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Der billige Jakob aus dem Internet

Wie wird der Mund einer Leiche verschlossen?

Immer wieder berichtete ich über „billige“ Internetbestattungen und warnte davor, hier zu große Erwartungen zu haben. Bestattungen sind eine Mischung aus Warenlieferungen und Dienstleistungen. Man kann bis zu einem gewissen Grad durch geschickten Einkauf recht günstige Waren anbieten und im Zweifelsfall auch auf gewisse Dienstleistungen verzichten; dadurch erreicht man einen etwas günstigeren Preis.
Das kann jeder Bestatter.

Wenn jedoch die Preise unterhalb einer gewissen Grenze angesiedelt sind, dann muß doch jedem klar sein, daß er dafür nur die Leistungen eines Schnellrestaurants und keine gute Küche mit gutem Service erwarten darf.

Aber tatsächlich ist es sogar möglich durch weitere Einsparungsmaßnahmen den Preis noch weiter zu drücken, dann muß aber dem Kunden auch klipp und klar gesagt werden, daß er eine Leistung erwarten muß, die der Leistung herkömmlicher Bestatter nicht entspricht. Unterm Strich ist dann zwar alles geliefert und alles gemacht, aber eben nicht einmal nach Schema F sondern unter Umständen aus der untersten Schublade.

Ärgerlich hingegen ist es, wenn mit einem extrem günstigen Preis geworben wird und dem Kunden trotzdem der Einruck vermittelt wird, er könne für einen Pappenstiel eine supertolle und umfassende Leistung bekommen. Hinterher entpuppt sich das leider nur allzu oft als Mogelpackung und dann kommen die wahren Zusatzkosten zum Vorschein:

Hallo,

hätte ich Ihre Website früher besucht, wäre uns das hier alles erspart geblieben…. aber der Reihe nach:
Mein Schwiegervater ist verstorben und weil ich telefonisch nicht erreichbar war, ließ meine Schwiegermutter sich in ihrem Schockzustand einen Bestatter aus dem Internet raussuchen (von einer Person, die das Recherchieren sicher nicht erfunden hat :-\ !). So kam es zu der unsäglichen Tatsache, dass sie A.-Bestattungen schon angerufen und per Vollmacht engagiert hatte, als ich gegen Mittag zu ihr kam. Nach der telefonischen Auskunft sollte eine Urnenbeisetzung inkl. Überführung 1000€ kosten, was meine Schwiegermutter positiv beeindruckte – also berichtete sie mir fast freudig davon. Mir graute schon vor dieser merkwürdigen Aussage, aber es sollte noch schlimmer kommen als ich befürchtete… den Bericht hänge ich unten an, erst einmal möchte ich aber meine akute Frage loswerden:

Dieser Bestatter hat doch die Frechheit, nicht nur die vereinbarten 1000 € in Rechnung zu stellen, sondern auch noch für das
Abholen von zu Hause 150 €
Überführung in die Klimaräume 350 €
5 Tage Kühlung 195 €
Überführung in das Krematorium 350€
Überführung der Urne zum Friedhof 90 €
damit liegt er schlappe 1136 € über dem vereinbarten Preis – das sind 113 % !!

Wir haben der Rechnung widersprochen, könnten aber gut moralischen Beistand gebrauchen ob der Unverschämtheiten dieses Unternehmens. Wenn Sie irgendeine Idee haben, wie wir A.-Bestattungen begegnen können – besonders im Fall einer Nichtakzeptanz unseres Widerspruchs , wovon ich bei den bisherigen Geschäftsgebahren des Bestatters mal ausgehe – wären wir für jede Unterstützung dankbar.

