Frag den Bestatter

Aschenkapsel, Urne, Überurne, Schmuckurne, Cupat und Cestal

Hallo Tom,
ich habe mal wieder eine Frage…
Mein Großvater wurde vor einem Jahr eingeäschert und dazu habe ich einige Fragen. Ich las den Artikel über Urnen und Aschenkapseln und Cupaturnen. Was eine Aschenkapsel, eine Kupaturne und eine Urne ist, die eigentlich eher die Aufgabe hat, die eigentliche Kapsel schmuckhaft zu umhüllen, das weiß ich nun.
In einem Online-Bestattershop habe ich die Urne meines Großvaters gefunden. Es ist eine sog. „Cestal-Urne“. Kannst du mir vielleicht erklären, was genau der Unterschied dieser Urne zu den anderen ist?
Ist es eine Überurne oder auch eine „All in One“ Urne. Auf unserer Rechnung steht nur Stahlurne.
Ich bin eigentlich davon ausgegangen, dass es sich um eine Überurne handelt und das -so blöd es klingen mag- war für mich auch erleichternd, da ich weiß, dass möglicherweise noch lange nicht zum Zerfall kommt -wenn überhaupt-.
Aber inzwischen bin ich mir da auch nicht mehr so sicher, was es überhaupt ist….

In diesem Beitrag hier wurde ja schon alles zu diesem Thema gesagt.

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Allerdings beschreibe ich dort eine Mischform aus Aschenkapsel und Überune, die so genannte Cupat-Urne. Dies ist, wie ich inzwischen lernen konnte, kein feststehender Begriff, sondern ein Begriff, der sich regional so für diesen Urnentyp festgesetzt hat.
Wir haben ja folgende Situation:
Im Krematorium wird die Asche des Verstorbenen zusammen mit einem nummerierten Schamottstein in die Aschenkapsel gegeben, die dann mit einem Deckel versiegelt wird, der den Namen des Verstorbenen, seine Lebensdaten und den Namen des Krematoriums trägt.
Im Grunde genommen ist diese Aschenkapsel bereits die Urne. Diese Kapseln können so wie sie sind beigesetzt werden.
Allerdings sind sie eher „unhübsch“, finden viele.
Bei Sozialbestattungen und solchen Beisetzungen, bei denen sich niemand mehr um den Verstorbenen kümmert, ist es Gang und Gäbe, die Kapseln ohne weiteres beizusetzen. Es spricht nichts dagegen, das so zu tun.

Weil aber vielen das Anthrazit bis Schwarz der unverzierten Aschenkapsel zu schmucklos erscheint und weil die allermeisten Bestatter ihre Kunden über den Umstand, daß vom Krematorium bereits in Form der Aschenkapsel eine Urne geliefert wird, im Unklaren lassen, kaufen die Angehörigen in den meisten Fällen noch eine Über- bzw. Schmuckurne. Bestatter tun oft so, als sei der Kauf einer geeigneten und teuren Urne obligatorisch, wiewohl es sich in Wirklichkeit nur um einen zusätzlichen Schmuck, eine ergänzende Umhüllung handelt.

Nun sind Urnenhersteller schon vor langer Zeit auf die Idee gekommen, Aschekapseln zu entwerfen, die einerseits die Maße und Anforderungen der Aschekapsel erfüllen, außen aber entsprechend verziert sind, sodaß von vornherein auf den zusätzlichen Kauf einer Schmuckurne verzichtet werden kann.
Diese Kombi-Urnen werden hier in der Gegend bei den Krematorien Cupaturnen genannt. Nun handelt es sich aber bei Cupat um die Bezeichnung für eine besondere Oberflächen- und Strukturbehandlung, die mittlerweile viele Schmuckurnen, erhalten. So findet man die Bezeichnung Cupaturne nunmehr nicht mehr ausschließlich für die oben erwähnten Kombiurnen.

Überhaupt sind diese Kombinationen aus Aschengefäß und Schmuckurne allenthalben sehr unbeliebt.
Einmal mögen viele Krematorien es überhaupt nicht, wenn der Bestatter nicht die standardisierte Aschenkapsel abnimmt, weil dies bei der Handhabung und Befüllung im Krematorium Probleme verursachen kann.
Zum anderen lieben die Bestatter es aus verständlichen Gründen auch nicht, wenn ihnen der zusätzliche Verkauf der Schmuckurne entgeht, sind hier doch Gewinne in Höhe vom 10- bis 30-fachen des Einkaufspreises möglich. (Neulich erst wieder gesehen: Standardurne Stahlblech blau, Einkaufspreis unter 10 Euro, Verkaufspreis im Angebot an einen Seniorenheimbewohner: 369 Euro)

