DIREKTKONTAKT

Internes

Bist Du echt?

Sag mal TOM, du legst doch eigentlich Wert auf deine Anonymität, aber jetzt bist Du manchmal im Fernsehen. Aber selbst wenn Peter Wilhelm nicht dein richtiger Name ist, müssten dich doch viele Leute erkennen können und dann wär`s das doch mit anonym.
Lässt du dich von nem Schauspieler vertreten (bist aber im OFF immer dabei, wodurch z.B. dieser Bericht möglich wäre) oder wie machst du das?
Das find ich echt spannend!

Als ich das Bestatterweblog begonnen habe, habe ich von vornherein keinen Zweifel daran gelassen, daß der Undertaker TOM eine Kunstfigur und über weite Strecken mein alter ego ist.
Sämtliche Namen, Orte, Berufe und andere Hinweise auf real existierende Personen habe ich stets verfremdet, um den Menschen, über die ich hier im Blog schreibe, den notwendigen Schutz ihrer Privatsphäre zu lassen. Auf diese Weise kann ich auch beispielsweise alberne Handlungsweisen von Menschen beschreiben, ohne tatsächliche Personen zu veralbern und mich entsprechenden Anfechtungen auszusetzen.

Inzwischen sind aber doch schon einige Jahre vergangen, das Bestatterweblog wird bald fünf Jahre alt, und deshalb ist es so, daß inzwischen viele der Menschen, die einmal trauernder Hinterbliebener waren, selbst verstorben sind. Auch aufgrund des zeitlichen Abstands lassen sich mittlerweile keine Parallelen mehr ziehen.
Deshalb ist die einst für so wichtig erachtete Anonymität auch nicht mehr von so großer Bedeutung.

Außerdem bestand ja der Wunsch der Leser, mich einmal persönlich kennen zu lernen. Den habe ich 2010 in Forchheim erfüllt, wonach es ja mit der Anonymität ohnehin Sense war.

Meine persönliche Vita ist ja eine andere, als die erzählte Vita von Tom. Die Schilderungen rund um das virtuelle Bestattungshaus, in dem Tom, Frau Büser, Sandy, Antonia und Manni agieren, sind sehr nahe an der Wirklichkeit angelehnt. Die Geschichten um Kunden und Schicksale sind so passiert, aber eben in die Handlung rund um diese Personen und dieses Bestattungshaus eingebettet. Das Anliegen des Bestatterweblogs ist es ja nie gewesen, Schicksale 1:1 zu erzählen, sondern es soll mit helfen, meine Erlebnisse zu verarbeiten, die immer wieder auftauchenden Fragen von Lesern zu beantworten und das Tabuthema Tod, Trauer und Bestattung zu entkrusten.
Stets will ich unterhalten und informieren. Und das geht am besten durch unterhaltsam zu lesende Geschichten, die auch den Alltag in einem Bestattungshaus, die gelten Vorschriften und das tägliche Einerlei beinhalten.

Vor diesem Hintergrund ergeben sich kleine Merkwürdigkeiten, so werden Frau Büser und Sandy nicht älter, Herr Huber und Antonia hingegen schon.
Das geschilderte Bestattungshaus und sein Inhaber Undertaker Tom verkörpern mit ihrer Entstehungsgeschichte und Vita einen ganz typischen deutschen Bestatter. Ich will keine idealisierten Zustände schildern, sondern Umstände, wie man sie von Flensburg bis Oberammergau in vielen Bestattungsinstituten so oder so ähnlich vorfindet.
Sehr viele Bestatter haben mir inzwischen geschrieben, daß sie doch recht viele Handlungsweisen aus dem Weblog übernommen haben, das funktioniert aber nur, wenn die beschriebene Logistik bei den meisten Bestattern auch vorzufinden ist. Und selbstverständlich habe ich viele Jahre meines Lebens im Bestattungsgewerbe gearbeitet und genau so, wie beschrieben, ein eigenes Bestattungshaus mit mehreren Filialen geführt. Aber das ist nur ein Teilaspekt meiner Vita. Ich bin ja schon etwas in die Jahre gekommen und nicht der Typ, der 40 Jahre lang das selbe macht.