Hier nun wie versprochen das Szenario der Abholung (man könnte es auch Kadavertransport nennen 🙁 ) – ich hatte es nach 2 Tagen niedergeschrieben, um das Erlebte besser verarbeiten zu können-

“ Montag mittag war ich das erste Mal da, und wir haben meinen Schwiegervater schön hingelegt und zugedeckt (er starb in seinem Bett, sie war dabei) und eine Kerze angezündet.
Dann zeigte sie mir das Fax vom Bestatter, mit dem meine Schwägerin schon telefoniert hatte. Sie sagte, dass sei ein sehr guter Bestatter, er hätte gute Kritiken in der „Zeit“ und im „Spiegel“ bekommen – dass das Artikel waren, die sie von der Website des Bestatters hatte, sagte sie mir nicht! Natürlich schreibt der auf seiner Seite nur Gutes. !!!

Naja, also Montag: weil mein Mann auswärts auf einer Tagung war und erst gegen 18 Uhr kommen konnte, sollte der Bestatter (ich dachte ja bis dahin noch, ein Bestatter käme) um 19 Uhr kommen, damit wir alle gemeinsam nochmal Abschied nehmen können. Aber mein Mann hat einen Zug früher erwischt und war schon um 16 Uhr da – also habe ich in Berlin (man beachte, wir wohnen 300 km entfernt!!) angerufen und um frühere Abholung gebeten. Da sagte man mir, der Wagen sei schon anderweitig unterwegs und käme erst gegen 20 Uhr. Dann kam ein Anruf aus Berlin, dass es noch später würde, etwa gegen 21 Uhr. Naja, während der Wartezeit haben wir dann eine Liste gemacht für die Trauerkarten und einen Entwurf geschrieben. Als um 22 Uhr noch immer niemand da war, habe ich wieder in Berlin angerufen, ob denn noch jemand käme. Ja, kam die Antwort, der Wagen wäre in 10 Minuten da.

20 Minuten später ging das Licht an und ein kleiner untersetzter Mann mit Riesenplautze stand auf dem Hof – einen Leichenwagen konnte ich nicht sehen. Wir gingen raus zu ihm und er begrüßte mit :“Ich hasse Staus. Tschuldigung für die Verspätung, aber die Autobahn war so voll“ Kein Wort des Beileids…. Ich sah mich nach seinem Kollegen um, denn ich erwartete mind. zwei Leute. Da war aber niemand…

Er stieg dann in einen silbernen Lieferwagen (!) und fuhr rückwärts auf den Hof. Ich ging schon rein und wollte den Weg freiräumen, von drinnnen sah ich , wie er die Heckklappe öffnete und drei weitere Särge zum Vorschein kamen, 2 oben, einer unten. Da hätte ich ihn am liebsten schon fortgejagt! Aber meine Schwiegermutter schien sich gut mit ihm zu unterhalten da auf dem Hof und hat dann auch noch den Sarg für ihren Mann mit aus dem Auto gehoben !!!

Ich hätte heulen können, aber ich mußte ja durchhalten – für meinen Schwiegervater und für meine unter Schock stehende Schwiegermutter! Der Typ hat dann gutgelaunt und schnaufend den Sarg – eine Kieferkiste, unbehandelt!!- durch das Wohnzimmer bis ins Krankenzimmer geschoben, den Deckel hat er gleich im Wohnzimmer abgelegt, damit es in dem anderen Zimmer nicht zu eng wird. Meine Schwiegermutter scheint das alles nicht zu stören, sie bemerkt nur, wie schön es nach Wald duftet, das hätte meinem Schwiegervater wohl gefallen – ja, unbehandeltes Holz riecht eben noch! Und dann…. haben wir im Zimmer alles beiseite geräumt, er hat mit großen Getöse und Gebrabbel ( was interessiert mich seine 17jährige Tochter!) den Sarg – besser träfe wohl eher die Bezeichnung Holzkiste, an einen Sarg erinnerte nur die Form, alles andere war Baumarktbausatz – ans Bett geschoben mit den Worten „Köfpchen hier, Füßchen da!“ *kotz*

