Geschichten

Die Mütze

Es war mitten in der Nacht. In meinen Träumen jagte ich erfolglos hinter einer rothaarigen Frau in einem roten Ferrari hinterher, die mir meinen Hut gestohlen hatte. Heute weigere ich mich, eine Selbsttraumanalyse durchzuführen, beteuere jedoch, daß ich keine Hüte trage. Jedenfalls war ich gerade an der Stelle angekommen, als der Rothaarigen der Sprit ausgegangen war und ich mich, wie von einem Gummiband gebremst nur mühsam dem Wagen nähern konnte, aber doch langsam bis auf Griffweite an die Barbusige herangekommen war, da klingelte das überdimensionale, fast einen Meter große Handy neben der Dame auf dem Beifahrersitz.

Es dauerte so ungefähr 200 Millionen Gnarf-Sekunden, bis ich realisierte, daß in Wirklichkeit das Telefon auf meinem Nachttisch klingelte. Diese Gnarf-Sekunden waren meiner Allerliebsten aber schon zu lang, sodaß ich, wenn ich ehrlich bin, nicht durch das Klingeln an sich, sondern durch das in mein Gesicht geschlagene Kopfkissen geweckt wurde.

„Marzstipfupf“, schmatze ich schlaftrunken in die Sprechmuschel, „Möllers!“ dröhnte es mir aus dem Hörer tinnitusverdächtig auf meine Hörknöchelchen.

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„Ja bitte?“, schmatzte ich mich zurecht, schüttelte mir den Schlaf aus dem Schädel und setzte völlig überflüssigerweise meine Lesebrille auf. Vielleicht glaubte ich, ich könne dann besser hören.

„Also, so geht das gar nicht!“ herrschte mich die Männerstimme an.

„Genau, Sie haben Recht!“ sagte ich und erst in diesem Moment wurde mir klar, daß ich mich nicht mehr in meinem Ferrari-Traum befand, sondern als Tag und Nacht erreichbarer Bestatter gewiss einen Trauernden am Fernschnorchel hatte.

Ich sortierte mich kurz, atmete tief durch und artikulierte dann: „Was kann ich denn für Sie tun?“

„Sie? Sie können Ihren Hintern in Bewegung setzen und hierher kommen?“

„Um was geht es denn?“

„Sie haben meine Frau beerdigt, Elisabeth Möllers, geborene Strapselbams!“

„Ach ja, stimmt, guten Morgen, Herr Müller, was ist denn bitte?“

„So geht das nicht. Wir sind hier alle in furchtbarer Aufregung und können in dieser Sache keinen Aufschub mehr dulden.“

„Äh, ja, Ihre Frau wurde vor drei Wochen beerdigt…“

„Vor 21 Tagen, 12 Stunden und 18 Minuten.“

„Ah ja…“

„Und so geht das nicht. Die ganze Familie sitzt hier, wir sind aufgewühlt, verwirrt und verärgert. Wir wollten schon die Polizei rufen.“

Beim Wort Polizei war ich dann endgültig ganz wach, die Dame im Ferrari war aus meinem Kopf verschwunden. War die Leiche der Frau gestohlen worden? War sie wieder auferstanden? Was war passiert?
So lautete dann auch meine Frage:

„Was ist denn passiert?“

„Also Ihre Rechnung…“

„Sie rufen mich nachts um halb drei wegen einer Rechnung an?“

„Sicher! Warum denn nicht? In ihrer Zeitungsanzeige steht doch ’24 Stunden dienstbereit‘.“

„Ja schon, aber das gilt in erster Linie für die Annahme aktueller Sterbefälle.“

„Sind denn drei Wochen nicht mehr aktuell?“

„Ja, was ist denn jetzt Ihr Anliegen?“

„Das werde ich Ihnen hier in der Wohnung sagen. Ich sagte Ihnen doch, daß die ganze Familie da ist. Wir erwarten Sie.“

