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Sonja und Tod, Not, Brot

Wie wird der Mund einer Leiche verschlossen?

Die „Pietät Eichenlaub“ von gegenüber scheint tatsächlich einen echten Kunden zu haben! Seit einer guten halben Stunde haben sie ihren Bestattungswagen vor dem Laden geparkt und es brennt Licht im Geschäft. Das wäre eine Premiere.

Daß die überhaupt jetzt schon einen Kunden haben, ist entweder ein Zufall oder liegt daran, daß die Firma mit ihren Filialen ja sowieso bekannt ist. Ansonsten gilt es bei Neueröffnungen in unserer Branche einen langen Atem zu haben. Man kann halt nicht bei der Eröffnung „20% auf alles, außer Tiernahrung“ machen und ein paar Särge zum halben Preis verscheuern. Kein Mensch legt sich zum Sterben hin, nur weil der Bestatter an der Ecke gerade Sonderangebote hat.

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Früher sagten Bestatter auch, daß der Aufbau eines solchen Betriebes drei Generationen dauert. Ich weiß nicht, ob der Spruch von den Bestattern erfunden wurde, aber sie sagten: „Des ersten Tod, des zweiten Not, des dritten Brot.“
Was bedeuten soll, daß die erste Generation möglicherweise an dem Betrieb erfolglos zugrunde gehen kann, während er die zweite Generation gerade soviel verdienen wird, daß sie in Not leben kann und erst die dritte Generation ihr Brot mit dem Betrieb verdienen kann.
Reine Bestatterbetriebe waren früher ja auch selten, zumeist war man im Hauptberuf Fuhrunternehmer oder Schreiner, aber auch Friedhofsgärtner oder Steinmetz.
Bestatter war man zumeist nur im Nebenberuf und konnte deshalb die langsame Entwicklung des Geschäfts besser stemmen. Die langsame Entwicklung liegt in erster Linie daran, daß die Entscheidung für einen bestimmten Bestatter nicht über den Preis oder die Werbung usw. geht, sondern in erster Linie vom Vertrauen der Bevölkerung in das Unternehmen getragen wird. Das Beste was einem passieren kann, ist daß relativ schnell einige Familien zu einem kommen, die sich nicht viel dabei denken, und z.B. kommen, weil man in der Nähe liegt. Daraus ergibt sich dann im Laufe der Zeit die dringend benötigte Mundpropaganda, über die ein Großteil des Geschäfts läuft. Schon allein aus diesem Grund arbeiten die allermeisten Bestatter absolut seriös und einwandfrei. Ich schrieb es neulich erst in einem Kommentar: Ein guter Bestatter verdient an den Sterbefällen auch so genug und muß gar nicht erst versuchen, über unseriöses Verhalten an Geld zu kommen.

Anders sieht das aber sehr schnell aus, wenn das Geschäft nur über die Masse und den Preis gemacht werden soll. Da kommt man schnell in die Situation, daß es einem hinten und vorne nicht reicht und mancher mag sich dann überlegen, welche schrägen Geschäfte ihm dann noch zusätzlich etwas einbringen.

So ist es Sonja gegangen, einer jungen Bestatterin, die mir aufgrund meines Weblogs inzwischen eine ganze Reihe von Mails geschrieben hat, um mir ihre Geschichte zu erzählen.

Der erste Teil folgt heute noch, der Rest dann in der Reihenfolge, wie Sonja es mir berichtet hat.

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Lesezeit ca.: 4 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: 28. Mai 2012 | Peter Wilhelm 28. Mai 2012

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Hendrik
16 Jahre zuvor

Der Spruch kommt aus der Zeit der Besiedlung der Ostgebiete (http://de.wikipedia.org/wiki/Ostkolonisation) im späten Mittelalter. Das Gebiet war großflächig versumpft und konnte erst durch viel Arbeit in nutzbare Ackerfläche umgewandelt werden. Daher "Den ersten der Tod, den zweiten die Not, den dritten das Brot".

healer
16 Jahre zuvor

Den Spruch würde ich aber anders interpretieren:

Des ersten Tod: hier ist der Verstorbene gemeint

des zweiten Not: das betrifft die/den Hinterbliebenen

des dritten Brot: und nun der Bestatter, der was verdient

Dante
16 Jahre zuvor

Ich habe den Spruch (im Geschichtsunterricht) zum Thema der besiedlung Nordamerikas gehört.

16 Jahre zuvor

lustig, diese schulen. mit wurde der spruch als schicksal norddeutscher torfstecher vermittelt

Marco
16 Jahre zuvor

@undertaker: >"20% auf alles, außer Tiernahrung” Seid ich dieses Blog lese, kommen mir die merkwürdigsten Fragen und Ideen. Neulich beim Waldlauf kam mir das Thema "Bestattungen bei Aldi" (bzw. Lidl, Norma, Plus). Die etwas älteren werden sich noch entsinnen, daß ein Aldi-Laden vor 20 Jahren nicht mal eine Kühltheke hatte und auch kein frisches Obst oder Gemüse verkaufte. Inzwischen kann man sich das kaum noch vorstellen, da Aldi in schöner Regelmäßigkeit einen Markt nach dem anderen aufmischt und inzwischen z.b. mit Abstand der größte Computerhändler Deutschlands ist. Irgendwann kommen sie auch noch mit dem Thema Bestattungen, schoß es mir durch den Kopf. Nachdem sie alle leichter zu habenden Märkte dominieren, werden sie sich am Ende auch noch in diese Branche begeben. Natürlich ist das kein ganz einfacher Markt, da man hier den Bedarf nicht einfach "wecken" (*hüst* eher im Gegenteil) kann und dieser Markt verträgt auch keine schrille Werbung, aber wäre das so ganz ausgeschlossen, daß die Discounter auch das noch probieren ? Natürlich würden die kein eigenes Unternehmen dafür aufziehen, sondern nur die Leistungen… Weiterlesen »

Mac Kaber
16 Jahre zuvor

Das Rote Kreuz und die Samariter haben sich ja auch schon dem Bestattungswesen zugewendet. Ich glaub in Hamburg und Berlin.

eva
16 Jahre zuvor

hm, ich kenn den Spruch anders:

"Der ersten (Generation) die Not

(das ist die, die hart arbeitet, um aus dem nichts eine Existenz aufzubauen)

der zweiten das Brot

(die auch hart arbeitet, ein Geschäft groß macht und die Früchte erntet, indem sie von ihrer Arbeit gut leben kann)

der dritten den Tod

(Niedergang und Verfall, weil die Genaration nichts mehr vom Arbeitswillen ihrer Vorfahren hat und/oder die Anpassung an andere Bedingungen nicht bewältigt)

Krupp… Buddenbrocks.. die nachkriegsgenaration.. Beispiele gibt es aus Leben und Literatur genug




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