Er holte eine weiße Plastikfolie hervor, faltete sie aus und legte sie in den nackten Sarg. Anschließend streifte er sich Gummihandschuhe über und begleitete seine Handlungen mit dämlichen Erklärungen, als seien wir kognitiv minderbemittelt oder so. („Ich war früher mal Sanitäter, wissen Sie, und deshalb ziehe ich Handschuhe an. Das ist nicht wegen Ihnen oder ihm, ist nur für mich blablabla“) Dann faßte er den einen Arm meines Schwiegervaters und bat mich, die Füße zu nehmen. Er fing an, den Toten am Arm zu ziehen und wegen der Leichenstarre bewegte sich der ganze Körper *grusel* und ich nahm die Beine und gemeinsam hoben wir ihn in den Sarg. Dabei stand der Kopf hoch und ich wollte ihm sein Kissen mitgeben und sagte zu meiner Schwiegermutter, die am Kopfende stand ,sie soll das mal rüberreichen. Da sagt sie doch, Nein, das bleibt hier !! Ich habe ein anderes Kissen geholt und es ihm unter den Kopf gelegt, da steht dann dieser dicke Mann, faltet die Hände über seiner übersimensionalen Plautze und macht einen andächtigen Seufzer: „So ein hübsches Kissen, das ist aber schön, nicht wahr!“

Dabei liegt mein Schwiegervater in einer nackten Holzkiste auf einer Plastikfolie!!!! Ich streichele dem Toten nochmal die Beine, plötzlich stellte sich der Mann ans Fußende des Sarges und faltete wieder seine Hände über dem Bauch, atmete zweimal schwer und schwieg – das muß er wohl mal in einem Film gesehen haben, so sah es jedenfalls aus.

Dann schob er den Sarg ins Wohnzimmer, wo der Deckel lag, und weil er ihn nicht allein auflegen konnte, mußte ich mit anfassen und den Deckel auflegen.
Beim Ausfüllen des Zettels für den Sarg schrieb er das Geburtsdatum meiner Schwiegermutter auf die Karte – als ich korrigierte, wollte er mir erst nicht glauben, schrieb dann aber doch eine neue Karte, ohne Geburts- und Sterbedatum! Wer weiß, ob der Zettel nicht beim Auspacken runterfällt und später die Asche eines anderen in der Urne landet. Zudem hatte am Vormittag der Arzt auch noch den Totenschein falsch ausgefüllt: er hatte einen falschen Sterbemonat eingetragen – nun hatte dieser Fahrer nicht einmal gültige Papiere mit.
Ich bete für meinen Schwiegervater, der eine solche letzte Reise wirklich nicht verdient hat!!!

So, das war der sehr persönlich befärbte Bericht einer von „A.-Bestattungen“ durchgeführten Abholung von zu Hause, für die doch glatt 150 € auf der Rechnung stehen mit anschl. Überführung in die Klimaräume für weitere 350 € – hatten die die Leiche vorher auf dem Autobahnparkplatz stehen oder was!!??

Genug erstmal von mir, ich würde mich freuen, bald von ihnen zu lesen!

Gruß, M.

Ohne einen Einblick in die Unterlagen kann ich nicht sagen, ob Ihr übers Ohr gehauen worden seid.
Gerade solche Billiganbieter haben oft sehr ausgeklügelte und pfiffige Bedingungen, denn sie rechnen wahrscheinlich oft schon von vornherein mit entsprechenden Reklamationen und evtl. Klagen.

In Eurer Heimatstadt gibt es sehr gute und alteingesessene Unternehmen, die binnen 20 Minuten da gewesen wären und Euch gut bedient und beraten hätten. Für über 2.000 Euro kriegen auch die eine sehr anständige Bestattung mit allerlei Drum und Dran hin, ohne daß sie sich als billiger Jakob darstellen müssen.
Vermutlich haben sie sogar ebenfalls sehr viel günstigere Angebote, die sich jeder leisten kann.

