Frag doch den Undertaker

Schwarze Schafe

Wie wird der Mund einer Leiche verschlossen?

Die Anzeige in der Zeitung war nicht besonders groß und lautete sinngemäß:

Bestattungshelfer/-in gesucht.
Für eine stundenweise, nebenberufliche Tätigkeit im Bereitschaftsdienst suchen wir eine(n) Bestattungshelfer(in) mit PKW-Führerschein. Seriöses Auftreten, gepflegte Erscheinung, gute Umgangsformen und Bereitschaft zur Teamarbeit sind Voraussetzung. …

Solche Aushilfskräfte benötigt jedes Bestattungsinstitut. Ich schrieb ja schon oft genug darüber, daß mal mehr zu tun ist, mal weniger. Da kann man nicht die maximal benötigte Personalzahl fest einstellen, das kann niemand bezahlen. Selbst wenn man es täte, gäbe es früher oder später enorme Leerläufe. Schon beim augenblicklichen Personalstand kommt es zu bestimmten Zeiten immer wieder zu Leerläufen und irgendwann sind einmal alle Akten geordnet, alle Ecken ausgefegt und sämtliche Nägel und Schrauben nach Größe und Farbe sortiert.

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Dann bezahle ich betriebsbedingte Freizeit und die Leute werden entweder nach Hause geschickt oder halten bei Skat, Mensch-ärgere-Dich-nicht und Dart oder Wii Bereitschaft.

Da ist es gut, wenn man einen guten Bestand an Leuten hat, die nebenberuflich auf Abruf zur Verfügung stehen. Diese Leute kosten nur Geld wenn man sie wirklich braucht. Es gibt Bestatter, die arbeiten nur mit solchen Aushilfskräften.

Aber damit erzähle ich im Grunde nichts Neues, da alles war schon Thema hier im Bestatterweblog.
Doch dieses Mal meldeten sich ganz erstaunlich viele Leute, die unverhohlen schwarz arbeiten wollten.

Ja, ich gebe es zu, sowas hatten wir auch schon mal; ich glaube damit ist jeder schon mal in Berührung gekommen. Aber das sind Einzelfälle gewesen, bei denen sich das für einen ganz kurzen Zeitraum oder wenige Einsätze so ergeben hatte. Wirklich Sinn macht das nicht und wir haben das stets auch bald wieder abgestellt, denn ein gutes Gefühl hatten wir nie dabei. Gezielt gesucht oder geplant hatten wir das nie. Seit Ewigkeiten halten wir uns da gänzlich von fern, wurden noch nie kontrolliert (Zoll oder Arbeitsamt) und bei den Prüfungen durch die Sozialträger wäre das ohnehin nicht aufgefallen.

Aber wie ich es schon sagte, das hatte sich in seltenen Einzelfällen so ergeben und endete immer schnell wieder.
Ich sehe aber gar nicht ein, daß ich jemanden schon in dem Bewußtsein suche und einstelle, dann für ihn keine Anmeldung vorzunehmen bzw. das alles über den Steuerberater laufen zu lassen.

Wir melden jeden Neueingestellten der Steuerberaterin mit einem Personalbogen und die fordert dann die entsprechenden Unterlagen an und nimmt, je nach Beschäftigungsverhältnis, die entsprechenden Anmeldungen vor.

Am End‘ findet dieser komische geldschluckende und bei uns für nichts nutzende Medizinische Dienst noch irgendwo einen Franz oder Karl und macht uns Ärger…

Nein, aber die Leute sitzen mir gegenüber, stellen ihre nicht gerade niedlichen Lohnforderungen und erklären klipp und klar, davon dürfe „das Amt“ nichts wissen, wegen Hartz-IV, ALG II, der Geschiedenen, der Bank, der Gläubiger oder der Rente…

Sagt man dann, das gehe nicht, wird man angeguckt, als sei man von einem anderen Stern.
Dabei sind die Abzüge, gerade für solche Gelegenheitsarbeiten, u.U. absolut gering und fallen zumeist kaum ins Gewicht. Manch einer hat sogar Glück und darf soundsoviel hinzuverdienen, ohne daß ihn das belasten würde.