Das Bestatterweblog ist entstanden, weil ich einfach immer wieder Sachen aus dem Bestattungswesen gefragt wurde.
Immer wenn Menschen selbst gerade nicht in Trauer sind, haben sie viele Fragen. „Sag mal, wie ist das eigentlich?“
Oder: „Hör mal, als mein Vater vor ein paar Jahren…“, so fängt das immer an.
Manche sagten auch: „Wenn Du mal Bestatter warst, hast Du da auch mal was Besonderes erlebt?“
Und dann diese vielen urbanen Legenden… Haare, die nach dem Tod noch wachsen, Müll, den die Bestatter in Särgen entsorgen, Scheintote, Leichengift, Uhren die stehen bleiben…

Alles das, was ich erlebt habe, das wollte ich einfach mal erzählen; alles was ich immer so gefragt werde, wollte ich einfach mal beantworten und Ängste die da existieren, die wollte ich den Menschen nehmen und Irrglauben wollte ich durch Information aufweichen und beseitigen.
Genau das war mein Anliegen für dieses kostenlose, meist werbefreie und freiwillige Angebot des Bestatterweblogs.
Bücher, Artikel und Kolumnen, die habe ich vorher schon geschrieben und die werde ich auch weiterhin schreiben und sie haben in aller Regel gar nichts mit dem Thema Bestattung zu tun.
Dass aus dem Blog auch ein Buch entstehen könnte, das war weder geplant, noch im Grunde genommen gewünscht.
Als es dann anders gekommen ist, fand ich die Idee nicht schlecht und als dann droemer-knaur kam, wurde die Sache größer, als ich es mir vorgestellt hatte.
Aber damit näherte sich auch der Punkt, an dem ich vor der Wahl stand, Interviews nur mit einem Sack über dem Kopf zu geben oder das Pseudonym aufzudecken. Nachdem ich aber in Forchheim eh schon in persona aufgetreten bin, habe ich mich für Letzteres entschieden. Es macht die ganze Sache einfacher.

Nun geht es mir aber so, wie dem Heini aus der Literatur, der da über die Geister, die er rief, lamentierte und fast Gefahr lief, diese Geister nicht mehr beherrschen zu können.
Denn nun musste ich das, was ich schon immer getan habe, das Schreiben für Verlage, Zeitschriften und Zeitungen, mit dem, was ich viele Jahre einmal gemacht habe, nämlich das Bestatten und dem was ich seit 2004 nebenher tue, das Bloggen, irgendwie in Einklang bringen.
Bei allem habe ich nie großen Wert auf Popularität gelegt. Man mag das glauben oder nicht, aber ich habe lieber meine Ruhe und Öffentlichkeit schreckt mich. Aber wenn man nun schon einmal das Glück hat, daß ein Buch, oder so wie jetzt zwei hintereinander, erfolgreich werden, dann wäre man ja doof, würde man sich nun in seinen Elfenbeinturm zurückziehen und dem öffentlichen Interesse vor den Kopf stoßen. Schließlich gehört Klappern zum Handwerk und um heutzutage überhaupt Bücher verkaufen zu können, muss man sich regen.
Also muss ich raus, muss mich zeigen und muss reden, ob mir das Freude macht oder nicht…

Dem gegenüber steht nun ein kleiner Teil der Bestatterweblogleser. Ich kann es doch verstehen, wenn diese es lieber hätten, wenn ich hier im Blog mehr präsent wäre. Schließlich ist dies hier genau die Stelle, an der sie auf mich gestoßen sind und eine kleine Facette meines Tuns kennengelernt haben. Da möchten sie, dass es hier auch immer so weitergeht.
Den Rest empfinden sie als lästig und manche schreiben mir schon Mails, wenn ich „Fragen an den Bestatter“ beantworte, statt in einer längeren Geschichte Schicksale zu beschreiben.
Aber meine Frau sagt immer: „Alles hat seine Zeit“, und da hat sie Recht. Jetzt ist es eben die Zeit, das eine zu tun und das andere zu lassen.
Es ist doch absehbar, daß sich das Interesse an Buch und Autor ganz schnell wieder legen wird, wenn die dunkle Jahreszeit sich vom Trauermonat zur Weihnachtszeit hin bewegt. Und genau ab dann werde ich auch wieder Zeit für das Bestatterweblog haben, das ich, um es einfach nochmals, zum x-ten Male, aber immer noch stimmend, ja vollkommen kostenlos und freiwillig schreibe.
Und dafür, finde ich, erscheint hier ganz schön viel. Die meisten anderen Blogs, die so einen Ausstoß haben, produzieren entweder nicht diese Qualität, sind lange schon wieder weg oder werden von ganzen Redaktionen betrieben, selbst wenn man vornedran so tut, als schreibe da ein Einzelner…
Hier bin nur ich, der Familie, Haustiere, Hobbys und auch noch so etwas wie einen Beruf hat.