Es war also grundsätzlich ein Fehler einen so weit entfernten Bestatter einfach aus dem Internet auszusuchen.
Die Probleme sieht man ja jetzt: Auf berechtigte Reklamationen wird nicht reagiert.

Wie das Ganze in Einzelnen abgelaufen ist, finde ich schlimm, aber es ist der Tatsache geschuldet, daß man einen Billigbestatter genommen hat. Gute Hosen gibt’s beim Schneider.

Natürlich kann man auch bei einer günstigen Variante einen entsprechend pietätvollen Umgang erwarten, aber wenn man eine Firma von weither nimmt, die man nicht kennt, dann muß man leider in den sauren Apfel beißen.

Zu den Kosten: Wie gesagt, es hängt von den Vertragsbedingungen ab, die ich hier nicht kenne.
Ansonsten würde ich für eine „Abholung“ bei der ich als Familienangehöriger noch mit anfassen muss gar nichts bezahlen, zumindest nicht, wenn es so schrecklich abläuft wie hier geschildert.
Ein nackter Holzsarg nur mit Plastikfolie ist m.E. nicht fach- und sachgerecht, es ist würde- und pietätlos und muß nach meinem persönlichen Dafürhalten auch nicht bezahlt werden.
Es gibt Sarginnenausstattung in Stoffoptik aus Papier von der Rolle, da kosten die benötigten zwei Meter weniger als ein Päckchen Kaugummi, das sollte mal, auf einer saugfähigen Unterlage, das Mindeste sein.
Die undurchlässige Folie ist ansonsten eher als allerunterste Schicht zur Abdichtung gedacht und nicht, daß der Verstorbene darauf liegt.

Daß der Billigbestatter einen Fahrdienst hat, der bis zu vier Verstorbene auf einmal transportiert, das ist sicherlich nicht schön, aber wenn man einen Bestatter von soweit her bestellt, der bundesweit überführt, dann wird es vermutlich fast immer solche Sammeltransporte geben. Ihr hattet ja was Günstiges gewollt.
Aber: man kann auch einen Mehrsargtransporter durch einfache Vorhänge vor den einzelnen Sargfächern sehr viel pietätvoller ausschauen lassen.

Die zusammen 500 Euro für „Abholung“ und „Überführung“ sind eine Frechheit.
Allerdings müßte man mal sehen, wie diese Leistung beworben wird und was ihr unterschrieben habt.
Die Kosten für die Kühlung gehen von der Höhe her in Ordnung, Strom kostet.
Die weiteren 350 Euro für die Überführung zum Krematorium und die 90 Euro für den Versand der Urne zum Friedhof kann ich auch nur dann beurteilen, wenn ich alle Unterlagen sehen kann.

Man muß zur abschließenden Beurteilung wissen, ob es sich bei den ursprünglichen 1.000 Euro um einen Grundpreis handelt, zu dem immer eventuelle Kosten, vielleicht sogar entfernungsabhängig, hinzukommen, oder ob es sich tatsächlich um ein Lockangebot handelt und die tatsächlich noch anfallenden Kosten verschwiegen werden.

Mein Tipp: Billigbestattungen aus dem Internet nur dann nehmen, wenn man wirklich gar nicht anders kann und mit dem hier Geschilderten zufrieden ist.
Ansonsten hat der Bestatter an der Ecke immer ein passendes Angebot. Und wenn einem das Angebot nicht gefällt oder einem die Nase dieses Bestatters nicht gefällt, meine Güte, dann geht man eben zum nächsten.


Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:

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Berichte und Kommentare zu Verwaltungen, Kirchen, Friedhofsträgern und der gesamten Bestattungsbranche.

