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Fundstücke

Paul fragt

Grab

Grab

Das offene Grab wartet auf den Sarg. Bild von Siegfried ©

Leser Siegfried macht sich Gedanken darüber, wie man mit kleinen Kindern über das Sterben sprechen kann:

Meiner Meinung nach sollte der Tod und der Ablauf einer Beerdigung kleinen Kindern so selbstverständlich und unverkrampft wie möglich vermittelt werden und das nach Möglichkeit nicht erst dann, wenn wirklich jemand gestorben und man selbst in einer Ausnahmesituation ist. Ich glaube, wie man Kindern das Thema vermitteln kann, wird nicht oft besprochen.

Dazu hat uns Siegfried einen schönen Dialog geschickt:

Paul fragt

Als ich gestern nach Hause kam, fiel gleich der fünfjährige Nachbarssohn Paul am Parkplatz über mich her und startete wieder eine seiner „Fragestunden“.
Ich bin selbst kinderlos und daher in Erziehungsfragen eher unerfahren.
Paul sorgt aber gerade für meine „Nachschulung“.

Paul: Wie viel Opas und Omas hast du?

Sigi: Ich habe keine Großeltern mehr. Die sind alle schon tot.

Paul: Ich habe noch zwei Opas und eine Oma. Eine ist auch schon tot. (Pause) Was passiert mit den Leuten, wenn sie sterben?

Sigi: (Mist, wie erklärt man das einem Fünfjährigen?) Naja, die werden dann beerdigt. Man kann sie ja nicht einfach im Bett liegen lassen, wenn sie tot sind.

Paul: Was bedeutet „beerdigen“?

Sigi: Beerdigen bedeutet begraben. Die Leute kommen in einen Sarg und der wird dann in der Erde versenkt.

Paul: Was ist ein Sarg?

Sigi: Das ist so etwas ähnliches, wie ein Bett. Also eine schöne Kiste aus Holz und oben drauf kommt noch ein Deckel.

Paul: Und gibt es da auch eine Bettdecke? Und ein Kopfkissen?

Sigi: Ja natürlich, eine Bettdecke und ein Kopfkissen. Wie im Bett.

Paul: Und ist das Kopfkissen aus Holz oder aus Stoff?

Sigi: Das ist ein ganz normales Kopfkissen. Aus Stoff, mit Federn drin.

Paul strahlt: Cool! Pause Und die Kiste kommt dann in die Erde?

Sigi: Ja, der Sarg kommt in die Erde. Und später kommt dann auf das Grab ein Gedenkstein mit Namen und Geburts- und Sterbedatum, damit die Leute wissen, wer da liegt und sich an ihn erinnern. Und Blumen, damit es schön aussieht.

Paul: Cool! Ich war mal mit meinem Papa auf einem Friedhof, da war ein Bagger!

Sigi: Man muss ja ein großes Loch graben. Da muss ja der ganze Sarg rein. Das ist viel zu groß, um es mit der Hand zu graben. Deshalb nimmt man meistens einen Bagger.

Paul: Du musst jetzt sicher gehen. (sic!) Tschööö! Schwingt sich auf seinen Roller und ist weg.

Geschadet wird ihm das Gespräch nicht haben, unserm Paul, denke ich. Ich hoffe, er kommt nicht demnächst mit noch schwierigeren Themen 🙂


Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:

keine vorhanden

In der Kategorie „Fundstücke“ präsentiere ich Sachen, die ich zum Thema Tod, Trauer und Bestattungen irgendwo gefunden habe.
Hier erscheinen auch Meldungen aus der Presse und dem Internet, auf die mich meine Leserinnen und Leser hingewiesen haben.

Lesezeit ca.: 3 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: 10. September 2015 | Peter Wilhelm 10. September 2015

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Hajo
8 Jahre zuvor

schönes Gespräch, danke Siegfried (und selbstverständlich Paul).
Das Ganze erinnert mich an die Beerdigung meiner Schwiegermuter, an der auch unsere damals 5jährige Enkelin teilnahm. Sie beobachtete alles mit grossem Interesse und ohne Scheu, was dazu führte, dass wir sie mühsam daran hindern mussten, in’s Grab zu fallen.
Selbstverständlich dürfen Kinder an einer Beerdigung teilnehmen: das gehört schliesslich auch zum „Leben“.

