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Six feet under

Viele meiner Leser sind ja bekennende Fans der amerikanischen TV-Serie „six feet under“ und auch ich sehe das sehr gerne. Uns allen ist klar, daß es sich bei dieser Fernsehserie um Fiktion handelt, um nett erzählte Beziehungsgeschichten, eingebettet in das fremde Ambiente eines Bestattungsinstitutes.

Es stellt sich die Frage, wieviel von dieser Serie dramaturgisch geschickt erzählte Fiktion ist und wo sich Parallelen zum Alltag eines amerikanischen und vielleicht sogar eines deutschen Bestatters ergeben. Die erzählten Beziehungsgeschichten lasse ich bei diesen Betrachtungen einmal außen vor.

Im Kern dreht es sich um das Familienunternehmen „Fisher & Sons Funeral Home“. Die Familie besitzt in Los Angeles ein für deutsche Verhältnisse großes Haus in dem man wohnt und arbeitet. In diesem Haus werden die Beratungen durchgeführt, die Waren präsentiert und Trauerfeiern am offenen Sarg ausgerichtet. Im Keller des Anwesens befindet sich ein Präparationsraum, sowie ein Kühlraum.
Permanent ist das kleine Familienunternehmen von einer Übernahme durch ein Kettenunternehmen bedroht, welches große Teile der Bestattungsbranche kontrolliert.

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Es wird insgesamt eine sehr idealisierte Form der Arbeit dargestellt. Überhaupt nicht geschildert wird die umfangreiche Büroarbeit, die auch in den Vereinigten Staaten einen großen Teil der Arbeit ausmacht. Ebenfalls wird nichts über die Friedhofsarbeit berichtet, die in den USA in vielen Staaten ebenfalls von den Bestattern übernommen wird. Etwas zu kurz kommt in der Darstellung auch die Bergung, Abholung und Überführung von Verstorbenen und letztendlich verwundert es, daß lediglich drei Personen (2 Geschäftsführer, 1 Thanatopraktiker) dieses Unternehmen betreiben können.

Man erhält also grundsätzlich nur einen teilweisen Einblick in die tägliche Arbeit eines amerikanischen Bestatters, erfährt aber z.B. daß Bestattungen in den USA inzwischen in Preisregionen angekommen sind, die in unseren Augen utopisch sind. Summen von 20.000 bis über 30.000 Dollar sind keine Seltenheit. Särge, die im Einkauf 3.000 Dollar und im Verkauf 10.000 Dollar kosten, sind ebenfalls vollkommen normal, während deutsche Bestatter sich schon vorwerfen lassen müssen, wenn sie einen 200 Euro-Sarg für 499 Euro weiterverkaufen.

Einen weiten Raum nimmt in der Serie die Darstellung und Beschreibung der Einbalsamierung von Verstorbenen ein. Es wird stets der Eindruck erweckt, als gäbe es nur zwei Alternativen, entweder einbalsamieren und offen aufbahren oder ganz schnell in einem Pappkarton einäschern.

Die amerikanischen Bestattungswagen sind optisch ja auch ein Leckerbissen, allerdings mit unseren Fahrzeugen gar nicht zu vergleichen. Es fehlt eine Trennwand zum Fahrerraum und des öfteren wird in der Serie ja auch von der dadurch spürbaren Geruchsbelästigung gesprochen. In einigen Folgen dient sogar ein ganz normaler Lieferwagen und überraschenderweise sogar ein gemieteter Lieferwagen zum Leichentransport. Das wäre bei uns undenkbar.

Einem sehr umfangreichen Teil der Arbeit eines Bestatters, nämlich den gesamten Nebenarbeiten hinsichtlich der Organisation einer Trauerfeier usw. schenken die Drehbuchautoren überhaupt keine Aufmerksamkeit und man erfährt auch sonst nur recht wenig über die ganzen Nebenarbeiten. Dekorationen und Drumherum sind einfach immer nur da.

Nunja, wir haben es mit einer Fernsehserie zu tun, die das Bestattermilieu nur als Sujet verwendet und darin die ganzen Beziehungsgeschichten der Protagonisten ansiedelt.

Für einen Bestatter ist das mal ganz interessant zu sehen, wie so etwas in einer TV-Serie dargestellt wird, vor allem weil ich ja in den USA in vielen Bestattungsinstituten war und das live kennengelernt habe.

Hashtags:

Ich habe zur besseren Orientierung noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels zusammengestellt:

#feet #under

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