Lesezeit ca.: 14 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: 26. Juni 2012 | Peter Wilhelm 26. Juni 2012

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16 Kommentare
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Alle Kommentare anzeigen
Matthias
13 Jahre zuvor

Die Beisetzung und Überführung (zum Friedhof) haben sicherlich zusammen 1000 Euro gekostet, der Rest…

Da wird man wohl nichts machen können. Was bin ich froh, das Blog schon so lange zu kennen.

Thomas
13 Jahre zuvor

Meine Erfahrung mit Handwerkern vor Ort: Wenn man wirklich plausibel darlegen kann, was man maximal zu zahlen bereit ist oder finanziell leisten kann, dann wird der Betreffende immer eine Lösung finden. Nicht immer die beste, aber immer eine akzeptable. Die Leute leben von guter Mundpropaganda, weil sie sich teure Werbung nicht leisten können und weil sie ihren Nachbarn täglich auf der Straße begegnen.

13 Jahre zuvor

Aber irgendwo ist auch dieser „billige Jakob aus dem Internet“ der Bestatter um die Ecke. Der wird ja kein ambulantes Bestattungsunternehmen führen, das nur aus einem Wagen, einem einzelnen dicklichen Fahrer und einem Handy besteht. Und leider ist nicht jeder potentielle Kunde schon seit langer Zeit im Bestatterweblog unterwegs und weiß, worauf er zu achten hat, was „normal“ ist, was man erwarten kann und was nicht, trotz wenig Geld. Das Problem gibt es wohl häufiger, wenn man auf den Preis achten muss. Dann wird schon mal recht schnell nur nach Preis ausgesucht, weil eben einfach nicht mehr drin ist. Und die Billigbestatter sind oft die einzigen, die vorab konkrete Preise nennen (ob sie diese dann halten, steht auf einem anderen Blatt). Vorher eine Verkaufsverhandlung zu führen und es den Bestatter des Vertrauens durchrechnen zu lassen, fällt nicht jedem leicht, abgesehen davon, dass man auch oft keinen Bestatter kennt, weil man noch keinen in Anspruch nehmen musste. Man weiß vielleicht hier und da von einigen guten, die schon die Beerdigung von Tante Klara und Oma Inge… Weiterlesen »

13 Jahre zuvor

@Claudia:

natürlich ist der Billigbestatter auch ein Bestatter von um die Ecke.

Nur entweder bekommt er aus diversen Gründen in der Ecke keine Aufträge mehr, oder er macht seine Arbeit in seiner Ecke ordentlich, und wildert nebenher noch ein wenig am „Billigmarkt“.

13 Jahre zuvor

@hiphappy:

Umso interessanter wäre die Möglichkeit eines konkreten Preis-/Leistungsvergleiches vorab. Dann würde man vielleicht eher den Weg zum „echten“ Bestatter suchen und nicht das Gefühl bekommen, nur den Festpreis-Heini aus dem Internet bezahlen zu können. Klar stehen auf der Auftragsbestätigung konkrete Preise und man hat dann noch die Wahl, abzulehnen. Aber schafft man dann noch den Absprung? Im Zweifel eher nicht.

MacJunior
13 Jahre zuvor

Zu Zeiten in denen der Werbeslogan „Geiz ist Geil“ immer größeren Anklang findet und eine immer größer werdende Hartz IV Kundschaft besteht, werden auch auf diesem Gebiet Billiganbieter versuchen, ihr Geld zu scheffeln und andere übers Ohr zu hauen.

Mit meiner bisherigen Lebensphilosophie, niemand hat etwas zu verschenken und Qualität kostet ihren Preis, bin ich bisher zum Glück solchen Scharlatanen immer entgangen.

Leider ist man aber in einem solch traurigen Moment nicht immer wirklich geistig zurechnungsfähig und ein leichtes Opfer, wenn man auf sein Geld achten muss.

