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Frag den Bestatter

Was kostet eine Beerdigung in den USA durchschnittlich?

Was kosten Beerdigungen in den USA? Wie kommt es zu diesen Kosten und wie ist die historische Entwicklung bis hin zu den heutigen Gepflogenheiten? Darauf gibt dieser kurze Fachartikel Antwort.

Hallo Herr Wilhelm,

angesichts der pompösen Beerdigung von Elizabeth II. habe ich mir verschiedene YouTube-Videos von verschiedenen „großen“ Beerdigungen angeschaut.
Unter anderem waren da aber auch Videos von normalen amerikanischen Beerdigungen zu sehen. Ich habe mich dann weiter interessiert und gesehen, dass die Amerikaner offenbar sehr viel Geld für Beerdigungen ausgeben.
Meine Frage: Was kostet eine durchschnittliche Beerdigung in den USA?

Würde mich freuen, wenn Sie eine Antwort wüssten.

Liebe Grüße
Tamara K.

9.400 US$1

Großes Land, hohe Kosten.

Während in der Zeit der Pioniere der Beruf des Undertakers noch ein durchaus einträglicher Penny-Job war, der dem Bestatter ein gutes, aber nicht luxuriöses Leben ermöglichte, änderte sich das mit den inneramerikanischen Kriegen.
Verstorbene mussten über große Entfernungen mit der Bahn in die Heimat gebracht werden. Sie wurden deshalb, mit teilweise extra für diesen Zweck (erstmals) entwickelten Methoden einbalsamiert. Das hielt die Verstorbenen „frisch“, trieb aber den Preis deutlich nach oben.
Daraus resultierte, dass man

seinen aufwendig haltbar gemachten Verstorbenen auch nicht mehr mit einem vergänglichen Sarg einfach nur in die nackte Erde legte, sondern sie bis heute in der Mehrheit der Fälle in ausbetonierte oder mit Kunststoffeinsätzen versehene unterirdische „Gruften“ legt.
Und wenn schon der Leichnam haltbar gemacht wurde und er ein „ewig“ haltendes unterirdisches Gemach hat, dann verwendet man auch keinen auf die Vergänglichkeit hin konzipierten Holzsarg, sondern stabile und nahezu „unkaputtbare“ Metallsärge. Diese werden nach Methoden gefertigt, die dem in Amerika boomenden Automobilbau entlehnt wurden. Pressformen bringen Bleche in Form, die anschließend verschweißt werden.

Seitdem man begonnen hat, Verstorbene einzubalsamieren, die oft mehr oder weniger ruhmreich von der fernen Front nach Haus zurückkehrten, wurden die Verblichenen auch im Rahmen einer Abschiedszeremonie aufgebahrt und offen verabschiedet.
Das wiederum brachte es mit sich, dass amerikanische Bestatter sehr viel Aufwand treiben, um die Dahingeschiedenen herzurichten, zu schminken und im Tod oft besser aussehen zu lassen, als es zu Lebzeiten jemals der Fall war.

Die Affinität der US-Amerikaner zum Auto wiederum ist der Grund dafür, dass Bestattungsfahrzeuge größer und luxuriöser sind als hierzulande und in vielfältigerer Form bereitgestellt werden.
Neben dem eigentlichen ‚Hearse‘, dem Leichenwagen, gibt es noch Blumenfahrzeuge (Leichenwagen nur für den Transport von Kränzen und Gestecken), Stretchlimousinen für die Angehörigen, weitere dunkle Limousinen für die anderen Trauergäste und Transportfahrzeuge für Stühle, Baldachine und Equipment.

Außerdem bieten amerikanische Funeral Homes teilweise eigene Krematorien, große Trauerhallen und ein deutlich luxuriöseres Ambiente als die uns bekannten Bestattungsinstitute.

All diese Komponenten werden als Module oder Gesamtpakete angeboten. Es ergeben sich unglaubliche Rechnungsbeträge von mitunter 18.000 bis 55.000 US-$.
Dementgegen stehen die „einfacheren“ Bestattungen, die es angesichts der Finanzlage vieler Familien ja auch geben muss. Bei Feuerbestattungen können Särge für die Abschiednahme geliehen werden, während die Einäscherung dann in einem Pappkarton erfolgt.
Da es in den meisten US-Bundesstaaten die Möglichkeit gibt, die Asche selbst zu verstreuen oder daheim zu behalten, entfallen auch entsprechende Grabkosten. Die Friedhofsgebühren sind nämlich analog zur Lage, Schönheit und dem Pflegezustand des Friedhofs teilweise mit dem Kauf eines mittelgroßen Baugrundstücks vergleichbar.

Es muss noch von mir erwähnt werden, dass es auch teilweise sehr billig ein- und ausgerichtete Billigbestatter mit fast schon schäbigem Bestattungshaus oder -laden gibt. Niemand muss eine wahnsinnig teure Bestattung ausrichten. Aber viele Amerikaner tun das und geben für Bestattungen im Schnitt ebenso viel aus wie für aufwendige Hochzeiten. Für wohlhabendere Familien kommt noch hinzu, dass sie oft die Anreise- und Unterbringungskosten der angereisten Familienmitglieder übernehmen.

1 National Funeral Directors Association „NFDA News Releases“. Last updated on November 4, 2021.


Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:

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Ich erteile Auskünfte ausschließlich aufgrund meiner Erfahrung und erbringe keine Rechts-, Steuer- und Medizinberatung.

Lesezeit ca.: 4 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: 9. Oktober 2022 | Peter Wilhelm 9. Oktober 2022

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3 Kommentare
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Matthias
1 Jahr zuvor

Das ist schon alles eine unglaubliche Ressourcenverschwendung und Umweltbelastung bei den Amis

Dana H
1 Jahr zuvor

Für mich als Amerikanerin ist diese eine fazinierende Perspektive!

Zum letzten Teil fällt ein Abschnitt eines Artikels auf, das ich 2018 für eine juristische Fachzeitschrift geschrieben hatte. Eine schlechte Übersetzung –

»Laut einer neuen Studie ist in Bundesstaaten mit dem geringsten Einkommens- und Bildungsniveau auch die höchste Mengen Geld für ein Trauerfeier ausgegeben. Der Staat Mississippi befindet sich auf Platz 50/50 im Bereich mittleren Einkommen und 48/50 im Bereich Bildung, da haben 79.2 Prozent der Bestattungen durch Beerdigung stattgefunden und nur 19.1 Prozent durch die günstigere Einäscherung.
Dagagen haben Bewohner der Bundesstaaten mit höchstem Einkommens- und Bildungsgrad die wenigsten zu Bestattungen ausgegeben. Massachusetts war akademisch als erstes und ökonomisch als fünftes eingestuft, da waren 48.1 Prozent der Bestattungen mittels Beerdigung und 45 Prozent mittels Einäscherung.«

1 Jahr zuvor

interessante Zukunftsperspektive 




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