„Nee, aber nicht jetzt, oder?“

„Doch, jetzt sofort, sonst ist die Polizei schneller bei Ihnen, als Sie denken können. So was müssen wir uns nämlich nicht bieten lassen.“

„Geben Sie mir doch mal einen Hinweis, um was es überhaupt geht. Ich merke ja, daß Sie aufgeregt sind und das wird sicher seinen Grund haben, aber meinen Sie wirklich, das müssen wir jetzt mitten in der Nacht…“

„Gut, dann soll mein Schwager, der ist nämlich Anwalt und zufällig auch hier, eben mal beim Staatsanwalt anrufen.“

„Okay, ich komme; kann aber etwas dauern.“

Ich legte auf und meine Frau erkundigte sich schlaftrunken: „Wer ist denn gestorben?“

„Noch keiner“, sagte ich und ging ins Bad.

Ich hatte keine Ahnung, was Herrn Möller so wütend gemacht haben könnte. Die Beisetzung seiner Frau war reibungslos verlaufen, er war am nächsten Tag noch bei uns gewesen und hatte sich ausdrücklich für die gute Betreuung bedankt und den Damen im Büro hatte er ein ordentliches Trinkgeld für die Kaffeekasse gegeben.
Die Rechnung hatte ich im Vorfeld sorgsam mit ihm durchgesprochen, er schien zufrieden und nichts hatte bis zu diesem Zeitpunkt darauf hingedeutet, daß er verärgert sein könnte.
Wenn er also mitten in der Nacht bei mir anrief, sich extra die ganze Familie bis in die Nacht bei ihm aufhielt und er auch noch mit der Polizei drohte, dann mußte etwas Schlimmes passiert sein.
Bloß was?
Und um das herauszufinden, fuhr ich morgens gegen drei Uhr zwei Kilometer durch die Stadt.

Das Haus der Möllers war ein Bungalow in Reihenbauweise, zwanzig Häuser, eins wie’s andere, von vorne schmucklos, weiß, kleine Fenster wie Schießscharten, drinnen aber geräumig mit großen Zimmern und Panoramafenstern zum Garten. Das wußte ich, in dieser Gegend wurde gern gestorben…
Klingt merkwürdig, ist aber so. Vor über dreißig Jahren erbaut und damals recht teuer, waren diese Häuser vor allem von etwas besser Verdienenden im mittleren Alter gekauft worden und diese Leute waren inzwischen in einem Alter, wo die Wahrscheinlichkeit, daß Gevatter Tod mal mit der rostigen Sense am Bungalow kratzt, doch erheblich gestiegen war.

Ich kam dort an, klingelte und ein junger, schlaksiger Mann mit Strickmütze und gelangweilter Visage öffnete mir. Er hielt ein Handy zwischen den Fingern, wandte keinen Blick vom Display zu mir und kaugummikauend fragte er: „Sind sie der Leichenmann?“
„Nee, ich komm von der Suppenküche“, antwortete ich ihm verärgert. Denn was sollte diese blöde Frage, mitten in der Nacht, wenn man gerade vorher jemanden gebeten hatte, zu kommen? Wen erwartete man denn sonst noch alles um diese Zeit?
Er ließ mich einfach stehen und ging in Innere des Hauses. Ich folgte ihm und gelangte in das große Wohnzimmer, mehrfach gewinkelt und mit großem offenem Kamin.
Der Junge ließ sich gelangweilt auf die Couch plumpsen und wischte weiter mit den Daumen über den Bildschirm seines Handys.
Mit welchem Menschen mochte er wohl um diese Zeit kommunizieren? Waren es überhaupt Menschen?

