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Fröhliche Weihnachten!

Hallo,

es gibt da eine Frage, die mich auch heute noch – Jahrzehnte nach dem eigentlichen Ereignis – immer wieder mal bewegt.

Der Vater eines Onkels von mir ist Anfang Dezember verstorben. Zu Weihnachten haben meine Eltern und ich Onkel und Tante besucht. Anwesend war auch die gerade verwitwete Mutter meines Onkels, zu der wir in all den Jahren zuvor nur sehr wenig Kontakt hatten.

Nun ist es ja üblich, sich an den Festtagen eine frohes Fest zu wünschen. In Bezug auf die Witwe erschien mir das aber nicht sehr angemessen, so daß ich es bei einem sinngemäßen „Alles Gute!“ beließ; an meinen genauen Wortlaut kann ich mich nicht mehr erinnern. Besonders glücklich bin ich mit dieser Lösung aber bis heute auch nicht.

Was empfiehlt sich also nun in vergleichbaren Fällen zu tun?

Viele Grüße
Bernd

Das geht ja schon mit „Guten Tag“ los. Man steht oft vor der Frage, mit welcher Grußformel man trauernde Angehörige begrüßen kann oder soll. Das gilt natürlich umso mehr, wenn gleichzeitig ein Festtag gewürdigt werden soll, der allgemein als froher Tag empfunden wird.
Das kann Weihnachten sein, aber auch zum Beispiel wenn einer der Trauernden ausgerechnet Geburtstag hat.

Allgemein gilt, daß man sich vorsichtig und einfühlsam verhält und nicht mit der bunten Pappnase und einer Handvoll Konfetti loslegt.
Ich habe mich hier im Süden auf „Grüß Gott“ festgelegt, das passt immer. Bei jüngeren Leuten geht auch „Hallo“. Ist ein besonderer Tag, also z.B. Weihnachten, dann lasse ich die entsprechende Grußformel wie „Frohe Weihnachten“ zunächst mal weg und erkunde im Gespräch, wie die Lage ist.
Beim Verabschieden sage ich mitunter auch absichtlich „Frohe Weihnachten“, eventuell mit einem „trotzdem“ dabei und gebe den Menschen den Rat, sich diesen Tag nicht kaputtmachen zu lassen.
Beerdigungen liegen ja nicht direkt an den Feiertagen und so empfehle ich immer, sich mehr auf diese Daten zu konzentrieren und in Zukunft an Weihnachten oder Geburtstag nicht in erster Linie an den Todestag zu denken. Die Zeit hier auf Erden gehört uns Lebenden, die Toten haben ihren Platz auf den Friedhöfen und in unseren Herzen.


Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:

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Lesezeit ca.: 2 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: 1. Juni 2012 | Peter Wilhelm 1. Juni 2012

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LuzieFehr
12 Jahre zuvor

–Die Zeit hier auf Erden gehört uns Lebenden, die Toten haben ihren Platz auf den Friedhöfen und in unseren Herzen.–

vorallem in unseren Herzen! .. danke Tom

Papa starb am 3.1.
viele menschen die mir danach begegneten wünschten ein „frohes neues jahr“ bis diese die trauerkleidung bemerkten … und sich entschuldigten.
doch warum nicht dem lebenden ein gutes neues wünschen!? .. das leben wird sich weiterdrehen

allen ein schönes wochenende.

Chris
12 Jahre zuvor

Meine Großmutter verstarb am 25.12.

Trotzdem hätte ich ein „Frohe Weihnachten“ niemandem übel genommen. Warum auch?

Sollten wir nicht tatsächlich mit Nachdruck ein schönes neus Jahr wünschen? Nur, weil jemand stirbt, bedeutet das nicht, dass das eigene Leben angehalten wird, dass Spaß, Lachen und Freude verboten ist.

Meine Mutter kann seither Weihnachten nicht mehr feiern, sie meinte noch am Todestag, dass Oma uns das Weihnachtsfest für immer kaputt gemacht habe.

Dabei stimmt das nicht einmal: der Todestag meiner Großmutter war das erste Weihnachtsfest seit Jahren, bei dem sich die Verwandschaft nicht in den Haaren lag. Stattdessen herrschte Stille und Einträchtigkeit, als wir uns an ihrem Totenbett versammelten und uns von ihr verabschiedeten.

Natürlich denke ich am 1. Weihnachtsfeiertag an sie, aber mein Weihnachtsfest vermiest das nicht. Ich bin nicht traurig darüber, das sie nicht mehr da ist, sondern froh und dankbar, dass sie so lange ein Teil meines Lebens war. Und so hebe ich zu Weihnachten mein Glas, proste ihr in Gedanken zu und wünsche ihr ein frohes Weihnachtsfest.

