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Der Trauerschwindler – So ist das wirklich

Der Trauerschwindler, so heißt eine mehrteilige Kurz-Crime-Story in der ARD, die Du hier in der Mediathek findest.

Weshalb hat Der Trauerschwindler eine so große mediale Aufmerksamkeit

Sowohl die Serie, als auch die mediale Folgeberichterstattung erfährt derzeit viel Aufmerksamkeit. True-Crime ist sowieso in und alles, was etwas anrüchig oder kriminell ist, bekommt immer dann noch einen Interessenschub, wenn in irgendeiner Weise ein Bestatter damit zu tun hat.

Das liegt daran, dass Bestatter ihr Gewerbe sozusagen hinter den Kulissen abwickeln. Die Menschen bekommen von der Arbeit eines Bestatters nicht viel mit. Deshalb gibt es ja das Bestatterweblog überhaupt, um eben diesen Blick hinter die Kulissen zu ermöglichen und auf alle Fragen Antworten zu geben.
Für die meisten Menschen aber bleibt das Tun des Bestatters geheimnisvoll, von Mythen und urbanen Legenden umwoben und auch immer mit einer gewissen Portion Abscheu verbunden; ist so.

Außerdem nehmen die meisten die Dienste des Bestatters, koste es, was es wolle, solange mit großer Dankbarkeit und Zufriedenheit in Anspruch, bis die erste Trauer verflogen ist und die Bestatterrechnung im Briefkasten liegt. Ab dann wird aufgrund der hohen Summen, die sich da immer zusammenläppern, ganz oft nach Möglichkeiten gesucht, die Rechnung zu kürzen, Fehler zu finden und Rabatte herauszuschlagen. Überhaupt haben viele Bestatter mit so etwas wie Sozialneid zu kämpfen, muss man einfach mal so sagen.

Wenn dann aus diesem Personenkreis der Bestatter jemand wegen kriminellen Treibens ins Licht der Öffentlichkeit gerückt wird, dann ist das immer auch mit einer gewissen Portion Sensationslust verbunden.

Um was geht es überhaupt beim Trauerschwindler?

In Kürze: Ein Bestatter aus Rostock zeigt sich weiblichen Hinterbliebenen gegenüber als besonders einfühlsam und haltgebend. Die Betroffenen berichten übereinstimmend, im ganzen Trubel um den Sterbefall sei der Mann der einzige Ruhepol gewesen und habe ihnen einfühlsam Verständnis entgegengebracht.
Aus dieser empathischen Zuwendung haben sich in mehreren Fällen Liebesbeziehungen entwickelt. Der eloquente und charmante Mann hat dann begonnen, um Geld zu bitten und dieses auch erhalten. Hohe Summen, im Einzelfall auch schon mal 100.000 EUR flossen in seine Taschen.
Dabei hat der Bestatter, so wird berichtet, mehrere dieser Beziehungen auch nebeneinander unterhalten.

Die Frauen fühlen sich verständlicherweise betrogen, ausgenutzt und hintergangen. Ein Rechtsvertreter des Bestatters kommt in dem ARD-Mehrteiler zu Wort und äußert sich ungefähr so, dass die Frauen doch volljährig und im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte seien und somit doch selbst die Schuld trügen, wenn sie aus freien Stücken Geld verschenken. Außerdem hätten sie doch auch die Liebesdienste des Mannes in Anspruch genommen…

Wie ist das einzuschätzen?

Ganz viele Leserinnen und Leser fragten mich nach meiner Meinung zu dem Fall.
Über die strafrechtliche Einordnung mag ich nichts sagen. Das Ganze ist ein schwebendes Verfahren, der Mann ist derzeit „nur“ beschuldigt und es wird ein Urteil geben, dann wissen wir mehr.

Aber aus Sicht des Bestattungsgewerbes kann ich gerne etwas dazu sagen:

Da sich Trauernde in einem die freie Willensbildung einschränkenden Zustand befinden, dürfen Bestatter diese Situation nicht ausnutzen.

Das ist kein Gesetz, keine feste Regel, auf deren Einhaltung man verklagt werden könnte, aber eine anerkannte Regel, die zum Berufsethos der Bestatter gehört.

In erster Linie ist die Grundregel ganz klar in Hinblick auf das verkäuferische Geschick der Bestatter gemünzt. Man soll die hilflose Lage der Trauernden nicht ausnutzen, um denen unnötig teure Leistungen und Waren aufzuschwatzen.
Jedoch gilt dieser Verhaltenskodex ganz klar auch in diesem Fall des Trauerschwindlers.

Ohne Frage handelt es sich bei den mutmaßlich betrogenen Frauen um trauernde Hinterbliebene. Eindeutig ist auch die emotionale Situation der Frauen, die die Schulter zum Anlehnen und die verständnisvolle Zuwendung des Mannes annahmen. In dieser Situation nun um Geld zu bitten und auf dieser Basis Beziehungen zu
begründen, hat auf jeden Fall ein „G’schmäckle“ und gehört sich im Grunde nicht.

Auf der anderen Seite ist es natürlich Bestattern und Hinterbliebenen völlig unbenommen, sich ineinander zu verlieben.

BILDQUELLEN

  • export-pexels-katerina holmes-small: Pixabay

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Deshalb stehen über 4.000 Artikel in dieser Rubrik hier. Nach und nach, so wie ich die Zeit finde, räume ich hier auf.

Lesezeit ca.: 4 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: 25. Januar 2023 | Peter Wilhelm 25. Januar 2023

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3 Kommentare
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Alwin
1 Jahr zuvor

Männlich, ledig, 54, sucht …
… Lehrstelle zur/m Bestatter/in. Bei gegenseitigem Gefallen Einheirat in bestehenden Betrieb nicht ausgeschlossen. Eigenkapital nicht vorhanden, jedoch gute Beziehungen zur Borkenkäferindustrie. Lieferung von 3-4 Fichtensärgen täglich, kein Problem! Ganz neu die Modelle „Hambach“ und „Lützerath“. Lieferung solange Vorrat reicht.

Carola
1 Jahr zuvor

Ich würde niemals mit jmd eine Beziehung anfangen, wenn die Person gerade in einer Krise steckt. Zu gross die Gefahr, dass die Person nach Halt sucht und sich auf etwas einlässt, um später alles zu bereuen. Dann hat man als anständiger Mensch gefälligst zu warten und hält die romantischen Anwandlungen zurück, bis das Gegenüber wieder auf die Füsse kommt.

Coffin Corner
Reply to  Carola
1 Jahr zuvor

Dieses Einlassen war dann wohl nicht im Sinne von Romantik, sondern klar geplant zum Zweck der finanziellen Ausnutzung bzw. Sex gegen Geld, also Prostitution.
Der Anwalt sagt ja, die Damen hätten für ihr Geld eine Leistung erhalten.
Auf die Frage „Welche Leistung?“ antwortet er: „Mein Mandant hat jede Woche mit ihnen geschlafen“.




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