„Ah, da sind Sie ja!“ lenkte ein großer, untersetzter Mann im Anzug meine Aufmerksamkeit auf sich, das war Herr Möller, den ich von den Beratungsgesprächen und der Trauerfeier kannte. In der andere Ecke des Wohnzimmers stand ein Eßtisch, an dem das letzte Abendmahl hätte stattfinden können, aber inklusive Kameraleuten, Beleuchtern und dem ganzen Volke Israel als Statisten.
Na mal im Ernst: Vierzehn bis achtzehn Leute hätten da sicher Platz gehabt.
An diesem frühen Morgen saßen dort der Untersetzte, der genauer gesagt in diesem Moment gerade stand, sich aber gleich wieder setzte, eine mit Kopftuch und Sonnenbrille verhüllte Schwarzhaarige und ein dunkelhäutiger Mann, vermutlich ein Inder oder Pakistani, der offensichtlich ihr Freund oder Mann war, denn sie hatte ihr vermummtes Haupt auf seine Schulter gelegt.
Desweiteren blickten mich zwei sehr dicke, kartoffelnasige und strohhaarige Frauen an, die unbedingt Schwestern sein mußten, zweimal konnte der liebe Gott nicht so seltsam gearbeitet haben, zumindest nicht bei zwei fremden Menschen, denn sie glichen sich wie eine Erdfrucht der anderen.
Ein junger Kerl von vielleicht 21, maximal 23 Jahren sprang auf, knöpfte sein Jackett zu und stellte sich mir als „Maik Knopf“ vor, streckte mir die Hand hin, die ich mit einem freundlichen Nicken ignorierte und dann sagte er, während er sich wieder setzte, daß er die anwaltliche Beratung der Familie übernommen habe.
Eine etwas blutarm wirkende, klapperdürre Rothaarige fuhr sich die ganze Zeit nervös mit den Fingern durch ihr langes Haar und drängte: „Können wir jetzt mal anfangen?“
Ich suchte mir einen freien Stuhl und setzte mich einfach, denn einen Platz angeboten hatte man mir nicht.
Es lag Gereiztheit in der Luft. Ich war nicht besonders freundlich aufgetreten, aber ich hatte auch keine wirklich gute Laune, so morgens um kurz nach drei.

„Um was geht es denn?“ fragte ich in die Runde und Maik Knopf ergriff das Wort: „So, es ist gut, daß Sie gleich gekommen sind, das erspart Ihnen viel Ärger.“

„Wenn Sie mir vielleicht einfach mal sagen würden, was los ist, wäre mir schon sehr geholfen“, sagte ich und lehnte mich zurück.

„Ich bin mit der Vertretung der Familie beauftragt und…“

„Und Sie sind Anwalt?“ unterbrach ich ihn.

„Ja sicher, so in der Art.“

„So in der Art?“

„Ja.“

„Ja wie jetzt? So in der Art?“

„Ich bin bei der Kanzlei Primmelmann, Lutscher, Lutscher und Kramms.“

„Als Anwalt?“

„So in der Art.“

„Wie? So in der Art? Sind Sie nun Anwalt oder nicht?“

„Rechtsfachkraft.“

„Rechtsfachkraft? Toll! Ist das mehr als Oberschlesier?“

„Was?“

„Ja, ich meine, ist das eine juristische Ausbildung, die Sie zur Rechtsvertretung berechtigt oder sind Sie da nur so angestellt.“

„Ich arbeite bei Primmelmann, Lutscher, Lutscher und Kramms!“

„Toll! Wirklich toll! Und ich arbeite beim Bestattungshaus und es ist irgendwann mitten in der Nacht. Um was geht es eigentlich?“

Maik Knopf reckte den Hals, fuhr mit seinem dünnen Zeigefinger zwischen Hals und dem etwas zu engen Hemdkragen hin und her, zupfte sich mit der anderen Hand an der Krawatte und war sichtlich irritiert, daß ich seine juristische Reputation in Frage gestellt hatte.

„Nun ja“, begann er, „da ist etwas Schreckliches passiert, das sofortige Aufklärung dringend notwendig macht. Haben wir jetzt bei der Rechnung erst gesehen.“

Er nahm die auf dem Tisch liegende Abrechnung unseres Hauses und wedelte einmal wichtig damit durch die Luft.

