerding schwierig werden, du hast ja mal geschrieben, das du Särge nicht einfach so verkaufst um Mißbrauch zu vermeiden -oder wäre das ein Ausnahmefall?)?
Ich habe letztens erst irgendwo gelesen, dass ein Kind krebskrank war und die Familie gemeinsam mit ihm seinen Sarg bemalt hat, um den nahenden Tod zu verarbeiten. Ganz schön morbide. Andererseits hat dann jeder seine Seele in die letzte Ruhestätte gelegt, irgendwie auch poetisch.
In so einem Fall würde sich der Undertaker bestimmt nicht weigern, vor dem Tode einen Sarg zu verkaufen, es kommt eben immer auf den Zusammenhang an. Und selbst wenn dies an die Öffentlichkeit gerät, ist es ja keine negative Presse.
Ich vermute Mal, solange sie sich den Sarg nicht zu hause hinstellen sondern beim Bestatter lassen sollte das kein Problem sein?
Wer sagt denn, dass die Familie den Sarg mitnimmt? Um "Grufti-Misbrauch" zu vermeiden, würde ich den Sarg in der bestattereigenen Werkstatt bemalen lassen. Wenn genug Platz da ist… Es klingt auch so, als würde Tom das so machen.
Ein grossartiges Buch für trauernde Kinder:
http://www.amazon.de/bist-immer-noch-Carlsen-Comi…
Wir haben zwei Exemplare davon zu Hause, man weiss ja nie (wobei wir selbst keine Kinder haben)… Schon beim Gedanken an das Buch steht mir Wasser in den Augen, ungeheuer anrührend, ehrlich und einfach nur schön.
Ich vermisse den Hinweis, dass der Vater überhaupt tot ist… musste da jetzt eher an diese Werbung für Lebensversicherungen denken "Mama, wenn Papa tot ist kaufe ich mich einen großen Ponyhof!" 😉
die werbung ist echt bescheuert 🙂