Aber egal: Die Leute fragen konkret danach, das „schwarz“ machen zu können. Woanders hätten sie das jahrelang gemacht und „überall sonstwo“ geht das doch auch…


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Ich erteile Auskünfte ausschließlich aufgrund meiner Erfahrung und erbringe keine Rechts-, Steuer- und Medizinberatung.

Lesezeit ca.: 4 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 28. Februar 2010 | Revision: 20. Juli 2012

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Saakje
14 Jahre zuvor

Wenn es bei so einem Job schon schwierig ist… Rate mal wie das erst wird, wenn Du eine Haushaltshilfe suchen solltest. Ich hatte damals in meiner Anzeige extra reingeschrieben, dass es um eine *angemeldete* Tätigkeit geht – und trotzdem wollten dei meisten schwarz arbeiten… *seufz*

14 Jahre zuvor

Dabei ist das doch gerade wegen der Versicherung fatal, wenn man schwarz arbeit. Ich stell mir immer vor ich hab einen Unfall, wer zahlt das dann?

Saakje
14 Jahre zuvor

Wenn ich raten müsste – der Arbeitgeber. Problem ist wohl: Beweisbarkeit. Und Geld dazu müsste er auch haben… Aber sicher bin ich mir nicht. Schließlich passierte es während einer illegalen Tätigkeit…

jemand
14 Jahre zuvor

Dafür habe ich mal überhaupt kein Verständnis. Als ob die Leute das nicht anmelden könnten.

JohnB
14 Jahre zuvor

Ich hab jetzt irgendwie nicht so recht verstanden was der MD damit zu tun hat?

Papa O'Neil
14 Jahre zuvor

Was regst du dich auf, gibst du deine Trinkgelder an?

Stefan
14 Jahre zuvor

Schwarzarbeiter sind genauso Versichert wie Angestellte. Wenn etwas passiert hat man die gleichen Rechte und wird auch über die BG behandelt.

Schwarzarbeit ist nur ein nicht zahlen der Steuern und Gebühren, aber im rechtlichen Sinne hat man die gleiche Rechte und Pflichten wie Angestellt und der Chef hat dir gegenüber die gleichen Rechte und Pflichten.

Das einzige was bei einem Unfall passert ist, das man Rückwirkend die Gebühren,Steuern und Abgaben zahlen muß.

Das hat vor kurzem ein Oberlandesgericht festgestellt. Rein theoretisch können schwarzarbeiter ihren Chef auf Krankengeld, Urlaubsgeld, Lohnfortzahlung, Nachtzuschläge usw verklagen. Nur müßen diese dann natürlich mit der Strafe für die Schwarzarbeit rechnen ^^

Saakje
14 Jahre zuvor

@Stefan: Danke, das ist mal eine interessante Info 🙂
@JohnB: MB ? Wer Wie Was ?

JohnB
14 Jahre zuvor

@Saakje; MD nicht MB. Der Medizinische Dienst, was der damit zu tun hat? Und Franz und Karl, ist mir irgendwie zu kryptisch.
Oder bezieht sich das auf ne ältere Geschichte?

VIOLETTA
14 Jahre zuvor

Also bei uns in der Schweiz können bzw. müssen die Arbeitgeber für berufsbedingte Unfälle, Lohnfortzahlung, Taggeld bei Krankeiten etc. in Eigenregie Versicherungen abschliessen. Meistens kann man mit einer kleinen Prämienerhöhung auch die Nichtberufsunfälle einschliessen (mit anteilsmässiger Beteiligung des Personals).
Ohne diese Versicherungen würde es im Schadenfall eines schwarz angestellten Mitarbeiters oder einer Reinigungskraft so richtig teuer = Invalidität etc.
Gegen Krankheit versichert sich jeder Schweizer bei einer Krankenkasse seiner Wahl. Für niedrige Steuereinkommen beteiligt sich der Staat an den Krankenkassenprämien.

VIOLETTA

Papa O'Neil
14 Jahre zuvor

Ein typische „Wer ohne Schuld ist“ Thema.
Mal ganz ehrlich, rechnest du jedes Trinkgeld ab? Ist alles was du kaufst wirklich für den Betrieb oder wird die Bohrmaschiene doch mal privat benutzt?
Gerade als selbstständiger hat man da ja genug Spielraum.

