Geschichten

In der Psychiatrie III

Martin hat sich selbst getötet. Die Nachmittagsgruppe versammelte sich an diesem Tag um 15 Uhr, jeder achtete darauf, ja nicht zu spät zu kommen, denn Verspätungen wurden vom Therapeuten gerne als Therapieverweigerung gewertet und das könnte für den einen oder anderen bedeuten, daß er länger als geplant in der Einrichtung verbleiben muß.
Für Martin spielte das keine so große Rolle, denn er war fest für genau 4 Wochen eingewiesen worden und unterlag keinerlei Beschränkungen hinsichtlich seiner Bewegungsfreiheit. Das bedeutet: Er konnte sich auf dem gesamten Gelände der Anstalt frei bewegen und hätte es auch verlassen können.

Als Martin um 15.15 Uhr immer noch nicht aufgetaucht war, fragte man seinen Zimmergenossen nach dessen Verbleib und es hieß nur: „Der wollte nachkommen, er hatte noch irgendwas zu erledigen.“

Zehn Minuten später fand man Martin dann, er hatte zwei Krawatten zusammengebunden und sich damit an einem in Deckennähe befindlichen Absperrhahn im Badezimmer aufgehängt.

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Er konnte noch nicht lange gehangen haben, sonst wären die ganzen Wiederbelebungsversuche die man angestellt hat, völlig überflüssig gewesen. Aber letztenendes führten sie nicht zum erhofften Erfolg.

Als wir nach Bullerbeck fuhren, da rechnete ich mit einem alten Säufer oder einem schwer dementen Opa und war wie vor den Kopf geschlagen, als ich auf der Trage meinen guten Bekannten Martin erkannte. Ich hatte gar nicht in die Papiere geschaut, wußte nicht was mich erwartete und hatte auch keine Ahnung wie der Auftrag lautete und wer der Auftraggeber war.
So etwas passiert mir gewiss nie wieder!

Jetzt hieß es erst einmal Informationen einholen, die Sachlage sondieren und die Fakten sortieren. Damit begann ich schon während der Rückfahrt, telefonierte mit dem Handy und hatte dann noch den halben Tag im Büro weitere Telefonate zu führen, bis ich endlich klar sah.

Folgende Geschichte kam dabei heraus und ich muß gleich dazu sagen, daß es die nach meiner Meinung wahrscheinlichste Version ist, sozusagen eine Essenz aus allen Versionen die ich gehört habe.

Also nee, ich fang doch anders an, hören wir uns zunächst Susannes Version an. Diese Version ist nämlich die, die im ganzen Stadtteil herumgeht und die dank Susanne überall verbreitet wird:

An dem Samstagabend vor Martins Einweisung habe Martin zu Hause randaliert. Schon seit Mai habe er gewußt, daß er Mitte August seine Arbeitsstelle verlieren würde und deshalb habe er mit dem Trinken angefangen. Jeden Tag habe er schon morgens den ersten Flachmann an der Tankstelle getrunken und so den ganzen Tag weitergemacht, bis er dann abends völlig betrunken seine Frau und seine Stieftochter wund und blau geprügelt habe.

„Das ist ja schon seit Jahren so gegangen, man glaubt ja gar nicht was ich durchgemacht habe. Wenn ich schon am Boden gelegen habe, hat er immer noch weiter auf mich eingeprügelt und mich getreten und bespuckt“, klagt Susanne ihren Mann an und das allgemeine Entsetzen ist groß.

Ein wahrer Tyrann sei Martin gewesen, habe nur nach außen hin den Unbedarften und Braven gespielt und in Wirklichkeit sei er daheim ein Ekelpaket erster Güte gewesen, der seine Stieftochter sogar die Kellertreppe hinuntergestoßen habe und seine Frau unter der Dusche mit einem Ledergürtel durchgeprügelt haben soll.

