Geschichten

In der Psychiatrie -XVII-

psychiatrie

Ich schrieb ja, daß Hardy in der wievielten Generation dem Sozialhilfeadel entstammte. So war es mir berichtet worden. Sein Vater sei schon ein arbeitsscheuer Kollege gewesen und die ganze Familie tauge nichts.
Erst jetzt erfahre ich, daß das zwar stimmt, daß aber Hardys Mutter nach dem frühen Tod ihres Alkoholikermannes die Kurve gekriegt hatte und ein ganz normales Leben führte. Ja, sie hatte sogar eine Arbeit als Kassiererin und war in der Lage Susanne und Hardy ab und zu etwas zuzustecken.

„Das ist ja auch so eine Sache“, erzählt die Gemüsefrau: „Der Hardy hat sich ja jahrelang mit seiner Mutter zerstritten gehabt und neuerdings gehen die Susanne und der bei der Mutter vom Hardy ein und aus.“

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Mich interessiert die Geschichte schon fast nicht mehr. Zu lange muß ich mich damit, vor allem angetrieben durch meine Frau, mit diesem Schicksal befassen und bin es fast leid.
Frau Berg ist ja halbwegs ungeschoren aus der Sache herausgekommen. Wenn sie die Wohnung unterm Dach und die im Parterre vermietet, dann würde sie ein hübsches Sümmchen einnehmen, daß es ihr ermöglichen würde, die Hypothekenzinsen tragen zu können.
Das Hin und Her mit den Autos und der geklaute Roller, das passte alles so exakt zu Susanne und war nurmehr die letzte Konsequenz. Viel mehr konnte da nicht kommen, inzwischen hatten sie und Hardy ja Hausverbot bei Frau Berg.

„Ach, das macht Martin auch nicht wieder lebendig“, sage ich zu meiner Allerliebsten, als sie mich wieder einmal anstacheln will, auf Erkundungstour zu gehen, um Neuigkeiten nach Hause zu tragen. „Und überhaupt“, füge ich hinzu: „Martin hast Du mit in die Ehe gebracht. Da kannst Du dich auch mal schön selbst drum kümmern.“

„Mach ich!“, verkündet sie trotzig und greift zum Telefonbuch.

„Wen willst Du anrufen?“

„Frau Berg.“

„Und dann?“

„Wart’s ab!“

Während sie telefoniert, vergnüge ich mich in der Küche mit frischem Brot und leckerer Erdbeermarmelade. Die habe ich von Frau Berg bekommen, selbstgemacht. Es ist nur noch wenig davon im Glas. Auf einmal geht die Küchentür auf, die Allerliebste kommt herein, nimmt mir die heißgeliebte Erdbeermarmelade weg und löffelt den restlichen Inhalt des Marmeladenglases in einen Eierbecher.

„Was soll das denn jetzt?“, protestiere ich.

„Ich brauche einen Vorwand, um zu Frau Berg zu gehen. Ich habe gesagt, ich bringe ihr das leere Glas zurück.“

Schnell hat sie das gespült und zwar wesentlich schneller, als sie es für gewöhnlich tun würde, und schon ist sie, allein von der Neugier angespornt, verschwunden.

Ich kann nicht fassen, was sie mir am nächsten Morgen erzählt. Ja, sie habe da eine unheilvolle Allianz geschmiedet.

„Was hast Du?“

„Ich habe Frau Berg und Hardys Mutter zusammengebracht. Das war leichter als ich dachte. Denn es ist nicht nur so, daß Frau Berg den Hardy nicht leiden kann, sondern Hardys Mutter kann Susanne auch nicht leiden. Und was liegt da näher, als die beiden alten Damen zusammenzubringen?“

„Und wenn Susanne davon erfährt, gibt es nichts als Ärger!“

„Und genau deshalb bin ich heute dabei, wenn die beiden sich treffen. Ich habe einfach bei Hardys Mutter angerufen und gesagt, daß ich eine Freundin von Martin und Susanne bin. Ich würde mir so Sorgen machen, wie Susanne sich verändert habe. Mehr brauchte ich gar nicht sagen, die Frau hat sofort angefangen über Susanne zu schimpfen. Beste Voraussetzungen also, um der Spindeldürren mal so richtig in den Hintern zu treten.“

„Au weia!“

Wenn die Allerliebste sich so die Hände reibt, wie sie es in diesem Moment tut, dann wehe dem, dem dieses Händereiben gilt!

]Alle Teile von „In der Psychiatrie“ HIER]

– Fortsetzung folgt –

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