Frag den Bestatter

Vom Betrügerbestatter abgezockt

orgel

Lieber Tom,

ich finde es gut, dass ich Dir die Rechnung vom Betrügerbestatter zusenden darf. Ich hänge sie an und du wirst sehen dass er uns ganz schön ab gezockt hat.
Meine Mutter hatte eine Bestattungsvorsorgevertrag gemacht und alles im Voraus bezahlt. Für Bestatter und Friedhof waren das zusammen 5.681 Euro, inclusive Blumen.

Wie ich Dir ja schon schrieb, hat der Bestatter uns ab gezockt und…

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…hinterher locker mal eben so auf die Schnelle 1.000 Euro mehr abgerechnet und uns in Rechnung gestellt.
Ich find Vertrag ist Vertrag und da kann dann keiner mehr kommen und hinterher noch was obendrauf wollen. Das ist Betrug, Beutelschneiderei und Abzocke. Der Bestatter ist ein Wegelagerer der die Not der Menschen ausnutzt.
Wie siehst Du das?

Ich habe mir die Rechnung angeschaut und finde nichts Ungewöhnliches dabei.
Eine Position, die aber eher nebensächlich ist, scheint mir persönlich etwas teuer, aber der geforderte Preis ist dennoch im Rahmen und war ja auch der Mutter bei Abschluss des Vertrages bekannt und wurde von ihr bereitwillig im Voraus beglichen.

Insgesamt ist die Rechnung auch durchaus als niedrig zu bezeichnen, weil ich finde, daß die Bestatterleistungen recht günstig abgerechnet wurden. Die vielen Preisreduktionen und die Tatsache, das gleich mehrere Positionen ohne Berechnung vertraglich fixiert und durchgeführt wurden, deuten sogar darauf hin, daß die Mutter einen bestimmten Etat hatte und der Bestatter sich bemüht hat, alle Wünsche der Vertragspartnerin und das bekannte Budget unter einen Hut zu bringen.

Was die Sache am Ende dann verteuert hat, sind die immer möglichen Unwägbarkeiten.
Wenn ich Bestattungsvorsorgen abschließe, dann berechne ich den wahrscheinlich eintretenden ungünstigsten Fall. Das bedeutet, daß wir eine Nachtüberführung ansetzen, einen Erschwerniszuschlag berechnen und von den jeweils höchsten möglichen Gebühren ausgehen.
Dadurch wird zwar die Vorsorge etwas teurer, aber der Vertragspartner kann recht sicher sein, daß das Geld auch reicht. Bleibt etwas übrig, was bei diesem Verfahren sehr oft der Fall ist, so wird dieser Betrag an die Hinterbliebenen ausgezahlt.
Überhaupt schließen wir Bestattungsvorsorgen nicht exakt auf den ermittelten Wert ab, sondern lieber ein paar hundert Euro mehr.
Das gibt auch einen gewissen Puffer, falls sich hoheitliche Gebühren oder Kosten von Zulieferern erhöhen; man muß dann nicht bei jeder Gebührenänderung von den Vertragspartnern einen Nachschlag verlangen.

Nun werden Bestattungsvorsorgen nicht nach dem Motto abgeschlossen: Gib mir soundsoviel Geld und wir sorgen 100%ig dafür, daß Du wie bestellt unter die Erde kommst.

Vielmehr läuft es so, daß sich Bestatter und Vorsorgekunde über Art und Umfang der Bestattung Gedanken machen und einen adäquaten Preis mit einem gewissen Sicherheitspuffer festlegen.
Ist dieser Preis bezahlt und kann die gewünschte Leistung zum Zeitpunkt des Todes zu diesem Preis erbracht werden, wird der Vertrag 1:1 erfüllt.
Oftmals haben sich aber die Kosten seit Abschluss des Vertrages erhöht oder es ergeben sich im Zuge der Abwicklung dieses Sterbefalls unerwartete Kosten. Dann hat der Bestatter laut Vertrag das Recht an den Ecken und Kanten zu sparen, die für den gesamten Ablauf eher unbedeutend sind, damit er mit der Gesamtsumme am Ende hin kommt.
Das könnte z.B. bedeuten, daß er einen günstigeren Sarg nimmt oder das der Blumenschmuck nicht ganz so üppig ausfällt.