Völlig verzweifelt sei sie gewesen, jammert Susanne und schluchzt, sie habe Martin doch so geliebt und nicht die Kraft gehabt, sich von ihm zu trennen, weil sie immer die Hoffnung gehabt habe, das bessere sich eines Tages wieder.
Ich sitze da, sperre wie ein Karpfen beim unfreiwilligen Landgang das Maul auf, kann nicht glauben was ich da höre und sehe vor meinem geistigen Auge Martin wie er sonntags in der Kirche das Evangelienbuch zum Altar trägt, die Kollekte einsammelt und anschließend an die Messe noch anderthalb Stunden die Kinderbuchecke in der Pfarrbibliothek betreut. Martin konnte keiner Fliege was zuleide tun und das ist kein Spruch, sondern die schlichte Beschreibung der erlebten Wirklichkeit. Ich sehe ihn noch vor mir, wie er ein in sein Bier gefallenes Insekt mühsam mit einem Streifen Papier rettet, vorsichtig trockenpustet und dann auf einem Blatt draußen absetzt. Martin war jemand, der einem Bettler seine letzten drei Euro Hartgeld in den Hut warf und dann zu Hause Gewissensbisse bekam, weil das so wenig war. Er nahm dann Geld und fuhr nochmals zurück, um dem Bettler nochmal was zu geben.

Passt das denn alles zusammen?

Ja aber sicher! An dem bewußten Abend sei Martin dann so betrunken gewesen und so ausgerastet, daß er sogar den neuen Fernsehapparat zertrümmert habe. Ronja habe sich in ihrem Zimmer eingeschlossen und Susanne sei vor Martin im ganzen Haus auf der Flucht gewesen. Schließlich sei es ihr gelungen, den Hausarzt anzurufen, der dann schnell gekommen sei. Er habe Martin dann beruhigen können und auf Susannes Bitte, nachdem Martin eine Spritze bekommen hatte, habe der Doktor dann die Einweisung nach Bullerbeck veranlasst.

Ich sitze immer noch da, sperre immer noch den Mund auf und kann einfach nicht glauben, daß das alles so gewesen sein soll.

Doch, doch, das sei doch alles nur Fassade. Martin sei in Wirklichkeit ein brutaler und herzloser Mensch. Der ganze Kirchenkram sei doch nur um sein schlechtes Gewissen zu beruhigen und das sei doch alles nur Schau gewesen, schimpft Susanne mit mir, als sie meinen zweifelnden Gesichtsausdruck bemerkt: „Jetzt wird mir sowieso keiner glauben, ich merke schon, daß ich jetzt überall als Lügnerin da stehe, dabei bin ich das Opfer und Martin ist der Übeltäter!“

„Naja, vor allem ist er ja jetzt mal tot“, gebe ich zu bedenken und Susanne richtet sich kerzengerade auf ihrem Stuhl auf und meint schnippisch: „Wir werden ihm jedenfalls keine Träne nachweinen.“

Harte Worte!

Susanne ist überhaupt nur zu mir gekommen, weil ich so nachgebohrt hatte. Nachdem die Klinik Bullerbeck Martins Mutter verständigt hatte, daß ihr Sohn gestorben ist, hat die Frau einen Nervenzusammenbruch erlitten und wieder mußte der Hausarzt anrücken. Als die alte Frau Berg sich dann Stunden später wieder beruhigt hatte, war ihr erster Anruf der bei uns. Diskret und schnell soll alles über die Bühne gehen, ohne viel Aufsehen.
Dann allerdings hatte Bestatter Ehfmann aus Bullerbeck sich bei der alten Dame gemeldet und sie in völlige Verwirrung gestürzt. „Ja was denn nun, ich hatte doch einen Bestatter hier beauftragt!“, hatte sie gesagt.
Doch Ehfmann wollte sich den Auftrag nicht entgehen lassen: „Das können wir auch alles machen, wir haben Ihren Sohn jetzt von hier aus zur Pathologie gebracht und holen ihn morgen da auch wieder ab. Da könnten wir doch eigentlich auch die ganze Bestattung machen.“

Frau Berg war schon fast so weit, ihm zuzustimmen, da sagte Ehfmann: „Sie müssen nur bei uns vorbeikommen und den Sarg aussuchen“ und genau das war der falsche Satz, denn wenn Frau Berg eins nicht wollte, dann war das die weite Fahrt nach Bullerbeck auf sich zu nehmen. „Nein, das macht jetzt unser Bestatter hier.“

Kein Wunder daß Ehfmann uns gegenüber so schnoddrig war.

