Bestattung interkulturell: USA Einbalsamierung

In meinem Weblog ist bereits mehrfach vom Einbalsamieren eines Verstorbenen die Rede gewesen, und ich habe an den Reaktionen gemerkt, dass hierüber sehr viel Unklarheit und Unwissen herrscht. Das wundert niemanden, denn diese Technik gilt bei vielen als ausgestorben, weil sie da in erster Linie an Mumien denken und die moderne Einbalsamierungstechnik ist bei uns in Deutschland weitestgehend unbekannt.

In diesem Zusammenhang möchte ich einen Einblick in die Einbalsamierungstechniken geben, wie sie im westlichen Kulturkreis, vornehmlich aber in den Vereinigten Staaten von Amerika eine zunehmende Rolle spielen.

Sinn der Einbalsamierung
Einbalsamierungen wurden und werden aus den unterschiedlichsten Gründen durchgeführt. In früheren Zeiten standen kultische oder religiöse Gründe im Vordergrund, etwa weil man glaubte, der Verstorbene müsse möglichst intakt auf die lange Reise in eine andere Welt gehen, um es einfach zu sagen.
Heute haben Einbalsamierungen einen praktischen Sinn, nämlich einen Verstorbenen so zu behandeln, dass der Verwesungsprozess weitestgehend aufgehalten, zumindest aber deutlich verlangsamt wird. Internationale Bestimmungen beispielsweise machen es erforderlich, daß Verstorbene, die ins Ausland überführt werden oft einbalsamiert sein müssen. Dabei steht das optische Ergebnis deutlich im Hintergrund. Anders ist das bei amerikanischen Bestattern. Sie erwecken seit Generationen den Eindruck, man könne einen Verstorbenen nicht mehr offen aufbahren, wenn er nicht vorher entsprechend behandelt wurde. Es wird den Angehörigen gesagt, für eine Aufbahrung oder Trauerfeier am offenen Sarg, wie sie in Amerika durchaus üblich ist, sei eine Einbalsamierung zwingend notwendig. Als Alternative bieten die Bestatter dort allenfalls noch die unverzügliche Einäscherung an.
Dies ist in der amerikanischen Geschichte begründet.

Geschichte der Einbalsamierung in den USA
In den großen Kriegen innerhalb der USA war eine Vielzahl von Toten zu beklagen, die über Tausende von Meilen in die Heimat transportiert wurden. Teils per Kutsche, oft per Bahn gingen die einfachen Körperformsärge auf die tage- und wochenlange Reise. Was schließlich in den Heimatorten ankam, waren oftmals durch den Transport und das mehrmalige Um- und Verladen stark ramponierte Särge mit stinkenden, weit in Verwesung befindlichen Kadavern. An einigen Verladestationen weigerte sich oftmals auch das Bahnpersonal, die oft nach Hunderten zählenden Särge umzuladen, weil aus vielen Flüssigkeiten austraten und der Gestank unerträglich war.
Militär- und Landärzte waren es, die zuerst mit einfachen Einbalsamierungen begannen. Durch die Entleerung der hohlen Körperorgane und das anschließende Befüllen derselben mit konservierenden und wohlriechenden Substanzen konnte die Situation für alle Beteiligten entscheidend verbessert werden.
Im Verlaufe der Zeit wurden zunächst mechanische, später elektromechanische Geräte entwickelt, die entsprechend geschultem Personal erlaubten, auch die Körperflüssigkeiten durch Konservierungsstoffe unterschiedlicher Zusammensetzung und Konzentration zu ersetzen.
Hier ist die Grundlage für die Tatsache zu finden, daß die Einbalsamierung in den Vereinigten Staaten für nahezu alle Verstorbenen, die mehr als einen oder zwei Tage über der Erde bleiben sollen, zum Standard wurde.

