Geschichten

Frühbier -V-

Wir tippen uns alle an die Stirn. Hallo? Wir haben den Frühbier gekannt, das ist der lustige Mann mit dem Besen und den unmöglich bunten Hawaiihemden! Klar, man kann keinem hinter die Stirn gucken und daß so mancher ein dunkles Geheimnis aus einer noch dunkleren Vergangenheit hat, das wissen wir ja alle. Oft, und ich muß sagen ganz besonders oft, kommen solche Geheimnisse beim Tod dieser Menschen heraus, sie werden dann von irgendeinem Verwandten aufgewärmt.

Meist geht es darum, wer nun warum was zu tun oder zu lassen hat oder wer was zu bezahlen hat. Dann sind die zu Lebzeiten begangenen Freveltaten des Verstorbenen oft die Begründung für eine persönliche, insbesondere aber finanzielle Zurückhaltung.

Mit anderen Worten: Keine Wäsche ist so schmutzig, daß sie nicht anlässlich solch großer Familienfeiern gewaschen würde. Dabei spielt es keine Rolle, wie alt diese Wäsche ist.

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Ich habe alte Leute erlebt, die seit 40 oder 50 Jahren friedlich in zwei Doppelhaushälften nebeneinander gewohnt und nahezu alle Urlaube gemeinsam verbracht haben. Lass es zwei Geschwister mit ihren Ehepartnern sein, die nach dem Krieg gemeinsam gebaut haben.
Ja und dann stirbt ein Elternteil oder sonst ein naher Verwandter und nun will man sich vor der Übernahme der Kosten drücken oder die Verantwortung für die Ausrichtung der Trauerfeierlichkeiten von sich abwälzen.
Da sind dann ruck zuck auch Schwarzmarktgeschäfte von 1947 mal wieder ein Thema, wo der eine Bruder die eine Schwester um ein halbes Eisbein betrogen haben soll…
Ja, sowas sind so schwere Vergehen, daß über diese ruchlose Tat auch nach über 60 Jahren noch kein Gras gewachsen ist. Das heißt, 60 Jahre lang war das alles vergessen und in die Rubrik des längst Vergangenen und Verjährten eingeordnet worden, aber jetzt kommt es einem ganz gelegen, das mal wieder aufzuwärmen, nur um sich im Streit, der immer auch auf die Nachkommen übergreifen muss (!), auseinanderzudividieren und danach nie mehr miteinander zu sprechen.

Bei den Frühbiers ist das aber anders. Nicht das Geld spielt hier eine Rolle, sondern jeder hat offenbar das Bedürfnis, seine Sichtweise der Dinge noch schnell zu erzählen und die Geschehnisse aus seiner Sicht ins richtige Licht zu rücken, um damit den jetzt sicherlich aufkommenden Gerüchten und Erinnerungen aus dem Munde Dritter zuvorzukommen.

Wir haben da also die alte Frau Frühbier, die Mutter des Verstorbenen, die ihn -so ist jetzt der Stand der Dinge- am liebsten auf dem anonymen Gräberfeld des hiesigen Friedhofs bestattet wissen will. Einmal hatte sie ihn im Grab ihres Lebensgefährten beisetzen lassen wollen, dann wieder wollte sie ihm ein eigenes Urnengrab bstellen und dann wiederum hatte sich sich was ganz anderes überlegt und es hieß es aus ihrem Mund: „Am Besten ist es, wenn da Gras drüber wächst, ich mein‘ jetzt so in Wirklichkeit, ohne Stein und großes Trara.“

Ich hatte innerlich lachen müssen, als sie das sagte, denn sie sagte nicht Trara sondern Tatütata und ich sah uns vor meinem geistigen Auge in einem Bestattungswagen mit Blaulicht und Martinshorn am Friedhof vorfahren.

Dann haben wir da noch Frau Frühbier, die Jüngere, die Witwe des Verstorbenen, die ihren Mann aber viel lieber in einem Bestattungswald bestattet wissen möchte und inzwischen diesbezüglich auch alles in die Wege geleitet hat. Als Bestattungsberechtigte, Bestattungspflichtige und Totenfürsorgeberechtigte kann sie entscheiden, was passiert und die alte Frau Frühbier wird sich fügen müssen, was sie ganz offensichtlich auch tun wird, wenn auch nicht hocherfreut.