Als ich wieder im Büro war, hatte ich zu allererst versucht, Frau Berg zu erreichen, die war aber nicht zu Hause. Dann rief ich bei Susanne an, die zunächst ziemlich kurz angebunden war, mir dann aber erklärte, sie sei deshalb so böse, weil sich die Schwiegermutter in die Bestattung eingemischt habe. „Aber gut, wenn es dann so beschlossen ist, dann soll die das eben machen, aber dann soll sie das auch mal schön alles bezahlen.“

Was denn eigentlich passiert sei, wollte ich wissen und das war der Auslöser dafür, daß sich Susanne sofort in ihr Auto gesetzt hatte und zu mir ins Büro gekommen war. Sie wollte auf keinen Fall die Chance verpassen, mir ihre Version haarklein zu erzählen.

Ich kenne Martin doch! Ich habe tagtäglich mit so vielen Menschen zu tun, habe schon so viel und so viele erlebt, kann ich mich denn ausgerechnet in Martin so getäuscht haben?

Susanne sagt: „Ich habe Martin gesagt, daß unsere Ehe beendet ist. Einen arbeitslosen Säufer will ich nicht. Wir haben schon so schlimme Zeiten gemeinsam durchgestanden, aber wenn der das Saufen anfängt und mich und Ronja verprügelt, dann muß ich dem ein Ende machen. ‚Unsere Ehe ist beendet, ein für allemal‘, habe ich ihm gesagt und angefangen, sein Bett im Schlafzimmer abzubauen und da ist er dann ausgerastet.“

Ein Handyanruf unterbricht uns, Susanne kramt in ihrer Handtasche nach dem bimmelnden Teil, lächelt kurz entschuldigend als sie es gefunden hat und geht zum Telefonieren kurz hinaus.
Ich nutze die Zeit, gehe schnell nach oben und erzähle meiner Frau in kurzen Worten was passiert ist.
Die setzt sich hin, macht ebenfalls den Karpfen und dann kullern dicke Tränen. Ich setze mich zu ihr, wir sitzen da, Wange an Wange und unsere Tränen mischen sich. Da ist doch Martin unser Freund!
Auf einmal geht ein Ruck durch meine Frau, ich löse mich von ihr und während sie energisch die Tränen wegwischt, tippt sie sich mit dem Finger an die Stirn: „Die hat doch ’nen Vogel! Martin doch nicht! Das gibt es doch alles gar nicht!“

„Was soll ich sagen, so hat sie es mir erzählt.“

„Ach, das kann doch alles so nicht stimmen“, beharrt meine Frau und ich bin sehr geneigt, ihr zuzustimmen.


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Geschichten

Die Geschichten von Peter Wilhelm sind Erzählungen und Kurzgeschichten aus dem Berufsleben eines Bestatters und den Erlebnissen eines Ehemannes und Vaters.

Die Geschichten haben meist einen wahren Kern, viele sind erzählerisch aufbereitete Tatsachenerzählungen.

Die Namen, Geschlechter und Berufe der erwähnten Personen sind stets verändert.

Lesezeit ca.: 11 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 31. August 2009 | Revision: 17. Mai 2015

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35 Kommentare
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15 Jahre zuvor

Na dann bin ich nun ma gespannt wat noch für Gerüchte so kursieren wegen Martin. 🙂 Und vor allem, welcher Version du nun glauben schenkst.

Silvio
15 Jahre zuvor

Och.. ich würd so gern weiterlesen. 🙁

Matze
15 Jahre zuvor

Gnaaaaa :-/

15 Jahre zuvor

Mehr! Los! Weiter!

