DIREKTKONTAKT

Branche/Kommune

Wenn die BILD mal wieder Skandale macht

Es ist der BILD ja nichts zu blöd, um nicht einen Aufreger oder Skandal daraus zu machen.
Aus einem Täter wird dann schnell mal der „irre Täter“ und aus Normalem wird schnell „das verrückte Vorgehen“ usw.
Jetzt hat man unter der Überschrift Frankfurts pietätsloseste Beerdigung über einen vermeintlichen Bestattungsskandal berichtet.
Den entsprechenden Text habe ich weiter unten verlinkt. (Empfindliche bitte nicht darauf klicken, da geht’s zur BILD-Zeitung!)

Was war passiert? Es hat eine Urnenbeisetzung stattgefunden und aufgrund der kurzen Zeittakte auf dem Friedhof Frankfurt-Höchst, tauchte schon die nächste Trauergruppe am Gräberfeld auf, als die erste Trauergruppe mit dem Beisetzen noch nicht ganz fertig war.
Normalerweise ist die Taktung auf großen Friedhöfen 30 Minuten. Das paßt auch meistens ganz gut, weil die Trauergesellschaften überwiegend zu verschiedenen, oft weit voneinander entfernten, Gräbern gehen.
Aber immer mal wieder kommt es vor, daß die Gräber eben nicht weit voneinander entfernt sind.

In diesem Fall war es die Beisetzung der Urnen in einer Urnengemeinschaftsgrabstätte, so sieht es auf dem Bild im Online-Beitrag wenigstens aus.
Und da liegen die Gräber eben an einem Fleck.

Die BILD meint dazu:

Das hätte eine Szene aus der Versteckten Kamera sein können – wenn der traurige Anlass nicht die Beerdigung meines Onkels Rudi (†90) gewesen wäre!“
Rentner Wolfgang Mantau (66) ist immer noch entsetzt, wenn er an die Erlebnisse auf dem Friedhof Höchst denkt.

Passend dazu bildet die BILD den „entsetzten Rentner“ und darunter ein Bild von Onkel Rudi ab.

Weiter heißt es:

Es passierte, als wir gerade die Urne des Verstorbenen ins Grab senkten, uns verabschieden wollten. Plötzlich tauchte direkt neben uns die nächste Trauer-Gesellschaft auf. Der Friedhofsmitarbeiter schob uns richtig zur Seite, begann ebenfalls mit der Zeremonie. Wir standen Auge in Auge mit den anderen Trauernden! Es war grotesk! Wir waren wie erstarrt, versuchten, die Fassung zu bewahren.“

Wie fürchterlich! Auge in Auge mit anderen Trauernden! Meine Güte! Empörung bitte! Wie können es andere Menschen wagen, auch zu trauern. Das hat Onkel Rudi (†90) nicht verdient!
Und natürlich ist der Rentner, der eben noch entsetzt war, jetzt auch empört:

Gleich im Anschluss wandte sich der empörte Neffe an die Friedhofsverwaltung.
„Ich war so sauer, wollte mich beschweren, wissen, wie so etwas passieren konnte.“
Dann die Ernüchterung: „Die Mitarbeiterin zuckte nur mit den Schultern. Erklärte, dass die Termine eben so eng getaktet seien.
Total pietätlos! Mein Onkel hätte einen würdevollen Abschied verdient.“

Tja, was soll die Friedhofsverwaltung auch machen?
Eine anständige Friedhofsverwaltung hätte fairerweise eine ganze Reihe von schönen Reihengräbern, Familiengräbern und Gruften angeboten und nicht nur eine so kleine Gemeinschaftsgrabstätte.
Wie? So etwas hätte man in Frankfurt-Höchst auch haben können?
Wie? Die Angehörigen haben bewußt so ein Gemeinschaftsgrab gewählt?

Okay, lassen wir die Kirche im Dorf! Es steht jedem frei, selbstverständlich auch ein Gemeinschaftsgrab zu wählen. So ein Grab bedarf keiner Pflege, ist für gewöhnlich auch das günstigste und der Verstorbene kommt trotzdem anständig unter die Erde.
Das sind alles Gründe, die durchaus für ein solches Grab sprechen.
Und deshalb entscheiden sich auch immer mehr Menschen für ein solches Grab.
Nur wenn man es tut, dann muß man sich eben auch genau dieser Tatsache bewußt sein: Der Verstorbene liegt mit anderen Leuten auf dem selben Fleck.
Und diese anderen Leute werden auch an diesen Fleck kommen, um dort zu trauern oder eben auch, um dort jemanden beizusetzen.

