Menschen

Rotkariert

Herr Wackernagel ist Betreuer und hat uns angerufen, weil einer seiner Schützlinge verstorben ist. Ich fahre spätabends in die Wohnung des Verstorbenen, um mich dort mit Herrn Wackernagel zu treffen und alles Notwendige wegen der Beerdigung zu besprechen. Unsere Fahrer haben den Verstorbenen, einen gewissen August Zimmermann längst abgeholt, der 82jährige war an diesem Tag einfach nicht mehr wachgeworden.

„Setzen Sie sich irgendwo hin, ich muß noch ein paar Unterlagen suchen“, ruft mir Herr Wackernagel aus dem Schlafzimmer zu und meint dann noch: „Oder nehmen Sie sich einen Kaffee aus der Küche, den hab ich frisch gemacht.“

Er habe die Betreuung noch nicht so lange übernommen und deshalb fehlen noch Unterlagen, die er erst suchen müsse. „Die Betreuung endet ja mit dem Tod, aber ich mach das noch mit der Beerdigung, es gibt ja sonst keinen, der war ganz alleine, sonst macht das ja keiner. Am Ende bekäm‘ der noch das Armenbegräbnis und das hat er nicht verdient, irgendwo muß doch diese verflixte Police von der Sterbekasse sein…“

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In der Küche steht eine Pfanne, halbvoll mit kalten Bratkartoffeln, auf dem Tisch und daneben liegt eine Gabel, der alte Zimmermann scheint beim Geschirr sparsam gewesen zu sein und hatte wohl direkt aus der Pfanne gegessen. Im Schrank finde ich eine Tasse, spüle sie aus, es riecht etwas modrig aus dem Schrank, da fehlt die pflegende Hand der fleissig wirkenden Hausfrau. Der Kaffee ist heiß und stark, ich verbrenne mir fast die Lippen.

Mit der Tasse in der Hand gehe ich ins Wohnzimmer zurück, wo ich bereits meinen Koffer abgestellt habe und gehe ein wenig herum. Es ist ein Wohnzimmer, wie ich es schon tausend Mal gesehen habe. Möbel, die vor 20 Jahren modern waren, Eiche altdeutsch, die Teppiche abgelaufen, Tapeten mit Mustern aus dem Poesiealbum und alles atmet Einsamkeit. Nur ein Sessel wurde immer wieder benutzt, ihn polstern zwei Kissen auf der Sitzfläche und am Rücken, eine rotkarierte Decke liegt, auf kalte Füße wartend, auf einem Schemel davor. Sie wird lange warten können und vermutlich niemals wieder jemandes Füße wärmen und der, dessen Füße jetzt kalt sind, der braucht keine Decke mehr.

Auf dem Tisch liegt eine Fernsehzeitung, Herr Zimmermann scheint ein Fan von Christine Neugebauer gewesen zu sein, gleich zwei Sendungen mit ihr hat er sich mit dem gelben Kuli eines Autohauses angestrichen. WINDHUND, acht Buchstaben, senkrecht, hat Herr Zimmermann nicht gewusst, ich schreibe es ins Heft, das Rätsel ist vollständig… wußte er dieses Wort nicht oder ist es ihm schon nicht mehr gut gegangen? Man wird es nicht erfahren.
Die wenigen Bilder an der Wand haben längst ihre Farben verloren, sind allesamt etwas gelbstichig und zeigen ein Ehepaar mit großen Brillen, wie sie vor über dreißig Jahren mal modern gewesen sind. An einem Bild klemmt ein Totenbildchen, ich klappe es auf, die Frau ist schon vor 20 Jahren gestorben, Abschied nahm nur „Dein Dich immer liebender Mann August“. Für wen hat er die Bildchen wohl drucken lassen?