Ja und dann gibt es da noch die Töchter des Herrn Frühbier, die sich bisher in kühler Zurückhaltung geübt haben.
Ich hatte ja…, nein, ich muß schreiben: Wir hatten ja alle gedacht, die Töchter und ihre Männer, sowie die ganze Schar der kleinen Schantalls, Sharona-Emilys und Käwwins wären ständig bei den Frühbiers aus und ein gegangen. Jedenfalls hatte man den Eindruck, irgendeine der dauerprägnanten 1 Schwestern sei immer da gewesen. Aber das war nur unser Eindruck gewesen. In Wirklichkeit, und das erzählte mir die Witwe, kamen die Töchter nur, wenn der Vater nicht zu Hause war. „Die hatten offiziell gar keinen Kontakt mehr zu dem. Wenn der weg war, dann bin ich sofort an das Handy und hab‘ die angerufen und eine oder alle kamen dann immer mitti Kinder zur Omma und zur Uromma. Wenn der da war, dann sind die nur unten bei die Uromma gegangen.“

Der Sonnenwirt mußte erst auf die Bühne des Geschehen treten, damit man etwas klarer sah. Seine Gaststätte „Zur Sonne“ hieß früher einmal „Gasthof Sonnentau“ und gehört zu den Lokalen, die ich freiwillig nicht betreten würde. Die Gaststätte hatte einmal bessere Zeiten gesehen und früher einmal konnte man dort sogar gut essen und viele Ältere berichten von schönen Abenden in der „Sonne“. Aber seit mindestens 20 Jahren ist die „Sonne“ nun in fester Hand von Trinkern und Gesocks und allenfalls die üppig aufgestellten Spielautomaten locken mal hin und wieder einen weniger der Trunksucht wie der Spielsucht verfallenen Gestrauchelten an.
Die „Sonne“ ist die Kneipe, bei der sich Taxifahrer gerne weigern oder es mal „vergessen“ Fahrgäste abzuholen und von wo immer wieder taumelnde, ältere Frauen in viel zu hochhackigen Schuhen nach Hause wanken und unterwegs hinter irgendwelchen Hecken die Contenance und oft genug auch einen der hochhackigen Schuhe verlieren.

Nun, der Sonnenwirt selbst ist das, was man hier in der Gegend als „klaren Kerl“ bezeichnet. Er heißt Dragan, kommt aus dem, was man früher als Jugoslawien kannte, und hat sich irgendwann vor dreißig Jahren an einer filterlosen Roth-Händle festgesaugt, die er nicht mehr von der Unterlippe kriegt.
Manchmal treffe ich ihn, wenn ich mit dem Hund spazieren gehe, denn er hat auch einen Hund, einen uralten Schäferhund, vermutlich auch vor 35 Jahren aus Jugoslawien eingewandert…, so könnte man wenigstens glauben.

Aber viel zu erzählen haben wir nicht, wir reden übers Wetter, er redet immer über Fußball und ich nicke dann oder schüttele den Kopf, so als ob ich eine Ahnung davon hätte wo die Wolfsburger gerade in der Tabelle stehen. Manchmal streue ich fußballwichtige Begriffe wie Videobeweis, Foulelfmeter oder Schiedsrichterbetrug ein und er gerät dann in Extase und ist wohl davon überzeugt, ausgerechnet mit mir könne man sich über Fußball ganz besonders gut unterhalten. Am Ende sage ich immer: „Jaja, so einen wie den Herberger, so einen kriegen wir nie wieder“, und habe damit jenen Satz abgesondert, den mir jeder Fußballkenner immer sofort unterschreiben würde und mit dem ich mich seit nunmehr fast 50 Jahren fußballthematisch über Wasser halten kann.