Und bitteschön: Man war schon fast am Ende der Zeremonie angekommen, die Urne wurde schon ins Grab gesenkt.
Eventuell müßte man seitens der Friedhofsverwaltung ein bißchen mehr darauf achten, daß man Beisetzungen in solchen Gräbern nicht unmittelbar aufeinanderfolgend terminiert.
Im Übrigen gibt es für alle, die in der Trauerhalle oder am Grab etwas länger brauchen, beispielsweise weil Reden gehalten werden oder ein Chor singt usw., die Möglichkeit die doppelte Bestattungszeit zu beantragen und zu bezahlen.
Dann bekommt man quasi die Zeit zweier Bestattungen zur Verfügung gestellt.

Gefordert ist hier auf jeden Fall der Bestatter. Der muß die Verhältnisse und Gepflogenheiten auf dem Friedhof kennen und die Angehörigen auf diese Umstände hinweisen.
Im Online-Portal der BILD kann man anklicken, wie man zu dem Artikel steht:
3 Personen lachen darüber, jeweils eine Person klickte „Wow“ oder „Staunen“ an und 22 verfallen, so wie es die BILD gerne sieht, in „Wut“.

Quelle der Textzitate BILD


Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:

keine vorhanden

Branche / Kommune

Berichte und Kommentare zu Verwaltungen, Kirchen, Friedhofsträgern und der gesamten Bestattungsbranche.

Lesezeit ca.: 5 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: | Peter Wilhelm 31. März 2015

Lesen Sie bitte auch:


Abonnieren
Benachrichtige mich bei
12 Kommentare
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anzeigen
Christina
9 Jahre zuvor

… pietätlos ist höchstens das Foto von Onkel Rudi in der Bildzeitung, immerhin kann der sich ja nimmer wehren … 🙂

Dave B
9 Jahre zuvor

Ach muss die Bild wieder Eklats selber ranzüchten?

Es fehlt bestimmt noch der nachfolgende Artikel mit „Ich wollte ganz alleine um Onkel Rudi (†90) trauern und dann waren da noch andere Leute auf dem Friedhof. Können die nicht woanders hingehen? Ich muss doch hier trauern.“

Rumpel
9 Jahre zuvor

Zitat
Aus einem Täter wird dann schnell mal der “irre Täter”
Zitatende
Noch besser: Aus einem eventuellen Täter, wo nur Verdacht besteht, wird ein Täter!

Big Al
9 Jahre zuvor

Geiz ist geil.
und Empörung billig.

Georg
9 Jahre zuvor

Diese kriminellen Schmierfinken aus dem Hause Springer können halt nicht anders,wenn dem so wäre dann würden sie bei einem weniger anrüchigen Arbeitgeber beschäftigt sein.

Winnie
9 Jahre zuvor

Zitat:
…und 22 verfallen, so wie es die BILD gerne sieht, in “Wut”.

Das nennt man „Schwarmintelligenz“ 😉

So wie es offiziell keine Käufer dieses riesenüberschriftenlastigen Blattes mit stetig steigender Auflage gibt, gab es auch beim damaligen, österreichischem Rechtsscheitelträger mit Minibärtchen niemals zujubelnde Massen, wie original Aufnahmen (wider-) belegen. 😉

André
Reply to  Winnie
9 Jahre zuvor

@Winnie:

Wie man auf einer einschlägig symphatischen Seite zum Thema Boulevardzeitung mit 4 großen Buchstaben sehen kann, ist die Auflage seit Jahren alles andere als „stetig steigend“. 😉

Winnie
Reply to  André
9 Jahre zuvor

@André:

Das finde ich gut, aber immer noch gibt es zu viele Leute die diesen Schund (niemals) kaufen. 😉
Dann sagen wir halt: „Aufwärts Freunde, es geht bergab.“ 😉

Flamebeard
Reply to  Winnie
9 Jahre zuvor

@Winnie:

Können wir das bitte „Schwarzverhalten“ nennen? Mit Intelligent hat das m.E. nichts zu tun…

Sina
Reply to  Winnie
9 Jahre zuvor

@Winnie:

Wie, die BLInD Zeitung hat nur
22 Praktikanten=?

Nanny Ogg
9 Jahre zuvor

Was meine Nachfahren mit den Überbleibseln meines Körpers mal anstellen, ist mir egal. Aber ein Foto von mir in der BILD – das geht zu weit, das geht gar nicht!

Christians Ex
9 Jahre zuvor

Was Leute sich so denken…
Kürzlich war eine Glosse in meiner eigentlich ganz vernünftigen Tageszeitung, wo sich ein virtueller Charakter stellvertretend darüber ausließ, dass er in einer Bank nicht bedient worden sei, in der er nicht Kunde ist und wo er sich für eine Kreditkarte einer *anderen* Bank legitimieren lassen wollte…




Rechtliches


12
0
Was sind Deine Gedanken dazu? Kommentiere bittex