Herr Wackernagel kommt ins Wohnzimmer, ein netter Mittvierziger, schüttelt mir freundlich die Hand: „Sie haben sich Kaffee genommen? Prima! Hier haben Sie schon mal zwei Ordner, gucken Sie die doch mal durch, ich such noch weiter, irgendwo muß die Police von der Sterbekasse sein. Wenn wir die haben, dann können Sie den alten Zimmermann schön beerdigen, sonst machen die das auf dem Amt wieder so, daß die dem ein anonymes Sozialbegräbnis verpassen und die Police erst hinterher einlösen. Dann ist alles zu spät und die nehmen das Geld, wenn’s gut geht, für die Wohnungsauflösung und wenn was übrig ist, Sie kennen das ja bestimmt, dann fällt es an den Staat. Nee, das hätte der nicht verdient…“

Die Ordner enthalten Dokumente, einen Gesellenbrief, der ausweist, daß Herr Zimmermann bei Huber und Söhne das Handwerk des Polsterers gelernt hat, einen Kaufvertrag aus den 50ern über ein Moped und Dutzende von alten Telefonrechnungen, warum heben die das auf? Hinten steckt in einer Plastikhülle eine Urkunde, für 40 Jahre Arbeit in einer Möbelfabrik, wir wünschen ihm alles Gute.

Was bleibt von so einem Leben? Wer wird sich an August Zimmermann erinnern?
„Da gibt’s niemanden“, unterbricht der Betreuer meine Gedanken, „die sind alle schon gestorben, am Ende ist man ganz allein.“ Dabei winkt er mit der Police und wir können uns an den Wohnzimmertisch mit der gekachelten Tischplatte setzen und die Bestattung besprechen. Feuer, Urne, kleines Grab mit Platte, es gibt ja niemanden, der danach schauen könnte. Dafür reicht die kleine Sterbegeldversicherung. „Das nehm‘ ich auf meine Kappe“, sagt Wackernagel, setzt schwungvoll seine Unterschrift unter unseren Auftrag und dann trinken wir noch eine Tasse Kaffee zusammen, er erzählt mir von seiner Arbeit als Betreuer, ich ihm von meiner als Bestatter, dann gehen wir.

„Der Letzte macht das Licht aus!“ sagt Wackernagel seufzend und dreht am altmodischen Lichtschalter, es klackt, das Licht ist aus. Morgen oder übermorgen werden rauhe Gesellen kommen und den ganzen Plunder holen, Plunder der nur dadurch zum Plunder geworden ist, weil der der ihn als sein Hab und Gut bezeichnete, nicht mehr da ist.

„Was haben Sie denn da?“ will Wackernagel auf der Treppe von mir wissen. Ich schüttele nur den Kopf und sage: „Ach nichts“ und drücke die rotkarierte Decke und das eine Bild von der Wand an meine Brust.
Das Bild hänge ich irgendwo bei uns in der Firma auf und wenn jemand fragen sollte, wer das da auf dem Bild ist, dann werde ich sagen: „Das ist August Zimmermann mit seiner Frau, der war 40 Jahre in der Möbelfabrik.“ Dann wird er wenigstens nicht ganz vergessen…

Und die rotkarierte Decke? Na, soll die Decke doch den alten August noch einmal wärmen und begleiten.


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Menschen

Die Geschichten und Berichte über Menschen sind u.a. Erzählungen und Kurzgeschichten aus der Welt der Bestatter.

Lesezeit ca.: 7 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 19. Oktober 2009 | Revision: 7. September 2012

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Claire aus CH
14 Jahre zuvor

Wunderbar geschrieben, hohe Kunst!

14 Jahre zuvor

Och schön … irgendwie.

Ralf
14 Jahre zuvor

*schnief*……..

Peter
14 Jahre zuvor

*heul* und das am frühen Morgen…

Miriam
14 Jahre zuvor

Es sind solche Geschichten, warum ich das Bestatterweblog liebe.

Peedy
14 Jahre zuvor

Wunderschön….. hach wenn es nur mehr solche menschen geben würde.

Asz
14 Jahre zuvor

Gemein! Da krieg ich doch noch zum Schluß das Heulen 🙁

stephan
14 Jahre zuvor

@Peedy

es gibt sie, aber sie schreiben nicht alle ein Webblog, oder ein Buch oder machen sonst was tolles womit ihnen öffentlich Aufmerksamkeit gewidmet wird. Die meisten machen einfach was ihnen richtig erscheint und damit ist dann auch schon gut.

14 Jahre zuvor

*seufz*hachja*
Die Decke und das Bild nennst Du NICHTS? Wäre es nichts im Sinne von bedeutungslos, hättest Du es nicht mitgenommen…. Hätte Herr Zimmermann wählen dürfen – er hätte sicher die gleichen Dinge mitgenommen

Hamburger Jung
14 Jahre zuvor

Chapeau!