Lesezeit ca.: 9 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: 30. Mai 2012 | Peter Wilhelm 30. Mai 2012

Lesen Sie bitte auch:


Abonnieren
Benachrichtige mich bei
15 Kommentare
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anzeigen
Kirstin
12 Jahre zuvor

„Hier bin nur ich, der Familie, Haustiere, Hobbys und auch noch so etwas wie einen Beruf hat.“

Und eben daran sollten viele immernoch denken bevor sie über dich urteilen oder immer wieder fragen wo du denn seist gerade (und warum nicht hier).

Mach weiter so.

12 Jahre zuvor

Ich mache mal etwas einmaliges: Ich bringe ein Bibelzitat. Alles hat seine Zeit Ein jegliches hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde: geboren werden hat seine Zeit, sterben hat seine Zeit; pflanzen hat seine Zeit, ausreißen, was gepflanzt ist, hat seine Zeit; töten hat seine Zeit, heilen hat seine Zeit; abbrechen hat seine Zeit, bauen hat seine Zeit; weinen hat seine Zeit, lachen hat seine Zeit; klagen hat seine Zeit, tanzen hat seine Zeit; Steine wegwerfen hat seine Zeit, Steine sammeln hat seine Zeit; herzen hat seine Zeit, aufhören zu herzen hat seine Zeit; suchen hat seine Zeit, verlieren hat seine Zeit; behalten hat seine Zeit, wegwerfen hat seine Zeit; zerreißen hat seine Zeit, zunähen hat seine Zeit; schweigen hat seine Zeit, reden hat seine Zeit; lieben hat seine Zeit, hassen hat seine Zeit; Streit hat seine Zeit, Friede hat seine Zeit. Man mühe sich ab, wie man will, so hat man keinen Gewinn davon. [Quelle: Prediger Salomo 3, 1-8, Die Bibel nach der Übersetzung Martin Luther in der revidierten… Weiterlesen »

theluna
12 Jahre zuvor

Um ehrlich zu sein war ich schon überrascht, dass hier trotz des Trubels noch so viel erscheint….
Find ich gut 🙂

Ma Rode
12 Jahre zuvor

Da bin ich ja beruhigt, dass das Bestatterweblog nicht verstirbt. Es las sich eingangs schon wie ein Abgesang …

Rena
12 Jahre zuvor

Ich hoffe auch, dass der Blog (oder das, oder was auch immer) bestehen bleibt. Ausserdem finde ich es nervend, wenn sich Leute anmassen, über andere zu urteilen, was sie zu tun und zu lassen haben. Das Hausrecht liegt bei TOM und wenn er schreiben will (im Blog) soll er es machen, wenn er gerade interviewtechnisch oder familienmässig unterwegs ist, ist das seine Sache.

Ich
12 Jahre zuvor

ich glaub, wenn hier jemand fragt, wo du bleibst und bist und so, dann ist das gar nicht boese gemeint, sondern einfach weil sich die sucht wieder meldet 😉

tixo
12 Jahre zuvor

genau (@ich), und weil man sich sorgt, ob die Insulinwerte stimmen, etwa …

hajo
12 Jahre zuvor

Ach Tom (es sollte m.E. bei diesem Namen bleiben), es bedarf weder einer Erklärung Deiner Motive, diesen Blog zu betreiben noch gar einer (unterschwelligen) Entschuldigung, dass Du nicht permanent und ununterbrochen neue Artikel schreibst.
Wir (ich hoffe, dass ich da für viele Leser schreibe) sind glücklich, dass es Dich gibt, dass Du Dir auch manchmal die Mühe machst, dem „Normalvolk“ Unbekanntes nahezubringen
.. und dass Du uns mit vielen traurigen, aber auch heiteren Episoden beglückst.
Herzlichen Dank dafür!
Liebe Grüsse
Hajo

Astrid
12 Jahre zuvor

Ich freue mich weiterhin über jeden Beitrag, egal wie lange man mal darauf warten muss 🙂

Big Al
12 Jahre zuvor

Lasst den TOM mal machen.
B. A.