Unterschied zu Deutschland
In Deutschland ist das anders. Zum einen herrschen bei uns vielfach andere klimatische Verhältnisse und zum anderen hat sich die Bestattungskultur bei uns anders entwickelt. Legt man in den USA großen Wert darauf, daß Verstorbene, selbst nach schwersten Krankheiten und Verstümmelungen, im Sarg liegen und aussehen wie zu ihren besten Zeiten, nimmt man in Deutschland doch eher hin, daß Verstorbene schlicht und ergreifend einfach tot aussehen. Mit anderen Worten: In den USA werden die Toten hergerichtet wie Filmschauspieler und sehen aus wie das blühende Leben und in Deutschland vermittelt man lediglich den Eindruck, dieser Mensch schlafe oder liege friedlich da.
Außerdem ist es ganz einfach so, daß hier bei uns eher hingenommen wird, dass sich ein Leichnam verändert, anders riecht und aussieht, sich anders anfasst usw., während man in den USA über die gesamte Zeit der offenen Aufbahrung ein absolut intaktes und gleichbleibendes, äußerst positives Erscheinungsbild beansprucht.

Die typischen Zeichen des Todes und die damit einhergehenden Veränderungen, sowie die Entwicklung von Gerüchen usw. gehören nach dem allgemeinen Vorstellungsbild in unseren Gefilden zum Tod dazu, wären aber in den USA als unerwünscht einzustufen. Würde man eine nach deutschen Vorstellungen hervorragend hergerichtete Leiche einer amerikanischen Trauergesellschaft präsentieren, wäre das Entsetzen vermutlich riesengroß.

Hinzu kommt, dass in den USA nicht nur eine Aufbahrung in einer engen Friedhofszelle oder gar hinter Glas üblich ist, sondern die Abschiednahme am offenen Sarg erfolgt und zwar oft in einer Art und Weise, die das sehr nahe Herantreten der Trauergäste und das Berühren des Verstorbenen beinhaltet. Selbst die Ansprache des Pfarrers und der übrigen Redner erfolgt vor dem geöffneten Sarg und für Amerikaner wäre es geradezu unvorstellbar, daß es hierbei auch nur zu der geringsten Geruchsentwicklung kommen könnte.

Auch gibt es in den USA nicht die bei uns geltenden Regeln, daß Verstorbene zügig bestattet werden sollen/müssen. Von der Überführung des Verstorbenen in die Räume eines Bestattungsinstitutes bis zur eigentlichen Beisetzung vergehen oftmals bis zu 14 Tage, und während dieser Zeit ist in den Aufbahrungsräumen des „Funeral Homes“ eine beinahe durchgängige „Besuchbarkeit“ des Verstorbenen gegeben.

Diese unterschiedlichen Bedingungen und Erwartungshaltungen, aber auch die hierzulande nicht verstummende Kritik an den hier ebenfalls zunehmenden Einbalsamierungen, führen dazu, daß das Einbalsamieren bei uns noch weitestgehend in den Kinderschuhen steckt.

Einbalsamierer
Nur wenige Bestatter verfügen überhaupt über die notwendigen Kenntnisse nach amerikanischem Standard, der wohl als weltweit führend und am besten eingeführt angesehen werden dürfte. Neben exakten anatomischen Kenntnissen muß ein Einbalsamierer über ein großes Fachwissen hinsichtlich der verwendeten Einbalsamierungstechniken und den gesamten Bereich der Chemikalien usw. verfügen. Die meisten Einbalsamierungen werden deshalb in Deutschland aufgrund von gesetzlichen Transport- und Einfuhrbestimmungen beim außereuropäischen Transport von Leichen von Ärzten oder Fachinstituten durchgeführt. Diese Einbalsamierungen sind aber extrem zweckgebunden, unterbinden den Verwesungsprozess weitestgehend, können aber oft keinesfalls den Anspruch erfüllen, ein vorzeigbares oder gar ansprechendes Ergebnis zu erzielen.

