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Trauerredner – Kein Allerweltsjob

Ich habe da noch nicht oft drüber geschrieben, aber ich bin auch als Trauerredner tätig. In meiner Zeit als Bestatter habe ich das sogar recht häufig gemacht. Danach nur noch bei guten Freunden, Bekannten und auf besondere Anfrage.
Vor Jahren habe ich gemeinsam mit einem evangelischen Pfarrer auch Seminare für Trauerredner angeboten. Soviel ich weiß, ist aus allen auch was geworden.

Was ist denn die Aufgabe eines Trauerredners?
Nun, er soll eine schöne Trauerfeier gestalten und schöne Worte sprechen.
Ich habe bewußt 2 x das Wort schön verwendet. Denn auch innerhalb eines Trauerumfeldes müssen Dinge schön sein. Denn nur so können die Angehörigen hinterher sagen, dass es eine schöne Beerdigung war, an die man sich -trotz allem- gerne erinnert.
Die Aufgabe der Friedhofsbediensteten, Orgelspieler, Bestatter und Trauerredner besteht darin, dass eine Beerdigung nicht der schlimmste Tag des Lebens wird, an die sich alle nur mit Schrecken erinnern.

Der Redner soll meist die Eckdaten des Lebens des Verstorbenen wiedergeben, über ihn persönlich etwas sagen und je nach religiöser Prägung eventuell auch noch etwas darüber, wo Verstorbene hingehen, wie man mit Trauer am besten umgeht und was jetzt alles konkret zu tun ist.

Ich persönlich mache immer einen Besuch bei den Angehörigen. Dort schreibe ich mir alles Wichtige auf, stelle viele Fragen und bekomme so einen guten Eindruck davon, was der Verstorbene für ein Mensch war und wie die anderen ihn gesehen haben. Das muss nämlich nicht das Gleiche sein.

So ein Besuch kann zwei Stunden dauern. Man muss aber auch da hinfahren und wieder heim.
Dann folgt die Arbeit des Formulierens. Mit Aufschreiben allein ist es nicht getan, denn Gesprochenes und Geschriebenes sind oft nicht kompatibel.

Man muss eine Tonanlage vorhalten, weil es so etwas nicht überall gibt. Man muss zwingend ein Auto haben. Man muss die richtige Kleidung vorhalten.

Ja und dann muss man im Vorfeld mit dem Friedhofspersonal und dem Bestatter und dem Musiker sprechen, damit man seine eigene Rolle richtig positionieren kann.
Es kann sein, dass alle erwarten, dass der Trauerredner den gesamten Ablauf bestimmt und zum Zeremonienmeister wird.
Es kann aber auch durchaus sein, dass der Friedhofschef oder der Bestatter die Zeremonie bestimmen wollen und der Trauerredner nur eine untergeordnete Rolle spielt.

Am Tag der Beerdigung ist man bestenfalls eine Stunde früher da, schaut sich alles an, spricht nochmals mit den anderen Beteiligten und begrüßt dann später die Angehörigen.
Die Rede selbst ist zwar der sichtbare Hauptteil, aber das Vorher und Nachher gehören ja auch dazu.
Meist folgt noch eine würdige Handlung am Grab, die ja auch gekonnt sein will.

Im Nachgang bereitet man die Unterlagen für die Übergabe an die Angehörigen vor. Es folgt das abschließende Gespräch.

Dass man das nicht für 65,- € oder für 100,- € machen kann, ist ja wohl logisch.
So ist es kein Wunder, dass manche Trauerredner 500 Euro für ihre Arbeit aufrufen. Sind sie gut, wird das auch anstandslos bezahlt.

Jetzt hat mir ein Trauerredner geschrieben, der seine Sichtweise sehr schön schildert:

Selbst u.a. als Trauerredner tätig und immer etwas im Ungewissen,
ob ich den Kunden mit meinem Honorar nicht zuviel abverlange,
las ich sehr interessiert Ihren Artikel „Was darf ein Trauerredner kosten?“

Erlauben Sie mir dazu ein paar Anmerkungen.

