Bestatterkollege Möckel aus einer etwa 20 Kilometer entfernten Stadt rief uns letzte Nacht zur Hilfe.
Er hat seinen Bestattungswagen auf dem Hof stehen und kurz vor dem Hoftor geht es ganz leicht einen Hubbel (1) hoch
Durch Blitzeis war sein Hof so glatt, daß er zu einem Sterbefall nicht ausrücken konnte, weil der Wagen nicht über die Eisfläche vom Hof fahren konnte. Selbst Sand und Salz konnten nicht helfen.
„Könnt Ihr mich da rausziehen?“
„Wie wäre es denn, wenn wir einfach an Ihrer Stelle den Verstorbenen abholen und zu Ihnen bringen?“
„Oder so…, ja, so könnte man das auch machen.“
Zum Rausziehen hätte er ja jeden anrufen können, das hätte ja nicht zwangsläufig ein Kollege sein müssen. So nehme ich an, daß Möckel von Anfang an auf diese Hilfe spekuliert hat. Haben wir gerne gemacht und nach dem Einsatz rief Möckel dann nochmals bei mir an und zeigte sich verwundert, daß meine Männer kein Geld angenommen hätten: „Die nahmen gerne jeder 20 Euro Trinkgeld von mir, wollten aber keine Bezahlung für den Einsatz. Kommt denn da noch die Rechnung? Ich muß das wissen damit ich das mit den Angehörigen abrechnen kann.“
Nee, er bekommt keine Rechnung. Lieber ist mir, der Kollege ist mir einen dicken Gefallen schuldig. Wir kommen bestimmt mal in Verlegenheit und sind froh, wenn er uns noch in der Pflicht steht. Vielleicht ergibt sich daraus aber auch eine brauchbare Kooperation.
(1) Hubbel: beulenartige Verdickung, hier: weniger als ein Hügel
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
Schlagwörter: hilfeleistung, nächtliche
Was ich mich dabei frage ist, warum will der Kollege diese möglichen Zusatzkosten den Kunden in Rechnung stellen? Der Kunde ist doch der letzte, der daran Schuld ist, dass es draußen friert und dass die Einfahrt den Wagen nicht frei ließ.
@tyler: Ich sag ja, die Kommentare hier sind fast besser als das Blog. You made my Day. 😀
“ Lieber ist mir, der Kollege ist mir einen dicken Gefallen schuldig. “
OMG! Auf welchen Deal hat der arme Mann sich da eingelassen?
und warum riecht es hier plötzlich nach Schwefel?
@Bianca,
vllt gehts auch nur um faire Abrechnung? Wenn Tom weniger in Rechnung stellt, warum sollte der andere Bestatter seine Pauschale auf die Rechnung setzen? Wenn Tom mehr nimmt, auch 😀
Zulieferer- und Mehrleistungen aufgrund eigener Unfähigkeit teuerer zu verkaufen als eingekauft ist leider gängige Praxis, aber hier denke ich war man einfach glücklich, den Auftrag nicht abgeben zu müssen…
Soweit ich weiß, wird für „übliche“ Radien kein Kilometergeld verlangt, von daher ists okay.
Der meinte das wohl so, ob er die Abholung als durchlaufenden Posten bei der Rechnung aufführen sollte, damit das alles seine fiskalische Korrektheit hat und bei der Buchführung nicht getrickst wurde.
Das mit dem Gefallen find ich top.
A-Team Style 🙂
Ich stelle mir gerade die Szene vor, Don Tom mit Zigarre im Mund und rauchiger Stimme: „Irgendwann werden meine Maenner kommen und dich um einen Gefallen bitten…“
Fehlt dann bei dieser Bestattung der Überführungs-Posten völlig auf der Rechnung?
Ich vermute mal, der wird dann ganz normale seine Überführung abrechnen. Dafür wird Tom natürlich auch, wenn der Gegenfall eintritt, ebenfalls „üblich“ abrechnen, ohne dafür bezahlt zu haben. Sieht ja auch doof aus, wenn die Überführung als Fremdleistung da steht, sieht so ein bisschen nach Unfähigkeit aus.
Wenn der gar nicht Auftaucht, hat jeder Unternehmer dem Fremdkunden was geschenkt, was sich mit unternehmerischen Grundsätzen nun gar nicht deckt 😀
Some day – and that day may never come – I’ll call upon you to do a service for me. But until that day, accept this justice as a gift on my daughter’s wedding day!
Babbelfish =) ähm Bestatterfish –> Hubbel (1)
Schwäbisch-Alemanischen „Knipfel“
Hessischen „Knippel“
Bayern, noch Oberpfalz, nahe an Franken „Bebbm“
=)
Gibt’s echt Leute, die ohne diese Erklärung nicht gewusst hätten, was ein Hubbel ist? Ist das etwa Dialekt, ich benutze das immer als Hochdeutsch *lach*
OMG!
Wie meine Mutter, wenn sie versucht, hochdeutsch zu sprechen: „Habaen Sie daen Hubbel nicht gesaehen?“
Und ich dachte, das Problem gaebs nur im Unterland.