DIREKTKONTAKT

Frag den Bestatter

Wie wird man Bestatter?

Hallo,

mein Name ist R. bin 26 und habe eine abgeschlossene Ausbidlung im gastronomischen Bereich.
Da mir dieses Berufsfeld jedoch seit einiger Zeit schon nicht mehr zusagt und ich mich schon immer gefragt habe, was man in einem Bestattungsunternehmen so macht, habe ich mich heute informiert.
Nun weiß ich , dass man eine kaufmännische Ausbidung oder Bestattungsfachkraft gelernt haben „muss“.
Von einer Kollegin, welche Koch gelernt hat, habe ich jedoch erfahren, dass sie schon einmal in einem Bestattungsunternehmen gearbeitet hat.
Jetzt frage ich mich ob ich eine entsprechende Ausbildung benötige oder ob man auch durch Praktika etc dort einsteigen kann und ob man zwingend einen Führerschein haben muss.

Ich danke im Vorraus.

Liebe Grüße

Also, beginnen wir mit der letzten Frage:
Ja, ich würde es als unabdingbare Voraussetzung ansehen, daß ein Bestatter bzw. Bestattungshelfer einen Führerschein für PKW hat. Eine der Hauptaufgaben im Bestattungswesen ist der Transport von Verstorbenen und da das heutzutage mit Kraftfahrzeugen erledigt wird, sollte man diese auch fahren können und dürfen.

Ansonsten ist die Lage so, daß man derzeit versucht, die Ausbildung zur Bestattungsfachkraft als das non plus ultra hinzustellen und vieles spricht auch dafür, daß das ein guter Weg sein könnte. Hierbei absolviert man eine duale Ausbildung in einem Bestattungsunternehmen und im Ausbildungszentrum für Bestatter.

Tatsächlich wird die Branche aber von Quereinsteigern dominiert, die in aller Regel den Beruf ohne externe Ausbildung von der Pieke auf in einem Bestattungsunternehmen gelernt haben. Das liegt einfach daran, daß über Generationen der Bestatterberuf oft im Nebengewerbe von Schreinereien, Möbelhäusern und Transportunternehmen ausgeübt wurde und die Bestatter oft in ganz anderen Berufen ausgebildet waren, ja dort sogar oft einen Meistertitel hatten.

Das war auch über eine sehr lange Zeit gut so, da der Bestatterberuf sich erst in den letzten 20 bis 30 Jahren zu dem entwickelt hat, was er heute ist. Früher war vor allem in den ländlichen Bereichen für den Bestatter nicht viel zu tun. Im Wesentlichen wickelte er den Transport des Leichnam oder gar nur die Lieferung des Sarges ab.

Heutzutage ist der Bestatter viel mehr. Er ist, wie ich schon oft genug schrieb, einerseits ein Handwerker und andererseits ein Kaufmann und Verwalter. Überdies erfüllt er die Anforderungen an einen guten Seelsorger, Psychologen und Trauerberater und ist ein Fachmann für die Ausrichtung von Feierlichkeiten, die Dekoration, die Betreuung und die Organisation komplexer Abläufe.
Überdies werden vom Bestatter umfangreiche Kenntnisse der geltenden Gesetze erwartet, wie auch Kenntnisse aus dem Sozial-, Erb- und Familienrecht. Außerdem muss ein Bestatter die Betriebsführung beherrschen, sich in Personal,- Sozial- und Steuerfragen auskennen und betriebswirtschaftliches Wissen haben.

Ob man das alles in einem kleinen Bestattungshaus an der Ecke in vollem Umfang erlernen kann, ist fraglich. Deshalb ist es -und das gilt nicht nur für Bestatter- sehr gut, daß es überbetriebliche Ausbildungseinrichtungen gibt, in denen die Berufseinsteiger auch die Facetten des Berufsbildes kennenlernen, die der eigene Betrieb daheim nicht abdeckt.

Auf der anderen Seite halten mir viele Kollegen bei dieser Argumentation entgegen, sie würden ihre Neulinge einfach zu Praktika bei Kollegen, Schreinereien und Friedhofsgärtnereien schicken. Man brauche diesen ganzen übertriebenen Überbau nicht. Es wird gesagt, daß eine gute Ausbildung zum Bürokaufmann, bei gleichzeitiger betriebsinterner Ausrichtung auf den Bestatterberuf, noch viel besser geeignet sei, um in dieser Branche bestehen zu können. Alles andere komme mit den Jahren durch die Berufserfahrung.

Ich persönlich bin, was das Einstellungsalter anbetrifft, immer auch Sonderwege gegangen und habe sehr jungen, aber auch älteren Menschen eine Chance gegeben. Es kommt immer auf den Menschen an, der sich da bewirbt. Schulnoten und das Alter sind da nebensächlich.
Mit 26 Jahren dürfte man ein ideales Alter haben. Man ist nicht mehr jugendlich-kindlich und kann die entsprechenden Werte und die Seriosität eines Unternehmens vielleicht etwas besser verkörpern, als ein 19jähriges Mädchen.