Warum Sachen beim Bestatter ihre Preis haben, das habe ich hier schon oft genug erklärt. Es ist eine Mischkalkulation im Rahmen eines sehr individuell arbeitenden Betriebes mit Rund-um-die-Uhr-Notdienst.
Allerdings kann ich nicht verstehen, daß ich bei der Durchsicht der vielen Bestatterrechnungen, die mir zur Kontrolle eingeschickt werden, auch bei den Ärmsten der Armen immer wieder auf diese an und für sich unnötigen Schmuckurnen stoße.
Wenn ich Menschen bezüglich einer Bestattung berate, dann weise ich zu allererst auf die Einsparungsmöglichkeiten hin: keine Überurne, Trauerfeier mit der Urne, günstigster Sarg, Selbstbeschränkung bei Blumenschmuck und Anzeige…

Bei Beherzigung meiner Vorschläge kann man von vornherein einen Betrag einsparen, für den mancher Bestatter schon eine komplette Urnenbestattung abwickeln kann.

Aber zurück zur Frage:
Der Fragesteller hat nun im Online-Angebot eines Urnenshops die Begriffe Cupat und Cestal nebeneinander gefunden, hatte gleichzeitig hier gelesen, daß Cupaturnen so genannte Kombinationsurnen sind und fragt nun, ob die Cestal-Urne seines Großvaters auch eine solche Kombiurne sei.
Nein, ist sie nicht. Wie wir inzwischen wissen, ist das Wort Cupat nicht allein auf Kombiurnen beschränkt und somit ist die Erwähnung von Cupat und Cestal kein Indiz dafür, daß es sich nicht um herkömmliche Schmuckurnen handelt.

Ob und in wie weit es bei Urnen zu einem Zerfall im Erdreich kommt, ist von verschiedenen Faktoren (Bodenbeschaffenheit, Feuchtigkeit, Urnenmaterial und Verweilzeit in der Erde) abhängig.
Von ganz vielen Urnen ist nach wenigen Jahren nichts mehr übrig, andere wiederum sind auch nach 15 oder 20 oder gar 30 Jahren noch nahezu intakt. Hierüber kann allenfalls der Friedhofsverwalter vor Ort aufgrund seiner Erfahrungen mit genau diesem Friedhof Auskunft geben.

Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:

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In „Frag den Bestatter“ findest Du meine Antworten auf Fragen von Leserinnen und Lesern. Diese Fragen sind zum Teil Inhalte Dritter, die mich tagtäglich auf den verschiedensten Wegen erreichen. Es handelt sich also um meist nicht bearbeitete und nicht auf ihren Wahrheitsgehalt hin überprüfte Fragen Dritter. Für die Fragen sind allein die Übersender der Mitteilungen verantwortlich. Ich mache mir die Aussagen nicht zu eigen.
Ich erteile Auskünfte ausschließlich aufgrund meiner Erfahrung und erbringe keine Rechts-, Steuer- und Medizinberatung.

Lesezeit ca.: 6 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: 7. Januar 2015 | Peter Wilhelm 7. Januar 2015

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7 Kommentare
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Andreas
13 Jahre zuvor

Hallo,
danke für die ausführliche Antwort auf meine Frage. Wenn ich das richtig verstanden habe, sind Cupat-Urnen nicht zwangsläufig immer „All-in-one“-Urnen, sondern können auch Überurnen sein. Genauso verhält es sich bei Cestal-Urnen. Hier gibt es auch welche, die direkt Aschenkapsel sind, es gibt aber auch welche, die nur Schmuckurne sind.
Ih verstehe, danke! Aber um was es sich jetzt bei meinem Opa handelt, das kann man also nicht genau sagen, schade.

PS: Übrigens hat auch unser Bestatter uns nicht darüber informiert, dass die Asche der Verstorbenen in eine Aschenkapsel kommt und die eigentlichen „Urnen“ nur als Schmuck dienen. Vielmehr wurde einfach der Katalog aufgeschlagen, in dem wir uns eine Urne aussuchen sollten und so getan, als ob dieses zwingend notwendig wäre. Im Nachhinein war ich eigentlich mit unserem Bestattungsunternehmen sehr zufrieden, jetzt zweifel ich allerdings etwas, ob ich wieder dieses Unternehmen beauftragen würde.

Tom, kennst du Bestatter in Dortmund, die du empfehlen kannst?

Viele Grüße
Andreas

Andreas
13 Jahre zuvor

Ich nochmal …

anbei die Antwort des Onlineshops, bei dem ich die selbe Urne entdeckt habe…

„Sehr geehrter Herr XXX,

vielen Dank für Ihre Anfrage.

