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Fundstücke

Körperwelten, Bodyworlds, Our Body

Wenn man hierzulande von Ausstellungen mit Leichen spricht, dann denkt man in erster Linie an den Anatom und Geschäftsmann Gunther von Hagens und seine „Körperwelten“.
Daß es aber schnell Nachahmer gab, die das große Geschäft witterten, ist vielen unbekannt.

Das „Linksnet“ nimmt sich aktuell diesem Thema an (Link zu Links).

„Kopulierende oder mit Elektromotoren animierte Leichen, öffentliche Sektionen – … Körperwelten von Gunther von Hagens… . Wenig bekannt ist bisher, dass von Hagens schon bald Konkurrenz von Eventmanagern aus der Freizeitindustrie bekam. … Körperausstellungen sind international eine Geldmaschine. Inzwischen ist ein ganzer Industriezweig entstanden, der sich mit der Beschaffung, Verarbeitung und Versendung von Leichen befasst – der Schwerpunkt liegt in China.

Ende April diesen Jahres verbot die französische Justiz eine Leichenausstellung, die unter dem Namen Our body – à corps ouvert in Paris gezeigt wurde. Der Richter begründete die Schließung der Ausstellung damit, die Veranstalter hätten nicht nachweisen können, dass die Verstorbenen zu Lebzeiten ihrer Plastination für eine Ausstellung zugestimmt haben. Sehr auffällig war, dass alle Leichen von chinesischen Staatsangehörigen stammten und zudem sehr junge Menschen zeigten. Dies wirft Fragen über ihre Todesursache auf. Der chinesische Dissident Harry Wu ist davon überzeugt, dass einige der Körper, die in Ausstellungen wie der in Paris gezeigt werden, von in China zum Tode verurteilten Gefangenen stammen. Dieser Verdacht soll hier zum Anlass genommen werden, die ökonomischen Strukturen des weltweiten Leichenhandels nachzuzeichnen.

Zitat und Link

In der Kategorie „Fundstücke“ präsentiere ich Sachen, die ich zum Thema Tod, Trauer und Bestattungen irgendwo gefunden habe.
Hier erscheinen auch Meldungen aus der Presse und dem Internet, auf die mich meine Leserinnen und Leser hingewiesen haben.

Lesezeit ca.: 2 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: 23. September 2012 | Peter Wilhelm 23. September 2012

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14 Jahre zuvor

[quote=“Linksnet“]Ein früherer Mitarbeiter der Dalian Medical University Plastination sagte gegenüber dem Sender, etwa ein Drittel der Leichen, die er für die Firma abgeholt habe, seien exekutierte Gefangene gewesen. Sie würden für 200 bis 300 Dollar an Medizinschulen oder Privatunternehmen wie die in Dalian verkauft.(10) Laut der Menschenrechtsorganisation Dui Hua Foundation exekutierte China im Jahr 2007 zwischen 5.000 und 6.000 Personen.[/quote] Kein Zweifel, das jede Exekution bzw. die Todesstrafe nach meiner persönlichen Sicht einen Mord bedeutet (ungeachtet juristischer Definition oder Rechtfertigung). Ebensowenig zweifle ich daran, das die chinesische Regierung oder die amerikanische Regierung eine von der meinen abweichende Auffassung des Begriffes „Menschenrechte“ hat. Für mich stehen diese Ausstellungen zudem in der Tradition der alten amerikanischen „Freak-shows“, deren Besucher oft kaum von denen zu unterscheiden sind, die auf der Autobahn als „Gaffer“ auffallen. Öffentliche Hinrichtungen kommen bei jedem Volk ebenfalls gut an, egal ob real oder Theater. Für mich haben diese bodyworlds absolut nichts mit Wissenschaft zu tun. Andererseits gibt es einen interessanten Aspekt der „Wiedergutmachung“ in der chinesischen Praxis der Todesstrafe: Wer als Mörder jemandem das… Weiterlesen »

14 Jahre zuvor

Was kommt als nächstes? Leichen-Peepshows, wo sich die Gaffer vor der geöffneten Leiche stehend sexuell befriedigen können?

Mitunter sind Menschen schon widerlich.

turtle of doom
14 Jahre zuvor

Eine Kollegin erzählte mir mal, dass man (damit sind wohl biomedizinische Forscher gemeint) in den USA bei gewissen Firmen ganze Leichen oder Leichenteile kaufen kann. Ein ganzes Bein soviel $$$, eine ganze Leiche soviel $$$.

Die Leichenteile stammen, vermute ich mal, von Leuten, die sich wegen Armut für eine sehr günstige Bestattung entschieden haben.

Jan
14 Jahre zuvor

In einer der letzten Spiegel-Ausgaben (ich glaub es war der letzte im August) war ein Artikel drin über Verkauf von Leichenteilen aus der Ukraine.
Dort erzählen Firmen den Leuten, dass sie Knochen, Gelenke etc von den verstorbenen Verwandten brauchen, um einheimische Kinder zu retten. Am Ende werden die Knochen dann über ne deutsche Firma als Mittelsmann an die amerikanische Schönheitschirurgie verkauft. Das läuft glaub ich sogar auf Bestellung. Die Amis sagen den Deutschen was sie brauchen und die Ukrainer schauen dann, dass sie das „auftreiben“.

14 Jahre zuvor

Solange es sich nur um Knochen etc. von Verrstorbenen handelt, ist dieses Bio-Recycling sicher sinnvoller als eine vollständige Bestattung. Warum sollte man da nicht den Angehörigen eine finanzielle Unterstützung zukommen lassen?
Schöner wäre es sicherlich, wenn niemand auf solche Geldquellen angewiesen wäre.
Mich stört nur der Gedanke, das Teile von getöteten Menschen verkauft werden könnten, so eine Form des indirekten Kanibalismus:
„Bringt die Oma um,
die wird nur durchgefüttert,
verkauft die Knochen,
das Geld reicht dann fürs Hochzeitsmahl der Enkel.“

ein anderer Stefan
14 Jahre zuvor

Organspende finde ich sinnvoll, so wie sie nach deutschem Recht geregelt ist.
Wo derlei Dinge gegen Geld laufen, ist das moralisch mindestens fragwürdig, vor Todesstrafen mal ganz abgesehen. Wie kaputt ist eine Gesellschaft, wo Leute Körperteile ihrer Toten verkaufen müssen, um Geld zu verdienen?
Spätestens wenn bei so etwas Geld ins Spiel kommt, wird es zu einer Grauzone und das Verbrechen ist nicht mehr weit. Oder kann irgendjemand wirklich kontrollieren, ob die chinesischen Toten alles „rechtmäßige“ Hinrichtungsopfer waren? Oder ob das in der Ukraine alles sauber abläuft? Dass China in meinen Augen eine brutale Diktatur ist und ich Todesstrafe verabscheue, steht auf einem anderen Blatt. Aber mit Leid und Mord noch Geld zu machen, ist widerlich. Hinrichtungen betrachte ich als Mord.

Bernd das Brot
14 Jahre zuvor

Gibt doch diese schöne Szene aus „Ritter der Kokusnuss“. Wo der Leichensammler die Pestleichen einsammelt.
„Aber ich bin doch noch gar nicht tot“ *bams*

Musste ich gerade drann denken, als ich mir den verlinkten Artikel durchgelesen habe…

ded
14 Jahre zuvor

in paris verboten, hier erlaubt.
ineteressant, diese unterschiedliche grundrechtssensibiltät der länder…




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