Zunächst würde ich versuchen, ein Praktikum zu machen oder mich als Aushilfsfahrer zu bewerben. So kommt man mit der Branche in Berührung und hat „einen Fuß in der Tür“.
Es ist ja nicht so, daß Bestatter grundsätzlich keine Leute suchen, im Gegenteil.
Aber die Art des Gewerbes bringt es mit sich, daß vorwiegend Aushilfskräfte und Bereitschaftsfahrer gesucht werden und die Festanstellungen eher rar sind.
Eine gewisse Bereitschaft zum Ortswechsel erleichtert die Stellensuche aber ungemein.

Ich habe erst jetzt wieder einen jungen Mann dabei begleitet, wie er er erst als Fahrer ausgeholfen hat, dann beim Krematorium ein Praktikum machen konnte und schließlich eine Anstellung als Bestattungshelfer in Mitteldeutschland bekommen hat. Gut ein Jahr später hat er auf eine Annonce in einer Bestatterzeitschrift geantwortet und wird jetzt in diesen Tagen nach Schleswig-Holstein umziehen um dort in einem alteingesessenen Familienbetrieb ohne Nachkommen eine Stellung anzutreten. Es ist jetzt schon ausgemacht, daß er ab September 2012 dieses Unternehmen auf Rentenbasis übernehmen wird.

Man muss am Ball bleiben und nicht gleich die Flinte ins Korn werfen, auch wenn man am Heimatort und in den Nachbarstädten nur Absagen bekommt.

In „Frag den Bestatter“ findest Du meine Antworten auf Fragen von Leserinnen und Lesern. Diese Fragen sind zum Teil Inhalte Dritter, die mich tagtäglich auf den verschiedensten Wegen erreichen. Es handelt sich also um meist nicht bearbeitete und nicht auf ihren Wahrheitsgehalt hin überprüfte Fragen Dritter. Für die Fragen sind allein die Übersender der Mitteilungen verantwortlich. Ich mache mir die Aussagen nicht zu eigen.
Ich erteile Auskünfte ausschließlich aufgrund meiner Erfahrung und erbringe keine Rechts-, Steuer- und Medizinberatung.

Lesezeit ca.: 6 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: 30. Mai 2012 | Peter Wilhelm 30. Mai 2012

Lesen Sie bitte auch:


Abonnieren
Benachrichtige mich bei
5 Kommentare
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anzeigen
Mona
12 Jahre zuvor

Mein Respekt an jeden, der diesen Beruf ausübt bzw. ausüben möchte.
Für mich wäre das nichts, ich habe als gelernte Krankenschwester auch schon zuviel mit Toten zu tun gehabt.
LG Mona

12 Jahre zuvor

Ich stimme dem Kommentar von Mona zu. Hut ab denjenigen, die bereit sind, sich für diese Zunft berufen fühlen und den Beruf ausüben.
Leider wird das Thema Tod als etwas behandelt, worüber man nicht spricht, und vor Kindern fern zu halten ist. Dabei gehört der Tod mit zum Leben dazu.

Mein Respekt!

Angie
12 Jahre zuvor

ich habe selber letztes Jahr im Sommer meine Prüfung zur Bestattungsfachkfraft absolviert. War schon ne tolle Zeit 😛

Leider weiß ich jetz nicht wo der Herr R. herkommt, aber wir suchen momentan eine/n Praktikant/in wenn dieser sich gut anstellt kann evtl. auch die Ausbildung bei uns absolviert werden.

Bei Interesse einfach melden 🙂

diese
12 Jahre zuvor

Angie. Wo ist denn euer Bestattungshaus? Interesse ist vorhanden. 😉

Inka
12 Jahre zuvor

Hallo,Ich bin gelernte Altebpflegerin und bin seit 6 Jahren aus meinen Beruf raus,hab nur aushilfsweise im Heim ausgeholfen.Nun bin ich nach meiner Elternzeit soweit das ich wieder „etwas anderes“machen möchte.Ich habe mir jetzt ein Praktikumsplatz bei einem Bestatter besorgt,da ich schon in meiner Ausbildung sehr neugierig war was wohl nach der Abholung der Verstorbenen passiert.Ich habe einen Bestatter zufällig auf einem Geburtstag kennengelert,und freue mich das er mir die Chance gibt mal hineinzuschauen und kennenzulernen was ich mich immer gefragt habe.Allerdings habe ich auch grossen Respekt.Ich freue mich riesig und bin sehr gespannt.




Rechtliches


5
0
Was sind Deine Gedanken dazu? Kommentiere bittex
Skip to content