Dragan macht nur eine wegwerfende Handbewegung und sagt in seinem äußerst schlechten Deutsch: „Der ware eine grrrrossse Abfall, der Frihbia.“
Ich gebe im Folgenden sein schlechtes Deutsch, der Lesbarkeit halber, nicht wieder. Dragan selbst sagt dazu: „Uns hat doch keiner Deutsch beigebracht, als wir zum Schaffen in die Stahlhütte kamen. Da zählte nur, was man in den Armen hat, daß man die Klappe hält, daß man billig arbeitet und daß man wenig krank war. Ob wir Deutsch lernten, ob wir bleiben oder wieder nach Hause gehen, Mann, das hat doch keinen interessiert. Irgendwann hattest Du Dir vom Zuhören selbst soviel Deutsch beigebracht, daß Du Dich verständigen konntest und dann war es gut. Dann mußte man nichts mehr dazulernen. Ich kann alle Wörter, ich kann alles verstehen, ob das nun richtig gesprochen ist oder richtig ausgesprochen ist, das interessierte nie jemanden. Und heute kommen sie und sagen, wir seien nicht richtig integriert und könnten unseren Kindern nichts bieten. Arschelöcher, das alles sind! Meine Marjanna hat Jura studiert und mein Juri ist Meister. Was ist das Problem?“

Aber den „Frihbia“ den hält er für das größte Arschloch der Welt, erzählt mir Sonnenwirt Dragan.
Er ist offensichtlich einer der wenigen Menschen, die sich an Frühbiers Geschichte erinnert und der Näheres weiß.
„Ist doch klar, in meiner Kneipe hat er ja damals alles erzählt, da wo die noch ‚Sonnentau‘ hieß.“

Ob Dragan damals schon der Wirt gewesen ist? ich weiß es gar nicht, ich muß ihn mal fragen, wenn ich ihn mal wieder treffe; jedenfalls ist er aufgrund dieser Zusammenhänge mit seiner Kneipe sehr gut informiert, wobei auch eine Rolle spielt, daß ein direkter Nachbar der Frühbiers bei ihm verkehrt und ihn immer mal wieder mit neuen Geschichten versorgt.

Der Frühbier habe zwar das behinderte Mädchen vergewaltigt, aber dafür habe er ja gesessen und das sei damit, nach Dragans Ansicht, völlig gesühnt und abgegolten. Viel schlimmer sei doch, was das ‚Arscheloch‘ alles gemacht habe und wofür ihn hoffentlich jetzt der „liebe Gott zur Verrechnungschaft zieht und gleich mit dem Expressaufzug in die schwärzeste aller Höllen sausen läßt.“

Der habe nämlich nicht nur seinen Bruder auf dem Gewissen, sondern der habe immer auch an seinen Töchtern rumgemacht, seine Frau geschlagen und dem alten Dr. Landski seinen Hund vergiftet.

Nachdem Dragan das gesagt hat, steht mir der Mund offen und Dragan nickt nur bestätigend und sagt: „Das arme Tier!“

Das mit dem Bruder, das seien die alte Frau Frühbier und ihr Sohn gemeinsam gewesen. Die beiden hätten den Bruder, der Michael oder Hans geheißen haben soll, auf jeden Fall so ähnlich wie Wolfgang (Originalton Dragan), systematisch in den Wahnsinn gerieben und so verrückt gemacht, daß der sich eines Tages auf dem Dachboden aufgehängt habe. „Dann mach’s doch endlich, nehm dir einen Strick und häng dich endlich auf! Sollen wir dir zeigen wie das geht?“ Das soll der Frühbier zu seinem Bruder gesagt haben und angeblich hätten die alte Frau Frühbier und der jetzt verstorbene Herr Frühbier sogar tatsächlich mitgeholfen, daß es mit dem Aufhängen dann auch wirklich klappt.
„Der war ein bißchen behindert, der hatte einen zu kurzen Fuß und hinkte und dann sprach der irgendwie auch komisch, ich weiß nicht mehr, aber die wollten den los werden, weiß auch nicht genau warum. Die Polizei hat den damals abgeschnitten und die alte Frau hat ganz viel geweint und ist schreiend hinter dem Sarg her, als die den abgeholt haben. Dabei hat sie mitgeholfen, das weiß doch jeder. Und hinterher hat sie so getan, als sei das alles nur die Schuld von ihrem Sohn. Die sind alle krank! Alles nur Lug und Trug, alles nur Schau, die Alte ist genauso böse wie ihr Sohn. Von nix kommt nix, kannste mir glauben.“

Harte Worte und eine noch härtete Anschuldigung, aber letztlich nur das Gerede eines Wirtes, der sich bislang nur durch Kettenrauchen und das Führen einer der übelsten Säuferkneipen der Gegend qualifiziert hat.

