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Der Fensterputzer

orgel

„Wir brauchen eine ordentliche Rechnung vom Fensterputzer“, sagte Frau Büser zu mir und rümpfte die Nase.

Das sollte heißen, daß ich mich gefälligst darum zu kümmern habe, denn sie verträgt sich mit Herrn Lennardt, dem Fensterputzer, nicht.
Ich weiß gar nicht, was sie gegen ihn hat, wirklich nicht. Früher hat unsere Putzfrau die großen Fenster mitgeputzt, aber immer gejammert, weil ihr das vor allem in der Trauerhalle etwas zu hoch war.
So etwa vor einem Jahr stand Lennardt eines Tages mit Eimer, Abzieher und Fensterleder bei uns in der Eingangshalle: „Braucht Ihr einen Fensterputzer?“

„Warum nicht?“

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Der kleine Mann erinnert eher an einen von den zahnlosen Opas, die auf der Kirmes nasal in bestrumpfte Mikrofone sprechen und Lose verkaufen, als an einen fleissigen Handwerker, aber er machte seine Arbeit gut und sollte ja auch nicht als Mannequin bei uns anfangen.

Von da an kam Lennardt jeden Monat nach Gutdünken und putze alle Fenster, nahm mal 12 Euro, mal 25, wahrscheinlich je nach freier Einschätzung seines Aufwandes. Das sind in Anbetracht sonstiger Ausgaben keine nennenswerten Beträge und deshalb machte ich mir keine weiteren Gedanken, es war immer sauber und gut.

„Herr Lennardt, bringen Sie beim nächsten Mal doch bitte eine Rechnung für das ganze Jahr mit, okay?“

„Kein Problem, Meister!“

Bei seinem nächsten Besuch brachte er dann eine Rechnung mit: Ein A5-Zettel mit Karos, herausgerissen aus einem Schulheft, oben drauf ein Stempel: „Kioskbetriebe Müller“, den Rest mit Hand geschrieben.
„Ist ein Rechnungsbogen von meinem Sohn, ich mach das immer so, wegen der Steuer“, lautete seine Erklärung.

Ich lese:

Fenster Putzen 276 Euro
10 % Mehrsteuer 18 Euro
-----------------------------
Zusammsumme 300 Euro

„In Ordnung“, sage ich und freue mich diebisch auf das Gesicht von Frau Büser, die die Rechnung vom Kirmesmann ja irgendwie verbuchen muß.

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