In der Trauer sind ja dann auch noch die Behörden,- Banken- und sonstige Gänge zu tätigen. Viele erschlägt dann noch der Papierkram.
Wer hat dann noch die Kraft, von einem Rechtsanwalt prüfen zu lassen, ob der Bestatter vertragskonform und pietätvoll gearbeitet hat ? Geschweige denn noch einen Rechtsstreit zu beginnen ?
Dieser Umstand sowie die eingeschränkte Handlungsfähigkeit der Hinterbliebenen dürften dem beschriebenen Unternehmen durchaus bewusst sein.

SunFire
13 Jahre zuvor

@MacJunior:

Ich muss Dir (leider?) mit Deiner Einstellung „Niemand hat etwas zu verschenken und Qualität kostet ihren Preis“ vollkommen recht geben. ABER ich glaube, dass ein „statistisch signifikanter Anteil der Gesamtbevölkerung“ (sinngemäß entlehnt von J. von der Lippe) sogar bei solchen simplen Prinzipien nicht mehr mitkommt.

Ich kenne da eine Person, die in einer guten Zeit ein BWL-Studium abgeschlossen hat, der aber solche Prinzipien völlig fremd waren. Die Person hätte das aber leicht aus einer der ersten Vorlesungen im Studium ableiten können (Stichwort: Pareto-Regel, 80% eines Gutes kosten 20% des Geldes, die restlichen 20% kosten 80% des Geldes).

Insgesamt schweife ich aber jetzt zu stark in die BWL-Schiene ab 😉 Ach ja, muss noch hinzufügen:
„Wer billig kauft, kauft 2 Mal“.

Turtle
13 Jahre zuvor

@SunFire
[quote]“Wer billig kauft, kauft 2 Mal“[/quote]

Grundsätzlich hast du recht, aber bei Bestattungen trifft es das wohl nicht ganz 😉

Stefan
13 Jahre zuvor

Nur um mal ein paar Summen in den Raum zu stellen: Ich kann eine „Entsorgung“ für komplett 1600 Euro machen. Billiger Sarg (aber mit Innenausstattung Stoff), Decke, Kissen, einfaches Sterbehemd, Beratungsgespräch, waschen, einkleiden, einsargen, EINZEL-Überführung zum Krematorium in einem echten Leichen-/Bestattungswagen, ein wenig Trauerbegleitung, sämtliche Behördengänge und der gesamte Schriftverkehr mit Behörden, Rententrägern, Versicherungen kosten bei mir um die 900 Euro incl. MwSt (natürlich incl. 😉 auf sowas bitte auch achten). Dazu kommen nochmal rund 700 Euro für Leichenschau, Krematorium, Amtsarzt, Urkunden und einen anonymen Urnenplatz auf einem sehr billigen Friedhof. Macht komplett rund 1600 Euro. PUNKT „Üblich“ sind aber eher Kosten von ca. 1500 Euro beim Bestatter, ca. 400 für die Trauerfeierhalle, rund 1200 für Arzt, Urkunden, Gärtner, Drucksachen, Zeitungsanzeige usw. In meiner Gegend kostet eine komplette „bürgerliche“ Beerdigung also meistens 3.300 Euro PLUS Friedhofsgebühren (kann irgendwas zwischen 450 und 4200 sein) PLUS Steinmetz. JEDES (angebliche )Komplett-Angebot unter ca. 1500 Euro ist mit äusserster Vorsicht zu genießen. Angeblich sind wir doch alle „mündige Bürger“. Also los, weg mit der Schwellenangst. Geht zum Bestatter und… Weiterlesen »

Wissenistnacht
13 Jahre zuvor

Dazu hab ich mal eine allgemeine Frage. Wie sieht das eigentlich aus, wenn in diesem Fall die Vollmacht von Oma gegeben wurde aber ein Angehöriger dann dazu kommt und man diesen vorschnellen Entschluss bereut? Gibt es zu einer frühen Phase die Möglichkeit zum Widerruf, Rücktritt oder so?
Klar, das sollte im Vertrag geregelt sein und solche Unternehmen haben das wahrscheinlich auch so geregelt, dass die 1000Euro auf jeden Fall fällig sind.
Ein Bestatter ist Geschäftsmann und das man mit einer Dienstleistung Geld verdient ist klar. Wie bei allen Angeboten würde ich auch hier verschiedene Angebote einholen. Das geht aber meist nur, wenn man einen kühlen Kopf behält also als Betroffener wahrscheinlich nicht so gut.