15 Jahre zuvor

hm… irgendwie klingt die Geschichte der Frau schon seltsam… aber hört man nicht eigentlich immer wenn irgendetwas dergleichen passiert (oder auch nach Vergewaltigungen, Morden etc…) „Das hätte ich nie gedacht. Der war doch immer soooo nett und hat in der Kirche geholfen, die Kinder betreut, Kätzchen vom Baum geholt…“
Menschen haben anscheinend immer zwei (oder noch mehr Gesichter) und niemand kann anderen in den Kopf schauen…

PrinzessinMurks
15 Jahre zuvor

Naja, ich habe selbst Menschen erlebt, die nach außen hin hyperkorrekt waren – genau das Kirche-Kinder-Krippenspiel-Idyll gemischt mit Gewissen und Freigiebigkeit – aber nach innen verstört, wütend und unter Druck dann auch gewalttätig. Nach meiner Erfahrung will so ein Gewalttäter oft sein Wesen selbst nicht wahr haben und kompensiert das mit diesen bewussten Herzlich- und Großzügigkeiten.
Aber jede Ehe hat (hoffentlich nur) zwei Personen und erst neulich habe ich gelesen, dass Frauen zumindest ebensoviel Gewalt gegenüber ihren Ehemännern anwenden, wie es umgekehrt der Ruf ist. Nur dass die „Bessere Hälfte“ zu psychischer und somit unsichtbarer Gewalt tendiere. Das klingt für mich sehr plausibel und daher werd ich nicht den Fehler machen, den einen oder anderen einer von Brutalität geprägten Ehe vorschnell zu verurteilen.
Schwere Kost, so früh am Morgen…

Silvio
15 Jahre zuvor

Vielleicht hat die Frau auch n andern und er hat sich deswegen umgebracht. Würde doch gut ins Konzept passen und sie könnte sich so rausreden, n toter kann ja schlecht widersprechen. ^^

McDuck
15 Jahre zuvor

Spekulation: Na, die Gute hat nen anderen und ihren Mann billig über die Klapse entsorgt. Glasklar.

Aber mal eine Frage an Tom: Ist das eine von den Geschichten, die sehr viele Jahre zurückliegen? Wenn du schreibst „Ich hatte gar nicht in die Papiere geschaut, wußte nicht was mich erwartete und hatte auch keine Ahnung wie der Auftrag lautete und wer der Auftraggeber war. So etwas passiert mir gewiss nie wieder!“ klingt das eher untypisch für deine Sorgfalt und Erfahrung. Anfängerfehler oder in späterer Zeit Fehler aus Routine?

Silvio
15 Jahre zuvor

@#7 McDuck
In Teil 1 stand: „Wen wir da in Bullerbeck abholen mußten, das wußte nur Manni, der hatte die Papiere in einer unserer Kunststoffmappen.“

Sprich Tom wird da wohl eher nur mitgefahren sein.

robertd
15 Jahre zuvor

@Tom: Es gibt nun „In der Psychiatrie II“ zweimal. Stell bitte mal Teil IV ein und ändere dann diesen Teil auf III 😉

Chrissi
15 Jahre zuvor

Für mich hört sich das nach einer Teil-schizoiden Stöhrung an… soetwas kommt öfter zutage, wenn Menschen anfangen, ungewohnt viel und oft Alkohol zu konsummieren…aus den Problemen bilden sich Ängste, die der Körper nicht mehr verarbeiten kann und er schaltet um auf ein zweites Ich, der Alkohol tut sein Übriges…bin ja gespannt, wie es weitergeht…und immer diese Cliffhanger, is ja schlimm 🙂

janne
15 Jahre zuvor

Also ich mein ja, die Frau is ausgerastet, hat das Ganze als WErk ihres Mannes darstehn lassen und die Tochter is so von der Mutter eingeschüchtert das sie nichts dazu sagt.

Wenn der arme Martin dann arbeitlos ist, wer bezahlt dann die Schulden?

