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Zwischen Tür und Angel

Manchmal passieren Fehler, zu denen wir gar nichts können. In diesem Fall hat die Standesbeamtin Mist gebaut, aber wir durften das ausbaden. Die Beerdigung einer älteren Frau war ohne besondere Vorkommnisse über die Bühne gegangen und die Familie hatte sich sehr zufrieden gezeigt und ihre Rechnung gleich am nächsten Tag bezahlt. So weit, so gut…

Heute Morgen steht der Sohn, selbst schon etwas älter, bei uns im Büro und regt sich so auf, daß er einen hochroten Kopf bekommt und wir Angst haben, daß er der Nächste sein könnte, der von uns behandelt werden muss. Praktisch wär’s, ich habe gerade wieder einen Platz in der Kühlung frei…

„Das ist ein Schlamperladen hier, ein Schluderladen, wir sind beleidigt und verärgert, sehr verärgert!“

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Was denn passiert sei, fragt eine Mitarbeiterin und er fuchtelt mit den Sterbeurkunden herum: „Meine Mutter ist anständig geboren worden!“

Schließlich gelingt es jemandem, ihm eine der Sterbeurkunden abzuluchsen und auf den ersten Blick ist alles in Ordnung. Deshalb wollen wir wissen, wo denn genau das Problem liege. Vielleicht ist ja irgendein Datum falsch oder so.

„Nicht ‚auf dem‘ sondern ‚in‘ muss das heißen!“

Tja und dann stellt sich heraus, daß die gute Frau in einem Ortsteil von Isny im Allgäu geboren worden war, der damals „Spitalhof“ hieß. Und da macht es natürlich einen Unterschied, ob da in den Sterbeurkunden steht „auf dem Spitalhof“ oder „in Spitalhof“.

Es ist dann doch möglich, den tobenden Mann etwas zu besänftigen und heute noch gehen die Sterbeurkunden zur Korrektur ans Standesamt zurück. Wer aber meint, das sei jetzt eine einfache Sache, der hat sich getäuscht. Man könnte ja glauben, die Standesbeamtin vernichtet die falschen Urkunden und druckt eben mal neue aus. Aber leider geht das in Deutschland nicht so einfach. Sie wird bei Amtsgericht eine Änderung beantragen müssen, sich quasi dort selbst anzeigen, den Fehler begründen und dann eine gerichtliche Änderung der Urkunden herbeiführen müssen.


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Lesezeit ca.: 3 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 9. Oktober 2007 | Revision: 28. Mai 2012

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Jan
17 Jahre zuvor

Armes Deutschlang

Callinator
17 Jahre zuvor

man kanns auch übertreiben…

Jan
17 Jahre zuvor

Sorry, muss ich jetzt die Korrektur von Deutschlang auf Deutschland gerichtlich beantragen?????????

Thomas
17 Jahre zuvor

Wer aber meint, das sei jetzt eine einfache Sache, der hat sich getäuscht.

Meine Oma hieß laut Geburtsurkunde "Louise", schrieb sich aber zeitlebens "Luise" und so stand das auch auf sämtlichen offiziellen Dokumenten. Die Angst meiner Mutter war nun immer, daß ihre Schwiegermutter nicht beerdigt werden könnte, weil es da eben Diskrepanzen gibt. Als es dann soweit war, ging das aber alles ganz einfach – geradezu unbeamtisch.

Die taube Nuss
17 Jahre zuvor

Nein, Jan, das lassen wir jetzt einfach mal so.

Ab heute "Bundesrepublik Deutschlang", fertig.

Jan
17 Jahre zuvor

Das Problem kenne ich. Als mein Großvater verstorben ist konnte lange Zeit keine Sterbeurkunde ausgestellt werden da keine Heiratsurkunde mehr vorlag. Die ist im Krieg im damaligen Ostpreussen geblieben. Es gibt dann irgendeine Stelle wo man beantragt das die Orginaldokumente für vernichtet erklärt werden und dann konnte die Sterbeurkunde ausgestellt werden. Das hat knapp drei Monate gedauert denn diese Stelle fragt dann im Hheutigen Polen nach ob es denn wirklich keine Papiere mehr gibt. Naja und dann stand auf der Sterbe Urkunde geboren in Goldap (Polen). Meine Großmutter hatte dann gemeint wenn er das wüsste würde er sich im Grabe umdrehen denn er bestand immer darauf das sein Geburtsort Goldap (Ostpreußen) war. Naja zum Glück haben wir das damals nicht ändern lassen.

McDuck
17 Jahre zuvor

Bürokratie allenthalben. Für die Todesanzeige meines Großvaters in der Zeitung mussten wir extra seine Promotions-Urkunde heraussuchen, er könnte den Dr.-Ing.-Titel ja evtl. 3/4 seines Lebens zu unrecht geführt haben.