12 Jahre zuvor

„Alles Gute“ zu wünschen, scheint nicht sehr originell, ist aber der Situation sicher angemessen. Ein „besinnliches Fest“ oder „viel Kraft“ hätte man ebenfalls wünschen können.

Ma Rode
12 Jahre zuvor

Mein Mann verstarb genau an einem 24.12., somit sind Weihnachtsfeierlichkeiten im typischen Sinn (mit der Familie unterm Baum hocken und fressen) für mich entgültig gelaufen.
Aber wenn man mir „frohe Weihnachten“ wünscht, nehme ich diese Grußformel keineswegs übel, sondern freue mich darüber. Besonders, wenn es die Leute auch wirklich so meinen. Weihnachten kann ja nichts dafür, dass an diesem Tag auch Angehörige sterben. Den Tagesablauf kann und sollte man sich als Hinterbliebener am besten so gestalten, dass das fiese Datum nicht permanent alles überlagert.
Sich erinnern: ja. Sich unterwerfen: nein.

12 Jahre zuvor

Ich persönlich wünsche Trauernden „Besinnliche Weihnachten“ oder „Ruhige Weihnachten“.

hajo
12 Jahre zuvor

bei „Grüss Gott“ fällt mir manchmal nur die Antwort ein: „so hoch wollte ich nicht“
und in diesem Zusammenhang zweifele ich an diesem Gruss, obwohl ich weiss, dass er Usus ist und möglicherweise auch nicht so tiefgründig gesehen wird
unverfänglicher ist da wohl das norddeutsche „Moin“ als Begrüssung und „Tschüss“ zum Abschied

hajo
12 Jahre zuvor

noch etwas: zu Ma Rode (4)
„Frohe Weihnacht(en)“ klingt sicherlich nicht so gestelzt wie „Besinnliche Wihnach(en)“, ein no-go wäre sicherlich „Fröhliche Weihnachten“

Rena
12 Jahre zuvor

Ähnlich wäre käme evtl. die Standardfrage ‚wie geht es dir‘ bei den Trauernden an.
Ist eine Gratwanderung. Der eine möchte in der Trauer versinken, da wird selbst ein Lächeln als unangebracht empfunden, für andere geht das Leben weiter auch mit einem Lächeln oder so.

Coffin Corner
12 Jahre zuvor

Ich denke, mit der Formel „Grüss Gott“ könnte man in bestimmten Publikumskreisen auch unangenehm anecken. (Atheisten, Buddhisten, Moslems, den Verfechtern der Political-Correctness etc.)
Es gibt zwar Flugzeuge, wo die Richtung nach Mekka automatisch angezeigt wird, aber das die nach Rom oder Jerursalem angezeigt würde, habe ich noch nicht erlebt.

P.
12 Jahre zuvor

Beruflich damit auch etwas öfter konfrontiert .. ich bleibe bei frohe Weihnachten, guten Morgen, einen schönen Tag, frohes neues Jahr oder welche Situation auch gerade ansteht, zusätzlich gibt’s dann halt ein „trotzdem“.
Klingt vielleicht blöd als Begründung .. aber es geht bei der Aussage ja irgendwo darum, was ich den Menschen in diesem Moment wünsche. Und das ist nunmal ein frohes Fest, ein schöner Tag oder was auch immer. Natürlich gehen diese Wünsche grad im Trauerfall nicht wirklich in Erfüllung .. aber es gibt zum Glück auch genügend „Trauernde“, die dank Kinder oder Enkelkinder oder Nachbarn eben „trotzdem“ einige schöne Momente erleben. Also warum soll ich es ihnen nicht wünschen und das auch so zum Ausdruck bringen ..

Anonym
12 Jahre zuvor

@ Coffin Corner: könnte daran liegen, dass weder Christen noch Juden täglich um bestimmte Uhrzeiten in irgendeine Richtung beten und daher keine Notwendigkeit für so eine Anzeige besteht…

Zu mir hat mal jemand „Gott schütze dich“ gesagt. Der atheistische Teil meiner Persönlichkeit war völlig irritiert. Aber der Rest von mir wusste, dass die Person mir aufrichtig etwas Gutes wünschen wollte und das es keine dahergesagte Floskel war.

Also denke ich: es ist völlig egal was man sagt. Man kann auch „fröhliche Weihnachten“ wünschen. Wenn die Betonung stimmt, der Blickkontakt da ist und die Umarmung oder der Händedruck „echt“ sind, dann kommt es auch beim Gegenüber richtig an.

Und manchmal wär vielleicht auch alles einfacher wenn Menschen ihre Unsicherheit einfach zugegeben und sagen: „scheiße, ich hab keine Ahnung was ich sagen soll“

---
12 Jahre zuvor

Gesegnete Weihnachten.




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