Bestattung interkulturell: Amish People – Schlichtheit bis zuletzt

Die Amish-People sind eine christliche Glaubensgemeinschaft, die vor allem in den USA (Pennsylvania, Ohio, Indiana) lebt. Sie sind bekannt für ihre schlichte Lebensweise, ihre Pferdekutschen und die Ablehnung vieler moderner Technologien. Auch beim Thema Tod und Bestattung folgen die Amish konsequent ihrem Prinzip der Einfachheit.

amish people

Ein Leben in Bescheidenheit – und ein Tod ohne Prunk

Die Amish verstehen das Leben als Dienst an Gott und der Gemeinschaft. Wohlstand, Eitelkeit oder persönlicher Stolz gelten als Gefahren für den Glauben.
Diese Grundhaltung prägt auch den Umgang mit dem Tod. Bestattungen sind schlicht, würdevoll und frei von äußerem Prunk.
Grabsteine sind meist klein und schlicht, oft mit einfachen Inschriften – nur Name, Geburts- und Sterbedatum.

Vorbereitung und Totenwache

Nach dem Tod wird der Verstorbene meist im Familienkreis aufgebahrt. Verwandte und Nachbarn helfen bei den Vorbereitungen.
Viele Amish-Gemeinden haben eigene Tischler, die schlichte Holzsärge anfertigen – ohne Metallbeschläge, ohne Lack, meist aus Kiefernholz.

Vor der Beisetzung gibt es eine Totenwache, bei der die Familie zusammenkommt, um gemeinsam zu beten und Abschied zu nehmen.
Musik oder große Blumengestecke gibt es dabei nicht. Stattdessen steht der Glaube an die Auferstehung im Vordergrund.

Die Trauerfeier

Die Trauerfeier findet in der Regel im Wohnhaus des Verstorbenen oder in einer großen Scheune statt, denn die Amish kennen keine Kirchen im klassischen Sinn.
Prediger aus der Gemeinde halten eine schlichte Ansprache. Gesungen wird a cappella, meist alte Kirchenlieder in Pennsylvania-Deutsch oder Englisch.

Eine Besonderheit: Während viele moderne Bestattungen auf das „Leben feiern“ setzen, betonen die Amish die Demut vor Gott.
Der Verstorbene wird als Teil des göttlichen Plans gesehen, und der Tod gilt nicht als Ende, sondern als Übergang.

Begräbnis und Grab

Die Beerdigung erfolgt in einem der schlichten Amish-Friedhöfe, die in der Nähe der Siedlungen liegen. Männer der Gemeinde heben das Grab meist von Hand aus.
Auch hier gilt: keine Maschinen, keine überflüssigen Hilfsmittel.

Die Grabsteine sind klein, identisch in der Form und schlicht in der Aufschrift – ein Ausdruck der Gleichheit aller Menschen vor Gott.
Auf größeren Friedhöfen kommt es vor, dass nur die Reihen markiert sind, damit keine Unterschiede zwischen den Gräbern entstehen.

Gemeinschaft statt individueller Trauer

Bei den Amish steht die Gemeinschaft über dem Individuum. Entsprechend tragen viele Mitglieder gemeinsam die Verantwortung,
die trauernde Familie zu unterstützen: mit Hilfe im Haushalt, auf den Feldern oder bei der Kinderbetreuung.

Trauer wird nicht theatralisch gezeigt, sondern still gelebt – getragen von Glauben und Zusammenhalt.
Psychologische Trauerarbeit, wie wir sie heute kennen, spielt kaum eine Rolle; der Halt kommt aus der Religion und der Gemeinschaft.

Fazit

Die Bestattungsriten der Amish sind Ausdruck derselben Werte, die ihr gesamtes Leben prägen: Einfachheit, Demut und Gemeinschaft.
In einer Welt, in der Beerdigungen oft mit großen Kosten, aufwändiger Floristik oder persönlichen Inszenierungen verbunden sind, erinnern die Amish daran, dass der Tod auch in Schlichtheit begangen werden kann – als Rückkehr zu Gott und in die Erde, ohne Prunk, aber mit Würde.

Auf einen Blick: Amish-Bestattung

  • Prinzip: Schlichtheit, Demut, Gemeinschaft vor Individualität.
  • Aufbahrung: Zuhause; Nachbarn & Verwandte helfen bei der Vorbereitung.
  • Sarg: Schlichter Holzsarg (oft Kiefer), ohne Metall/Glanz.
  • Trauerfeier: Im Wohnhaus oder in der Scheune; a cappella-Gesang; Predigt in einfacher Sprache.
  • Beisetzung: Handgehobenes Grab auf einfachen Gemeindefriedhöfen.
  • Grabzeichen: Kleine, einheitliche Steine mit minimaler Beschriftung.
  • Blumenschmuck: Sehr zurückhaltend oder gar nicht; kein Prunk.
  • Trauerkultur: Still, getragen von Glaube und gemeinschaftlicher Unterstützung.

Episodenliste: 

Bildquellen:

  • amish: Peter Wilhelm KI

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