„Ja, und was ist denn nun mit dieser Rechnung? Es ist mitten in der Nacht, Sie drohen mit Polizei und Staatsanwaltschaft, bemühen sich von Primmelmann, Lutscher und Lutscher extra hierher, Euer Ehren, und nun möchte ich aber auch Fakten.“

„Auf der Rechnung stehen Lilien drauf. Da steht ‚üppiges Sarggesteck aus weißen Blumen mit Nelken und Lilien‘.“

„Ja und was ist daran falsch. Wenn ich mich recht erinnere, ist das auch genau so aus dem Katalog ausgesucht und bestellt worden“, sagte ich und blätterte meine Unterlagen durch um sicher zu gehen, daß das auch wirklich so war.

Eine der Kartoffelnasigen sagte nur: „Waren keine Lilien.“

„Stimmt, waren keine Lilien“, bestätigte die andere Kartoffel.

Der Pakistani meinte mit schläfrigem Unterton: „Lilies are wonderfull flowers!“

Die sprechende Sonnenbrille, weiter an seine Schulter geschmiegt murmelte mit tiefer Zarah-Leander-Stimme: „Yes, indeed!“

Ich mußte tief durchatmen. Ich gebe zu, daß ich selten so gereizt und verärgert war, wie in dieser Nacht. Sonst wäre ich nicht so patzig gewesen. Aber man muß sich mal in meine Lage versetzen. Da rufen diese Leute mitten in der Nacht beim Bestatter an, machen ein Riesentheater, drohen mit strafrechtlichen und was-weiß-ich-für- Konsequenzen und dann dreht es sich um „wonderfull lilies!“
„Was ist denn mit diesen Lilien?“ fragte ich, blickte nochmals auf meine Unterlagen und betrachtete das Foto vom Sarg, das Manni gemacht hatte. Dort war ein wunderschöner Sarg mit einem wirklich üppigen Gesteck aus weißen Nelken und etwa einem Dutzend weißer Lilien oben als betonendes Element abgebildet.

„Wenn Sie sagen, daß das ein üppiges Gesteck mit Nelken und Lilien ist“, meldete sich der Rechtswissenschaftler Maik Knopf zu Wort: „Dann impliziert das Wörtchen ‚und‘ als Bindewort in mathematischem Sinne, daß Lilien und Nelken etwa im Verhältnis 50 zu 50 vorhanden sind, so jetzt als Prozent, meine ich.“

„Wie bitte?“

„Ja, also die eine Hälfte nur Lilien und die andere Hälfte nur Nelken. Es heißt ja Nelken und Lilien und nicht etwa ‚viele Nelken und ein paar Lilien.“

„Hat Ihnen das Gesteck denn bei der Trauerfeier nicht gefallen?“ fragte ich den Witwer, Herrn Möller.

Der überlegte nur kurz und antwortete: „Doch, schon.“

„Ja, aber das ist doch genau der Zweck eines solchen Gestecks. Es soll den Sarg etwas schmücken, dem Ganzen einen schönen Rahmen bieten und eine Verzierung und ein letzter Gruß sein, der vermutlich der Verstorbenen gefallen hätte und auch den Trauergästen gefällt. Wenn es Ihnen nun doch aber gefallen hat, was ist denn jetzt daran verkehrt?“

„Ich weiß nicht so genau. Der Maik hat gesagt…“

„…ich habe gesagt“, unterbrach ihn der Rechtsgelehrte, „daß das zu wenig Lilien sind. Ich wurde gebeten, ein prüfendes Auge auf die Rechnung zu werfen. Die ist ja soweit in Ordnung, aber das mit den Lilien, das geht gar nicht! Sie müssen verstehen, daß wir als Verbraucher, Kunden und Geschädigte in diesem Fall den Rechtsstandpunkt einnehmen, daß für 200 Euro auch verlangt werden kann, daß die Hälfte des Gestecks aus Lilien besteht und die andere Hälfte aus Nelken, also gemischt jetzt, so also in Prozent mal 50% vom Ganzen. sie verstehen?“

„Nun gut. In den 200 Euro ist ja das Anfertigen des Gestecks und die Lieferung zum Friedhof enthalten, okay?“

Alle nickten.