Gerede also, nichts als Gerücht und Gerede. Wenn so dramatische Sachen passieren, dann finden sich immer welche, die da irgendwas hineingeheimnissen, die da noch mehr draus machen wollen, die irgendeinem was anhängen wollen. Die Schwätzer sind da unerbittlich…

…doch sollten keine zwei Stunden vergehen, da sitzt mir Frühbiers Witwe gegenüber und bestätigt Dragans Schauergeschichten Wort für Wort.

„Ich will, daß mein Mann eine anständige Trauerfeier bekommt, ich will, daß er ordentlich unter die Erde kommt und zwar im Wald. Da hab‘ ich dann eine schöne Stelle, wo ich immer hinfahren kann und ich weiß auch wo er liegt. Ich will nicht, daß der einfach so verscharrt wird, weil er dann für immer weg ist und keiner weiß genau wo. Ich will aber auch nicht, daß der hier auf dem Friedhof ein Grab kriegt, wo jeder hingehen kann.“

Sie will, ja gut, dann ‚kriegt‘ sie.

Dann meint sie, sie müsse mir eine Erklärung dafür geben, daß sie so und nicht anders entschieden hat und zu allererst erklärt sie mir, daß sie ihren Mann geliebt hat. Dann sagt sie, daß er sie geschlagen habe, dann sagt sie wieder, daß sie ihn geliebt habe und dann sagt sie, er habe jahrelang die Töchter befingert und sie habe ihn doch so geliebt. Das seien ja auch irgendwo die Mädchen selbst „in Schuld“ gewesen, das sei doch immer so, da gehörten doch immer zwei dazu und sie sei ja auch lange krank gewesen, „mit Migräne und so“. Sie habe ihrem Mann dreimal mit Scheidung gedroht und immer habe er dann aufgehört „mit die Mädchen“ und sei dann ganz besonders lieb und fürsorglich gewesen. Sie habe ihn eben geliebt und es sei gut, daß er jetzt tot ist.

Ich presse die Lippen aufeinander, mache ein irgendwie bewußt unbeteiligtes Gesicht, ich kann die Frau nicht verstehen, ich kann es einfach nicht. Tut mir leid.

Ich weiß nicht, ob das zu hart ist, aber ich sage immer ziemlich polemisch, solchen Tätern müsse man Finger, Nase und Ohren abschneiden und ihnen auf die Stirn schreiben, was sie gemacht haben und sie dann einfach laufen lassen. Aber das ist vorsintflutlich, mittelalterlich und das spontane Gerede eines Mannes, der seine Kinder liebt und der nicht das geringste Verständnis für die Erwachsenen hat, die Kinder zu sexuellen Handlungen bringen oder diese an ihnen vornehmen.

Auf einmal sehe ich die Schackeline-Mütter mit anderen Augen. Aus so einem Elternhaus wäre ich als Mädchen vielleicht auch früh in die Ehe geflohen und hätte gekalbt was das Zeug hält, nur um selbst soviel Familienheil und -glück wie möglich zu produzieren…

„Nein, der war ein anständiger Kerl, man kann ihm ja viel nachsagen, aber der war ein guter Mensch“, sagt Frau Frühbier und dann sagt sie wieder: „Aber jetzt isser tot und kann nix mehr machen, das ist auch wieder gut.“

Ich verstehe sie wirklich nicht.

(1) hier im übertragenen Sinne von: prägnant = „randvoll gefüllt“ oder „strotzend vor Inhalt“.

Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:

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Geschichten

Die Geschichten von Peter Wilhelm sind Erzählungen und Kurzgeschichten aus dem Berufsleben eines Bestatters und den Erlebnissen eines Ehemannes und Vaters.

Die Geschichten haben meist einen wahren Kern, viele sind erzählerisch aufbereitete Tatsachenerzählungen.

Die Namen, Geschlechter und Berufe der erwähnten Personen sind stets verändert.

Lesezeit ca.: 16 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: 19. Juni 2012 | Peter Wilhelm 19. Juni 2012

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13 Jahre zuvor

Kranke Bande, durch die Bank. Wer hat da versagt? Die Gesellschaft (=Dorfbewohner, die helfen könnten und nur wegsehen?) oderwar die Bande so clever, dass niemand was unternehmen konnte? Das macht mich wütend. Ich glaube, ich brauche jetzt ein Frühbier…

13 Jahre zuvor

Da fällt einem wenig zu ein. Mir jedenfalls.