LadyMarguerite
17 Jahre zuvor

Warum einfach, wenn's auch umständlich geht …

17 Jahre zuvor

lieber tom,

schön schreibst Du… Deine zeilen machen nachdenklich, sind nicht verletzend und doch auf den punkt und lassen einem die möglichkeit, das zu fühlen, was man fühlen möchte oder kann und teilzunehmen… danke für Deine seite 🙂

herzliche grüße,

marymi 🙂

17 Jahre zuvor

(uups, nein http://soulonearth.com ist definitiv nicht "meine webseite", sorry vertippselt…)

Newty
17 Jahre zuvor

Hmm… also bei "Auf dem Spitalhof" sollte man sich als Standesbeamter doch mal an den Kopf fassen. "Auf dem Meyerhof" oder so ähnlich – das ist immerhin eine sinnige Konstruktion. Aber eine Geburt auf dem Hof eines Spitals ließe dann doch auf arge Platznot im Kreißsaal deuten (http://de.wikipedia.org/wiki/Spital)

17 Jahre zuvor

eine urkunde ist eine urkunde, tot ist tot und ich suche einen reichen verwandten, der mich liebt.

Kathrin
17 Jahre zuvor

Ohjaaaaaa! Unrichtige/abweichende Angaben auf Urkunden sind was Feines! Als ich für meine Heirat meine Abstammungsurkunde anforderte und bekam, stellten wir fest, dass mein (zweiter) Vorname auf dieser mit h – in der Geburtsurkunde und also auch im normalen Ausweis ohne h stand. Bis die raus hatten, was nun stimmte… Meine Eltern konnten das auch nicht genau sagen, da dieser Vorname VOR meiner Adoption festgelegt und quasi das "Überbleibsel" meiner elternlosen 2 Monate ist.

Dann haben wir eine Kundin, die Ude (sic) heißt – weil der Standesbeamte den Namen Ute nicht kannte – wohl aber "Udo" und Ude für die weibliche Form hielt. Das ließ sich hinterher nicht mehr ändern.

georg
17 Jahre zuvor

@Kathrin: das ist mal ne coole Geschichte *G*

naja … ich heiß laut geburtsurkunde "Georg Alexander" mit vornamen. steht aber weder im pass noch im führerschein drin … bin ja gespannt, ob ich DAMIT mal probleme hab ^^

Eva
17 Jahre zuvor

Hallo! Bin selbst Standesbeamtin und lese begeistert hier mit – da sieht man einiges mit etwas anderen Augen und kriegt auch Verständnis für die Nöte der Bestatter. Wirklich klasse Seite! Aber Dein konkretes Problem könnte ohne gerichtliches Verfahren ganz einfach gelöst werden: Neu ausgestellte Geburtsurkunde vom Geburtsstandesamt Isny mit der korrekten Angabe des Geburtsortes und dann kann Kollegin aufgrund dieser Urkunde ohne Gerichtsverfahren berichtigen. (Übrigens vermeiden wir im hiesigen Standesamt derartige Fehler durch einen kurzen Anruf beim Geburtsstandesamt. Kostet nicht viel und erspart jede Menge Ärger!!)

Sponge
17 Jahre zuvor

Ich sehe grad Frontal21… es geht um die schwarzen Schafe deines Gewerbes. Es stellt sich mir die Frage, ob du mal sowas wie eine Checkliste machen, was immer erforderlich ist und was fakultativ ist. Wenn es nicht zuviel Arbeit ist.

petra
17 Jahre zuvor

Bei uns in der Nähe gibt es einen Schlachter der Kotz heißt.

undertaker
17 Jahre zuvor

@Eva: Das finde ich ja mal Klasse 🙂 Wenigstens kannst Du bestätigen, daß das von dem ich hier schreibe Hand und Fuß hat.

Die Geburtsurkunde war ja richtig. Deine Kollegin hatte fälschlicherweise das "auf dem" hinzuinterpretiert.

Richtig wäre gewesen: Geburtsort Spitalhof, aber sie hat geschrieben Geburtsort: auf dem Spitalhof.

undertaker
17 Jahre zuvor

@Sponge: Vielleicht schreibe ich doch mal ein Buch und da mache ich dann so eine ultimative Checkliste rein 😉

17 Jahre zuvor

Gute Idee, aber beeil dich bitte mit dem Buch, ich will das noch lesen können…

Ich mein, manchmal gehts halt schneller als man denkt!

gruftigirl
17 Jahre zuvor

Das ist mal alles wieder typisch Deutschland. Da kenne ich einen passenden Witz:

Zwei Baulöwen treffen sich und schließen eine Wette ab. Wer zuerst einen Wolkenkratzer errichtet und alle Mieter drin hat, der gewinnt. Nach einiger Zeit meldet sich der Amerikaner und sagt "Noch hundert Mieter, und ich habs geschafft." Antwortet der Deutsche: "Noch hundert Unterschriften und ich kann anfangen zu bauen."




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