Sascha
14 Jahre zuvor

Bitte mehr davon ! Ich bin ja (als treuer Leser und Buchbesitzer 🙂 ) hohe Qualität von Tom gewohnt, aber DIESE Geschichte wird mir garantiert im Kopf bleiben !

Danke !

14 Jahre zuvor

Das finde ich prima… zwei Menschen, denen der alte Mann nicht egal ist, obwohl er tot ist. Ich mag solche Geschichten…

Kampfschmuser
14 Jahre zuvor

Montag… und dann solche herzergreifenden Geschichten. Du bist gemein. 😉

x
14 Jahre zuvor

Vierzig Jahre Möbelfabrik. Erinnert mich irgendwie an das Lied 35 Jahre von den Toten Hosen:

http://www.dietotenhosen.de/veroeffentlichungen_songtexte.php?text=alben/horrorschau/35_jahre.php

MiniMoppel
14 Jahre zuvor

Mir gefällt der Teil mit dem „Windhund“ besonders gut. Ich weiß nicht, ob du es bewusst gewählt hast, aber für mich symbolisiert es das Wesen deiner Arbeit. Durch eine schöne, würdevolle Bestattung vollendest du das letzte Stück Leben, weil der Mensch selbst es nicht mehr kann.
Und wie immer schaffst du es auch hier, die Stimmung behutsam und nachvollziehbar darzustellen.
Schön.

Requiem
14 Jahre zuvor

Vielen Dank für die berührende Geschichte!

M
14 Jahre zuvor

Mich macht die Geschichte auch sehr traurig, weil es mit dem „Leben“ meines Papas genauso geschehen wird .. auch er war 82 (ich habe Tom schon über meine Geschichte geschrieben – mein Papa lag 2 Wochen tot in seiner Wohnung). Leider musste ich aus finanziellen Gründen das Erbe ausschlagen und so konnte ich nur ein paar persönliche Dinge aus seiner Wohnung in der er 38 Jahre gelebt hat – auf die Schnelle – mitnehmen. Irgendwann in den nächsten Wochen/Monaten wird wohl jemand kommen und sein „ganzes Leben“ auf den Müll werfen .. das tut mir als Tochter sehr weh … jede Bitte „persönliche Gegenstände“ für mich aufzubewahren wurde von der Hausverwaltung ignoriert … nun ja – mir bleiben meine Erinnerungen und meine Liebe zu ihm, die ich bis an mein Lebensende bewahre …

14 Jahre zuvor

Ja, die Erinnerungen, ein paar Fotos, irgendwo ein paar Zeilen Text, das hält länger als die üblichen Ruhefristen, irgendwann gibt es niemanden mehr, der sich erinnert, verblassen die Fotos und Zeilen.
Nur der ein oder andere Gedanke, dessen Urheber längst keiner mehr kennt, der reicht sich weiter, der bleibt unsterblich.

Techniker
14 Jahre zuvor

Bei aller Professionalitaet trotzdem noch ein Mensch geblieben, der den einsamen Tod eines Unbekannten noch an sich ranlaesst.
Respekt.

14 Jahre zuvor

wie menschlich 🙂 schön geschrieben wie immer!

Dicker Lechthaler
14 Jahre zuvor

„Rauhe Gesellen“. Wenn man schon einige Wohnungen von nahestehenden Verstorbenen ausgeräumt hat, ja, dann kennt man da ganz andere Gefühle… Wahrscheinlich wirke ich dann auf andere etwas kalt und distanziert, aber „irgendeiner muß es schließlich wegräumen, was übrig bleibt“…J. A. Fox hat das besser als ich „literarisches Würmchen“ getroffen: „Nur der eine oder andere Gedanke…bleibt unsterblich.“
Die Verstorbenen leben in unseren Herzen weiter.
Lechthaler

Trischa
14 Jahre zuvor

*schnüff* Wie immer sehr schön geschrieben!

14 Jahre zuvor

Ach ich find das richtig toll von dir Tom! Dass du so einem alten, einsamen Mann nochmal ein Andenken schenkst und ihm seine (vermutliche) Lieblingsdecke mit auf die letzte Reise gegeben hast. Das nenn ich mal Menschlichkeit!
Vielen Dank für dieses Weblog, deine Geschichten, deinen wachen Verstand und für dein Herz am rechten Fleck.

14 Jahre zuvor

Schluck.

So liebevoll bist Du, wunderbar.

14 Jahre zuvor

*tränchenwegdrückt*

danke für soviel herz und liebe.