Das Einbalsamieren selbst kann je nach Kulturstand, Zweck und Möglichkeiten auf die unterschiedlichsten Weisen erfolgen, mit dementsprechend auch durchaus völlig unterschiedlichen optischen Ergebnissen. Stand bei den alten Ägyptern das möglichst vollständige Erhalten des Körpers bei Außerachtlassung des optischen Ergebnisses im Vordergrund, ist bei den o. g. Einbalsamierungen aufgrund von Exportbestimmungen ebenfalls das optische Ergebnis absolut zweitrangig.
Die modernen Einbalsamierungstechniken nach amerikanischem Muster haben vorrangig den Zweck, ein absolut einwandfreies Bild ohne jedwede Geruchsbelästigung zu erzielen. Nachteil dieser Technik ist es, dass der Zersetzungsprozess im Grab ebenfalls weitestgehend unterbunden, in jedem Fall aber deutlich verzögert wird. In Ländern, in denen Gräber für die Ewigkeit verkauft werden, mag das weniger ein Problem darstellen, in Breiten wo Gräber allerdings nur für einige Jahrzehnte vermietet werden, stellen diese nicht vergehenden oder noch nicht vergangenen Leichname irgendwann ein großes Problem dar.

Wie perfekt ein solches Einbalsamieren durchgeführt werden kann, wird von den Russen eindrucksvoll am Leichnam von Lenin demonstriert, der seit Ewigkeiten nahezu unverändert im Lenin-Mausoleum aufgebahrt ist (siehe Abb. 1). Allerdings ist für den Erhalt eines Verstorbenen in der hier angesprochenen Form ein ungeheurer technischer, physikalischer und chemischer Aufwand nötig und böse Zungen behaupten, daß außer viel Chemie und Wachs nicht mehr viel von Lenin übrig sei.

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Abb. 1 Der aufgebahrte Lenin im Leninmausoleum in Moskau

Kommen wir zurück zur Betrachtung der Verhältnisse in Deutschland.
Wir wissen inzwischen, daß auch in Deutschland zunehmend Einbalsamierungen durchgeführt werden, wissen aber gleichzeitig auch, dass das sehr in der Kritik steht, weil die einbalsamierten Körper irgendwann zu einem Problem werden könnten. Warum macht man das also überhaupt?

Nun, es gibt sicherlich Fälle, in denen das Einbalsamieren von Verstorbenen sinnvoll sein kann. Das wäre beispielsweise dann der Fall, wenn der Leichnam über eine längere Zeit einer größeren Zahl von Besuchern in nicht unbedingt dafür geeigneten Räumlichkeiten präsentiert werden soll. Es kann aber auch dann eine Einbalsamierung notwendig werden, wenn eine umfangreiche Wiederherstellung des Leichnams erforderlich ist, die unter Umständen nicht machbar wäre, wenn sich der Körper weiterhin im Prozess der Auflösung befindet.

Ein anderer Aspekt ist aber auch die steigende Zahl von hierzu ausgebildetem Personal in den Bestattungshäusern. Diese Ausbildung, die vornehmlich in England und den USA durchgeführt wird und das dafür benötigte Instrumentarium sind extrem aufwändig und teuer. Das wiederum führt natürlich dazu, dass die entsprechenden Firmen diese Investition auch wieder „einspielen“ wollen und vermehrt solche Einbalsamierungen anbieten und verkaufen.

Doch wie wird denn nun einbalsamiert?
Diese Frage ist nicht kurz und eindeutig zu beantworten, weil es unterschiedliche Methoden und Ansichten hierüber gibt und die Vielzahl der behandelten Verstorbenen auch verschiedene Techniken notwendig macht.
Deshalb beschreibe ich im Nachfolgenden, wie eine typische Einbalsamierung in den Vereinigten Staaten abläuft, so wie ich es kennengelernt habe.