„Gut, daß wir uns darüber einig sind. Was meinen Sie, wie lange es dauert ein so schönes und üppiges Gesteck zu machen?“

Die bunte Menge begann zu diskutieren, nur der Junge auf dem Sofa daddelte unbekümmert weiter auf seinem Displaydings herum. Die eine Kartoffel sagte dann das Ergebnis, stellvertretend für die anderen durch: „So etwa eine knappe Stunde.“

„Kommt hin“, sagte ich und nickte. „Und was meinen Sie, was so der Stundenlohn ist, so ein Gesteck zu machen? Was ist das wohl an Arbeit wert? In Euro? Könnte man sagen, so an die 50 Euro?“

Die Leute am Abendmahlstisch murmelten und dann folgte ein allgemeines Nicken.

„So, dann haben wir noch 150 Euro. Davon geht jetzt noch was ab für’s Liefern. Was meinen Sie, was es wert ist, so ein Riesengesteck in einem Transporter vom Südende der Stadt zum Friedhof zu fahren und ordnungsgemäß auf dem Sarg zu befestigen. Es soll ja auch hübsch aussehen und darf nicht herunterfallen. Meinen Sie 30 Euro wäre das wert?“

Gemurmel, Pause, Genicke.

„Okay, also haben wir noch 120 Euro für die Blumen. Da ist so ein Unterbau drunter, ein ganzer Haufen Grünzeug, der das Ganze füllig und schön macht, das wird wohl so 10 Euro kosten, denke ich. Bleiben also 110 Euro für die Blumen.“

Wieder Gemurmel.

„Nun gut. Ich habe hier ein Foto vom Gesteck mit dem Sarg. Ich gebe zu, es ist etwas klein, aber bitte, schauen Sie mal wie viele Nelken etwa darauf abgebildet sind.“

Das Volk Israel inklusive zweier kartoffelnasiger Frauen und einem pharaonennasigen Pakistan-Inder beugte sich über das auf dem Tisch liegende Foto und redete wild durcheinander.
Diesmal war es die andere Kartoffel, die die Antwort verkündete: „Das müssen über hundert sein, also hundert sind es bestimmt!“

„Ach?“ sagte ich: „Und bei einem Preis von sagen wir einem Euro Pro Nelke, was bleibt da Ihrer Meinung noch für die Lilien übrig? Das sind gut ein Dutzend Lilien…“

„Fünfzehn, um genau zu sein“, krähte Maik Knopf und reckte seinen Hals wie ein Spatz, der einen Krümel entdeckt hat.

„Genau“, sagte ich: „Und eine Lilie wird bestimmt drei Euro kosten. Haben Sie eine Vorstellung, was das Gesteck mit etwa 130 Blumen gekostet hätte, wenn da 60 bis 70 Lilien drauf gewesen wären?“

„Sehen Sie, das ist Betrug!“ rief Maik Knopf und tippte zur Bestätigung mit seinem dürren Fingerchen auf dem Foto herum.

Wieder atmete ich tief durch, wollte gerade meinem ganzen Unmut über die Situation Luft machen, da meldete sich die junge Mütze vom Sofa:

„Ey Leute, was macht ihr denn für’n Gewese. Ey Alter, was’n da los? Die Omma is‘ schön beerdigt worden, die Feier war echt klasse, so mit Tränen und Abschied und so, keine Ahnung, war irgendwie gut. Und jetzt laßt ihr den Mann da kommen wegen der verschissenen Nelken. Habt ihr sie noch alle? Der Aziz verkauft Teppiche, macht alle drei Wochen Räumungsverkauf unter anderem Namen, die Jutta vertickt billigen pakistanischen Schmuck zu echt affigen Preisen auf den Mittelaltermärkten und Papa, du bist Inhaber von ’nem großen Betrieb gewesen. Was’n da los? Was pisst ihr euch wegen fuffzich Euro so an? Seid ihr noch klar im Kopp? Maik, halt die Klappe, du Lutscher von Pimmelmann und Lutscher. Was machst du da? Eine Ausbildung zum Rechtsanwaltsgehilfen oder so? Aktenschleppen? Im Gericht Handelsregister lesen und so? Affig? Du kommst in ‚world of warcraft‘ keine zwei Runden weit, dann biste alle und im echten Leben biste genau so eine Lusche, ne Null, ne Niete, also halt deine blöde Klappe und fatz ab, du Nullhirn.“

Was für ein netter Bub!