Eine merkwürdige Geschichte alles in Allem. Und die Wahrheit gibt sich ja auch so langsam die Ehre.

Was da wohl noch alles ans Licht kommt?

Gruß
Joe

Wolfram
13 Jahre zuvor

Na ja, auch im Friedwald wächst ja Gras drüber…

buliwyf
13 Jahre zuvor

Traurig aber nichts besonderes.
Ähnliche Geschichten gibt es in nahezu jedem Dorf und in jeder Stadt. Vor allem auf den Dörfern ist früher viel unter den Tisch gekehrt worden. Da kenne ich hier in der Gegend ein paar Beispiele die nach Jahrzehnten raus kamen.
Es ist zwar sehr traurig aber leider nichts außergewöhnliches.
Hinterher will immer keiner was damit zu tun oder davon gewusst haben. Gewesen sein will es sowieso keiner.
Früher wurden solche Täter auch oft noch von der Dorfgemeinschaft gedeckt. „Was sollen denn die anderen Dörfer sagen“
Oft waren die Täter auch angesehene Personen. Ich sage hier nur Pfarrer oder Stadt- Gemeinderäte.
Heutzutage nehmen die Fälle auch nicht zu. Eher ab, da die Gefahr des „entdecktwerdens“ heute viel größer ist und Medien und Polizei auf sowas sensibilisiert sind.
Es ist heute sicherlich nicht gefährlicher seine Kinder draußen spielen zu lassen als früher.

Ma Rode
13 Jahre zuvor

Puh, was für ein Schwein …

Tzosch
13 Jahre zuvor

Passiert leider zu oft, dass Kinder vom eigenen Vater/Stiefvater „befingert“ werden und die Mütter wegsehen. Die Opfer „rutschen“ dann auch oft in ähnliche Situationen wenn sie selbst verheiratet sind. Die heiraten dann seltsamerweise den gleichen Typ Mensch wie es der Vater war. Für jemanden der „normal“ aufgewachsen ist schwer nachvollziehbar.

Nicole
13 Jahre zuvor

..Und dann den Kindern noch die Mitschuld geben zu wollen ist doch wohl das Allerletzte!
„Migräne und so“ ist keine Krankheit die einen davon abhält seine Kinder zu beschützen.
Man man man traurig, man kann sich seine Welt aber auch so einreden wie man will..
Jetzt ist er Tot, ja aber die Töchter müssen weiter mit ihren Erinnerungen leben
Fassungslose Grüße
Nicole

13 Jahre zuvor

Ich persönlich bin der Meinung, das Frauen, die von ihrem Partner immer wieder geschlagen werden und sich dann nicht trennen, oder trennen und danach wieder mit diesem Schläger zusammenkommen nur weil er ein paar Blümchen brachte und hoch und heilig versprochen hatte es nie wieder zu tun und keine 3 Tage später setzt es wieder Prügel, das diese Frauen es nicht anders verdient haben.
Sicher das mag eine eingeschränkte Sicht der Dinge sein, aber es ist meine Meinung.
Leid tut es mir nur um die Kinder.

janwo
13 Jahre zuvor

> Bestattungswagen mit Blaulicht und Martinshorn
hab ich schon mal gesehen, allerdings in Jakarta

Sonne
13 Jahre zuvor

Da fehlt mir irgendwas in meinem Hirn, um diese Frau verstehen zu können….ich kann es nicht….
Hoffentlich haben Frühbiers Schantalles daraus gelernt und versuchen die Welt etwas schöner zu gestalten.

narrentanz
13 Jahre zuvor

@Mortician:
„nicht besser verdient“ ist da meiner meinung nach eine viel zu einfach sicht der dinge. klar, für außenstehende ist das schwer bis garnicht verständlich, ich will auch nicht sagen, dass ich das irgendwie verstehe, aber diese beziehungen basieren meistens auf einem geflecht von abhängigkeiten, bes. von psychischen abhängigkeiten, dass es zumindest verdammt schwer, wenn nicht unmöglich ist da ohne fremde hilfe wieder rauszukommen..

Andrea
13 Jahre zuvor

@Mortician

du machst es dir leider etwas zu einfach. Ich habe solches Verhalten lange nicht nachvollziehen können, aber ich habe durch eine Freundin erkennen müssen, das meine Maßstäbe (normal behütet und glücklich aufgewachsen) nicht auf alle anderen zu übertragen sind.