Woo
14 Jahre zuvor

Ich dachte, Bestatter arbeiten sowieso die meiste Zeit schwarz…

eulchen
14 Jahre zuvor

… jede Schwarzarbeit ruiniert diesen Staat noch mehr … genau wie Steuerhinterziehung … genau wie Deutsche die aus Steuergründen ihren Wohnsitz nach Monaco verlegen … genau wie die intransparenten Politikergehälter und deren steuerfreie Zweit- und Dritt- und- und- und- Einkommen … usw.

(da wundert es natürlich nicht wenn der „einfache Bürger“ auch ein paar Euros am Fiskus vorbeischmuggeln will)

Für viele ist Schwarzarbeit leider immer noch ein Kavaliersdelikt.

look like death warmed up
14 Jahre zuvor

@eulchen: Allerdings, wenn die Großen Ihre „Peanuts“ an der Steuer vorbei in die Schweiz bringen, darf ja wohl auch der Kleine Mann ein paar Euros beseite schaffen… und so entsteht eine moralisch verkommende Gesellschaft…leider.

14 Jahre zuvor

Genau, das kann man ja überall beobachten. Ob das der Millionär ist der sein Geld woanders auf die Bank schafft oder ob das der Hartz 4 empfänger ist der sich schwarz ein paar euro dazuverdient. Im Grunde ist es genau das selbe. Das hat aber bei den Reichen vielleicht eher mehr mit Gier und bei den anderen vielleicht mehr mit Not zu tun.
Trotzdem ist und bleibt es ein Delikt, immerhin sind wir hier in einem Sozialstaat…

Peter
14 Jahre zuvor

Also ich könnte mir einen Bestatter in rot oder blau oder weiß nur sehr schwer vorstellen. Denke dann kämen schnell Zweifel an der Seriosiät auf. Schwarz ist schon Voraussetzung denke ich.

klaus
14 Jahre zuvor

Also ich habe mal wegen einer Putzfrua, 3-4 Stunden in der Woche, bei einem Steuerberater nachgefragt.

Also, da es ja relativ wenig Verdienst ist, wären die Gebühren/Beiträge relativ gering gewesen. Das wäre pauschal von mir auch versteuert worden.
Das hätte ich alles absetzen können, so daß es für mich ein fast „Null“-modell gewesen wäre.
Der Staat hätte auch nicht mehr Knete bekommen, aber ich hätte ein besseres Gewissen gehabt, die Putzfrau bezahlten Urlaub, Krankheit,

Aber neeeee, wollte sie nicht.

M.
14 Jahre zuvor

Schwarzarbeit kann durchaus volkswirtschaftlich sinnvoll sein. Beispielsweise wenn Frau von Hublenburgeldings die Putzfrau von ihrem mit 45% netto besteuerten Einkommen schwarz bezahlt, anstatt die Kohle anzulegen – so wird der Konsum angekurbelt. Hat man nun noch ein Steuersystem, das nich Einkommen, sondern Konsum besteuert, muss kaum Aufwand zur Bekämpfung von Schwarzarbeit betrieben werden, weil der Staat ja bei den Verbrauchssteuern kassiert.

In Falle von Unternehmern kann ich nur sehr selten Gründe finden, dass es sich lohnen sollte schwarz zu arbeiten. Die wenigen gesparten Steuern, der resultierende höhere Gewinn und das Risiko, erwischt zu werden, ergeben in der Summe selten einen positiven Erwartungswert.

Dazu kommt für den Arbeitnahmer, dass es ja für Reisen, Nacht- und Wochenendarbeit eine Steuerbegünstigung gibt. Selbst wenn der Arbeitnehmer also auf sehr hoch besteuerte zweite Lohnsteuerkarte arbeitet, gibt es am Ende des Jahres soviel Geld zurück, dass für eine Nebentätigkeit, die haupstächlich aus Wochenends-, Nacht- und Reisetätigkeit besteht, kaum Steuern bezahlt werden müssen.

Alwin
14 Jahre zuvor

Nur mal aus Neugierde, Tom:

Hat dich eigentlich schon mal jemand darum gebeten, eine Bestattung ohne Rechnung (also sozusagen schwarz) durchzuführen?

