Frag doch den Undertaker

Die Geier müssen warten!

Wie wird der Mund einer Leiche verschlossen?

Es ist schon fast eine Binsenweisheit und wird doch immer wieder vergessen: Die Todesanzeigen in den Zeitungen werden nicht nur von der interessierten Allgemeinheit und den erhofften Empfängern gelesen, sondern gezielt auch von Geschäftemachern und zwielichtigen Gestalten ausgeschlachtet.

Der an Banalität kaum zu überbietende Ratschlag der hauptberuflichen Verbrechensvermeider lautet: Man soll gar keine Adresse in der Todesanzeige angeben, denn das ziehe immer Einbrecher an.
Sicherlich ein gut gemeinter Rat, aber immer noch stehen die meisten Leute im Telefonbuch und so ist es selbst bei weggelassener Anschrift kinderleicht, die passende Adresse zu ermitteln.
Viel besser: Lassen Sie sich vom Bestatter einen Hausbewacher (home-sitter) für diesen Tag besorgen. 30 bis 50 Euro sollte einem das wert sein.
Dafür kann man dann aber auch die Adresse des „Trauerhauses“ angeben und die Leute wissen wenigstens, wohin sie ihre Beileidspost schicken können.

Und Beileidspost verschicken auch die Geschäftemacher. Das sind in erster Linie mal ganz seriöse, aber leider etwas zu geschäftstüchtige, Firmen aus dem Bestattungsnebengewerbe…

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…wie zum Beispiel Steinkäuze Steinmetze, Grabpflegegärtner, Totenbriefdruckereien und Trauerbekleidungsfirmen, aber Post bekommt man auch von windigen Geschäftemachern.

Ich rate jedem, der einen aktuellen Sterbefall in der Familie hat und nun Post von irgendwelchen Firmen oder „Behörden“ bekommt, diese Briefe sofort dem Bestatter vorzulegen. Er kann auf Anhieb sagen, ob es sich um eine berechtigte Rechnung, etwa für den Blumenschmuck am Grab, handelt oder ob da nur ein Trittbrettfahrer unterwegs ist.
Da erhalten Angehörige manchmal Post von einer Gärtnerei und es sieht auf den ersten Blick so aus, als handele diese im Auftrag des Bestatters. Tatsächlich handelt es sich aber lediglich um eine Offerte, um ein Angebot und wenn man den geforderten Betrag bezahlt, kommt erst der Auftrag zustande und die Firma bringt dann zusätzlich noch die angebotenen Blumen zum Grab.

Neben diesen Schwindelfirmen mühen sich aber auch durchaus seriöse Unternehmen, um sich den Auftrag, z.B. für den Grabstein oder die Dauergrabpflege, zu sichern. Hier gilt natürlich „wer zuerst kommt, mahlt zuerst“ und deshalb kommen diese Offerten oft schon vor dem oder am Tag der Bestattung.
Auch manche Kommunen, die Dauergrabpflegen anbieten, sind von solchen Praktiken nicht ausgenommen.

Viele Angehörige fühlen sich aber durch diese gehäufte Ladung von Angeboten in ihrer Trauer gestört.
Deshalb hat der Bundesgerichtshof nun eine Frist für Werbebriefe nach einem Trauerfall festgesetzt: Vierzehn Tage lang dürfen Angehörige nicht mit derartigen Reklamesendungen belästigt werden. Eine Frau aus Hessen hatte als Antwort auf eine Todesanzeige Werbung eines Grabsteinherstellers erhalten.

Mehr hierzu (gefunden übrigens von Christa) findet man hier.


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Lesezeit ca.: 3 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 29. April 2010 | Revision: 7. Juli 2012

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Moonwish
14 Jahre zuvor

Das ist dann genau wie beim thema Überweisungen, welche von der Bank am Tag des Eingangs gutgeschrieben werden müssen – Es intressiert die Betroffenen (also in dem Fall hier die Anbieter) einfach nicht.

Tina
14 Jahre zuvor

was das leere haus angeht, da haben wir uns einen wachhund von einem bekannten ausgeliehen. war seine idee und eine gute idee dazu.
zwei briefe haben es bis in den hausflur geschaft, viele lagen draußen unter der türmatte weil sich keiner getraut hatte, der türe wo die unbekannte bestie laurete, zu nähern.
da bei uns der bestatter sämtlichen papierkram erledigt hat, haben wir auf „werbung“ garnicht reagiert.
aber deine tipps sind gut!
wir währen auch nicht alleine auf die idee gekommen das unser haus ein aushängeschild für einbrecher ist an dem tag. man spricht ja schließlich auch nicht auf den ab wir sind zwei wochen in urlaub, schlüssel befindet sich im blumenkasten…

Rena
14 Jahre zuvor

Was auch viele nicht bedenken: auch wenn man in Urlaub fliegt und den obligatorischen Kofferanhänger komplett ausgefüllt hat, kann es sein, dass man nach dem Urlaub in eine leere Wohnung kommt.

Selbst wenn man alles über ein Bestattungsunternehmen laufen lässt, kann man versehentlich so eine „unerwünschte“ Rechnung bezahlen. Die Zeit um den Trauerfall rum hat man m.E. den Kopf selten dort, wo er hingehört.

Während meiner zweiten Ausbildung hat es ein Kollege ganz makaber ausgedrückt: pro Traueranzeige eine freie Wohnung. Muss aber nicht mal stimmen.

14 Jahre zuvor

Es gibt wohl nichts, was es nicht gibt. Was für Menschen müssen das sein, die den Tod als Anlass nehmen um derart krumme Geschäfte zu treiben. Diebstahl ist ja eine Sache, aber falsche Beileidsbekundungen und gefälschte Rechnungen zu verschicken ist schon ziemlich unglaublich.

Sator Arepo
14 Jahre zuvor

Gegen so eine Geschäftemacherei wie als Rechnung getarnte Angebote gibt’s ein einfaches Gegenmittel: Man wartet auf die zweite Mahnung. Wer ein Herz hat, hat Verständnis dafür, wenn man bei einem Todesfall mal mit den Rechnungen durcheinanderkommt… 😉

henkeltasse
14 Jahre zuvor

hier auf dem land gibt es noch mehr geier: landwirte.
brauchbares weideland wird knapp, daher stehen die meist schon drei bis vier stunden nach bekanntwerden des todes von einem anderen bauern bei denen auf dem hof und feilschen um das land…

Slow Motion
14 Jahre zuvor

14 Tage muss mit Werbung gewartet werden? Wir hatten mal einen Tag nach der Beerdigung Werbung von einem Entrümpelungsunternehmen bekommen.

Fraggel
14 Jahre zuvor

Der Tod ist ein Geschäftsvorfall wie jeder andere auch.
Wenn ich in dem Business tätig wäre würde ich mir die Gelegenheit auch nicht entgehen lassen.
Es gibt ein gutes Mittel gegen Werbung. Tonne auf – rein – Tonne zu.

Berta
14 Jahre zuvor

Wir haben nach den Todesfällen von den Schwiegereltern auch Werbung von Steinmetzen und Entrümplern erhalten.
Ich finde das widerlich und wer zu solchen fragwürdigen Mitteln greift, bekommt von mir erst Recht keinen Auftrag.

MacKaber
14 Jahre zuvor

Na das wär’s doch:
Sehr geehrte Damen und Herren,
eigentlich wollten Ihnen in den nächsten Wochen den Auftrag zur Erstellung eines Grabmals erteilen. Nach Eingang Ihrer verfrühten und daher aufdringlichen Werbung nehmen wir hiermit Abstand.
Mit freundlichen Grüßen
MacKaber




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