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Ausverkauf in Warstein

1998 wußte jeder Bestatter in der ganzen Republik, daß harte Zeiten kommen werden. „Die Sterbezahlen gehen zurück!“ lautete die Warnung, die alle Bestatterverbände und Statistiker aussprachen. „Die Weltkriege, die steigende Lebenserwartung und mehr Mitbewerber auf dem Markt sorgen für harte Zeiten, zieht Euch warm an“, hieß es. Den Friedhöfen machten obendrein die veränderten Bestattungsgewohnheiten (Friedwälder, Seebestattungen etc.) zu schaffen. Von dieser Entwicklung scheint man in Warstein seinerzeit nichts gehört zu haben. Man sah dort nur, daß der vorhandene Friedhof nahezu belegt war und plante einen neuen. Und das tat man großzügig, zu großzügig wie sich bald schon herausstellen sollte.

Denn das 3.870 Quadratmeter große Areal des neuen Friedhofs blieb nahezu gänzlich leer. Die Sauerländer folgtem den allgemeinen Trend zur platzsparenden Urnenbestattung und so ergab es sich, daß freiwerdende Flächen auf dem alten Friedhof dann doch ausreichten. Nur verschwindend wenige Grabsteine sind auf dem neuen Friedhof zu finden und so kam es wie es kommen mußte, der Friedhof wurde entwidmet und zum Verkauf angeboten.

Für schlappe 130.000 Euro ist das Ganze ein wahres Schnäppchen und bald schon zieht die Familie eines städtischen Tiefbauamtmitarbeiters dort ein.
Das Riesengrundstück in bester Wohnlage, das Gebäude mit sieben Räumen und 200 qm Wohnfläche und der Glockenturm gehören dann Privatpersonen, die sich über das Schnäppchen freuen dürften. Der Stadt ist mit der im Verhältnis doch recht kleinen Summe kaum geholfen, dennoch sieht man den Immobilienverkauf mit einem lachenden und einem weinenden Auge, so hat man wenigstens den Klotz vom Bein.

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Wer jetzt auf den Käufer (eigentlich Fast-Käufer, denn die endgültigen Verträge werden derzeit gemacht) neidisch ist, der muß nicht leer ausgehen. Noch ist die frühere städtische Grundschule mit immerhin 9.500 Quadratmetern Grundfläche ebenfalls günstig zu haben.

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Lesezeit ca.: 3 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 28. April 2009 | Revision: 28. Mai 2012

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akbwl
15 Jahre zuvor

Ist nun auch das Friedhofsgelände selbst verkauft worden oder nur die Gebäude? Wenn auch die fast 4.000qm Grund im Kaufpreis von 130.000 EUR enthalten sind, wäre das ja schon fast eine Schenkung. Wobei, wer will schon in Warstein wohnen? Dann schon lieber in Rothaus…

Leptharius
15 Jahre zuvor

Ein Schnäppchen isses schon, hoffen wir nur das bei der Entwidmung kein Sarg vergessen wurde …(wer Poltergeist kennt wird wissen was ich meine!) 😉

15 Jahre zuvor

dank NKF (Neues kommunales Finanzwesen) müssen die Städte jetzt an ihr Familiensilber.
Und über NKF könnte ich wirklich Bände verlieren. Wo geht das denn an, dass die Vermögenswerte von den Städten selbst bewertet werden und die Verbindlichkeiten auch? Da ist kein externe drin, der Kassensturz macht…

Matthias
15 Jahre zuvor

Mein Gott, und wir haben für 500 m² vor vier Jahren gut 80.000 bezahlt! Und das auch noch ausgerechnet in Berlin -.-

15 Jahre zuvor

Ich stelle nur mal was in den Raum: Ob der Tiefbauamtmitarbeiter bei der Entscheidung zur Erschließung des Geländes mitgewirkt und sich dadurch jetzt ein Schnäppchen selbst geschenkt hat?

MacKaber
15 Jahre zuvor

Schnäppchen oder nicht, hier muß noch ganz ordentlich viel umgebaut und Geld hineingesteckt werden. Sooo billig ist das auch wieder nicht. Dann dürfen die Angehörigen zur Grabpflege mindestens so lange auf das Grundstück, bis die Ruhezeit abgelaufen ist. Was mich an der Geschichte anmacht ist die Möglichkeit mir einen schönen Park einzurichten.

Eulchen
15 Jahre zuvor

geil…das hat ja schon was von einem Loft =). Eine Heizung kann doch nicht das Problem sein. Eventuell Erdwärme?

Hümmeken
15 Jahre zuvor

Wer möchte auch schon auf einem so gut wie leeren Friedhof begraben werden, wenn es die Möglichkeit gibt auf den „traditionellen“ Friedhof seine letzte Reise anzutreten? Und die Leichenhalle ist doch sehr geräumig, da wird einiges an Heizkosten auf den Besitzer zukommen.

w-ali
15 Jahre zuvor

Für die Familie des Tiefbauamtarbeiters ist es vom Vorteil, die können jetzt ihren eigenen Mausoleum auf dem eigenen Grundstück errichten;-)

Andreas Lechthaler
15 Jahre zuvor

„Ruhiges Grundstück mit anspruchslosen Mietern günstig abzugeben, ummauert, alteingewachsener Baumbestand vorhanden…“
🙂 Lechthaler

isidor
15 Jahre zuvor

@5: eine Mitwirkung ist möglich, aber entscheiden muss es letztlich der Stadtrat, dem der Mitarbeiter als Teil der Verwaltung nicht angehören darf. (Abgesehen vom Ausschlussgrund der Befangenheit).

Micha
15 Jahre zuvor

Meine alte Grundschule war auf drei Seiten vom Friedhof eingeschlossen. Gruselig.

Ist mir erst Jahre später aufgefallen. Aber da war ich schon entkommen.

15 Jahre zuvor

Also wenns dort so ausieht wie auf unseren Friedhöfen, würd ich zuschlagen. Man kommt sich dort immer vor wie in einem Harry Potter Film. Alles so englisch, mit 4-Seiten-Hof und viel Efeu. Und um die Wärme muss man sich auch nicht kümmern, das Krematorium ist direkt mit dabei.




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