Zunächst möchte ich ins Feld führen, dass eine kleine Anlage mit Mikrofon und
Lautsprecher inkl. Verstärker ausreichend für eingesehen Redner und eher selten
benötigt, keine 4000€ kosten muss, ich habe höchstens 500€ dafür investieren
müssen.

Es ist mir auch schleierhaft, welches „Geschäft“ der andere Redner einem
weiteren abkaufen musste, denn jeder firmiert meist unter seinem Namen.
Ich arbeite ausschließlich von zu Hause aus, mache entsprechende Hausbesuche,
Technik wie PC, Handy, Drucker und Auto sind gleichermaßen private Dinge,
über die heute so ziemlich jeder Haushalt verfügen dürfte.

Abgesehen davon, arbeitet ein wirklich professioneller Trauerredner ohne Musterreden,
ohne Textbausteine (so sollte es zumindest sein), denn nur so ist Individualität
gewährleistet. Mit dem entsprechenden Sprachverständnis ausgestattet und
Rhetorik, hat ein guter Redner keine Probleme damit, immer wieder neu zu formulieren,
sich immer anders auszudrücken, mit einer ordentlichen Portion Kreativität sogar befähigt,
immer wieder zu überraschen.

Ein Vorgespräch dauert in der Regel 1 Stunde, das kann auch kürzer oder deutlich länger sein, keine Frage.
Mit allen notwendigen Recherchen zu Orten, Zeiten und Zitaten schreibe ich etwa 5-6 Stunden an einer
guten Rede für etwa 15min reine Redezeit.

Mein Honorar liegt derzeit inkl. aller Spesen und Steuern bei 360€!
Ein Gewerbe musste ich übrigens dafür nicht anmelden, denn ich bin, wie viele andere meiner Kollegen,
freiberuflich tätig.

Hinzu kommt, dass meine Kunden die Rede im Abdruck erhalten, in speziellen dafür angefertigten
dekorativen Thermobindemappen, der Text auf speziellem Motivpapier gedruckt, wie gesagt – inklusive!

Immer wieder lese ich Artikel, auch in Zeitungen, die der Öffentlichkeit zwar das Berufsbild des Redners
näher bringen sollen, auch klarmachen, dass seine Arbeit mit einem gewissen Aufwand verbunden ist, aber
immer wieder stoße ich bei solcher Lektüre entweder auf sehr einseitige Berichte oder auf Halbwahrheiten
bzw. Übertreibungen. Denn der Redner beschränkt sich meist auf die Rede, die Feier gestaltet fast ausschließlich
der Bestatter aus, von der Dekoration über die Bestellung der Musik bis zur Wahl bzw. Empfehlung des passenden
Redners.

Ich rechne den Leuten nicht vor, was ich alles habe investieren müssen oder welche Kosten ich habe. Es war meine
Entscheidung, diesen Beruf zu ergreifen. Und dabei versuche ich meinen Auftraggebern das Beste zu geben, wozu ich im Stande bin,
Exklusivität, Individualität, Zeit; verstehe mich bis zur persönlichen Übergabe des Abdrucks der Rede in der Mappe Tage nach der
Abschiedsfeier als Dienstleister von A – Z und das zu einem vor allem fairen Preis.

Das wollte ich Sie nur beiläufig wissen lassen, denn irgendwie geht es doch auch immer noch ein bisschen anders,
im Idealfall sogar besser.

Sehr gut stellt Trauerredner Dirk R. Schuchardt seine Tätigkeit in seinem Imagevideo dar:

http://www.trauerredner-schuchardt.de/

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Berichte und Kommentare zu Verwaltungen, Kirchen, Friedhofsträgern und der gesamten Bestattungsbranche.

Lesezeit ca.: 7 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: 10. Februar 2019 | Peter Wilhelm 10. Februar 2019

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