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Billigbestatter und Sozialbestattungen

In den vergangenen Wochen haben wir hier recht oft über Sozialbestattungen diskutiert.
Dabei ist eine Frage offen geblieben, nämlich wieviele Bestattungen eine Kommune durchführen muß, bei denen der Verstorbene keinen ausreichenden Nachlass hinterlässt und auch keine Nachkommen zu ermitteln sind.

Für die Stadt Wiesbaden, nur mal als Beispiel, sind das pro Jahr nur vier bis fünf solcher Fälle.
Immerhin rund 50 Fälle bearbeitet die Ordnungsbehörde, in denen es zwar Angehörige gibt, diese aber die Übernahme der Kosten schlichtweg verweigern. In diesen Fällen fordert die Stadt die Kosten unerbittlich ein, wobei die betroffenen Angehörigen noch Glück haben, weil die Stadt kein Bußgeldverfahren einleitet. Es ist nämlich eine Ordnungswidrigkeit, seinen Verpflichtungen als Bestattungspflichtiger nicht nachzukommen.

Damit es künftig weniger solche Fälle gibt, hat die Stadt Wiesbaden im Rahmen einer Ausschreibung einen Bestatter gesucht, der zu günstigen Preisen solche Bestattungen durchführt.

Sieger der Ausschreibung ist der 25-jährige Rüsselheimer Bestatter Thomas Pösl.
Für eine Erdbestattung berechnet Pösl knapp 480 Euro und eine Feuerbestattung wickelt er für knapp 830 Euro ab.
„Jeweils inklusive Sarg aus Tschechien, hygienischer Versorgung der Leiche, Bettengarnitur, Totenhemd, Formalitäten wie Sterbepapiere, Terminabsprache mit dem Pfarrer und schließlich noch das Kreuz fürs Grab.“ (1)

Mit diesen niedrigen Beträgen hat sich Pösl den kommunalen Auftrag gesichert, günstiger als er war niemand sonst.
Damit ist er der Bestatter, der künftig im Auftrag des Ordnungsamtes diejenigen bestattet, die keine Hinterbliebenen haben oder bei denen sich diese zunächst weigern, die Kosten zu übernehmen.
Als Ortspolizeibehörde muß das Ordnungsamt der Landeshauptstadt in diesen Fällen schon aus Gründen der Gefahrenabwehr und zu Erhaltung der Hygiene einschreiten.

Die Kommunen stehen in solchen Fällen grundsätzlich vor zwei Aufgaben. Einerseits haben die Toten laut Gesetz einen Anspruch auf eine würdige Bestattung und andererseits ist man verpflichtet, so kostengünstig wie möglich zu arbeiten.

Pösl ist in der Branche kein Unbekannter. Der Ruf, besonders günstig zu bestatten eilt ihm von Rüsselheim bis nach Wiesbaden voraus und so kommt es, daß er mehrere Dutzend Bestattungen in der Landeshauptstadt durchführte. Mittlerweile landen bei ihm auch die Familien, denen das Sozialamt wegen Mittellosigkeit die Übernahme der Bestattungskosten zugesichert hat.

(1) http://www.main-rheiner.de/region/objekt.php3?artikel_id=3333498


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Lesezeit ca.: 3 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: 28. Mai 2012 | Peter Wilhelm 28. Mai 2012

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rosaschaf
15 Jahre zuvor

Es geht vor allem darum, dass Billigbestattungen immer mehr zum Thema werden. Nicht nur weils keine Angehörigen gibt, sondern weil die Armut größer wird. Nicht ganz unwichtig das Thema

ElbKind
15 Jahre zuvor

warum ein so ausführlicher Bericht über einen Bestattungsdiscounter? In jeder Branche gibt es Billigheimer – und immer kommt irgendwann einer, der noch billiger ist. Wie wir von Aldi & Co. wissen, kann das wirtschaftlich recht erfolgreich sein. Und irgendwann ist es für die Leute eben auch „geil“ statt peinlich.

15 Jahre zuvor

Naja, hier geht es wohl weniger um einen allgemeinen Billigtarif für alle, sondern um eine kostengünstige Beerdigung für all jene, die nichts und/oder niemanden haben. Und als Steuerzahler finde ich es durchaus lobenswert, dass die Sozialämter auch für Bestattungen aufs günstigste Angebot zurückgreifen.. Mit „Geiz ist geil“ hat das wohl weniger zu tun.

