Bestattungen in verschiedenen Religionen und Kulturkreisen: Bahai

Die Bahai sind eine religiöse Gemeinschaft, die im 19. Jahrhundert im Iran gegründet wurde und sich durch ihre Glaubensprinzipien der Einheit von Gott, Religion und Menschheit auszeichnet. Die Bahai sind Anhänger der Bahai-Religion. Hier ist eine kurze Übersicht über die Bahai und ihre Glaubensgrundsätze:

Ursprünge und Gründer

  • Gründer: Die Bahai-Religion wurde von Bahá’u’lláh (1817-1892) gegründet. Bahá’u’lláh, was „Herrlichkeit Gottes“ bedeutet, gilt als der neueste in einer Reihe von göttlichen Boten, die auch Abraham, Moses, Buddha, Jesus und Muhammad umfassen.
  • Vorläufer: Der Báb (1819-1850) gilt als Vorläufer und Prophet der Bahai-Religion, der das Kommen eines neuen göttlichen Lehrers ankündigte, der Bahá’u’lláh war.

Grundüberzeugungen

  • Einheit Gottes: Die Bahai glauben an die Einheit Gottes und dass alle Religionen im Wesentlichen Ausdruck desselben göttlichen Willens sind.
  • Einheit der Menschheit: Ein zentrales Prinzip der Bahai-Religion ist die Einheit der Menschheit. Die Bahai lehren, dass alle Menschen gleich sind und dass Vorurteile jeglicher Art überwunden werden müssen.
  • Einheit der Religionen: Die Bahai-Religion betont die Einheit und Kontinuität aller großen Weltreligionen. Sie glauben, dass alle Religionen von Gott inspiriert sind und Teil eines einzigen, fortlaufenden göttlichen Plans zur Erziehung der Menschheit sind.

Heilige Schriften

  • Kitáb-i-Aqdas: Das „Heiligste Buch“ der Bahai, geschrieben von Bahá’u’lláh, enthält die grundlegenden Gesetze und Prinzipien der Bahai-Religion.
  • Schriften des Báb und anderer Bahai-Führer: Dazu gehören zahlreiche Schriften und Briefe von Bahá’u’lláh, dem Báb und ‚Abdu’l-Bahá (Bahá’u’lláhs Sohn und Nachfolger).

Praktiken

  • Gebet und Meditation: Tägliches Gebet und Meditation sind zentrale Bestandteile des Bahai-Lebens.
  • Fasten: Eine jährliche Fastenzeit von 19 Tagen, während der die Gläubigen von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang auf Essen und Trinken verzichten.
  • Gemeinschaftsaktivitäten: Regelmäßige Zusammenkünfte zur Andacht und Besprechung gemeinsamer Angelegenheiten, oft in lokalen Bahai-Zentren oder Privatwohnungen.

Soziallehren

  • Bildung: Die Bahai betonen die Wichtigkeit der Bildung für alle Menschen, besonders für Frauen.
  • Gleichberechtigung der Geschlechter: Die völlige Gleichberechtigung von Mann und Frau ist ein zentrales Prinzip der Bahai-Religion.
  • Weltfrieden: Die Bahai fördern den Weltfrieden und die Schaffung einer weltweiten Föderation als Schritt zur Einheit der Menschheit.

Verwaltung und Organisation

  • Universales Haus der Gerechtigkeit: Das oberste Verwaltungsorgan der Bahai-Gemeinde, das in Haifa, Israel, ansässig ist.
  • Nationale und lokale Geistige Räte: Diese Räte werden demokratisch gewählt und leiten die Bahai-Gemeinden auf nationaler und lokaler Ebene.

Bestattung bei den Bahai

Die Bestattung bei den Bahai folgt spezifischen Richtlinien und Ritualen, die sowohl spirituelle als auch praktische Aspekte beinhalten. Hier sind die wesentlichen Elemente und Abläufe einer Bahai-Bestattung:

Vorbereitung des Körpers

  • Rituelle Waschung: Der Leichnam wird gemäß den Bahai-Prinzipien rituell gewaschen. Diese Waschung wird von Familienmitgliedern oder Gemeindemitgliedern durchgeführt und symbolisiert die Reinigung des Körpers vor der letzten Reise.
  • Einkleidung: Der Körper wird in ein einfaches, reines Leichentuch gehüllt. Es gibt keine speziellen Kleidungsstücke oder komplizierten Wickeltechniken, die beachtet werden müssen.

Beisetzung

  • Schnelle Beisetzung: Die Bahai-Religion betont die Notwendigkeit einer schnellen Beisetzung, idealerweise innerhalb von 24 Stunden nach dem Tod. Dies soll die spirituelle Reise des Verstorbenen respektieren und die natürliche Ordnung einhalten.
  • Sarg und Beisetzungsort: Der Körper wird in einem Sarg beigesetzt. Eine Besonderheit der Bahai-Bestattung ist, dass der Körper innerhalb eines Radius von einer Stunde Reisezeit vom Sterbeort beigesetzt werden muss. Dies betont die Rückkehr des Körpers zur Erde an dem Ort, an dem das Leben endete.

Bestattungsritual

  • Gebet für die Verstorbenen: Ein zentrales Element der Bahai-Bestattung ist das Rezitieren des „Gebets für die Verstorbenen“ (Lawḥ-i-Maqsúd). Dieses Gebet wird von den Anwesenden gesprochen und soll dem Verstorbenen auf seiner Reise ins Jenseits helfen.
  • Andacht und Reflexion: Während der Beisetzung versammeln sich Familie und Freunde des Verstorbenen, um Gebete zu sprechen und Texte aus den heiligen Schriften der Bahai-Religion zu rezitieren. Diese Momente dienen der Besinnung und dem Gedenken an das Leben des Verstorbenen.

Nach der Beisetzung

  • Trauerzeit: Es gibt keine formalisierte Trauerzeit in der Bahai-Religion, jedoch ist es üblich, dass Familie und Freunde den Verlust gemeinsam betrauern und einander Trost spenden.
  • Gedenkveranstaltungen: Es ist üblich, dass nach der Beisetzung Gedenkveranstaltungen abgehalten werden, um das Leben des Verstorbenen zu ehren und sich gemeinsam an ihn zu erinnern.

Spirituelle Aspekte

  • Glaube an das Jenseits: Die Bahai glauben an das Leben nach dem Tod und sehen den Tod als Übergang in eine andere Existenzform. Dies spiegelt sich in den Gebeten und Texten wider, die bei der Beisetzung rezitiert werden.
  • Verbundenheit der Seelen: Die Bahai glauben an die Einheit der Menschheit und die fortwährende Verbindung zwischen den Seelen der Lebenden und der Verstorbenen.

Soziale Aspekte

  • Gemeinschaft: Die Bahai-Gemeinschaft spielt eine wichtige Rolle bei der Unterstützung der trauernden Familie. Gemeindemitglieder beteiligen sich oft aktiv an den Bestattungsritualen und bieten Trost und Unterstützung.
  • Einfachheit und Würde: Bahai-Bestattungen sind gekennzeichnet durch Einfachheit und Würde. Prunkvolle und extravagante Rituale werden vermieden, um den Fokus auf die spirituelle Bedeutung des Todes zu legen.

Die Bahai-Bestattungskultur betont die spirituelle Dimension des Todes und die Bedeutung der Gemeinschaft. Durch einfache und würdevolle Rituale wird der Übergang des Verstorbenen ins Jenseits begleitet und die Verbindung zwischen den Lebenden und den Verstorbenen gestärkt.

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