Geschichten

Grubenunglück

Au Backe! Das gibt voll den Ärger!

Heute hatten wir eine Beerdigung auf einem großen städtischen Friedhof. Wir hatten den Sarg schon vor einigen Tagen zur Leichenhalle gebracht. Heute versammelten sich die Angehörigen in der Trauerhalle, um mit dem Pfarrer eine Trauerfeier abzuhalten. Danach schoben die städtischen Friedhofsmitarbeiter den Sarg auf einem Katafalk zum Grab. Der Pfarrer hält ja dort auch noch einen Teil der Zeremonie ab und dann geht immer alles ganz schnell, der Sarg wird in die Grube abgelassen.

Ja und heute?
Die Friedhofsmitarbeiter hatten den Sarg wie immer auf zwei querliegende Latten gestellt, unter dem Sarg laufen schon die Gurte zum Ablassen durch. Der Pfarrer nickt, einer von den Männern zieht die Latten weg und die anderen lassen den Sarg ab. Das heißt: Sie wollen den Sarg ablassen, aber er paßt nicht in die Grube!

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Wegen des starken Regens letzte Nacht, haben die innen eine Verschalung ins Grab gemacht und die ist nun im Weg. Der Sarg paßt nicht ins Loch! Katastrophenstimmung! Die Angehörigen in hellster Aufregung und heftiges Getuschel.

Was tut man jetzt?

Glücklicherweise hat meine Mitarbeiterin, die die Beerdigung begleitete, einen kühlen Kopf behalten. Sie hat sofort mit der Witwe gesprochen und man hat das gemeinsame Kaffeetrinken vorgezogen. Also alle Mann ab in die Friedhofsgaststätte und zwei Stunden später versammelt man sich wieder am Grab, das nun die erforderliche Größe hat.

Die Situation konnte also gerettet werden. Eben habe ich noch mit dem Leiter des Friedhofsamtes telefoniert und ihn dazu verdonnert, morgen bei den Leuten anzurufen und sich zu entschuldigen. Sonst bleibt alles wieder nur an uns hängen. Denn merke: Der Bestatter ist immer Schuld!

Aber ob der Mann da anruft – ich glaube nicht. Der wird lieber so tun, als sei das unsere Schuld. Schließlich betreibt die Stadt auch ein Bestattungsunternehmen, dessen Chef zufällig der gleiche Mann ist…


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Geschichten

Die Geschichten von Peter Wilhelm sind Erzählungen und Kurzgeschichten aus dem Berufsleben eines Bestatters und den Erlebnissen eines Ehemannes und Vaters.

Die Geschichten haben meist einen wahren Kern, viele sind erzählerisch aufbereitete Tatsachenerzählungen.

Die Namen, Geschlechter und Berufe der erwähnten Personen sind stets verändert.

Lesezeit ca.: 3 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 15. Juni 2007 | Revision: 19. Januar 2024

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17 Jahre zuvor

Der Bestatter ist halt derjenige, mit dem die Leute den Kontakt haben – die Verwaltungsmitarbeiter vom Friedhof sind für sie ja unbekannt.

undertaker
17 Jahre zuvor

Ja, aber das Ganze hat noch eine andere Dimension. In der Öffentlichkeit wird gerne der Eindruck erweckt, als wären die Bestatter sowieso alles Halsabschneider und Betrüger, da sind viele Leute ganz besonders kritisch. Die leben in einem Wohnzimmer, wo auf dem Wohnzimmerschrank seit 20 Jahren ein 30 cm langer Kratzer ist. Aber wehe beim Verladen des Sarges entsteht daran ein 2 cm langer Kratzer!

Oder die Leute bestellen beim ersten Gespräch einen Sargschmuck aus Nelken. Dann überlegen sie es sich drei Tage später und satteln auf Rosen um, die das Doppelte kosten. Kommt dann später die Gärtnerrechnung und ist 80 Euro höher, als wir es vorher angeboten hatten, kommen die Leute zu uns und stellen es so hin, als würde wir ihnen den Hals zudrücken.

Aber letztlich ist es ja unsere Aufgabe alles zu bündeln. Wer zu uns kommt, muss nirgendwo anders mehr hin und kann sich in allem an uns wenden.

17 Jahre zuvor

Sorry, aber dieses Vorurteil, daß speziell Bestatter Halsabschneider sein sollen, habe ich noch nie gehört. Man weiß doch, daß es in jedem Gewerbe solche und solche gibt.

Carsten
17 Jahre zuvor

Also ich hab das schon gehört. Is ja auch irgendwo verständlich, woher das kommt. Die wenigsten wissen was ne Beerdigung kostet und haben Vergleichsmöglichkeiten. Bestattungsunternehmen machen höchst selten Werbung auf der Preisebene. Kaum jemand, wird erstmal bei mehreren Bestattungsunternehmen Preise einholen und es ist ein "Produkt", auf das man nicht verzichten kann. Wucher scheint für Bestattungsunternehmen zu einfach zu sein, um zu glauben, dass sie es nicht tun. Und es ist ja auch eine recht hohe Summe. Hinzu kommt, dass es selten eine geplante Ausgabe ist und man für das Geld etwas kriegt, dass man eigentlich nicht will, auch wenns dann noch so perfekt ist.

Außerdem sind Beerdigungen sone Sache, wo es sich nicht gehört, zu sparen. Dann lieber pompös und hinterher lästern, dass es teuer war.

undertaker
17 Jahre zuvor

Über die Preisgestaltung werde ich in den nächsten Tagen noch schreiben, auch unter Berücksichtigung der "schwarzen Schafe".

Martin
17 Jahre zuvor

Ich kann mich noch gut daran erinnern dass uns die Bestatter damals mit aller Gewalt jeden nur erdenkbaren Firlefanz aufschwatzen wollten, und natürlich immer erstmal am oberen Ende der Preislisten angefangen haben. Die wurden dann recht unfreundlich als sie feststellen mussten dass uns nur eine schlichte Beerdigung ohne Pomp und Protz vorschwebte.

Und wenn man dann Monate später von anderen Leuten erfährt dass der Bestatter sich während einer privaten Unterhaltung darüber ausgelassen hat "wie geizig" wir waren dann streicht man den entsprechenden Eintrag im Telefonbuch schonmal vorsorglich durch, für alle Fälle.

undertaker
17 Jahre zuvor

Wohl wahr.

17 Jahre zuvor

…da liegt niemand drin….

[..] jetzt geht es in den Ausstellungsraum. Eingeschüchtert stehen sie vor den Särgen, der Mann schaut nach den Preisen, sie nestelt an ihrer Handtasche. Ich sage: ?Keine Bange, da liegt niemand drin.? Ein blöder Spruch, aber er entspannt die Leut…




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