TanteAnne
14 Jahre zuvor

*schnief* einfach wunderbar.

Und ganz toll ist es, dass sich hier ZWEI Menschen gefunden haben, denen der einsame Herr Zimmermann nicht egal war und ihm einen würdigen Abschied bereiten konnten.
Die Geschichten über Betreuer sind sonst anders.

Hut ab für die Wackernagels und Toms dieser Welt.

visitor
14 Jahre zuvor

that`s bloody sad! i`m sitting here and try not to cry, but heaven… well written, thanks

14 Jahre zuvor

Sehr schön. Eine Geschichte, bei der man am Ende einen Kloß im Hals hat.

Danke für diese wunderschöne Lektüre!

14 Jahre zuvor

Jaaa, danke schön, ich heul schon wieder.

Mensch, Tom, du schreibst wirklich großartig.

DerBayer
14 Jahre zuvor

Ich ziehe meinen Hut, Maestro.
Wie schön es doch ist zu sehen, wie nur eine kleine Geste aus dem Alltag etwas besonderes machen kann.

Norbert
14 Jahre zuvor

*Gagh*, wunderbar, dafür mag ich dieses Blog so sehr.

Idgie
14 Jahre zuvor

Jetzt kommen mir die Tränen. Wunderbar 🙂

Kiya
14 Jahre zuvor

das drückt doch einem die tränen wieder in die augen … traurig aber schön erzählt

14 Jahre zuvor

Wow, eine wunderbare Geschichte… *schnief*

chaoz4ever
14 Jahre zuvor

Ich finde diese emotionalen Geschichten sowas von schön… habe zwar selbst Deutsch-Leistungskurs, aber an sowas werde ich wohl nie herankommen!

Pinguin
14 Jahre zuvor

Ich hätte es mir nicht getraut die Gegenstände einfach mitzunehmen. Wird das nicht alles erfasst oder tatsächlich einfach in die Tonne gekloppt…?
Ansonsten schließe ich mich den Vorrednern gern an. Manchmal könnte man heulen, in welcher Einsamkeit doch so ein Leben enden kann. Ohne Angehörige die einen vermissen werden (oder wollen) – echt traurig…

ich
14 Jahre zuvor

@ Pinguin

das wird in den meisten Fällen alles „in die Tonne gekloppt“- sprich entsorgt. Wenn Nachkommen da sind, können/ wollen die damit nichts mehr anfangen. Was evtl mitgenommen wird sind kleine persönliche Dinge.
Mit der Zeit wird man wirklich ein „Rauhe Gesellen).
Wenn ich jeden „Fall“ an mich rangelassen hätte, das kann man emotional nicht verarbeiten.

Sensenmann
14 Jahre zuvor

Ich finde es wunderbar, dass sich auch der Betreuer noch um seinen Schützling kümmert, obwohl es nicht seine Aufgabe ist. Das ist wirklich jemand, der seinen Beruf als Berufung ansieht.

Auch dass du seine Decke und das Bild sozusagen in die Zukunft hinüberrettest, finde ich toll!

Ansonsten eine Momentaufnahme aus dem kleinen Leben eines kleinen Mannes. An sich nichts Besonderes. Aber die Art und Weise, wie du sie hier niederschreibst, macht sie doch zu einer wahren Perle.

Schade, dass der Literaturnobelpreis dieses Jahr schon vergeben ist. Ich wüsste einen würdigen Kandidaten.

14 Jahre zuvor

kann mich der Mehrheit nur anschließen:
Sehr berührende Geschichte 🙂
Und der Kommentar von M erinnert mich an den Tag vor anderthalb Jahren, als wir die Wohnung meines Vaters ausgeräumt haben…
Solang er Geld hatte, war er beliebt. Am Ende, als er krank und arm war, hatte er niemanden mehr. Seine Wohnung auszuräumen, das, was in unseren Augen wertvoll war von dem, was in unseren Augen Müll war zu trennen… das war, als ob wir ihn endgültig ausradieren.

