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Frag den Bestatter

Kann man die Lage eines anonymen Grabes erfahren?

In einem Frageforum habe ich eine Frage und die ganzen „Expertenmeinungen“ gelesen und kann das nicht nachvollziehen. Eine Leserin fragte ob die Friedhofsverwaltung ihr oder anderen die genaue Lage eines anonymen Rasengrabes mitteilen darf. Die Antworten sind alle im Grunde Unsinn, denn die meisten Leute schreiben, dass das nicht geht. Ich weiss aber, dass das geht, denn es war kein Problem in B. zu erfahren, wo genau mein Vater begraben liegt.

So ist das eben, wenn man irgendwo im Internet eine Frage stellt und auf die Intelligenz der Masse hofft. Man glaubt, viele Antwortgeber zusammen ergeben eine kollektive Intelligenz, etwa vergleichbar einem Ameisenstaat. Dabei wird aber nicht berücksichtigt, daß Menschen nunmal keine Ameisen sind und leider Gottes viele Menschen weniger Intelligenz haben, als eine durchschnittliche Ameise. Außerdem kann man Sch…. so hoch stapeln wie man will, es bleibt Sch…., nur eben mehr davon.

Selbstverständlich ist den Friedhofsverwaltungen die Lage der Urnen auf einem anonymen Gräberfeld bekannt. Hierüber gibt es Lagepläne, sodaß es theoretisch kein Problem wäre, eine Urne wiederzufinden. Es ist aber nunmal Sinn und Zweck dieser Rasengräber, daß die genaue Lage nicht bekannt gegeben wird.

Wer relativ wenig für ein solches Gemeinschaftsgrab bezahlt, der hat keinen Anspruch darauf, eine individuell gestaltbare Grabfläche zu haben. Die Angehörigen können Blumen nur am Rande oder an extra dafür eingerichteten Gedenkplätzen niederlegen. Dafür übernimmt der Friedhofsbetreiber die Pflege des Grabes, indem er die gesamte Anlage in Ordnung hält.

So ist es auch dieser Gedanke, der viele Menschen bewußt in die Entscheidung treibt, sich für ein solches Grab zu entscheiden. Sie wollen nach ihrem Tode niemandem zur Last fallen und ihren Hinterbliebenen keine Grabstätte aufbürden, die gepflegt werden muß.

Häufig sind es aber auch finanzielle Gründe, die zu einer solchen Entscheidung führen, ich schrieb ja eingangs schon, daß diese Bestattungsform recht günstig ist.

Hieraus ergibt sich aber auch im Einzelfall ein gewisses Konfliktpotential, denn manchmal teilen die Angehörigen diesen Wunsch nicht oder bereuen später eine solche Entscheidung. Sie möchten dann oft wissen, wo sich das Grab denn nun genau befindet. Ein solches Auskunftbegehren wird aber regelmäßig unbefriedigt bleiben, weil es sich die Friedhofsverwaltungen nicht erlauben können, die einzelnen Liegestätten preiszugeben. Die Folge wäre, daß es auf der neutralen Grabanlage/Rasenfläche doch zu Markierungen und zur Niederlegung von Grabschmuck bis hin zu persönlichen Gegenständen kommt. Das würde den Gesamteindruck der Anlage stören.
Gründe des Datenschutzes, wie oft angeführt, spielen hier eher keine Rolle.

Dennoch aber machen die Friedhofsverwaltungen hin und wieder Ausnahmen. In besonders begründeten Fällen, deren Begründung weitergeht als „ich wollt mal fragen…“, bekommt man als Hinterbliebener auch schon einmal Auskunft über die genaue Lage der Urne. Fast regelmäßig wird die ‚Anonymität‘ aufgehoben, wenn die Angehörigen eine teurere Grabstätte kaufen und die Urne umbetten lassen wollen.

Ob das im Einzelfall geht und inwieweit tatsächlich Auskunft erteilt wird, kann man aber jeweils nur vor Ort erfahren.

Die Grundidee bei den anonymen Gräbern, das muß man sich klar machen, ist nicht etwa der Schutz des Verstorbenen vor der Auffindung seines Grabes, sondern die Einschränkung bei der Grabpflege.
Man verzichtet im Allgemeinen darauf, daß die Angehörigen bei der Beisetzung dabei sein können und bei solchen Beisetzungen werden auch selten einzelne Urnen beigesetzt, sondern immer gleich mehrere, schön ordentlich jede an ihrem Platz nebeneinander und schön im Plan eingetragen. Außerdem hat man, wie bereits mehrfach angeführt, eben keine oder nur eingeschränkte Möglichkeiten hinsichtlich der Grabgestaltung.


Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:

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In „Frag den Bestatter“ findest Du meine Antworten auf Fragen von Leserinnen und Lesern. Diese Fragen sind zum Teil Inhalte Dritter, die mich tagtäglich auf den verschiedensten Wegen erreichen. Es handelt sich also um meist nicht bearbeitete und nicht auf ihren Wahrheitsgehalt hin überprüfte Fragen Dritter. Für die Fragen sind allein die Übersender der Mitteilungen verantwortlich. Ich mache mir die Aussagen nicht zu eigen.
Ich erteile Auskünfte ausschließlich aufgrund meiner Erfahrung und erbringe keine Rechts-, Steuer- und Medizinberatung.

