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Pietätlos

Rechtschreibung geprüft

Es ist die Zeit der Sommerfeste, Weinfeste und sonstiger Freiluftveranstaltungen. Gerade an den Wochenenden streiten zahlreiche Vereine um die Besucher. Denen gefällt das große Angebot und die meisten Veranstaltungen sind gut besucht.

Für uns bedeutet das, daß wir in dieser Zeit verstärkt auch zu außergewöhnlichen Einsatzorten gerufen werden. Alkohol, Hitze, zu üppiges Essen, unpassende Kleidung und die Aufregung sind mit die Gründe dafür, warum immer wieder Leute auch bei solch angenehmen Freizeitbeschäftigungen versterben.

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Gestern ereilte uns der Ruf in eine Kleingartenanlage. Der dort ansässige Kleintierzuchtverein hatte zum Sommerfest geladen und direkt nebenan feierten etwa 200 vorwiegend jüngere Menschen „Loveparade“.
Über Lautstärke und sonstige organisatorische Fragen war es im Verlauf des Abends zwischen den Kleintiertzüchtern und den Ravern zu Meinungsverschiedenheiten gekommen. Insbesondere die Auswahl der Musikstücke hatte die Züchter erregt. Die Raver hingegen bekamen, schon allein aufgrund der von ihnen bevorzugten Lautstärke, von den musikalischen Darbietungen der Kleintierfreunde nichts mit. Diese hingegen hatten „Big Henry and the Wavers“ gebucht und Henry (die Wavers sind seine Frau und seine Schwägerin) kam mit seiner Heimorgel gegen die Technoklänge nicht an.

Das nahm der langjährige und altgediente Vorsitzende der Hühnervogelfreunde zum Anlass, mit einer Abordnung seiner Vereinskameraden bei den Ravern vorstellig zu werden. Alles sei angeblich ganz friedlich und ruhig abgelaufen, was allerdings von der später hinzugezogenen Polizei etwas anders gesehen wird.
Die berichtet nämlich, daß es zu erheblichen verbalen Auseinandersetzungen gekommen sei, sodaß irgendjemand die Polizei hinzugerufen habe. Als der Hühnervorsitzende den Beamten die Sachlage erklären wollte, habe er sich an die zu eng geschnürte Krawatte gegriffen, einen hochroten Kopf bekommen und sei dann umgefallen.
Der eilends hinzugezogene Notarzt konnte nur noch den Tod feststellen, weshalb wir dann zwecks Abtransportes des eben Verstorbenen gerufen wurden.

Die Feier der Kleintierzüchter war sofort vorbei, als sich die Kunde vom Ableben des Vorsitzenden herumgesprochen hatte, die Raver jedoch machten nicht die geringsten Anstalten, ihre Feier auch nur zu unterbrechen. Wegen der verwinkelten und engen Wege in der Kleingartenanlage mußten unsere Männer mit der Fahrtrage anrücken und dann hörten sie: „Jau, nehmt den Kampfpilz endlich mit!“
Ein anderer rief: „Ein Altnazi weniger!“

Erst haben sich unsere Fahrer sehr über die Raver aufgeregt, aber dann meinte Fahrer Manni: „Wenn’s andersherum gewesen wäre, hätten die Kleintierzüchter auch ihre Kommentare abgegeben.“

Ärgerlich finde ich es aber in jedem Fall. Etwas mehr Respekt vor einem Toten sollte man selbst bei Angetrunkenen erwarten dürfen.

Fehler durch Lektorin Anya bereinigt.


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Lesezeit ca.: 3 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 20. Juli 2008 | Revision: 8. März 2016

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