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Frag den Bestatter

Justiztote, was passiert damit?

1. Wie wird bei größeren Unfällen (z.B. das große Zugunglück in Eschede damals mit über 100 Toten) der Abtransport der Toten geregelt? Werden dafür alle im Umkreis sich befindlichen Bestatter angefordert oder werden dafür nur bestimmte Firmen ausgewählt?

2. Kürzlich hab ich im TV in einer Reportage gesehen, wie Fahrzeuge die eine JVA anliefern bzw. ein JVA Gelände verlassen kontrolliert werden.
Nun wird in einer JVA ja auch hin und wieder gestorben. Wird der Bestatter auch so streng kontrolliert?

3. Frage zu Winnenden 2009. Der Täter hat sich lt. Presse selbst gerichtet. Gibt es für den Bestatter der den Täter abtransportiert gesonderte Vorschriften was den Umgang mit der Leiche betrifft?

1. Ja, in solchen Fällen werden alle verfügbaren Bestatter angefordert.
2. Ja, auch Bestattungswagen werden untersucht. Seit dem Grafen von Monte Christo hat man auch auf Leichen und deren Transporte ein Auge.
3. Das ist ganz verschieden. In manchen Städten holt die Gerichtsmedizin die Verstorbenen und es gibt auch Regionen, in denen sogar die Polizei solche Transporte macht. Sind freie Bestatter als Vertragsnehmer tätig, gilt für die beschlagnahmten Leichen eine besondere Sorgfaltspflicht. So darf ohne Anweisung nichts verändert werden und auch keine hygienische Versorgung stattfinden. Es könnten theoretisch ja Spuren verwischt oder die Untersuchungsergebnisse der folgenden Obduktion verfälscht werden.

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In „Frag den Bestatter“ findest Du meine Antworten auf Fragen von Leserinnen und Lesern. Diese Fragen sind zum Teil Inhalte Dritter, die mich tagtäglich auf den verschiedensten Wegen erreichen. Es handelt sich also um meist nicht bearbeitete und nicht auf ihren Wahrheitsgehalt hin überprüfte Fragen Dritter. Für die Fragen sind allein die Übersender der Mitteilungen verantwortlich. Ich mache mir die Aussagen nicht zu eigen.
Ich erteile Auskünfte ausschließlich aufgrund meiner Erfahrung und erbringe keine Rechts-, Steuer- und Medizinberatung.

Lesezeit ca.: 2 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: 16. Juli 2012 | Peter Wilhelm 16. Juli 2012

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13 Kommentare
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hajo
14 Jahre zuvor

„1. Ja, in solchen Fällen werden alle verfügbaren Bestatter angefordert.“
kann das sein? Schreibt das EU(n)-Recht nicht vor, die „Aktion“ europaweit auszuschreiben?
ich versteh‘ die Welt nicht mehr: Überall nur noch Anarchie 🙁

14 Jahre zuvor

*hajo halsumdreh*
HÖR MIR AUF MIT AUSSCHREIBUNGEN.

Ich krieg jedesmal SO’N Hals, wenn ich was kaufen will. Selbst für Kabelstrapse muss ich nen Preisvergleich machen. Hallo? Ich rede hier von dussligen Plastikstreifen, 100 Stück fürn Euro.
Aber nö, wettbewerb. Ich muss ja Preisanfrage machen. Bei drei verschiedenen Firmen.

Wieder muss ich mich 3x auslachen lassen 🙁

Newty
14 Jahre zuvor

@1:
Du hast recht, wenn solche Unglücksfälle geplant sind, muss auch der Bestatter ausgeschrieben werden. Mach doch mal ein Unternehmen auf und warte auf die nächste Katastrophe mit wesentlich mehr Toten, als nach lokale Gegebenheiten anfallen und bewältigt werden können.

Der Klageweg steht dir offen 🙂

isar
14 Jahre zuvor

Sehr coole Antwort für Frage 2 Tom. Habe herzlich gelacht!

hajo
14 Jahre zuvor

Tantchen: wenn ich im Internet unterwegs bin, trage ich grundsätzlich eine eiserne Halskrause
.. als Schutz gegen mordlustige „Pseudo-Verwandte“ 🙂 #küsschen#
Aber Tom, wie werden die Leichen dann auf die Bestatter aufgeteilt bzw. wird auch eine vergebliche Anfahrt bezahlt?
Fragen über Fragen.

turtle of doom
14 Jahre zuvor

Und bekommen bei einem grossen Zugunglück die 1-Klass-Passagiere einen Adenauer, Bahncard-Besitzer einen Kennedy und das übrige Volk wird eingeäschert? 😉

14 Jahre zuvor

Tja, dass Jemand wie der Täter von W. seine letzten Momenten, als Verstorbener auf dieser Welt, im Polizeiwagen verbringen muss passt irgendwie.
Ein Auge sollte man schon auf die Leiche werfen!