Es kann aber nun vorkommen, und damit komme ich auch auf den aktuell angefragten Fall und die mir vorliegende Rechnung zurück, daß sich nicht nur ein bißchen was bei den Kosten erhöht hat, sondern das zwei zusätzliche Nachtüberführungen notwendig wurden und eine Fernüberführung von 200 km, weil die Angehörigen einen anderen Friedhof ausgesucht haben.
In diesem Fall sind die erhöhten Kosten von 1.023,- Euro ja nicht durch gestiegene Gebühren oder Preise verursacht worden oder durch eine unwägbare Leistung, die der Bestatter hätte beeinflussen können, sondern durch die von den Hinterbliebenen beauftragten Sonder- und Zusatzwünsche.
Somit haben diese auch für die zusätzlichen Kosten einzustehen.
Merke: Wer die Musik bestellt, der bezahlt sie auch.

Anmerkung: In diesem Fall ging es darum, daß die Verstorbene in B.-stadt im Grab ihres Mannes bestattet werden wollte und hierfür eine Bestattungsvorsorge abgeschlossen hatte. Inzwischen ist das Grab des Mannes aber aufgelöst worden und die 200 km entfernt wohnenden Angehörigen haben hinreichend begründet den Wunsch vorgetragen, die Mutter bei sich auf dem Friedhof in A.-stadt haben zu wollen, weil dies die Grabpflege erleichtere.
Dem Bestatter scheint das als Begründung ausreichend gewesen zu sein, um hier dem Wunsch der Angehörigen Vorzug vor dem Wunsch der Verstorbenen zu geben. Die Sachlage hatte sich ja entsprechend geändert und die Grundlage für den einstmals geäußerten Wunsch war weggefallen.

Allerdings müssen diejenigen, die den Sonderwunsch äußern und damit die über den Vorsorgevertrag hinausgehenden Kosten verursachen, dann auch für diese Kosten einstehen. Im Übrigen haben wir es mit zwei Verträgen zu tun. Einmal der Bestattungsvorsorgevertrag mit der Mutter, der sogar um 183 Euro günstiger erfüllt wurde, als ursprünglich vereinbart und der neue, mit den Hinterbliebenen geschlossene Vertrag über die Überführungen, bei dem die 183 Euro Guthaben bereits angerechnet wurden.

Die Rechnungen sind also nach meiner persönlichen Einschätzung völlig korrekt und insgesamt eher als niedrig zu bezeichnen.

Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:

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Ich erteile Auskünfte ausschließlich aufgrund meiner Erfahrung und erbringe keine Rechts-, Steuer- und Medizinberatung.

Lesezeit ca.: 6 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: 31. Mai 2012 | Peter Wilhelm 31. Mai 2012

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13 Kommentare
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Anita
12 Jahre zuvor

Der Bestatter ist ein Wegelagerer der die Not der Menschen ausnutzt.
Ich gehe sogar noch weiter:
Jeder Lebensmittelverkaeufer ist ein Wegelagerer der den Hunger der Menschen ausnutzt.
Wie kann man fuer etwas, das so elementar fuers Leben ist wie Nahrung, Geld verlangen?
Irgendwann wird noch jemand das Wasser, das wir taeglich brauchen und ohne das kein Mensch sein kann, in Rechnung stellen.
Diese staendige Abzocke muss endlich ein Ende haben!
Nur meine Arbeit ist es wert, entlohnt zu werden (weil ich nichts arbeite, das die Gesellschaft braucht)…

12 Jahre zuvor

In anbetracht der geschilderten Tatsachen finde ich persönlich den Preis noch als Human.