Lesezeit ca.: 4 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: 2. August 2012 | Peter Wilhelm 2. August 2012

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Markus
14 Jahre zuvor

Kann ich auch als Nicht-Angehöriger in ein anderes Grab umbetten lassen, wenn es keine Angehörigen mehr gibt?

turtle of doom
14 Jahre zuvor

Du meinst, wenn alle Leute ausser du ausgestorben sind? Das erinnert mich an einen gewissen Kinofilm…

Erkläre dein Problem ein wenig besser 🙂

Kommentator
14 Jahre zuvor

Wegen der „Intelligenz der Massen“: Das stellt so auch die Ergebnisse demokratischer Wahlen in Frage… Wenn ich mich so umschaue: Stimmt.
(Ich denke übrigens nicht, dass undemokratische Meinungsbildung besser ist, im Gegenteil – es gilt immer noch: Demokratie ist die beste aller schlechten Staatsformen.)

14 Jahre zuvor

Nunja, wenn wir schon dabei sind. Da gehen die Meinungen auseinander, nur weil du eine bestimmte Partei wählst, muss der zweite ja deine Meinung nicht teilen. Ausserdem hat ein Wahlergebniss nichts mit „Dummheit“ zu tun, sondern viel mehr mit zig anderen Faktoren. Wahlbeteiligung, politische Interesse der Wähler, Werbung, emotionalisierung der Wahlen, Traditionswähler uvm.

Kann man als Angehöriger ein Grab umbetten lassen?
Denn ich würde das bei mir nicht unbedingt wollen würden. 🙂

Alica
14 Jahre zuvor

Ich schätze mal Markus meint das so:
Ein guter Freund verstirbt und wird aus welchen Gründen auch immer in ein anonymes Grab gebettet. Kann man dann als „nur Freund“ die Urne noch nachträglich umbetten lassen (sofern man dafür bezahlt) oder obliegt dieses Recht den nächsten Angehörigen?

Christians Ex
14 Jahre zuvor

Naja, man sollte die „Intelligenz der Masse“ nicht unterschätzen. Man hat doch häufig einen dabei, der es weiß.
Das Problem mag oft sein, daß viele andere ebenfalls ihren Senf dazugeben und man den einen, der es richtig weiß, nicht lokalisieren kann.

zenta
14 Jahre zuvor

Hm, komisch. Hier in Berlin sind selbst bei den anonymen Beisetzungen die Angehörigen dabei und bei drei besuchten Beerdigungen auf drei verschiedenen Friedhöfen im Laufe der letzten 5 Jahre wurden auch jedes Mal die Urnen bzw. Särge einzeln beigesetzt und nicht per „Massenabfertigung“. Auf einem der Friedhöfe hätte es sogar die Möglichkeit gegeben, eine kleine Gedenkplatte oder Ähnliches an der exakten Stelle der „Wiese“ anbringen zu lassen, obwohl auch das eine anonyme Bestattung war. Ich schätze mal, das ist von Stadt zu Stadt unterschiedlich.

S.kleiber
Reply to  zenta
4 Jahre zuvor

Kann man als Angehöriger das Grab ( anonym) wir waren aber bei der Beisetzung dabei und auf der Bestattungsrechnung steht halbanonyme Beisetzung wir mussten 400€ extra bezahlen dass wir bei der Beisetzung dabei sein dürfen.
Wegen Geldmangel konnten wir nur dieses Grabart wählen, aber im Nachhinein komme ich nicht klar damit da mein Papa das nicht festgelegt hat anonym beerdigt zu werden.
Kann ich im Nachhinein das Grab noch in ein ähnliches Grab auf dem gleichen Friedhof umbetten, wo wenigstens der Name und Geburts / Sterbedatum steht ( Baumstamm oder und einem Baum)?
Was würde das etwa kosten?

Hexe
14 Jahre zuvor

@ zenta:
das wird hier in Berlin von Friedhof zu Friedhof unterschiedlich gehandhabt. Es gibt Friedhöfe, die es gestatten, dass man bei der Beisetzung dabei ist und es gibt Friedhöfe, die sich strikt weigern. Will man bei den Verweigerern bei der Urnenbeisetzung dabei sein oder sogar eine Gravur an zentraler Stelle haben, muss man mindestens eine so genannte „halbanonyme“ Beisetzung bestellen. Ist immer im Einzelfall beim Friedhof oder Bestatter zu erfragen. Du hast bis jetzt immer einen recht humanen Friedhof erwischt.

MacKaber
14 Jahre zuvor

Anonyme Bestattung muß doch nicht heißen, dass niemand wissen darf wo der Verstorbene liegt. Es reicht doch, wenn er irgendwo innerhalb einer grünen Rasenfläche liegt, ohne Namensschild. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass die Friedhofsmitarbeiter Angehörige während der Beisetzung verscheuchen, oder gar die Arbeit auf Nacht und Nebel verschieben, oder noch härter – die Polizei zum Platzverweis bestellen.
Ist das auch ein anonymes Grab, wenn ich einfach den Grabstein oder das billige Holzkreuz weglasse?




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