Wenigstens einer in der Familie, der Grips hat.


Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:

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Geschichten

Die Geschichten von Peter Wilhelm sind Erzählungen und Kurzgeschichten aus dem Berufsleben eines Bestatters und den Erlebnissen eines Ehemannes und Vaters.

Die Geschichten haben meist einen wahren Kern, viele sind erzählerisch aufbereitete Tatsachenerzählungen.

Die Namen, Geschlechter und Berufe der erwähnten Personen sind stets verändert.

Lesezeit ca.: 19 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 22. Dezember 2012 | Revision: 29. März 2016

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26 Kommentare
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Rotfuchsfelis
11 Jahre zuvor

Die Nacht halb drei. Ich bewundere dich für deine Gedult. Ja Netter Bua, aber keiner den ich kennenlernen möchte.

Bert
11 Jahre zuvor

Geduldig bin ich auch, aber ich wäre da nicht hingefahren. Und wer glaubt, die Polizei hätte sich wegen einer Rechnung in Marsch gesetzt …

Rena
11 Jahre zuvor

Viel Geschrei um nix. Und das Mitten in der Nacht. Ich glaube, ich wäre ausgeflippt. Schön, wie Du ihnen den Wind aus den Segeln genommen hast, mit der Aufschlüsselung mit dem Blumengebinde.

Christians Ex
11 Jahre zuvor

Ich lach mich weg, der Junge ist gut! 😀

simop
Reply to  Christians Ex
11 Jahre zuvor

Zumindest hat er noch(?) einen gesunden Menschenverstand bewiesen! 😀

Winnie
11 Jahre zuvor

Ja, so ist das sehr oft. Die unscheinbaren wirken manchmal Wunder. 😉

11 Jahre zuvor

World of Warcraft ist nicht Rundenbasiert *grinsel*

pastoerle
11 Jahre zuvor

Da kann man eigentlich nur beten: Herr schmeiß Hirn runter!!

Herr
Reply to  pastoerle
11 Jahre zuvor

*Hirn werf*
*platsch*

Mist, wieder daneben *grummel*

pastoerle
Reply to  Herr
11 Jahre zuvor

o.k. ich bete genauer. Herr werf Hirn runter und bitte, bitte: treffen!!!! 😉

Craban
11 Jahre zuvor

Ich wäre vermutlich ebenfalls ausgerastet- bereits in dem Moment, als man mir mit Staatsanwaltschaft am Telefon Nachts um Halb Drei droht.

ugdidjz
Reply to  Craban
11 Jahre zuvor

Ich hätte in dem Moment kommentarlos aufgelegt. Wenn das Dienstleisterseelchen in mir gewonnen hätte, hätte ich vielleicht noch auf die Bürozeiten hingewiesen.

Ich habe mal bei einer Freundin übernachtet, deren Vater Tierarzt mit Rufbereitschaft ist. Wir sind zu ähnlich nachtschlafender Zeit hochgeschnellt, weil der Vater wie ein Irer ins Telefon schrie. Da hatte jemand das dritte Mal in der Nach angerufen, ob er mal schnell kommen könne, den Hamster impfen. Beim erst en Mal hat er auf die Sprechstunde verwiesen, beim zweiten Mal einfach aufgelegt und beim dritten Mal wurde er halt laut. Die anrufende Familie bekam ab dem Tag einen Sonderpreis, es war wohl nicht das erste Mal…

11 Jahre zuvor

Naja, wenn man schon mal wach ist, kann man auch hinfahren.