OEM
15 Jahre zuvor

Thomas oder auch TOM genannt… Deshalb

sternburg
15 Jahre zuvor

Ja, und? Schafft er es nun, dafür die Leute in Würde unter die Erde zu bringen? Und dann vielleicht trotzdem noch nen ordentlichen Schnitt zu machen?

Da sind wir uns doch einig: _wenn_ er das schafft, ist das ganze doch zu begrüßen, doer?

Karla
15 Jahre zuvor

@OEM: ja klar. Wenn einer Thomas heißt, dann hat er seine Identität ja auch sowas von verschleiert, wenn er hier als TOM auftritt. Ja nee, ist klar. 😉

Ausserdem macht Tom keine Bestattungen über Tschechien, wie man bereits mehrmals lesen konnte.

anita
15 Jahre zuvor

Muss man wirklich, wirklich fuer die Bestattung aufkommen, selbst wenn man sich mit seinen Eltern zerstritten hat? Ist es nicht unzumutbar, wenn man Geld fuer Leute zahlen muss, die einem das Leben vielleicht sogar zur Hoelle gemacht haben? Da muss es doch eine rechtliche Handhabe geben!

alfred
15 Jahre zuvor

@ anita
Unter den von dir geschilderten Voraussetzungen zahlt mancher womöglich sogar gerne.

Thomas
15 Jahre zuvor

@ Anita: Wer soll denn die Bestattung für diese schrecklichen Eltern sonst zahlen, wenn nicht die eigene Brut? Die Kosten fallen ja mal auf jeden Fall an und mit etwas Glück erbt man ja auch ein bißchen was…

bloeder_hund
15 Jahre zuvor

dachte,
Feuerbestattungen sind günstiger wie Erdbestattungen

15 Jahre zuvor

@bloeder_hund: JEIN. Der Kostenvorteil bei Feuerbestattungen entsteht dadurch, daß man normalerweise einen günstigeren Sarg verwenden kann und später ein kleineres und preiswerteres Grab nehmen kann.
Da sich die Zahlen in diesem Artikel nur auf die Bestatterdienstleistungen erstrecken, fällt der Kostenvorteil mit dem Grab zunächst einmal weg, bzw. ist nicht Gegenstand des Artikels.
Dadurch, daß die Einäscherungskosten und eine Urne hinzukommen, sind die Feuerbestattungs-Kosten auf den ersten Blick höher.
Aber wiegesagt, unterm Strich relativiert sich das, wenn das Grab ins Spiel kommt.

Peter Meier
15 Jahre zuvor

Kennen Sie die Preise einer normalen Bestattung?

Es sind keine Billigbestattungen, sondern die normalen Betsttungen sind abzockender Wucher ohne Ende, da wird zugelangt dass die Schwarte kracht.

Der Kunde (nicht der Tote) ist eh in Trauer und kann bestens über den Tisch gezogen werden „darf es noch ein bischen mehr sein“.

Es ist endlich an der Zeit, daß auch Bestatter die Pietät besitzen, im Moment des Todes nicht die Leute über den Tisch zu ziehen.

Die normale Bestattung ist zu teuer, nicht der Sargdiscount zu billig !!!

Micha
15 Jahre zuvor

Ich denke die Leser dieses Blogs kennen die Preise einer normalen Bestattung mittlerweile ganz gut.
Und wir verstehen auch, dass Arbeit angemessen bezahlt gehört.
Und als jemand, der selber in einem kleinen Unternehmen arbeitet und sich über Kunden ärgert, für die man 3 Stunden arbeitet und die dann nicht einmal eine halbe bezahlen wollen, finde ich solche Beiträge sehr traurig, Peter Meier.

Arbeit gehört angemessen bezahlt, und „Geiz ist Geil“ wird irgendwann dazu führen, dass alles nur noch von der Stange, vom Konzern, oder aus Chinesischer Kinderarbeit gekauft wird.

Weils ja so schön billig ist.

Mac Kaber
15 Jahre zuvor

Die Menge machts?

wenn ich das recht verstanden habe, bekommt der sein Geld von der Stadt und muß nicht auch noch die Grabkosten vorstrecken?




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