Bei allen von uns angebotenen Urnen handelt es sich um sogenannte Schmuck- oder Überurnen.
Die Aschekapsel ist in Deutschland Pflicht und passt daher auch in alle angebotenen Urnen (außer Tierurnen).

Bei Rückfragen stehen wir Ihnen gerne unter u.g. Kontaktdaten zur Verfügung.“

VG

geprüfter Urnologe
13 Jahre zuvor

Mittagspause, Langeweile, viel Zeit, hier mein klugsch***-Schnellkurs-Kommentar, insb. auch zu CUPAT und CESTAL: BLECHURNEN sind recht günstig wg. Werkstoff (Walzblech wie für Blechdose oder Alufolie; werkstofftechnisch richtig: Stahlblech). Manche Behälter sehen der Aschenkapsel recht ähnlich, sind aber erheblich größer. CESTAL-URNEN sind ebenso aus Blech, die Oberfläche wird aber satiniert. Deswegen teurer, aber hübscher. CUPAT-URNEN sind auch aus Blech, die Oberfläche wird veredelt durch hauchdünnes verkupfern oder vermessingen. Ist erheblich korrosions-beständiger als Blech. Deswegen schon teurer, aber hübscher. SEE-URNEN sind aus Material, das sich im Wasser schnell auflöst, z.B. Pappmaché oder Stärke. Optisch oft gut gemacht, aber sehr weich. Die Asche wird natürlich ohne Aschenkapsel in der Seeurne beigesetzt. NATURSTOFF-URNEN sind aus biologisch abbaubaren Polymeren, auch Kunstharzen, sind vom Design oft sehr hochwertig und sehr handfest, somit viel fester als See-Urnen, aber schnelle Vergänglichkeit (z.B. für Waldbestattung oder Öko-Bestattung sehr geeignet bzw. vorgeschrieben). Ebenso wie KORBGEFLECHT-URNEN bzw. RATTAN. Holzwerkstoff-Urnen sehen aus wie Holz, sind aber ähnlich wie Spanplatten oder Faserplatten gefertigt und in Form gebracht. Sehr beständig und sehr hochwertig sind natürlich KUPFER-URNEN aus dem Edelmetall… Weiterlesen »

Andreas
13 Jahre zuvor

Die von uns gewählte Cestal-Urne ist, wie der Antwort des Shops zu entnehmen ist, eine Überurne und keine „All-in-one“-Lösung.

So wie Tom oft erklärt hat, nehme ich an, dass sich somit auch nach Ablauf der 25 Jahren noch etwas, was den Anschein einer Urne erweckt, im Erdreich finden wird.
Immerhin ist die eigentliche Aschenkapsel durch die Cestalüberune geschützt und bis diese -wenn überhaupt- vergeht, ist sicherlich schon fast die Ruhezeit um.

13 Jahre zuvor

@Andreas:
So kann man das nicht sehen.
Was der Urnenexperte in seinem Kommentar zu verdeutlichen versuchte, ist die Tatsache, daß Metalle wie Kupfer und Bronze nicht so leicht vergehen, wie reines Stahlblech.
Nimmt man also eine Stahlblechurne, die nur durch Oberflächenbearbeitung oder -veredelung den Anschein eines edleren Metalles macht, hat man zwar die Optik von z.B. Kupfer oder Bronze, aber gleichzeitig das schnellere Vergehen des Materials in der Erde.

Immer mehr Friedhöfe legen Wert darauf, daß bei kurz laufenden Gräbern (z.B. unter 20 Jahren) Urnen verwendet werden, die innerhalb dieser Zeit möglichst rückstandslos vergehen.

Hier empfehlen sich Cupat- oder Cestal-Urnen.

Die all-in-one-Lösungen sind meiner Erfahrung nach eher unüblich geworden.

gepr. Urnologe
13 Jahre zuvor

Ergänzung zu 3, sowie zu Toms Hinweis: Die Aschenkapsel ist auch nur aus Blech und somit schnell vergänglich. Sonst wäre die Aschenkapsel für Gräber mit recht kurzer Laufzeit logischerweise gar nicht geeignet.

Emmic
12 Jahre zuvor

Ich interpretiere Cestal als Marketingumschreibung für „C-Stahl“, also kohlenstoffhaltigen Stahl, der im Gegensatz zum Edelstahl [strike]rostet[/strike] vergeht.
Cupat könnte man als Kupfer-plattiert interpretieren (obwohl eine Plattierung viel haltbarer wäre als die tatsächlich angewandte hauchdünne galvanische Verkupferung).




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