Der völlig unbekleidete Körper des Verstorbenen wird auf einen Behandlungstisch gelegt. Dieser Behandlungstisch ist zumeist aus Edelstahl, hat eine Ablaufrinne und ist mit einem Ablauf für Flüssigkeiten ausgestattet. Zuerst wird der gesamte Körper mit einer desinfizierenden und keimtötenden Lösung abgewaschen. Schon zu diesem Zeitpunkt ist der Einbalsamierer bemüht, durch intensive Bewegung und Massage des toten Körpers die Totenstarre zu lösen, das gilt insbesondere für die Extremitäten. Dieser Schritt dient auch dazu Blutreste zu entfernen, Wunden zu säubern und alle eventuell vorhandenen Operationsrückstände zu beseitigen. Es ist oftmals kaum zu glauben, welche Schläuche, Apparaturen und chirurgischen Gegenstände noch in und am Verstorbenen zu finden sind.
Sofern der Tote einen Herzschrittmacher trug und für eine Einäscherung vorgesehen ist (wobei die Kombination Einäscherung/Einbalsamierung nur seltener vorkommt), wird auch der Herzschrittmacher durch einen gekonnten Schnitt entfernt und die entstandene Wunde durch eine chirurgische Naht wieder verschlossen.

Der nächste Schritt (die Reihenfolge kann variieren) wendet sich dann den Körperöffnungen zu. Auch hier werden reinigende und geruchsbindende Flüssigkeiten eingesetzt, um ein positives Ergebnis zu erzielen. Ich glaube, ich kann es mir und Euch ersparen, da detailliert darauf einzugehen, jeder kann sich sicherlich vorstellen, was das alles für Körperöffnungen sind und wie die entsprechenden dort evtl. vorhandenen Säfte und Bestandteile aussehen. Dies ist für viele Einbalsamierer der am wenigsten angenehme Teil der Arbeit.

Im Folgenden werden dann Körperflüssigkeiten weitestgehend gegen eine Einbalsamierungsflüssigkeit ausgetauscht. Wichtigstes Hilfsmittel hierfür ist eine spezielle Einbalsamierungspumpe, die das Ein- und Ausleiten von Flüssigkeiten über Schläuche und Nadeln ermöglicht.

Über die Karotisaterie (Halsschlagader) wird Einbalsamierungsflüssigkeit in den Körper eingeleitet, während über die Jugularvene (Drosselvene) das körpereigene Blut abgeleitet wird. Die mechanische Pumpe gibt hierbei den Takt vor, den der Einbalsamierer durch intensive Massage und das Kneten des Körpers unterstützt, um sicherzustellen, dass die Einbalsamierungsflüssigkeit auch in eher schlecht durchblutete Stellen des Körpers fließen kann.

Der nächste Schritt ist die Behandlung der Körperhöhle, insbesondere der Bauchhöhle. Hierbei kommt eine Saugpumpe, der Aspirator (siehe Bild 3) und der Trocar (siehe Bild 2) zur Anwendung. Etwa fünf Zentimeter über dem Bauchnabel und fünf Zentimeter nach rechts versetzt wird mittels dieses spitzen und innen hohlen Instrumentes die Bauchhöhle angestochen und die Hohlorgane des Bauches entlüftet und von Flüssigkeiten befreit. Was das für Flüssigkeiten und Bestandteile sind, brauche ich wohl im Einzelnen auch nicht erwähnen, der Mageninhalt jedenfalls gehört dazu.

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Abb. 2 Trocar

Danach wird die Saugpumpe abgestöpselt und mittels einer Einleitungspumpe nunmehr hochkonzentrierte Einbalsamierungsflüssigkeit, die aus Formaldehyd oder alternativen Flüssigkeiten besteht, eingespült. Die recht kleine Einstichstelle wird zugenäht, verklebt, mit einem speziellen Pflaster verschlossen oder mit einem in Amerika sehr üblichen Stopfen, dem „trocar button“ verstopft.
Solche Stopfen jedoch in anderer Form können auf beim Verschluss div. Körperöffnungen zur Anwendung kommen.