Wenn jemand in einem Umfeld wie oben beschrieben aufwächst, dann fühlt er sich wertlos. Jemand der sich für wertlos hält, wird die Schuld immer bei sich suchen. Alleine und ohne Hilfe können diese Frauen den Teufelskreis selten durchbrechen. Also bitte nicht verurteilen, nicht wegsehen, sondern versuchen zu helfen.

Fraggel
13 Jahre zuvor

Och, das ist nicht nur auf Eltern mit Dschakelines beschränkt.
Mir hat mal eine Mutter ins Gesicht gesagt dass ihre Tochter auch ruhig mithelfen kann beim Stiefvater im schönen Haus zu wohnen. Ihr ginge es ja auch nicht immer gut.
C´est la vie.

13 Jahre zuvor

Mir platzt grade die Hutschnur über das verhalten der Witwe.
Grmpf..
Ich würde einen Stepptanz aufführen eher. Aber egal, ich gehe jetzt erst einmal Luftholen.

Sensenmann
13 Jahre zuvor

Die Frau scheint hin- und hergerissen zu sein zwischen der Liebe zu ihrem Mann und dem, was er den Kindern angetan hat… Ich kann ihr Verhalten aber auch nicht nachvollziehen. Andererseits wüsste ich aber auch nicht, wie ich in ihrer Situation agieren würde.

PS: Die Fußnote und der Youtube-Link sind köstlich!

Uli
13 Jahre zuvor

Das mit dem „Abschneiden“ – da bin ich Deiner Meinung Tom … allerdings würde ich nicht bei den Ohren und der Nase anfangen … da ich aber kein Blut sehen kann – würde ich zwei Ziegelsteine nehmen – ok, tut vielleicht ein bißchen weh, aber man muß halt ein bißchen aufpassen, daß man die eigenen Finger nicht dazwischen hält …

Und ich gebe Euch recht, aus so einem Teufelskreis von Gewalt rauszukommen ist nicht einfach. Ich hab in der Verwandtschaft jemanden, der das nicht mal mit Hilfe schafft. Zumal sich der Ehemann in dem Fall von den Töchtern fernhält und nur die Mutter in der Mangel hat.
Wie heißt es so schön, man kann das Leben eines Anderen erst beurteilen, wenn man in seinen Schuhen gestanden hat und den gleichen Weg geganden ist … wir schauen alle nur von außen …

13 Jahre zuvor

Zum Thema Abschneiden (an Stammtischen gern auch im gleichen Atemzug mit Rübe runter behandelt):

Überführte Kinderschänder oder gar Kindermörder haben selbstverständlich die volle Härte UNSERERER Gesetze zu spüren zu bekommen.

Ich weiß auch nicht, was ich mit einem persönlich täte, wenn ich betroffen wäre und ihn zu fassen bekäme, aber das ist eine andere Geschichte, für die ich mich dann genauso zu verantworten hätte.

Wir leben Gott sei Dank in einem relativ fortschrittlichen Rechtsstaat. Ob da im Einzelfall vielleicht der ein oder andere Paragraph geändert werden könnte, sei dahingestellt, aber Todesstrafe, Folter und Scharia sind woanders, und das ist gut so.

Big Al
13 Jahre zuvor

@ kall.
Solche Kinderschänder stehen in der Knasthirachie ganz unten, noch tiefer als Kakerlaken.
Wenn die anderen, sagen wir mal, Mitinsassen davon Wind bekommen dass der Neue Kinderschänder, noch schlimmer gar Kindermörder ist hat er nix zu lachen.
Gar nix. Das geht bis hin zur Schutzhaft in einer Einzelzelle, ständiger Verlegung quer durch Deutschland von Knast zu Knast usw.
Und wenn man mit Gefängnispersonal zu tun hat hört man so manche üble Story, da brauchen wir uns hier gar keine absonderlichen Bestrafungen auszudenken…
B. A.

13 Jahre zuvor

@B.A.

Eben, und deshalb finde ich ja das Gerede über Abschneiden, Rübe runter, an die Wand stellen etc. so überflüssig wie sinnlos.

