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Olugulade -15-

Die Geschichte der Olugulades endete mit Teil 14 obwohl ich noch schrieb „Fortsetzung folgt.“
Was es weiter zu erzählen gegeben hätte erschien mir zunächst nicht von größerer Bedeutung, doch dann entwickelte sich alles ganz anders, als ich es vermutet hatte und heute bekommt die Sache eine dramatische Wendung, die mich dazu veranlasst, auch noch den Rest der Geschichte von damals zu erzählen.

Wir hatten die bewegende kleine Trauerfeier für den verstorbenen Afrikaner hinter uns gebracht und ich fuhr Frau Olugulade, die beiden Kinder und Jussip nach Hause. Ein Zuhause! Das war etwas, mit dem Frau Olugulade gar nicht gerechnet hatte und wie es schien, gefiel ihr die Wohnung, denn sie erzählte mir von Plänen bezüglich der Einrichtung und Gestaltung. Das macht man ja nur, wenn man da auch bleiben will.

Daniel blieb noch eine Stunde bei seiner Mutter, dann kam er zu uns: „Mama schläft jetzt, sie ist ganz müde.“

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Der Junge mußte noch bei uns bleiben, seine Mutter war nach der Geburt und dem Verlust ihres Mannes gar nicht in der Lage sich um zwei Kinder zu kümmern. Das schien Daniel auch zu spüren, denn er klagte nicht, beschwerte sich nicht und nahm es einfach als Selbstverständlichkeit hin, daß er bei uns wohnte und seine Mutter nur besuchte. Vielleicht nervte ihn auch sein kleiner Bruder ein bißchen, den Eindruck hatte ich zumindest.

Es ist ja manchmal so, daß sich die älteren Kinder ein bißchen zurückgesetzt fühlen, wenn die Mutter sich alle paar Minuten in irgendeiner Weise um ein Neugeschlüpftes kümmern muß. Bei uns erfuhr er die Aufmerksamkeit die er brauchte.

Mir war daran gelegen, ihn und seine Mutter etwas aufzubauen, denn ein weiterer schwerer Gang stand uns ja noch bevor. Nach der Trauerfeier war Herr Olugulade ja von unseren Fahrern Freddy und Manni ins Krematorium gebracht worden und würde dort nun bald eingeäschert.
So war die Beisetzung der Urne für die kommende Woche terminiert. Ich hatte ein kleines Urnengrab auf unserem Friedhof im alten Teil besorgt. Wo sollte Herr Olugulade denn sonst auch hin?

Ja, wo sollte er denn hin?
Das erklärte mir dann meine herzallerliebste Busenfreundin Frau Birnbaumer-Nüsselschweif.
Die klingelte mich nämlich am Tag der Trauerfeier noch gegen 21.30 Uhr von Fernseher weg und stand in wallendem Mantel vor der Tür: „Also, ich muß jetzt sofort mal mit Ihnen sprechen, das geht ja jetzt so gar nicht!“

Kurz dachte ich daran, sie einfach umzuschubsen oder ihr die Tür vor der Nase zuzuschlagen, aber ich war doch zu neugierig, und wollte erfahren, was sie mir zu berichten hatte. Auch wollte ich eigentlich an der Tür stehenbleiben und sie dort abfertigen, aber das hätte es mit sich gebracht, daß auch ich hätte stehenbleiben müssen und dazu bin ich abends um halb zehn zu faul.

„Kommen Sie herein“, sagte ich und führte sie in die Halle, wo ich ihr einen Platz auf dem Sofa anbot.

„Ich und meine Afrika-Gruppe, wir sind der Meinung, daß Sie etwas Unrechtes tun, wenn Sie den armen Mann hier in fremder Erde verscharren.“

„Aha, und was meinen Sie, sollte ich stattdessen tun?“

„Der muß nach Afrika, das ist doch wohl klar!“

„Und Sie und Ihre Afrika-Gruppe bezahlen das?“

„Ich? Ja wo käme ich da denn hin! Niemals!“

„Dann haben Sie auch nichts anzumelden.“

„Sie können doch einen so frommen Nigerianer nicht fern der Heimat beerdigen. Der hat doch auch in Nigeria Familie und denen verwehren Sie damit einen Besuch des Grabes.“

So einen Blödsinn hatte und habe ich noch nie gehört. Natürlich haben viele Leute das Bestreben, daß ihre Angehörigen in heimatlicher Erde beerdigt werden. Das ist meist dann der Fall wenn jemand im Ausland verstirbt und seine Angehörigen ins Heimatland zurückkehren. Wer möchte schon einen nahen Verwandten irgendwo auf einem anderen Kontinent beerdigt wissen und nicht ans Grab können. Aber hier war das doch anders. Frau Olugulade war in Deutschland und wollte sicher auch hier bleiben und ihren Mann in ihrer Nähe wissen.

„Also, Sie können machen was Sie wollen, der Mann geht nach Nigeria!“ verkündete die Birnbaumer-Nüsselschweif und stand auf. Sie hatte ihr Urteil gesprochen und ich sollte mich nun fügen. Das wollte ich aber nicht, wo zu auch?

„Ach, Frau Birnbaumer-Nüsselschweif. Sie haben sich bis jetzt ständig nur eingemischt und da ist nie irgendwas dabei herausgekommen. Lassen Sie doch die Familie einfach in Ruhe.“

„Sind Sie der Afrika-Experte, oder ich? Also, ich habe jetzt vorhin die nigerianische Botschaft angerufen und den ganzen Fall mal erzählt. Sie werden sich wundern!“

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Ich habe zur besseren Orientierung noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels zusammengestellt:

#olugulade

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