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Abb. 3 Aspirator

Bei der hypodermalen oder subkutanen Einbalsamierung, die den nächsten Schritt darstellt, wird Einbalsamierungsflüssigkeit oder -masse an bestimmten Stellen, wo dies notwendig erscheint, direkt unter die Haut injiziert. Das kann notwendig sein, um blaue Flecke, wunde Stellen oder deformierte Stellen zu behandeln.

Im nächsten Schritt wendet sich der Einbalsamierer dem Kopf zu. In manchen Fällen kann es notwendig werden, zu verhindern, dass Flüssigkeiten aus dem Rachenraum aufsteigen können. Hier muss ein sogenannter Rachenverschluss durchgeführt werden. Dabei werden Substanzen in den Rachen eingebracht, die dort aufschwemmen und dann aushärten. Es wird so wirkungsvoll das Austreten von Gasen und Flüssigkeiten verhindert. Möglicherweise ist auch der Verschluss von Nasenlöchern und Gehörgang notwendig, was mit knetbaren Wachspropfen o. ä. geschieht.

Der Mund kann auf verschiedene Arten verschlossen werden. Ganz häufig findet ein Hautkleber, ähnlich dem Sekundenkleber Verwendung, bei dem die Lippen einfach aufeinandergeklebt werden. In Deutschland ist dies die häufigste Methode, sie erfordert jedoch oftmals, dass der Unterkiefer des Verstorbenen durch eine Kinnstütze aus Kunststoff o.ä. hochgehalten werden muss, was hierzulande den Ansprüchen der Angehörigen meist genügt, in den Vereinigten Staaten aber als absolut inakzeptabel gilt.
Eine weitere Möglichkeit besteht darin, dass mittels einer sogenannten ligatur der Mund verschlossen wird. Hierbei wird mit einer chirurgischen Nadel ein entsprechender Faden durch Lippenbändchen und Unterkiefer gestochen und durch einen speziellen Knoten so zugezogen, dass der Mund sich schließt. Das Ergebnis sieht sehr natürlich aus, jedenfalls wesentlich besser als die Methode mit dem Hautkleber, weil diese oft den Eindruck zusammengepresster Lippen hervorruft.
In den USA sehr verbreitet ist auch der Einsatz eines speziellen Apparates, mit dem eine metallische Klammer in Ober- und Unterkiefer gedrückt wird.
Die Augen werden in aller Regel mit sogenannten Augenkappen versehen. Das sind hauchdünne Kunststoffkappen, die auf den Augapfel aufgelegt werden. Die Lider werden darübergezogen und die rauhe Oberfläche der Augenkappen halt sie zuverlässig an ihrem Platz. Gleichzeitig verhindert die Augenkappen einen eingefallenen Eindruck.

Nach Abschluss dieser Arbeiten wird der Verstorbene abermals gründlich gewaschen und getrocknet. Nachdem es vorher ausschließlich um Desinfektion und Keimtötung ging, steht bei den folgenden Schritten auch die Erzielung eines positiven Geruchseindrucks und einer ansprechenden Optik im Vordergrund.
Um den Artikel hier nicht zu sehr aufzublähen, will ich den Bereich der wiederherstellenden Leichenkosmetik für heute einmal ausklammern. Dieser bietet so viele Facetten und so viel Material, dass ich darauf eventuell später noch einmal gesondert eingehen werde. Auch hier ist es für den Laien kaum vorstellbar und es grenzt an das Unwahrscheinliche und Unglaubliche, was da alles möglich ist.

Nachdem der Leichnam gewaschen, getrocknet und leicht parfümiert wurde, werden die Haare des Toten gewaschen und getrocknet. Anhand eines unabdingbar zur Verfügung stehenden Fotos kann der Einbalsamierer bzw. Leichenkosmetiker dann die Frisur zumindest annäherungsweise so wieder in Form bringen, wie es dem Eindruck zu Lebzeiten entsprach. Der Einsatz von Perücken ist hier ebenfalls üblich, etwa wenn der Verstorbene auf dem Kopf rasiert worden ist oder durch Chemotherapie sein Haupthaar verloren hat.
Vornehmlich Männer werden im nächsten Schritt im Gesicht rasiert. Was folgt, ist eine umfangreiche kosmetische Behandlung der sichtbaren Körperteile.