Ansonsten: wer einmal wirklich unrealistische Einschätzungen für Preise erleben will, muss sich bei bekannten Handwerksauktionsplattformen umsehen. Was da teilweise sowohl von Kunde als auch von Dienstleister an Preisen genannt wird, KANN nicht klappen. aber mit realistischer Einschätzung und ohne absoluten Geiz kann man da auch gute Angebote finden (eigene Erfahrung mit Umzug).

Manfred aus Downunder
13 Jahre zuvor

Die Firma A. betreibt pietätlose Gebeinentsorgung und jedem sollte klar sein, dass er zu dem Preis auch nicht mehr erwarten kann, als ein Sammeltaxi mit einem Fahrer.
Das Unschöne daran ist nur, dass man die Leistungen erbringt, die in etwa zum Angebot passen, dann aber die Rechnung für eine Leistung aufhübscht die zu der erbrachten nicht mehr passt.

Klaus Brinkmann
13 Jahre zuvor

@ 10: Man sollte sich hierzu mal die Kommentierungen zum BGB anschauen, z.B. „Palandt“, „Münchner Kommentar (MüKo)“, „Staudinger“ etc., zu finden in Hochschul-/Uni-Bibliotheken und auch (größeren) Stadtbüchereien. Desweiteren insb. „Widmann“, allerdings seltener dort zu finden, häufiger in Jura-Bibs der Unis.

Klaus Brinkmann
13 Jahre zuvor

„Es gibt kaum etwas auf dieser Welt,das nicht irgendjemand ein wenig schlechter machen und etwas billiger verkaufen könnte,und die Menschen,die sich nur am Preis orientieren,werden die gerechte Beute solcher Machenschaften.Es ist unklug,zu viel zu bezahlen,aber es ist noch schlechter,zu wenig zu bezahlen.Wenn Sie zu viel bezahlen,verlieren Sie etwas Geld.Das ist alles.Wenn Sie dagegen zu wenig bezahlen,verlieren Sie manchmal alles,da der gekaufte Gegenstand die ihm zugedachte Aufgabe nicht erfüllen kann.Das Gesetz der Wirtschaft verbietet es,für wenig Geld viel Wert zu erhalten.Nehmen Sie das niedrigste Angebot an,müssen Sie für das Risiko,das Sie eingehen,etwas hinzurechnen.Und wenn Sie das tun,dann haben Sie auch genug Geld,um für etwas Besseres zu bezahlen.“

John Ruskin, 1819-1900, Slade Professor of Fine Art, University of Oxford

Martina
13 Jahre zuvor

Was ich ganz ehrlich manchmal nicht begreife sind Menschen die denken, Sie könnten für ganz wenig Geld was grandioses erwarten :-/
Für gute Leistung muss man leider Gottes auch ein bisschen mehr Geld lassen…

13 Jahre zuvor

Ein bißchen Reklame kann ja nie schaden, obwohl ich mir nicht vorstellen kann, daß es da draußen irgendeinen Bestatter gibt, der das Bestatterweblog nicht kennt. Aber dennoch habe ich gerne meine Zustimmung gegeben, als der Verband unabhängiger Bestatter

Gerd
13 Jahre zuvor

Ich bin selber Bestatter im Münsterland
und es gibt hier sehr viele Bestatter, da muß man GUT und PREISWERT sein.
Eine Anonyme Beisetzung peitätvoll durchgeführt kann man auch schon für 1500,00 € bekommen.




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