Andererseits kann mans ja nie ausschließen, dass jemand ernsthafte Depressionen entwickelt weil er seinen Job verliert.
Und wenn dann die ganze Welt um einen rum einen zum Affen macht weil man sich ja nur zusammenreißen müsste und sich nicht genug bewirbt und sowieso nicht gut genug bemüht…
Gänsehaut und Übelkeit >.<

15 Jahre zuvor

Die Frage, ob ein Tod schön ist, hat sicher ihre zwei Seiten.
So unerwartet zu sterben, wie (15) Illamaz es ein wenig erlebt hat, mag für den Verstorbenen angenehm oder gar schön sein, das gehört in den oft diskutierten Bereich der Nahtoderlebnisse. Für die Mitmenschen wird es vermutlich nie etwas Schönes an sich haben, jemanden unerwartet tot vorzufinden. (Mal abgesehen von der „Erlösung“ von Krankheit oder hohem Alter.)
Die Verzweiflung aber, die einen Menschen soweit treibt, den Mut aufzubringen, das eigene Leben zu beenden, die Gedanken während der Tatvorbereitung und beim letzten Schritt, das hat Nichts, das man schön nennen könnte.
Vorzeitig aus dem Spiel des Lebens austeigen zu wollen (zu müssen meinen) hat doch immer etwas von Versagen, Verlieren an sich.

15 Jahre zuvor

Ich hab ja immer Probleme damit, mich an so wilden Spekulationen zu beteiligen.

Das ist eine echte Tragödie, was da passiert ist und der arme Kerl hat aus irgendeinem Grund keinen Ausweg gesehen. Das kommt mir immer so vor, als ob man spekuliert wie im Fernsehen und den Menschen dahinter vergisst, der so sehr gelitten hat, dass er keinen anderen Ausweg gesehen hat, als sich zu erhängen. Und nein, das ist kein schöner Tod 🙁

Silvio
15 Jahre zuvor

@#13
„Und nein, das ist kein schöner Tod“

Woher willst du das wissen? Haste dich schon mal erhängt? 😛

llamaz
15 Jahre zuvor

@14 Silvio
Also ich hab mich schon mal aus Versehen ein bischen erhängt. Da war ich 12 und hatte einen langen Schal um. Als ich zur Tür raus bin und die Tür hinter mir zugegangen ist war der Schal in der Tür verklemmt. Ich dachte mir: Ach, geh einfach weiter der wird schon rauskommen. Kurze Zeit später kommei ich mit einem Summen im – und einer riesen Beule am Kopf wieder zu mir. Auf dem Rücken liegend, vor der Tür. Der Schal war in der Tür geblieben und hatte sich um meinen Hals zugezogen und wohl die Blutzufuhr zum Kopf kurz abgeklemmt. Gemerkt hab ich nichts und bewußtlos war ich wohl innerhalb von Sekundenbruchteilen. Von daher: Gibt denke ich schlimmere Todesarten.

Nihilistin
15 Jahre zuvor

@14 Mario: Manche Fragen vielleicht manchmal nicht stellen?
Warum auch immer Tante Jay das so sagt – sie wird ihre Gründe haben.

Der einzige „schöne“ Tod, den ich mir vorstellen kann, ist der, in sehr hohem Alter mit wenig Schmerzen einfach irgendwann umzukippen.

Alles andere ist einfach „nicht schön“, und Selbstmord erst recht nicht. Dass jemand nur noch den Freitod als Ausweg sieht, ist einfach das Beschissenste, was einem Menschen passieren kann.

Gruss von der Nihilistin, die selbst ungewollt Zeugin eines Selbstmordes wurde

Anonym
15 Jahre zuvor

Erhängte sind auch nicht unbedingt dafür bekannt, dass sie „a schene Leich“ abgeben…

Ich denke, was an der ganzen Sach stört, ist die Frage, wie sich der Martin mit fünf Euro achzig am Tag so zugesoffen haben soll dass er abends sturzbetrunken war.
Aber vielleicht war er gar nicht betrunken, sondern nur frustriert, und Susanne sucht jetzt noch eine Ausrede für ihn.
Oder sie hatte keine Verwendung mehr für ihn, seit er ihre Schulden nicht mehr tilgen konnte, und hat ihn abserviert.