Andererseits habe ich vor Anwälten keine Angst mehr, nachdem ich mehrere Biere mit einem getrunken habe, der noch normal in seinem Beruf geblieben ist.

Anwälte schreiben in erster Linie die Briefe, die der Mandant haben will. Punkt. Da fieseln sie noch ein paar §§ raus, schreiben die mit hin, ob das nun zutrifft oder nicht.

Immerhin ist das einigermaßen gut ausgegangen. Ob das den Stress wert ist?

Ein „morgen früh tut’s auch noch“ hätte vermutlich gereicht.

Big Al
11 Jahre zuvor

Das hätte bei mir zu Mehrarbeit für den Bestatter geführt.
Wg. Tod am Kunden, uhrzeitbedingt.

simop
Reply to  Big Al
11 Jahre zuvor

Fällt das dann unter Selbstverteidigung, Lustmord oder illegalem Wettbewerb? 😀

Oliver
Reply to  simop
11 Jahre zuvor

Aus eigener Erfahrung plädiere ich für Notwehr. Ich hab selbst so einen Bekannten, der mich mal kurz nach Mitternacht anrief und mich irgendwas völlig Belangloses wegen irgendeiner Alarmanlage fragte. Nicht ganz jugendfreie Ausdrücke, Mord- und Gewaltfantasien unterdrückend fragte ich ihn, ob er noch ganz frisch sei und er doch zu normalen Zeiten anrufen solle, bevor ich auflegte.

Wolfram
11 Jahre zuvor

Schade, daß der Junge seinen Menschenverstand nicht ne Stunde eher gefunden hat… und: die Leute hätte ich aufsitzen lassen. Wenn keiner gestorben ist, rückt ein Bestatter nicht nächtens aus. Die Polizei hätte das Ausrücken übrigens in dem Fall auch verweigert.

Georg
11 Jahre zuvor

Weniger schwere Nahrung zu später Stunde und die Träume sind leichter 🙂 🙂

Coffin Corner
11 Jahre zuvor

Rothaarige ?

Wo ein rostiges Dach ist, ist meist ein feuchter Keller.

simop
Reply to  Coffin Corner
11 Jahre zuvor

Der Spruch kostet mindestens 5 Euro in die Machokasse! 😉

DerWinni
11 Jahre zuvor

Morgen kauf ich mir einen Hut.
Wo das Ferrari-Autohaus ist, weiß ich.
Dann heißt es nur noch Geduld haben und abwarten…

Blöde Cliffhanger. 😉

Wolkenkrauler
11 Jahre zuvor

..unverhofft kommt oft 🙂
wie man sich doch immer wieder täuschen kann 😉

Matze65
11 Jahre zuvor

Berufliche Anrufe in der Nacht kenn‘ ich – und meine Frau ist auch schneller wach als ich und meine Meldung am Telefon klingt sehr ähnlich. Und dem Möchtgern-Rechtsanwalt hätte ich erzähhlt, was er für ein Glück gehabt hat, dass er nicht die Polizei gerufen hat – das wäre nach hinten losgegangen (§164 StGB). Da er ja damit angibt, juristisches Wissen zu haben, dürfte ihm niemand abnehmen, dass nicht wusste, welchen Mist er da verzapft hat…

Astrid
11 Jahre zuvor

Boah, muss man sich da unter Kontrolle haben, um nicht auszurasten…

11 Jahre zuvor

Am nächsten Tag hätte ich genüsslich eine saftige Rechnung für den nächtlichen EInsatz geschrieben. Das war ganz eindeutig eine Beratungsleistung. Die gibt es grativ im Bestattungshaus, oder kostenpflichtig vor Ort. Damit trifft man immer zielsicher ins Schwarze.

Beremor
Reply to  C64doc
11 Jahre zuvor

Und beim Abschied dem Jungen noch ganz unverbindlich einen kleinen Dankeschön-Betrag in die Hand gedrückt.




Rechtliches


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