Alex
8 Jahre zuvor

Ich glaube, Kinder fragen nicht, bevor sie nicht bereit für die Antwort sind. Daher sollte man Kindern ihre Fragen immer so ehrlich und für sie verständlich wie möglich beantworten.
Dieses Beispiel oben finde ich genau richtig.

Bernd
8 Jahre zuvor

Also als Betroffener, im Alter von 6/7 starben meine Mutter und drei Großeltern, kann ich nur sagen, alle Fragen beantworten, nichts versuchen schön hinzubiegen, etc., einfach bei der Realität bleiben.

Antworten können auch mal nicht altersgerecht ausfallen, Sachen die man nicht versteht werden ausgeblendet, bzw. Kinder stellen neue FRagen.

Das schlimmst was ich erlebt habe waren dann so Erzählungen wie, deine Mutti ist jetzt im Himmel und schaut auf dich runter und passt auf dich auf.

Warum?
Das wird ganz tief im Bewustsein eingepflanzt.
Bei allem was man im Bett ausprobiert 🙂 , hat man das Gefühl, die Mutter schaut zu.

DAS IST NICHT LUSTIG!!!!!

Abbo Theke
Reply to  Bernd
8 Jahre zuvor

@Bernd: Sie wird schonmal ein Auge zudrücken.

Bernd
Reply to  Abbo Theke
8 Jahre zuvor

@Abbo Theke:

Als Erwachsener kann man drüber lachen. Aber als junger Mensch ist das heftig!!!

fishtownsurfer
8 Jahre zuvor

Als meine Oma starb haben wir unsere damals noch Kleine (4 Jahre) zur Beerdigung mitgenommen.
Meine Schwester hat ihre nicht mit zur Beerdigung gebracht. Sie wollte sie angeblich schützen, dass wäre noch nichts für das Alter.
Unsere hat dann ganz viele Fragen gestellt unter anderem:
Wer liegt denn da drin? Warum singen jetzt Alle? usw.
Das konnten wir alles sehr gut beantworten.
Beim Kaffee hinterher lief sie gleich zu Ihrer Cousine und fragte: Warum warst du denn nicht mit zu dem Loch?
Da kam meine Schwester dann doch in Erklärungsnöte.
Wir waren froh unsere Kleine mitgenommen zu haben und ihr alles ganz normal zu erklären. Kinder sind so herlich unverkrampft.
Leute macht euch das Leben nicht so schwer und traut euren Kindern etwas zu.

melancholia
Reply to  fishtownsurfer
8 Jahre zuvor

@fishtownsurfer:

Dein Schlußsatz ist wunderbar und sollte auch bei allgemeinen Erziehungsthemen als Vor- und Nachwort stehen!

Hajo
Reply to  fishtownsurfer
8 Jahre zuvor

@fishtownsurfer:
.. und helfen diese im besten Sinn „naiven“ Fragen nicht auch bei der Trauerbewältigung?

Georg
8 Jahre zuvor

Unser Sohn war 10 Jahre alt als seine Ersatzoma,meine Patentante, schwer erkrankte und er besuchte sie jeden Tag, einen Tag vor ihrem Ende das letzte mal.Als wir uns um die Beerdigung kümmern mussten wurde mit ihm darüber gesprochen und er wünschte sich dann auch bei der Beerdigungsfeier dabei sein zu dürfen.Die anderen Trauergäste,vom Alter her auch schon fast alle Friedhofaspiranten,schauten etwas irritiert sagten aber zum Glück nichts.Unser Sohn ist noch heute mit fast 30 Jahren der Meinung das es ihm nicht geschadet sondern geholfen hat das Thema Sterben damals besser zu verstehen.
Unser Kleiner,Enkel und Pflegesohn in einem,ist mit seinen 5 Jahren verflixt neugierig und wollte auch immer wieder alles zum Thema Sterben und Beerdigung wissen,als uns die Antworten langsam ausgingen haben wir das Buch „Die besten Beerdigungen der Welt“ besorgt und ihm vorgelesen.Es gehört noch immer zu seinen Lieblingsvorlesebuch.