Nur, wie will man das rauskriegen; wenn der eine tot ist gilt halt die Version des anderen, solange keine Beweise auf dem Tisch liegen…

Nihilistin
15 Jahre zuvor

@17 Anonym
Aber dafür haben wir doch unseren Columbo bzw. unsere Miss Marple aka TOM hier.
Weil der nämlich schon diverse Male Angehörigen-Versionen nicht geglaubt hat.
Und in dem Fall hier schon gar nicht.

Ich beteilige mich nicht am „Tippen“, sondern harre der Fortsetzung.

Winnie
15 Jahre zuvor

Nach dem zweiten Teil stand und steht für mich fest, die ‚freundliche‘ Susanne hat ihn langsam aber sicher in den Tod getrieben und um von sich abzulenken erfindet sie jetzt diese Horrorgeschichten über ihren Martin. Solche Schlam… glauben eventuell sogar selbst was sie da erzählen, treten sogar noch Tote wenn sie schon in der Erde liegen. Gegen die hilft leider kein Insektenspray…

bee
15 Jahre zuvor

Mit solchen Diagnosen sollte man, vor allem als Laie, immer vorsichtig sein. Nicht umsonst ist die Psychiatrie eines der Gebiete, die im Vergleich zu anderen medizinischen Fächern eine relativ große Anzahl an Krankheitsbildern kennt. Die Seele ist ein höchst komplexes Ding, das nicht nur Vernunft in sich trägt. Die meisten Menschen haben einen kleinen Hau (und wissen es auch, geht mir nicht anders) und kommen damit zurecht, können Krisen einigermaßen bewältigen und haben sich so weit im Griff, dass sie weder sich selbst noch anderen gefährlich werden. Das kann sich bei manchen allmählich oder plötzlich ändern; man weiß es nicht, man steckt nicht drin. Mit Weisheiten wie „Gewalttäter wollen oft ihr Wesen nicht wahrhaben“ oder „die hat ihn in den Tod getrieben“ kommt man der Wahrheit jedenfalls nicht viel näher; solange man weder weiß, was Ursache und was Wirkung ist, kann man auch nicht begreifen, was einen Menschen antreibt, seiner Familie oder sich selbst Gewalt anzutun. Lag eine unentdeckte Vorerkrankung vor? Gab es in seiner Familie eine Disposition zu bestimmten psychischen Störungen? War der Verlust… Weiterlesen »

Anni
15 Jahre zuvor

Ein Selbstmord ist immer tragisch. Hinterher kann man viel spekulieren wie es dazu kam, die ganze Wirklichkeit wird man wohl nie erfahren. Ich wünsche Martin, daß er da, wo er jetzt ist, seinen Frieden gefunden hat!

15 Jahre zuvor

Schon wieder ein Cliffhanger… Tom! Meine Hände streifen schon bald am Boden vor lauter an Klippen hängen – erzähl so schnell wie möglich weiter.

ich
15 Jahre zuvor

Tooooom, nich so zappeln lassen…..

drea
15 Jahre zuvor

Ich hab mir heute schon fast meine F5-Taste kaputt gemacht, in Hoffnung auf Teil IV. Bitte, bitte schreib schnell weiter!

Silvio
15 Jahre zuvor

Ja bitte Tom. Ich flieg Morgen in den Urlaub und würde gerne noch weiterlesen bevor ich 2(!) Wochen kalten Entzug von dir erleide. :(((

Das erste was ich im Urlaub suchen werde ist glaub ich n Internetcafe *g*

15 Jahre zuvor

wann geht es weiter ?

Zeo
15 Jahre zuvor

Ich hab die vorigen Kommentare nicht gelesen und werd es auch erst nach meinem Kommentar tun.
Momentan bin ich einfach nur traurig: mit Dir und Deiner Frau, die Martin als wirklichen Freund sahen, mit der Mutter von Martin und mit seinem Zimmergenossen!