Ma Rode
12 Jahre zuvor

Langsam kann ich das Wort „Abzocke“ nicht mehr lesen, ohne dass mir übel wird …

12 Jahre zuvor

@Ma Rode: Wären wir jetzt bei Facebook, würde ich „Gefällt mir“ bei Deinem Beitrag klicken. Geht mir exakt genauso.

Ich
12 Jahre zuvor

is ja klar, dass du wieder schreibst, die rechnung sei zu niedrig, gehoerst ja auch zu dem pack 😉
aber mal ernsthaft: wie kommt man auf die idee zusatzleistungen, die vorher nicht besprochen waren, nicht bezahlen zu wollen?

Lobo
12 Jahre zuvor

@ich(5)

Du ahnst garnicht auf was für Ideen Kunden kommen.
Und ja ich kann das Wort „Abzocke“ auch nicht mehr hören, übrigens genauso wie das Wort „Servicewüste“ und den Satz „Im Internet ist das ja alles vieeeeel billiger“ 😉

12 Jahre zuvor

Als ich das Wort „Abzocke“ doch sehr häufig in dem Text las, habe ich nur noch geseufzt…
Aber vielleicht hätte der Bestatter vorab darauf hinweisen sollen, dass die zusätzlichen Leistungen nicht vom Vertrag gedeckt werden und es somit teurer wird…

Sonja
12 Jahre zuvor

@ Mario H
Im Zweifelsfall hat er das sogar. Nur sowas überhört man ganz gerne mal, vor allem, wenn man den Kopf grad mit dem Ableben einer (nahen) Verwandten voll hat, muss also nicht mal beabsichtigt sein 😉

@ Lobo
Auch immer wieder (un)gern gehört: Das hat mir die Kollegin aber anders gesagt! Nee, den Namen weiß ich jetzt nicht mehr.

Andreas
12 Jahre zuvor

Ich muss mich auch dazu äußern, dass ich bei Beiträgen dieser Art mehr als einmal den Kopf schütteln muss. Bestatter zu sein ist ein Beruf wie jeder andere. Und dass dieser nicht kostenfrei arbeitet, ist doch nicht verwerflich. Ihr geht doch auch nicht aus Spaß am Leben arbeiten. Ich zolle dem Handwerk und dem Können eines Bestatters hohen Respekt. Meiner Meinung nach muss man sich vor Augen halten, welche Arbeiten der Bestatter, neben dem eigentlichen beerdigen eines Menschen, für die Hinterbliebenen erledigt. Wenn ihr so schimpft, dann geht doch die Behördengänge alleine und regelt die Feier selbst. Ich bin mir sicher eine Kiste lässt sich auch noch aus einfachem Holz zusammenbrettern… dazu braucht ihr nicht unbedingt fremde Hilfe. Ich finde es ehrlich gesagt dreist zu verlangen, dass diese ganzen Sachen ein „Fremder“ für euch erledigen soll – der dies noch umsonst machen soll-, wie aus einem der Beiträge hervorging (…). Dann soll der Bäcker gefälligst auch sein Brot verschenken, die Putzfrau um sonst putzen und der Arzt um sonst Hausbesuche tätigen und von Patient zu… Weiterlesen »

Anita
12 Jahre zuvor

@Andreas

Ironie zu erkennen, war noch nie deine Staerke, gell?

Andreas
12 Jahre zuvor

selbst wenn ich die Ironie anscheinend nicht erkannt haben soll, gibt es dennoch viele die haargenau so denken!

Andreas
12 Jahre zuvor

PS: Deinen letzten Satz im ersten Kommentar von dir habe ich erst jetzt gelesen! 😉 Mit diesem Satz erhält der Beitrag eine ganz andere Bedeutung… lg

Pottkieker
12 Jahre zuvor

@Anita: Wo gibts denn das Trinkwasser kostenlos?? Da will ich hin.. 😉 Viele Grüße! Der Pottkieker




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