Bestattungen in verschiedenen Religionen und Kulturkreisen -Judentum 1-

2.2. Das Judentum

„Sint der Tojd is aufgekimmen, is´m nicht sicher mit en Leben.“

Im Mittelpunkt der jüdischen Religion steht der Glaube an den einzigen Gott „JHWH“, dessen Name aus Ehrfurcht nicht ausgesprochen wird. Im Judentum wird das Leben an sich als hoher Wert betrachtet. Naht die Todesstunde, verabschiedet sich der Sterbende mit dem „sch´ma jis´rael“ (Höre Israel: Der Ewige ist unser Gott, der Ewige ist der Einzige!)
Es ist Pflicht für alle Nahestehenden, an der Bestattung teilzunehmen. Eine spezielle Bestattungs-Bruderschaft, die „Chewra Kadischa“ übernimmt die rituelle Waschung der Leiche am Morgen vor der Beisetzung. Für Männer und Frauen gibt es eigene „Chewra Kadischa“. Die Chewra übernimmt alle Aufgaben, die mit dem Tod und der Bestattung verbunden sind, für die Angehörigen ehrenamtlich. Die Chewra wird möglichst schon vor dem Ableben benachrichtigt. Sie sorgt für die Überführung zum Friedhof und die «Tahara» (Waschung) sowie die anschliessende Einkleidung mit einem einfachen, weissen Totengewand und die Einsargung in einem Sarg aus einfachem unbearbeitetem Holz.

Der Tote soll möglichst nicht allein gelassen werden, die Wache soll Tag und Nacht erfolgen. Die Bestattung sollte möglichst schnell erfolgen, aber natürlich nicht an einem Sabbat oder Festtag. Die Feier findet direkt auf dem jüdischen Friedhof statt.
Dem Verstorbenen wird ein Säckchen Erde aus Israel in den Sarg gelegt. Nach dem Herablassen des Sarges in die Gruft spricht der Sohn oder ein anderer männlicher Verwandter das Kadisch der Leitragenden. Direkt anschliessend von den männlichen Angehörigen mit Erde bedeckt.

Ergänzend zu dem eben Gesagten ist noch zu erwähnen: Es gibt ganz klare Verpflichtungen, wer zum Kaddisch sagen verpflichtet ist: Im orthodoxen Judentum der Sohn/die Söhne, der Vater und der Ehemann.
Im liberalen Judentum – und dem gehören die meisten religiös praktizierenden Juden an – sind Männer und Frauen gleichberechtigt, woraus sich ergibt, daß Vater/Mutter – Ehemann/Ehefrau – Söhne/Töchter zum Kaddisch sprechen verpflichtet sind: Das erste Mal bei der Beerdigung und dann ein Jahr lang sowie nach dem Trauerjahr bei bestimmten Gelegenheiten.

Zum Zeichen der Trauer zerreißen die nächst Angehörigen noch auf dem Friedhof den Kragen oder Revers ihrer Kleidung. Die ersten sieben Tage nach dem Tod sind für die Angehörigen eine strikt einzuhaltende Trauerzeit. Man sitzt schweigend auf niedrigen Hockern. Während dieser Zeit kommen viele Besucher und versorgen die Trauernden mit Lebensnotwendigem.

Die Trauerzeit dauert insgesamt ein Jahr, das in unterschiedliche Phasen aufgeteilt ist.

Feuerbestattungen finden nur unter besonderen Ausnahmeregeln statt. Die Grabsteine sind nach Osten in Richtung Sonnenaufgang ausgerichtet. Der Tote blickt damit nach Jerusalem, wo am jüngsten Tag der Messias erscheinen wird. Auf den Grabstellen findet sich auf jeden fall eine symbolische Inschrift, bestehend aus fünf hebräische Buchstaben, zu Deutsch: Möge seine Seele eingebunden sein, im Bunde des ewigen Lebens. Beim Besuch des Grabes werden Steine auf dem Grabmal hinterlassen. Dieser Brauch entstand in einer Zeit, als die Grabhügel aus Steinen aufgeschichtet wurden. Wer einen Stein mitbrachte, wirkte an der Erhaltung des Grabes mit. Heute zeigt man, der Tote hat Freunde und Familie hinterlassen, er ist nicht vergessen. Für männliche Friedhofsbesucher ist es die Pflicht ihr Haupt zu bedecken, Frauen sollten bescheiden gekleidet sein.

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