Naja, einen großen Teil der wertvollen Sachen – Bilder, Urkunden, Briefe, die wir ihm als Kinder geschickt haben – haben wir ihm dann auch mitgegeben.
Und seinen Fischermantel, natürlich.

eulchen
14 Jahre zuvor

… auch hier sitzt und weint … schön das es Dich und Wackernagels gibt …

14 Jahre zuvor

Weia, eine wirklich traurige Geschichte, hatte gerade noch dazu im Hintergrund „Schneewittchen“ mit „Leere weiße Wände“ laufen (http://www.youtube.com/watch?v=z_aBLymwvkw)
Das läßt einen schon echt mal schlucken… :.(

Chrissi
14 Jahre zuvor

Ich bekomme Gänsehaut…bei dieser Geschichte und auch bei der, die Salat gelinkt hat.
Zum Einen wunderbar geschrieben, irgendwie aussen stehend und doch mittendrin, und dann diese stille, heimelige Melancholie, die in jedem von uns inne wohnt. Zwei Geschichten, die aufeinander aufbauen…und unsereins unheimlich traurig machen. Weil wir Glück haben, mit viel Familie, eigenen Kindern und vielleicht sogar Enkeln gesegnet zu sein. Und dann ist da dieser arme Mensch, der sich, so einsam wie er war, doch noch darüber freute, wenn die Bratkartoffeln gut gelangen und er den Pyjama gut anziehen konnte.
Wundervoll…sehr traurig mit Gänsehautfaktor, aber wirklich wundervoll!!!

14 Jahre zuvor

Danke Salat,
sehr schön geschrieben, wenn Rotkariert irgendwann einmal in einem Buch erscheinen sollte, würde ich mir wünschen, Acht-senkrecht fände einen Platz daneben.

Oliver
14 Jahre zuvor

Wenn es denn mal bei mir soweit sein sollte, hoffe ich sehr, dass jemand wie Tom und Herr Wackernagel da sind und meinem Ende ein bisschen Würde verleihen.

14 Jahre zuvor

Es sind nicht nur diese Erzählungen, die das Bestatterweblog so wertvoll (für mich) machen – Danke Tom.

Es sind aber auch diese Erzählungen, die mich zum Grübeln bringen, wie es bei mir irgendwann in der fernen Zukunft mal ablaufen wird: Vielleicht allein, ohne Nachkommen … Wird es noch Verwandtschaft geben, die sich an mich erinnert, die sich um meine Hinterlassenschaften kümmert, und meiner gedenkt?

Wird der Bestatter so würdevoll arbeiten wie Tom und der Betreuer? Wird es in der fernen Zeit überhaupt noch so viel Menschlichkeit geben?

der Glöckner
14 Jahre zuvor

Danke Tom.

Anni
14 Jahre zuvor

Mir wird ganz warm ums Herz! Danke!

14 Jahre zuvor

Der Text ist ganz wunderbar geschrieben und trifft uns gerade deswegen alle so sehr, weil jeder von uns August Zimmermann sein könnte. Wer weiß, wer eines Tages unsere Bestattung organisiert und um uns eine Träne vergießt? Einsamkeit im Alter gehört noch immer zu den Tabuthemen, die wir verdrängen, weil die Beschäftigung damit Angst macht und schmerzt. Für alle, denen die Geschichte „Rotkariert“ gefallen hat, habe ich evtl. einen Buchtipp: „Was ich liebte“ von Siri Hustvedt. „Was ich liebte, das bleibt“, sagt Leo Hertzberg in diesem Roman. Das einzige, was dem Kunsthistoriker nach seiner Erblindung als later Mann aber blieb, ist die Erinnerung an sein Leben, das durch den Tod des Sohnes anders verläuft als er es sich vorgestellt hat. Ein trauriges Leben über den Verlust und die Einsamkeit.

DerBjoern
14 Jahre zuvor

Es ist keine lange Geschichte, eher eine Momentaufnahme aus Toms „Normalen“ Arbeitstag, und doch schafft er es in der kurzen Geschichte alles was Stimmungen und Gefühle darstellt, so wiederzugeben das man es lesen, und vor dem Geistigen Auge, miterleben kann. Jeder von uns Lesern wird seinen eigenen kleinen Film vor Augen gehabt haben, jeder wird die Stimmung erlebt haben beim betrachten dieses „Films“.

Menschen mit einem kleinem Text so zu Verzaubern ist eine Kunst, die Tom sehr gut beherrscht.

Dafür meinen vollen Respekt.