Selbst wenn es eklig neugierig ist, auch ich warte darauf wie dieses traurige Schicksal wohl weitergehen wird. Wenn es damit endet, dass ein von der Welt enttäuschter Mensch „für die Umwelt ganz plötzlich unmenschlich“ gehandelt hat… irgendwie drängt sich doch der Eindruck auf, dass Martin eher das Opfer als der Täter war 🙁

Kraftpacket
15 Jahre zuvor

Gibt doch genug Leute, die keiner Fliege was zu Leide tun können und nur wenn sie was getrunken haben zur Bestie mutieren. Besonders häusliche Gewalt und Schlägereien finden doch in der Mehrzahl unter Rauschgifteinfluss statt.

Elenaor
15 Jahre zuvor

Zum Thema zweites Gesicht: Mit null Euro am Tag zur wirklich freien Verfügung kauft man sich ja auch Unmengen an Alkohol… und so eine resolute Frau lässt sich dann auf einmal unterbuttern? Das glaubt ihr doch alle selbst nicht.

15 Jahre zuvor

…traurige Geschichte…
mein Beileid, an Dich und Deine Frau…

15 Jahre zuvor

Sagen wir es so: Ich weiß über Suizide leider viel mehr als ich jemals wissen wollte. Und kann aus Erfahrung sagen: Erhängen ist kein schöner Tod. Und das wissen die Leute auch, die sich erhängen.

Wenn man diese Todesart wählt, dann ist das eine Aussage. Und keine gute.
Was treibt jemanden zu so einem Schritt? Das ist in der Regel tiefe Verzweiflung – und so schlimm sollte es niemandem gehen.

Kara
15 Jahre zuvor

„Wenn man diese Todesart wählt, dann ist das eine Aussage. Und keine gute.
Was treibt jemanden zu so einem Schritt? Das ist in der Regel tiefe Verzweiflung – und so schlimm sollte es niemandem gehen.“

Tut mir Leid dass das jetzt so pragmatisch klingt, aber oftmals ist Erhängen die einzige oder einfachste Option wenn man ohnehin den Suizid plant. In einer psychiatrischen Klinik werden die weder scharfe Messer noch Medikamente (die zum Missbrauch geeignet wären) offen und unbeaufsichtigt rumliegen lassen…

15 Jahre zuvor

Ich hab im Sebtember 05 eine Arbeitskollegin, durch Suizid verloren… Sie hat sich, bei ihrem Freund, aus dem 8.Stock gestürzt… und zuvor war sie extremst gut gelaunt, ich wäre im Leben nie draufgekommen, dass sie sich was antut…
ich hab danach gehört, dass die Leute, die den Suizid geplant haben, und genau wissen, wie, wann wo, dann sehr entspannt sind, und man meinen könnte, es gehe ihnen „gut“

MacKaber
15 Jahre zuvor

Schliesse mich Winnie an. Als er noch Arbeit hatte war er gut genug einer Alleinerziehenden bei der Aufzucht ihres Nachwuchses eine finanzielle Stütze zu sein. Und er glaubte an echte Liebe. Zuerst war die Arbeit weg, und so wendete sich das Blatt. Eine Kuh, die keine Milch mehrt gibt wird verkauft oder zum Metzger gebracht. Von so einem nutzlos gewordenen Mann lässt man sich scheiden, die verbalen Schläge mit Treffern meißt unter der Gürtellinie werden ihren Zweck erfüllen. Leise, oder ohne Zeugen, bekommt er die abwegigsten Unterstellungen und abfälligste Gemeinheiten zu hören. Geht er aus dem Haus, um dem Psychoterror zu entgehen, um nicht auszurasten, wird er weiter beschimpft, bis er willkommenerweise ihr eine klatscht. Endlich – zeigt dieses Dreckschwein sein wahres Gesicht! Solche üblen Gewalttäter gehören doch für immer in die Klapse weggeschlossen. Einen Kettenhund, den man mit einem Stock reizt bis er zuschnappt, kann man wenigstens einschläfern lassen. Besser wäre erschiessen. Er war ein immer guter Mensch – bis er seine Arbeit verlor. Mit moralischer Unterstützung seiner Familie wäre er sicher bald wieder… Weiterlesen »




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