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Der Unfug mit der Sterbegeldversicherung

Sarg mit Post

Wieder einmal geistert die Mär von der überflüssigen Sterbegeldversicherung durch die Presse.

Die Stiftung Warentest, diverse Finanzexperten und etliche Journalisten werden nicht müde, in schöner Regelmäßigkeit zu behaupten, die gute, alte Sterbegeldversicherung sei überflüssig, ja sogar schädlich.

Es wird immer als Argument herangezogen, dass man, wenn man nur lange genug lebt, unter Umständen mehr an Beiträgen einzahlt, als am Ende an die Hinterbliebenen ausgezahlt wird.

Eine Versicherung ist aber eine Versicherung und kein Sparvertrag.

Sinn und Zweck einer Versicherung ist es, im Versicherungsfall den Schaden zu bezahlen bzw. die Versicherungssumme auszuzahlen.
Wer beispielsweise eine Autohaftpflichtversicherung hat, zahlt sagen wir 800 Euro im Jahr an Versicherungsbeiträgen. Wenn er nun, so wie ich 40 Jahre lang unfallfrei fährt, hat er 32.000 Euro bezahlt und …
… bekommt nichts dafür. 32.000 Euro verbrannt, verschenkt, im See versenkt … würde man der kruden Logik der Stiftung Warentest folgen.

Jeder, der seine zwölf Sinne beisammen hat, weiß doch aber, dass man für diese 800 Euro jährlich versichert ist. Auch wenn man erst ein Jahr versichert ist, zahlt die Versicherung auch einen hohen Schaden von beispielsweise einer halben Million Euro Sachschaden und möglicherweise eine lebenslange Rente für ein verletztes Unfallopfer.
Man zahlt also den Versicherungsbeitrag nicht dafür, dass man ein wirtschaftliches Geschäft macht, sondern dafür, dass im Falle eines Falles alle Kosten übernommen werden.

So muss man das auch bei der Sterbegeldversicherung sehen.
Würde meine Tochter jetzt eine Sterbegeldversicherung abschließen, müsste sie 10 Euro im Monat dafür bezahlen. Bis sie 85 ist, dauert es noch 58 Jahre. Dann endet die Beitragspflicht in diesem Tarif, den ich beispielhaft mal ausgewählt habe. Bis dahin hat sie 6.960 Euro in kleinen Beträgen, die nicht weh tun, eingezahlt und meine Enkel oder Urenkel bekommen 8.000 Euro ausbezahlt, wenn meine Tochter dereinst stirbt.
Es gäbe sicher lukrativere Anlageformen, aber darum geht es bei einer Sterbegeldversicherung ja gar nicht.

Denn die Sterbegeldversicherung würde die 8.000 Euro auch bezahlen, wenn meiner Tochter -was natürlich niemand will- schon mit 28 etwas zustößt. Und sollte das ein Unfall sein, zahlte die Versicherung sogar 16.000 Euro.

Niemand, der bei klarem Verstand ist, kann hier ein „schlechtes Geschäft“ entdecken.

Man zahlt u.a. auch dafür, dass die Sterbegeldversicherung für die volle (oder gar doppelte Summe) einsteht, wenn erst wenige Beiträge gezahlt wurden.

Nun kann man sich aber in der Alterstabelle der Sterbegeldversicherungen immer an einen Punkt vorarbeiten, an dem die Person, die die Versicherung abschließt, schon viel älter ist. Dazu muss man deutlich über 55 sein. Tritt man dann erst in eine Sterbegeldversicherung ein und wählt den Prämienvorteilstarif mit besonders geringen Beiträgen, muss man rund 30 Euro im Monat bezahlen und das dann noch 30 Jahre lang. Dann hat man für die zu erwartenden 8.000 Euro eben 10.800 Euro bezahlt. Sieht man das alles wie einen Sparvertrag, was es nicht ist, hätte man draufgelegt. So wie bei der Autohaftpflicht für 32.000 Euro…
Aber man hätte auch schlicht und ergreifen einfach den falschen Tarif gewählt. Und das tun die sogenannten „Finanzexperten“, um auf ihren „klugen Tipp“ zu kommen immer: Sie nehmen den ungünstigsten Tarif, ein hohes Eintrittsalter, die höchste Versicherungssumme und rechnen so lange, bis es wie ein schlechtes Geschäft aussieht.

Hätte die 55-jährige aus unserem obigen Beispiel sich für den „teureren“ Tarif entschieden, müsste sie sogar 60 Euro monatlich bezahlen, das Endalter für die Beitragszahlung läge aber auch bei nur 65 Jahren. Nach diesen 10 Jahren hätte sie 7.200 Euro eingezahlt und es kämen trotzdem 8.000 Euro heraus.
Noch besser würde sie fahren, könnte sie gut 6.100 Euro als Einmalzahlung aufbringen. Denn für diesen Einmalbetrag gibt es ebenfalls später einmal 8.000 Euro oder bei Unfalltod sogar 16.000 Euro.

Wichtig ist es also, auf folgende Punkte zu achten:

  1. Achten Sie darauf, dass Sie wirklich eine richtige Sterbegeldversicherung abschließen und nicht eine verkappte Risikoversicherung, die evtl. ab einem bestimmten Alter nicht mehr zahlt!
  2. Schließen Sie die Sterbegeldversicherung so früh wie möglich ab. Dann sind die Beiträge sehr niedrig.
  3. Vergleichen Sie die verschiedenen Tarifmodelle der Versicherung. Manchmal ist der etwas teurere Tarif am Ende der günstigere!
  4. Wenn möglich wählen Sie die Einmalzahlung. Für eine Versicherungsleistung von 3.000 Euro zahlt eine junge Frau gerade einmal rd. 1.700 Euro ein.
  5. Sie müssen nicht den höchsten Betrag versichern. Wählen Sie evtl. eine Notabsicherung von 2.000 oder 3.000 Euro, um wenigstens sorgenfrei unter die Erde zu kommen.
  6. Vergleichen Sie mehrere Versicherungen!
  7. Ich empfehle persönlich die LV von 1871 oder die Solidar in Bochum. Bin mit keiner von denen verbunden.

Noch einen ganz wichtigen Aspekt darf man in Bezug auf die Sterbegeldversicherung nicht vergessen: Die meisten Menschen unternehmen in dieser Hinsicht gar nichts. Eine Sterbegeldversicherung ermöglicht es, mit wirklich kleinen Beträgen über die Jahre eine Summe für die Beerdigung zusammenzubekommen. Wer bei der Tarifauswahl ein bißchen aufpasst, zahlt auch nicht mehr, als später ausgezahlt wird.

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Lesezeit ca.: 6 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: 25. März 2024 | Peter Wilhelm 25. März 2024

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2 Kommentare
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Henning
28 Tage zuvor

Ich hab so eine Versicherung tatsächlich vor diversen Jahren für meine Frau und mich abgeschlossen.
Und das nicht, damit der/die „Überlebende“ sich bereichern kann, sondern damit – egal wie die finazielle Situation dann ist – nicht auch noch „wie soll ich das alles bezahlen“ zu den Sorgen dazu kommt.




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