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Scheintoter aufgeschlitzt?

In „Welt Online“ lesen wir unter dem Titel „‚Toter‘ Mann steht vom Seziertisch wieder auf“ eine atemberaubende Geschichte.

Dort wird geschildert, daß ein 33jähriger Mann offenbar scheintot ins Leichenschauhaus gebracht wurde und dort ein Gerichtsmediziner begonnen hätte, eine Autopsie durchzuführen.

„Ich bin wach geworden, weil der Schmerz unerträglich war“, sagte der 33-jährige Carlos Camejo nach einem Bericht der Zeitung „El Universal“. Zu dem Moment hätten auch die Gerichtsmediziner erkannt, dass etwas nicht stimme, denn aus dem Schnitt im Gesicht sei Blut gequollen. Daraufhin hätten sie versucht, die Wunde schnell wieder zu verschließen.
Eine Bestätigung des Zwischenfalls war in der Klinik nicht zu erhalten. Der Zeitung hatte Camejo seine Narbe im Gesicht und das Dokument mit Anordnung der Autopsie präsentiert.

Einerseits ist dieser Bericht natürlich wieder einmal eine Bestätigung dessen, was ich schon vor geraumer Zeit hier im Weblog geschrieben habe. Nur eine ordentliche Leichenschau taugt etwas.

Wie jetzt genau die Verhältnisse ausgerechnet in Venezuela sind, ist mir nicht bekannt. Man darf aber grundsätzlich davon ausgehen, daß auch dort ein Arzt zunächst den Tod feststellt.

Ob die Geschichte aber insgesamt so als wahr zu betrachten ist, halte ich zumindest mal für fragwürdig. Zum einen stimmt mich skeptisch, daß die Klinik nicht nur keine Stellungnahme abgibt, sondern den Vorfall nichtmal bestätigt. Außerdem beruft sich „Die Welt“ auch nur auf eine südamerikanische Zeitung „El Universal“ und selbst die kann als vermeintliche Belege nur eine Narbe im Gesicht des angeblich Scheintoten und die Anordnung zu Autopsie präsentieren.

So ganz wohl ist mir bei solchen Geschichten nie. Ich finde es merkwürdig, daß dreiköpfige Ziegen immer im kirgisischen Hinterland geboren werden.

Immerhin, möglich wäre so eine Geschichte und das eher noch in Venezuela, als bei uns.


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Lesezeit ca.: 2 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: 28. Mai 2012 | Peter Wilhelm 28. Mai 2012

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12 Kommentare
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Matze
16 Jahre zuvor

Also sowohl mich als auch eine Freundin von mir, die als Rechtsmedizinerin arbeitet, stimmt dabei vor allem verwunderlich, dass eine Autopsie im Gesicht begonnen wird.

Dafür gibt es absolut gar keinen Grund, außer, dem guten Mann wurde ins Gesicht geschossen und man versucht, das Geschoss herauszupräparieren.

Selbst bei einer Craniotomie würde man nicht im Gesicht sondern am Haaransatz schneiden um ein kosmetisch gutes Ergebnis zu erreichen.

Total blöde Geschichte 🙂

Pax
16 Jahre zuvor

Stimmt, Autopsien beginnen nicht im Gesicht und ausserdem wird erst einmal die Körpertemperatur gemessen und wenn die noch annähernd 37 Grad hätte, dann würde jedem Arzt klar, das da was nicht stimmt.

Die Geschichte ist offensichtlich blödsinn.

16 Jahre zuvor

Ja das mit den dreiköpfigen Ziegen ist schon merkwürdig. Allerdings kommen zweiköpfige auch bei uns immer wieder mal vor und dank Genmais demnächst auch öfter. Allerdings wird jeder deutscher Züchter kein Theater darum machen, weil er sonst keine Tiere mehr verkaufen kann.

Thomas
16 Jahre zuvor

Offensichtlich funktioniert das Chavez'sche Wahrheitsgesetz für die Medien doch nicht so gut…

Peroy
16 Jahre zuvor

Ist ein einziger Schnitt im Gesicht ein "unerträglicher Schmerz"…? Na ja, fragwürdig…

16 Jahre zuvor

@Peroy: Du hast mich noch nicht brüllen hören, wenn ich bloss einen Kratzer vom Rasieren abbekommen. 🙂

(scnr)

Peroy
16 Jahre zuvor

"…so… und dann nehmen wir ein Stück Klopapier und reissen kleine Fetzen ab. Die tun wir dann hier hin… hier hin… und hier… überall wo's blutet. Keine Angst, durch das Blut bleiben die Stücke kleben. Und das wichtigste zum Schluss… Aftershave…"

Roichi
16 Jahre zuvor

Ahh…ahh…aua…ahhh…

Kalle
16 Jahre zuvor

Ah Simpsonfans anwesend 🙂

Roichi
16 Jahre zuvor

D'oh

-thh
16 Jahre zuvor

Fehlerhafte Todesfeststellungen können auch in unseren Breiten vorkommen.

Dokumentiert ist wohl der Fall eines Notarztes, dem der bei Wiederbelungsmaßnahmen nach Ertrinkungsunfällen zu berücksichtigende Grundsatz "nobody's dead until he's *warm* and dead" offenbar nicht bekannt war, so daß er nach längeren vergeblichen Bemühungen die Reanimationsmaßnahmen abbrach und den Patienten vor Ort als tot erklärte. Dieser wurde dann abtransportiert; in der Leichenhalle fand die kriminalpolizeiliche Leichenschau statt, bei der dann zum Entsetzen der Beamten Lebenszeichen festgestellt wurden. Erneute medizinische Maßnahmen führten leider nicht zum Erfolg.

(Ich möchte nicht das Gesicht der Einsatzkräfte bei der Alarmierung "Fahren Sie $Leichenhalle, dort Reanimation" gesehen haben …)

Ein anderes Beispiel:
http://www.wdr.de/themen/panorama/1/scheintote/in

Marta
16 Jahre zuvor

Ich bin eine von denen, die sich nach dem Entdecken dieses Blogs durch alle Beiträge wühlt.

Vorsicht, macht süchtig! 😉

Zu dieser Geschichte:

@Matze: Die Wunde im Gesicht ist durch den Unfall entstanden. Zu Beginn der geplanten Autopsie begann sie zu bluten, sollte deshalb (natürlich ohne Narkose) wieder verschlossen werden, davon ist der gute Mann dann "aufgewacht".

Im venezolanischen Originalartikel (http://www.eluniversal.com/2007/09/14/sucgc_art_estaban-listos-para_473981.shtml) wird auch noch darüber berichtet, dass die Polizei dem Scheintoten und seinem verwundeten Kumpel Geld, Ehering, Kette und Uhr abgenommen haben, und dass sie nicht so genau hingeguckt haben, als sie ihn für tot erklärt haben.

Aber eine Sterbeurkunde gibt es schon, die zeigt er da auf dem Foto.

Venezuela kenn ich noch nicht, dafür andere lateinamerikanische Länder – und ja, dort sind solche Geschichten wahrscheinlicher als hier. Und Zeitungsenten gibt es auch mehr :P.




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