Henning
14 Jahre zuvor

Tante Jay: kauf halt gleich 100.000 Stück, dann hast Du ne zeitlang Ruhe 🙂
War mal bei Daimler, da ist das auch ätzend; georderte Hardware ist mindestens 6 Monate veraltet, wenn man die endlich bekommt. Die Personalkosten zur Ermittlung des günstigsten Preises dürfte die dadurch gewonnene Ersparnis ca. um den Faktor 30 übersteigen…

Mac
14 Jahre zuvor

#6: Warst du mal in Eschede oder hast ansatzweise mitbekommen, was da los war? Vermutlich nicht. Nein, ich gehe zum lachen nicht in den Keller, doch dieses schreckliche Ereignis ist bis heute noch nicht verarbeitet, da würde ich mir etwas mehr Respekt wünschen.

14 Jahre zuvor

Kleiner Tipp für Ausschreibungsprozedurgeschädigte:
Warenanforderungsprofil derart extrem präzise definieren, das nur ein einziger Lieferant in Frage kommt.
Also z.B. Strapse in verschieden Farben aus einem Kunststoff, der bei einer Maximaltemperatur noch eine definierte Mindestbelastbarkeit hat. Genau dieses Produkt kann dann nur genau der eine Vorzugsbaumarkt liefern.
Auf diese Art sind damals vermutlich auch die Sonnenschein-Akkus in die japanischen Fax-Geräte der Deutschen Post gelangt.

Erdmöbeltischler
14 Jahre zuvor

Naja Tante Jay, in vielen Fällen ergibt das für den öffentlichen Dienst eine Ersparnis von 100%. Man bezahlt solchen Kleinkram einfach aus der eigenen Tasche – keine blöden Fragen, keine Rennerei, am nächsten Tag hat man es.

Es gibt aber auch Firmen, die liefern die gewünschten drei Kostenangebote einfach selbst und sind – oh Wunder – auch die günstigsten. Allerdings nicht gerade bei 1-Euro-Artikeln.

Ich glaube auch nicht, dass die Bestatter sich allzu sehr um den Transport und das Herrichten der Toten nach solchen Unglücken wie dem von Eschede drängeln. Bei den Leichen wird es nicht mit MakeUp und Kämmen getan sein, dazu noch bei einigen eine schwierige Identifizierung und auch die Bezahlung könnte möglicherweise etwas dauern, wenn es Streit zwischen Bahn, Versicherungen und Angehörigen gibt.

Ich hoffe jedenfalls, von solch einem Ereignis weder selbst noch als Angehöriger betroffen zu sein und auch nicht solche Verunglückten bergen zu müssen.

Engywuck
14 Jahre zuvor

@TanteJay: Bei uns gibt es da eine einfache Regelung: wir haben für die meisten Sachen nen Vorzugshändler, nur gelegentlich werden dessen Preise mal mit der Konkurrenz verglichen (und dann ggf. auf die Finger geklopft). Geringe Mehrkosten werden gegen „Erfahrung mit unserer Anlage“ verrechnet (ja, er schlägt manchmal auch günstigeres aber geeignetes vor).
Nötigen Kleinkram kann man ggf. auch über Privatabrechnung selber kaufen und bezahlt bekommen.
Allerdings IT in einem KMU und keine Behörde 🙂 Und wie es in den anderen Abteilungen aussieht weiß ich nicht, aber bei Bestellungen über hunderte Tonnen Rohmaterial lohnt sich ein Vergleich auch eher als bei „Grafikkarte, egal welche, Hauptsache lüfterlos“ 🙂

Ab und zu mal hier...
14 Jahre zuvor

@“2. Kürzlich hab ich im TV in einer Reportage gesehen, wie Fahrzeuge die eine JVA anliefern bzw. ein JVA Gelände verlassen kontrolliert werden. Nun wird in einer JVA ja auch hin und wieder gestorben. Wird der Bestatter auch so streng kontrolliert?“ Ich arbeite in einer JVA und ich habe auch schon einige (wenige) Male die Vorgänge miterlebt, wenn einer unserer Insassen stirbt. Da bei jedem Tod eines Gefangenen die Staatsanwaltschaft ermitteln muss und die Leiche somit beschlagnahmt wird, kommt an meiner Dienststelle immer nur ein bestimmter Bestatter, der die Leiche des Verstorbenen dann auch i.d.R. in ein rechtsmedizinisches Institut transportiert. Somit ist der Fluchtweg a la „Graf von Monte Christo“ ausgeschlossen. Außerdem sind ja ständig JVA-Bedienstete sowie Kripo-Beamte bis zur Einsargung anwesend, während die Gefangenen komplett unter Verschluss in ihren Hafträumen sind. Somit ist die Chance, über ein (noch dazu seltenes und unkalkulierbares*) Ereignis wie den Tod eines Mithäftlings eine Flucht planen zu können, nahezu null… * Todkranke Häftlinge werden oft aus humanitären Gründen entlassen bzw. in ein Krankenhaus überstellt, während bei Suiziden und Tötungsdelikten… Weiterlesen »




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