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Leiche verwechselt

Gerade in der letzten Zeit häufen sich die Berichte in den Medien, daß irgendwo auf der Welt Särge oder Leichname vertauscht wurden.
Was ist dazu zu sagen?

Natürlich ist das für die beteiligten Handelnden ein Super-GAU, so etwas darf eigentlich unter keinen Umständen passieren und glücklicherweise kommt so etwas auch nur höchst selten vor. Daß einige Fälle, auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz ruchbar wurden, soll uns im Grunde nicht weiter beunruhigen, zeigen sie doch, daß auch solche schwerwiegenden Verwechslungen in den meisten Fällen noch bemerkt werden.

In den seltensten Fällen passieren solche Verwechslungen beim Bestatter. Dazu hat er zu wenige Leichen, jede Leiche ist ein Schicksal, an bestimmte Angehörige usw. gebunden und die kennt der Bestatter für gewöhnlich. Am ehesten noch passieren Verwechslungen dort, wo viele Verstorbene liegen, also in Krankenhäusern, auf Friedhöfen oder auch schon mal direkt an einer Unfallstelle mit vielen Todesopfern.
Der Bestatter ist stets zunächst auf die Angaben angewiesen, die ihm von denjenigen gemacht werden, die ihm den Verstorbenen aushändigen. Wird hierbei, egal von wem, geschlampt, kann das folgenschwer sein.

Leider ist eine wirksame Identitätsüberprüfung derzeit nicht möglich, verlangt der Bestatter nicht ausdrücklich den Ausweis oder ein Foto des Verstorbenen und kommt niemand von der Familie um sich den Toten anzusehen, so gibt es überhaupt gar keine Kontrolle ob die eingebettete Person wirklich derjenige ist, von dem es der Bestatter annimmt, bzw. annehmen muß.
Und selbst wenn ein Foto vorliegt, wird eine Überprüfung oft durch den Zustand des Verstorbenen unmöglich gemacht, sei es weil er sich durch Krankheit schon länger stark verändert hat oder durch einen Unfall entstellt ist.

Am Liebsten wäre uns, wenn vor allem Krankenhauspatienten noch das Kennzeichnungsarmband tragen würden, das man ihnen oft direkt bei der Aufnahme anlegt. Das wäre wenigstens ein kleiner Hinweis darauf, daß man es mit der erwarteten Person zu tun hat. Schon beim Anlegen des berühmten Zettels am großen Zeh (den es immer seltener, aber immer noch gibt) oder des Namenskärtchens an der Kühlklappe kann es zu Irrtümern kommen.

Ich bleibe dabei: Es muß eine ordentliche Leichenschau her! Geschulte Leichenschauer müssen sich jeden einzelnen Verstorbenen anschauen, ihn natürlich identifizieren und den Tod sowie die Todesursache feststellen. Solange jeder Augenarzt Todesbescheinigungen ausstellen darf, wird es hier einen Mangel geben. Nichts gegen Augenärzte, aber es steht einfach zu bezweifeln, daß Hausärzte, spezialisierte Fachärzte usw. wirklich eine gute Leichenschau durchführen können.
Den Tod eines Menschen festzustellen, das ist unbestritten, ist für eine medizinisch geschulte Person nicht sonderlich schwer. Jedoch ist es für eine nicht darauf spezialisierte Person, selbst wenn sie Arzt ist, extrem schwer, etwaige Manipulationen, versteckte Todesursachen und dergleichen zu entdecken.


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Lesezeit ca.: 3 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: 28. Mai 2012 | Peter Wilhelm 28. Mai 2012

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Buchstabensalat
15 Jahre zuvor

Jede Verwechselung, die nicht aufgedeckt wurde, ist auch keine. So, basta.

Salat

15 Jahre zuvor

„daß auch solche schwerwiegenden Verwechslungen in den meisten Fällen noch bemerkt werden“

Werden sie das? Grad wenn die Angehörigen den Leichnam beim Bestatter nicht mehr sehen möchten, kann der doch schon überall verwechselt worden sein …

15 Jahre zuvor

Wenn soviel und ständig verwechselt würde, wie immer behauptet wird, dann würde sich das alles wieder quasi von selbst zurückwechseln, bis es wieder passt.

15 Jahre zuvor

Und zwar getreu der Regel Minus x Minus gibt Plus

15 Jahre zuvor

Bei Euch im Krankenhaus gibt es noch die Armbänder für die Patienten?

Das kenn ich nur noch von der Säuglingsstation ;o)
Ich hatte sowas, seit ich denken kann, nicht mehr ums Handgelenk.

LG

matakuka
15 Jahre zuvor

@5:
Jap, hatte selbst so was neulich um den Arm. Das bekam man hier direkt bei der Aufnahme, als freiwillige Sache, aber der Sinn lässt sich durchaus bei ausbleibendem Tod vermitteln.
Man will schließlich nicht, dass einem das Beim einer anderen Person amputiert wird. Und auch die Infusionen und Spritzen, die nicht ins Zimmer G902, sondern C902 gehören, möchte ich nicht morgens wieder aus mir rausgepumpt bekommen. Inzwischen wurde ja auch erkannt, dass es unter ungewöhnlichen Umständen, in Ausnahmefällen, vielleicht bei Schneetrteiben und dichtem Nebel, zu _kleinen_ Unregelmäßigkeiten kommen _könnte_. Die Armbändchen machen da schon ein bißchen aus (wenn die Spritzenverabreicher auch draufschauen)

Sensenmann
15 Jahre zuvor

Ich hoffe, dass eine verwechselte Leiche bei dir nicht zum „daily stuff“ gehört… :O Wirkt wie eine freudsche Kategorieneinteilung 😉

Sensenmann
15 Jahre zuvor

BTW: Warum wird mir nach dem Abschicken eines Kommentars gesagt, ich habe keinen Audi gewonnen?

Philipp
15 Jahre zuvor

Wie sieht das eigentlich bei Unfall-Leichen (als Plural) aus?
Bekannter beim THW war mal bei einer Bergung bei einem
sehr schweren Autobahn-Unfall dabei.. „hier ein Arm, da ein
Bein“ von verschiedenen Personen etc..

An DNA Analyse kommt man bei sowas doch eigentlich kaum vorbei?!

MacKaber
15 Jahre zuvor

„Man will schließlich nicht, dass einem das Bein einer anderen Person amputiert wird.“
Doch, doch, will ich schon. Was soll ich mit einem fremden Bein – ausser wenn ich es als Ersatz für ein fehlendes transplantiert bekommen habe.

15 Jahre zuvor

@MacKaber: Amputieren ist natürlich Quark, da hast Du Recht, aber wenn wir schon Beine tauschen: Im Falle eines Falles könntest Du mit einem Bein von mir was anfangen, die Beine sind recht lang und Du müßtest ja nicht das ganze Bein nehmen. Ich hingegen könnte mit dem Bein einer kleineren Person nichts anfangen, weil dann würde ich in der Wüste immer im Kreis laufen, habe ich bei Karl May gelesen.




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