Geschichten

Her mit der Kohle -III-

Die Polizei ist nicht gekommen, kein SEK, keine Männer mit schwarzen Sturmhauben, niemand hat mich morgens um halb sechs aus dem Schlaf gerüttelt und keiner hat unsere Geschäftsunterlagen durchsucht und beschlagnahmt.
Und daß, obwohl doch Frau Himmelreiter doch der Meinung ist, wir hätten 3.000 Euro unterschlagen oder verprasst, Geld das ihre inzwischen verstorbene Mutter, Frau Schönleber, auf einem Sparbuch für ihre Bestattung angelegt hatte.
Zunächst hatte dieses Sparbuch ja auch tatsächlich bei uns gelegen, wir hatten es aber gegen Quittung an Frau Schönleber ausgehändigt, weil diese an einen anderen Ort verzogen war und die Vorsorge an den dortigen Kollegen übertragen ließ.

Irgendwo dazwischen muß dieses Geld auf ominöse Weise verloren gegangen sein. Bei uns war es nicht mehr, dessen konnte ich mir ja absolut sicher sein, beim Kollegen war es aber auch nicht angekommen; also wo war es geblieben?

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Tja, was gibt es da Einfacheres, als bei der betroffenen Bank nachzufragen? Genau das schlug ich Frau Himmelreiter dann auch vor, als sie am Tag nach dem denkwürdigen Auftritt mit ihrem „gefährlichen“ Gatten wieder bei uns auf der Matte stand.

„Sie sind die Erbin, gehen Sie zur Bank, klären Sie ab, was mit diesem Sparbuch passiert ist, wer das Geld abgehoben hat oder ob da noch ein Guthaben besteht.“

„Und wenn es tatsächlich noch irgendwo existiert? Wenn es irgendwo unter einer Matratze liegt? Ich meine, wir haben die ganze Bude auf den Kopf gestellt, das können Sie sich sicherlich vorstellen. 3.000 Euro sind schließlich kein Pappenstiel. Aber wir haben nichts gefunden und ohne Buch wird man uns das Geld auch nicht auszahlen.“

„Doch, doch, vielleicht können Sie es nicht sofort mitnehmen, aber wenn das Buch für verloren erklärt wurde und Sie die entsprechenden Formulare ausgefüllt haben, dürfte das kein Problem sein.“

Ich sprach da aus eigener Erfahrung. Die zwei Sparbücher mit Minibeträgen, die wir von Tante Hilde zur Geburt der Kinder bekommen hatten, sind auch irgendwann mal unauffindbar gewesen. Tante Hilde hatte zeitlebens zu jedem Geburtstag der Kinder und zu Weihnachten immer 10 Euro auf diese Sparbücher eingezahlt. Irgendwann ist sie gestorben und die Sparbücher gerieten in Vergessenheit.
Als sie uns wieder in den Sinn kamen, beschlossen wir, sie mal bei der Bank vorzulegen, um die paar Cent bisher angefallene Zinsen und das aktuelle Guthaben nachtragen zu lassen. Doch die Sparbücher waren unauffindbar.
Wie sich später herausstellte, hatte meine Frau sie in ein Fotoalbum zu einem Bild von Tante Hilde gesteckt…

„Wie kann man auf so eine blöde Idee kommen?“ fragte ich meine Frau und lernte seinerzeit, daß das Tippen mit dem Zeigefinger an die Stirn in Kombination mit dem Herabziehen der Mundwinkel auch sechs sexlose Wochen bedeuten kann.

Inzwischen hatten wir die Sparbücher bei der entsprechenden Bank als verloren gemeldet. Das ging ganz einfach, man mußte nur ein entsprechendes Formular unterschreiben und eine gute Woche später war das Geld auf unserem Konto.

Das muß ja auch bei dem Sparbuch von Frau Schönleber gehen, dachte ich und Frau Himmelreiter meinte nur: „Wir werden ja sehen“ und ging.

Schon am nächsten Tag war sie wieder da. Die Bank hatte völlig problemlos Auskunft erteilt. Frau Schönleber hat das Sparbuch ein paar Tage, nachdem sie es von uns erhalten hatte, aufgelöst und sich das Geld in bar auszahlen lassen. Die Frau am Kassenschalter konnte sich sogar noch sehr gut erinnern, daß die alte Dame gesagt haben soll, sie brauche das Geld für ihre Beerdigung.

Na also, das ist ja schon mal eine Auskunft.

Das Geld muß also bei dem anderen Bestatter liegen. Und dem werde ich nun mal auf den Zahn fühlen.

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(©si)