An dieser Stelle muss der Behandler entscheiden, ob der Verstorbene vor oder nach dieser Behandlung angekleidet wird. Zumeist erfolgt zunächst das Ankleiden, damit das Ergebnis der kosmetischen Arbeiten nicht durch das Überstreifen der Kleidung ruiniert wird.

Wer weiß, mit welchem Aufwand sich eher unscheinbare lebende Menschen durch den Einsatz kosmetischer Produkte in wahre Schönheiten verwandeln können, der kann sich in etwa vorstellen, zu welchen Leistungen ein erfahrener Leichenkosmetiker im Stande ist. Nach seiner Behandlung ist dem Verstorbenen nichts mehr von eventuellen todesbedingten Veränderungen und Entstellungen anzusehen. Einer dieser Fachleute sagte einmal zu mir: „So lange ein Kopf da ist, bekomme ich den auch wieder hin.“

Nach dieser Prozedur erfolgt die Sarglegung, auch Einsargen genannt, des Verstorbenen. Der Leichenkosmetiker wird jetzt und nach der Aufstellung des Sarges zur Aufbahrung nochmals kurz nacharbeiten und dann kann der Verstorbene präsentiert werden.
Ein auf diese Weise vorbereiteter Körper kann ohne weiteres mehrere Tage bis hin zu zwei Wochen und mehr (entsprechende zwichenzeitliche Kühlung vorausgesetzt, aber oft auch ohne diese) „über der Erde bleiben“.

Insgesamt dauert der Prozess der Einbalsamierung deutlich über 2 Stunden. In den USA, wo in manchen Instituten fast wie am Fließband einbalsamiert wird, genügen oftmals 20 Minuten, der Schnitt liegt aber auch dort bei 75 Minuten.

Dass die Einbalsamierung schwer verstümmelter Unfallopfer oder von Personen, die obduziert wurden, durchaus schwieriger und aufwändiger ist, liegt auf der Hand. Oftmals sind es aber gerade diese Verstorbenen, die einbalsamiert und wiederhergestellt werden müssen.

Kritik an der Einbalsamierung
Sogar in den USA steht das Einbalsamieren in der Kritik. Der Grund liegt zum einen in der großen Menge der teilweise recht aggressiven Chemikalien, die für das Einbalsamieren verwendet werden und die durchaus eine Belastung der Umwelt mit sich bringen. Das Einbalsamieren und die Verwendung von extrem haltbaren Särgen aus Metall usw. führen dazu, daß sich im Erdreich über Jahrzehnte hinweg kaum eine Veränderung ergeben kann und Friedhöfe dort fast auf Ewigkeit belegt werden müssen. Es ist in vielen Regionen der USA auch durchaus üblich, die Gräber mit einem Grabausbau aus Beton zu versehen, damit der Sarg in einem gruftähnlichen unterirdischen Kasten steht. Solche Gräber kann man eigentlich nie auflösen und neu vergeben.

Ein anderer Gesichtspunkt berücksichtigt die umfangreiche Behandlung der Verstorbenen im Verlaufe der Einbalsamierung. Das geht vielen Menschen einfach zu weit. Sie möchten, ähnlich wie es der deutschen Vorstellung entspricht, daß die Toten so wenig wie möglich irgendwelchen Prozeduren unterzogen werden.

Berücksichtigen muß man bei all diesen Überlegungen, daß in den USA Land in Hülle und Fülle zur Verfügung steht, während bei uns Friedhöfe eher beengt innerstädtisch liegen und wir eher darauf angewiesen sind, Gräber so schnell wie möglich wieder belegen zu können.

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