Gruß
DerBjoern

sven
14 Jahre zuvor

August Zimmerman ist nicht mehr aufgewacht, etwas das in deutschland sicher oft passiert… aber wieder einmal zeigt der gute Undertaker mit sehr sanfter und freundlicher art (was für ein schreibstil bei solch einem erlebniss) was für lücken doch ein tod bedeutet! Hat er das rätsel am nächsten tag noch beenden wollen oder war ihm der begriff zu schwer, fühlte er sich krank oder einfach nur müde und hat darum die bratkartoffeln nicht aufgegessen…

Dies ist ein (hoffentlich) friedliches dahinscheiden gewesen und doch is es traurig zu sehen was alles dem vergessen anheim fällt… wieviele Fäden eines Lebens einfach so im nichts enden…und was evtl. alles ungesagt und unerledigt blieb

In diesem sinne möge ihm seine Decke ein letztes mal wärme und geborgenheit geben und möge er evtl. mit seiner geliebten Frau zusammen sein… wo auch immer

Danke Undertaker das du das bild mitnahmst und auch seine Decke noch einmal einen Sinn erfüllen darf!

Susanne
14 Jahre zuvor

danke Tom, danke, Salat.

P
14 Jahre zuvor

Wieso mußt Du einen einen 30-jährigen Mann immer wieder mit Deinen Stories zum Weinen bringen? Kann hier nur noch mitlesen, wenn ich zu Hause und alleine bin…

Skywalker
14 Jahre zuvor

Habe schon eine Zeit lang nichtmehr hier gelesen, irgendwie wurden mir die Geschichten zu lang und fad. Nachdem ich gerade spontan nochmal reingeschaut habe, muss ich zugeben, dass dieser Artikel ein Teil dessen ist, was das Bestatterweblog lesenswert macht 🙂

Yvonne
14 Jahre zuvor

Jetzt sitz ich schon wieder hier mit Traenen in den Augen auf der Arbeit…. Sehr schoen und sehr menschlich geschrieben! Danke fuer den tollen Blog der mich schon fuer einige Zeit taeglich durch den Tag begleitet!

Philipp
14 Jahre zuvor

Grossartig, genauso wie der Bestatter, der meinen kleinen Sohn beerdigt hat, ein Bestatter mit dem Sinn für die kleinen Dinge, die den Menschen glücklich machen. Genau solche Bestatter sind, genauso wie Sie, die heimlichen Stars ihrer Zunft, nicht immer nur die, über die die Zeitungen herfallen!

Tinchen
14 Jahre zuvor

Hach Tom, da sitzt man mal wieder vor dem Bildschirm und schluckt schwer. Es steckt soviel zwischen den Zeilen der Geschichte.
Mir schoss dieses durch den Kopf:
youtube.com/watch?v=7HoEu5Pw0nk

rauher kerl
14 Jahre zuvor

Das geflügelte Wort vom letzten Hemd, welches keine Taschen hat, füllt sich mit Inhalt, wenn ich nach dem Ausräumen einer Wohnung nochmal zurückschaue.
Letztendlich liegt der Wert eines Lebens nicht in der Summe der angehäuften Güter und Dinge, sondern darin, das wir andere Menschen berühren und ihr Leben bereichern.
Ich bin mir sicher Herr Wackernagel wäre erfreut über die Kommentare hier. Wahrscheinlich würde er sowas wie “ Achwas, ist doch nicht der Reden Wert“ oder „Soviel Aufhebens um einen alten Mann“ vor sich hin murmeln.
Aber das wird nun sein Geheimnis bleiben 🙂

susanna
10 Jahre zuvor

Ich weiß nicht mehr, ob ich diese Geschichte wirklich vor fast fünf Jahren zum ersten Mal gelesen habe oder irgendwann beim Zurückblättern im Bestatterweblog. Mehrere Jahre her ist es auf alle Fälle.

Und ich weiß: sie ging mir nie mehr aus dem Kopf. Immer dachte ich, dass ich sie unbedingt noch mal suchen und bookmarken oder besser noch auf dem Rechner speichern müsste.

Als ich vorhin mit dem Stichwort „Kreuzworträtsel“ suchte und die Geschichte NICHT fand, war ich schon ziemlich enttäuscht. Dass der Suchbegriff „karierte Decke“ mich allen Ernstes zu dieser Erzählung bringen würde, hätte ich kaum zu hoffen gewagt. Aber hier ist sie, ich konnte sie noch einmal lesen – und eigentlich ist sie noch besser, als ich sie in Erinnerung hatte. Danke, Tom!




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