Ich bin im Medienbereich tätig, d.h. ich mache Flyer, Plakate und so’n Kram halt, und mir passiert das ständig, dass Leute sagen „Rechnung brauch ich nicht“, in der Meinung, sie kämen dadurch billiger weg. Dass ich aber grundsätzlich nicht am Finanzamt vorbei arbeite und schon allein aufgrund der Zahlungsmoral mancher „Rechnung brauch ich nicht“-Kunden nicht ohne schriftlichen Auftrag arbeite, das wollen sie dann irgendwie nicht verstehen.

14 Jahre zuvor

@M. (18): Das ist eine Milchmädchenrechnung.

Wie erklärt man Arbeitslosen, dass die Mehrwertsteuererhöhung auf z.B. 30% – nach Deinem Modell – besser für die Volkswirtschaft ist, wenn im Gegenzug die Lohnsteuer abgeschafft wird?

Da müssten sie länger schwarz arbeiten, um sich eine Ware leisten zu können, da ihr schwarz-verdientes Geld Netto ist und sich nicht ändert. Für offiziell gemeldete Angestellte ginge es aber nach oben.

M.
14 Jahre zuvor

@20: Das System funktioniert in Staaten mit traditionell sehr hoher Schwarzarbeitsquote am besten. Als beispielsweise der Staat Kroatien gegründet wurde und nach Krieg, Zerstörung etc. eh nur ein informeller Sektor übrig war, hat sich das erwähnte Modell, bei dem sehr große Teile der Bevölkerung gar keine Lohnsteuer zahlen, schnell und gut umsetzen lassen. Für ein Land wie Deutschland hieße es nicht „Abschaffung der Lohnsteuer“, sondern „Schaffung eines hohen Grundfreibetrages“.

look like death warmed up
14 Jahre zuvor

@Roman(15): So meinte ich es eben nicht. Ich rede nicht von den Gründen für die Unmoral sondern davon, dass die Großen (in diesem gern solche Leute wie Politiker) die Unmoral, man könnte auch sagen: das kriminelle Verhalten, vorleben und die Kleinen (also wir) (zu Recht oder Unrecht sei jetzt dahingestellt) daraus schließen, sie könnten/dürften es auch.

Stell Dir mal vor, es würde bekannt, dass ein Drittel der Bundestagsmitglieder im Supermarkt klauen, da würde sich doch jeder Arbeitnehmer oder Hartz4-Empfänger denken, dann darf ich das auch. Es fehlt eben einfach am Bewusstsein, dass man als Politiker/Vorstandschef/Betriebsratsvorsitzender etc. eine Vorbildfunktion in der Gesellschaft hat. Und das überträgt sich dann auf die gesamt Gesellschaft und jeder kleine Arbeiter vergisst, dass er eine Vorbildfunktion seinen Kindern gegenüber hat. Ein endloser Kreislauf…

Earonn
14 Jahre zuvor

Naja, an die Vorbildfunktion der Politiker bei solchen Dingen glaube ich aber erst, wenn der nächste Politiker-Selbstmord auch zu Massen-Selbstmorden bei den Bürgern führt.
Soll heißen: meiner Ansicht nach wird das Fehlverhalten von „den-da-oben“ ™ nur vorgeschoben, um die eigene Gier zu verschleiern bzw. zu rechtfertigen. Denn wäre es anders, müssten sie auch alles andere nachmachen (z.B. die großzügigen Spenden einiger von „denen-da-oben“ an wohltätige Organisationen…). Nee nee, da geht es hauptsächlich – bestimmt nicht in jedem Fall – um die eigene Geldgier.
(Bin bekennende und stolze „Dumme“ = ehrlich)

eulchen
14 Jahre zuvor

ganz nett dazu auch Volker Pispers

Bretto / Nutto / Steuern 🙂

http://www.youtube.com/watch?v=thQBq-jLulI

Josef
9 Jahre zuvor

Harz 4 und Niedriglohn treiben immer mehr verzeifelte Leute in die Schwarzarbeit, auch diese Menschen möchten sich mal was gönnen. Der Staat bekämpft die von ihm selbst herbeigeführten Zustände!
Schliesslich sollen sich ja alle schön arm arbeiten, damit die Reichen sich ordentlich was leisten können!!!




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