Kati
12 Jahre zuvor

Danke Tom, dass du diese Frage so ausführlich beantwortet hast! Es tut mir allerdings leid, dass du dich so in die Defensive gedrängt fühlst, denn das war zumindest nicht meine Absicht. Ich hatte mich einfach nur gewundert, wie du bei diesen Entwicklungen deine Anonymität wahrst. Die Antwort habe ich ja jetzt: Gar nicht (bzw. weniger), denn du hast dich bewusst für die Aufgabe dieser strikten Ausführung entschieden. Ich möchte mich an dieser Stelle auch einmal ganz herzlich bei dir bedanken, dass du dir die Mühe mit diesem Blog machst! Dies ist ein ganz tolles Projekt und es öffnet vielen Menschen die Augen und beantwortet Fragen, über die man vielleicht noch gar nicht nachgedacht hat. Ich finde es super, dass du diese Möglichkeit auch einem anderen, vermutlich breiteren Publikum mit deinem Büchern zugänglich machst! Ich persönlich hoffe, dass du dieses Blog noch lange weiterführst, aber wenn du dich eines Tages entscheidest diese Projekt (!) einzustellen, ist das dein gutes Recht. Manche vergessen gelegentlich, dass du dies hier nebenbei und vor allem völlig kostenlos machst! Deshalb hier… Weiterlesen »

MavoDaMi
12 Jahre zuvor

Hajo hat mir aus der Seele geschrieben.
Diese Forderungen nach mehr Inhalten sind unangemessen und unangebracht. Wer von diesen Lesern läßt sich denn selbst seine Freizeit derartig diktieren.

NDR
12 Jahre zuvor

Heute abend ein Fernsehbeitrag, garantiert ohne Tom, aber nicht weniger informativ: Mo – 21.11.2011, 22:00, 45 Min, NDR Das Geschäft mit dem Tod Das Bestatter-Gewerbe ist ein todsicheres Geschäft: ob Särge in Eiche hell, Mahagoni dunkel oder Kiefer furniert, ob Trauerredner oder Pastor, ob Trauerfeier mit Palmenkübeln, Musik und Kränzen oder ganz schlicht – die Unterschiede bei der Ausrichtung einer Beerdigung machen mehrere Tausend Euro aus. Aus „Ruhe sanft“ kann so schnell „Ruhe teuer“ werden, wenn Hinterbliebene nicht einen klaren Kopf behalten. NDR Autorin Rita Knobel-Ulrich untersucht in ihrer spannenden Dokumentation den Bestattungsmarkt und stellt fest, dass für eine Beisetzung von Verstorbenen mitunter mit harten Bandagen gekämpft wird. Nur wenige Hinterbliebene trauen sich, nach günstigeren Alternativen zu fragen oder beim Bestatter nebenan die Preise zu vergleichen. Seitdem 2004 das Sterbegeld abgeschafft wurde, beginnen allerdings einige Hinterbliebene zu rechnen und fragen sich, warum man die Großmutter in einem teuren Eichensarg bestatten soll, wenn es auch ein günstiger aus Kiefernholz tut. Seit der EU-Osterweiterung lässt sich sogar das deutsche Friedhofsgesetz umgehen, das Hinterbliebene oft zu hohen Gebühren… Weiterlesen »

Okeo
12 Jahre zuvor

„Hier bin nur ich, der Familie, Haustiere, Hobbys und auch noch so etwas wie einen Beruf hat.“

Natürlich, das ist auch völlig in Ordnung. Wir wollen halt nur, dass Du die Priorität mehr auf Hobby legst 😉

SCNR
Okeo

Held in Ausbildung
12 Jahre zuvor

Und jetzt wo es alle wissen: Hallo Peter 🙂

Ich liebe deinen Blog und die Art wie du die Menschen unterhälst. Deine Geschichten sind interessant und rührend und daher bin ich seit 4 Jahren bei der Stange.
Und da ist es mir egal wie du heißt, von mir aus auch Max oder was auch immer. Mir ist es auch egal, ob du dick bist oder nicht. Ob du vielleicht doch eine Frau bist oder nicht.
Ich bin hier wegen dem Blog und nicht wegen der Person, die dahinter steht. Viele Autoren schreiben mit einem Künstlernamen und trotzdem lesen es die Leute. Denn die Geschichte ist das was fesselt, nicht die Person dahinter.

Daher: Danke Tom für die vielen Jahre, danke für die wunderbaren Geschichten. Danke, danke, danke.
Und bitte mache weiter so.

Gruß HiA




Rechtliches


15
0
Was sind Deine Gedanken dazu? Kommentiere bittex
Skip to content