Wer meint, dass Abschneiden usw sinnvoll oder nützlich ist, kann sich ja im Sudan, in einigen arabischen Ländern oder wo es sonst noch so üblich ist, niederlassen. Dann muss er aber auch den Rest des jeweiligen Rechtssystems akzeptieren.

ein anderer Stefan
13 Jahre zuvor

Den Reflex „Körperteile abschneiden“ kann ich nachvollziehen, aber wenn man mal drüber nachdenkt, ist das eine Selbstgerechtigkeit, die uns allen nicht zusteht, von Todesstrafe ganz zu schweigen. Um mal ein Zitat aus einem recht bekannten Buch zu bringen: „Viele die leben, verdienen den Tod. Und viele Tote verdienten es zu leben. Kannst Du ihnen das Leben bringen? Dann sei auch nicht so schnell mit dem Todesurteil bei der Hand.“ (oder so ähnlich).
Was Big Al da über Kinderschänder im Knast schreibt, kann ich mir lebhaft vorstellen. Da ist jede weitere Strafe in der Tat überflüssig.

Verstehen kann ich die Frau auch nicht, aber das ist wohl auch wirklich schwer – hat irgendwie was vom Stockholm-Syndrom, wenn zu jemandem, der einen unterdrückt, ein positives Verhältnis aufbaut oder erhält.

Big Al
13 Jahre zuvor

@ Stefan.
Das Verstehen der Angehörigen, d.h. das Nachvollziehen der Abhängigkeiten in solchen gewalttätigen Verhältnissen ist ein extrem schwieriges und heikles Thema. Darüber zerbrechen sich die gesamten Psychologen und ähnlich gelagerte Berufsgruppen seit Jahren die gebildeten Köpfe.
Ganz zu schweigen von Polizisten die immer wieder dieselben Frauen vor ihren Ehemännern retten müssen nachdem die Frauen doch wieder aus dem Frauenhaus zum prügelnden Gatten zurück gekehrt sind. Ebenso sind Richter, Anwälte und Staatsanwälte usw. bei solchen Fällen nicht zu beneiden um ihren Job. Den Nerv hätte ich nicht.
B. A.

Matthias
13 Jahre zuvor

Zu Frühbier ist eigentlich alles oder zumindest vieles gesagt. Zu Dragen will ich allerdings noch was anmerken. Es ist ja sehr schön, wie du eine Lanze für die Ausländer zu brechen versuchst, Tom. Aber als meine Eltern hierher zogen, war es auch nicht anders. Da zählte nur, dass mein Vater die Lötstellen richtig setzen konnte und dass meine Mutter jeden Staubfleck als Putze erwischte. Ob sie Deutsch konnten interessierte nur soweit, dass sie verstanden, was von ihnen erwartet wurde. Die Notwendigkeit, die Sprache zu erlenen, haben sie aber auch selbst erkannt. Und sich eben abends in die Kurse der Volkshochschule gesetzt. Und sich trotz ihres fortgeschrittenen Alters rangesetzt und gebüffelt was das Zeug hielt. Und meine Mutter hinterher noch eine neue Ausbildung angefangen, während mein Vater an anderer Position im Mutterkonzern einen Job fand. Jetzt habet se a Häusle in derer neuen Heimat g’baut und alles isch schee. Sagen die Leute über Dragen wirklich, er sei nicht integriert? Immerhin geht er einer selbstständigen Beschäftigung nach und ist der Sprache halbwegs mächtig, seine Kinder sind offenbar… Weiterlesen »

gaetane
13 Jahre zuvor

@4 buliwyf

das kommt in der stadt mindestens genauso häufig vor wie im dorf. der vorteil der stadt ist die anonymisierung, wie sie auf dem dorf nunmal nicht möglich ist. auf dem dorf wirst du gerade als opfer aber ewig verbrannt sein, auch aus den von dir zutreffend genannten gründen.

und generell: so ein typ wie frühbier hat seinen töchtern nichts anderes als das gefühl hinterlassen, selbst schuld dran zu sein. kein wunder, dass die geflüchtet sind- besser wärs wohl gewesen, ihn anzuzeigen, aber bei so einem rückhalt der mutter? never. die konnten nicht anders als bloß weg. so ein defizit im vertrauen holen die wenigsten auf.

archaisch oder nicht: ich wär fürs tätowieren auf die stirn. und da soll mir bitte keiner mit menschenwürde kommen. den täter hat das auch nicht interessiert, und wenn man dadurch einem anderen leid ersparen kann…

guten abend
gaetane




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