Gibt sehr viele interessante Bücher für Kinder zu dem Thema:

http://www.kinderbuch-couch.de/kinderbuecher-nach-themen-tod-und-trauer.html?offset=10&sortOrder=ASC

Chris
8 Jahre zuvor

mich hat als kleines Kind ein bisschen geschockt, als eine Tante nach Besuch des Grabes einer Bekannten meines Vaters ausführlich ihre Vorliebe für Feuerbestattung äußerte – ich wusste damals noch nicht, dass es das gibt.

Weinend meinte ich: „Kann man sich nicht ganz beerdigen lassen?“

Diesen Knacks habe ich irgendwie bis heute – 45 Jahre danach.

Zwergpirat
8 Jahre zuvor

Zur Trauerfeier für meinen Vater hatten wir die Kinder nicht dabei und dafür Mecker vom Pastor bekommen. Es waren allerdings sehr viele Leute da und es dauerte sehr lange. Zur Urnenbeisetzung im Familienkreis kamen die Kinder mit. Der Pastor nahm sich die drei Kleinen (3 bis 8 Jahre) und hat mit Ihnen zusammen die Aussegnung vorgenommen und die Urne beigesetzt. Sie warfen Ihre Blümchen auf die Urne und hörten dem Pastor sehr aufmerksam zu. Wir Erwachsenen standen drum herum, fühlten uns aber auch nicht ausgeschlossen, im Gegenteil. Mein Kleinster (3) hat irgendwann lange danach nur einen einzigen Satz dazu im Kindergarten gesagt: „Wir haben Opa in ein Loch gesteckt“. Die Große redete sehr viel darüber und meinte: „Immer wenn es neblig ist, weiß ich, daß Opa auf seiner Wolke heimlich raucht“. Sie haben heute noch den Opa und auch seine Beisetzung in guter Erinnerung (ohne dass sie Angst haben, der Opa schaut bei allem von seiner Wolke aus zu). 😉

Claudia
8 Jahre zuvor

Meine Tochter ist 10 Jahre alt und im Januar starb ihre Oma. Ich habe lange überlegt, ob sie mit sollte zur Beerdigung und Pateneltern von ihr kamen auch mit und boten an, ggf mit ihr was anderes zu machen, sollte sie es sich kurzfristig anders überlegen.
Es war gut, daß sie mit war. Es war an Bord deutlich zu spüren, wo der Knoten platze, wo ihr bewußt wurde, was da gerade passiert.
Sie war bis zu letzt mit bei der Oma, hat ihr Sterben und den Krebs miterlebt, manchmal mehr als mit lieb war, aber als Alleinerziehende war das nicht immer zu verhindern. Als nachher der Tod kam, nahm sie es nicht mehr so wahr, da sie Oma immer wieder kurz vor der Schwelle gesehen hatte. Durch die Bestattung und die dazu ausgewählte Musik wurde es ihr richtig bewußt. Und das war gut so, so konnte sie sich verabschieden.

8 Jahre zuvor

Meine Eltern haben mich ganz bewusst als Kind und auch als Jugendliche und junge Erwachsene immer versucht vor allem unangenehmen zu „beschützen“. Das heißt, wenn Familienmitglieder starben wurde mir das teilweise gar nicht oder erst sehr spät erzählt. Mir wurde auch nie erklärt, was nach dem Tod passiert ( Trauerfeier, Krematorium etc. )ich denke deshalb hatte der Tod und alles was so drum herum dazugehört auch immer eine starke Anziehung auf mich. Es ist absolut wichtig, auch Kinder mit dem Thema Tod aufwachsen zu lassen, denn er gehört nunmal dazu, der Tod, Trauer ist etwas, das unsere Kinder wie uns auch ihr ganzes Leben begleitet. es ist etwas NORMALES. Auch Kinder sollten sich verabschieden können. Das muss ja nicht gleich am offenen Sarg sein aber ich habe die erfahrung gemacht, wenn Oma einfach weg ist, dann ist das schlimmer als wenn man sich verabschiedet und jemanden Beerdigt

Dirk Till
8 Jahre zuvor



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