Frag doch den Undertaker

Schadensersatz gefordert: Pfarrer war besoffen

„Familie fordert Entschädigung für betrunkenen Pastor“

Ein bißchen hilft das zunächst, wenn man liest, daß das in Schweden passiert ist: „Letzte Blamage: Ein schwedischer Pastor ist völlig betrunken zu einer Beerdigung erschienen und hat beim Begräbnis für Chaos gesorgt. Nun fordert die Familie des Verstorbenen eine Entschädigung von der evangelischen Kirche.“

Spiegel online berichtet darüber.

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Am Wichtigsten bei der Sache erscheint mir dieser Satz: „Bei der Erinnerung an den Verstorbenen müssten die Angehörigen nun immer als erstes an den betrunkenen Pastor denken, klagte die Familie,“

Es ist tatsächlich so, daß die Angehörigen nicht nur solche gravierenden Vorfälle wahrnehmen, sondern in der ungewohnten Umgebung und der befremdlichen Situation oft auch kleinste Kleinigkeiten entdecken. Kleinigkeiten, die man als ständig damit Betrauter, für völlig normal oder nebensächlich hält oder die gar völlig normal sind und nur als seltsam oder fehlerhaft mißverstanden werden.

Es kann natürlich immer mal was passieren und ich glaube, jeder Kollege wird mir zustimmen, daß man 200 Beerdigungen abwickeln kann und 200 mal wird einem was auffallen, was nicht so hätte sein sollen, was besser hätte sein können oder was schief gelaufen ist. So eine Bestattung ist immer ein Puzzle aus Hunderten von kleinen Bausteinen und einer von denen verschiebt sich immer. Glücklicherweise wissen die Angehörigen ja zunächst in den meisten Fällen gar nicht, daß da irgendwas anders hätte sein müssen und so gibt es in diesen vielen Fällen keine Beschwerden.

Oft genug kommt es aber auch zu Patzern, ob nun die Orgel schräg zu pfeifen beginnt oder der Pfarrer die Namen vertauscht; und das fällt natürlich jedem auf. Hier gilt es gut zu reagieren und an Ort und Stelle zu versuchen, den Schaden wieder gut zu machen. Denn sonst ist der Tag unrettbar verloren und nur das Negative brennt sich in die Erinnerung der Leute ein.

Hin und wieder stellen sich die Kunden aber auch bestimmte Dinge anders vor oder mißverstehen etwas. Nehmen wir als Beispiel einen Vorfall von neulich: Mit der Witwe war vereinbart, daß unmittelbar vor dem Absenken des Sarges in das Grab der Deckelschmuck angenommen und an die Seite gelegt wird. So können die Blumen nach dem Zuschaufeln noch eine Weile oben auf dem Grabhügel zur Zierde gereichen.

Der Sohn und die Schwiegertochter wußten von dieser Vereinbarung nichts und kamen unmittelbar nach der Beerdigung in unser Büro gerauscht und regten sich fürchterlich darüber auf, daß wir ihrem toten Vater die Blumen geklaut haben, um sie „ganz sicher nochmals zu verkaufen“.

Ein anderer Fall: In der Kapelle des Südfriedhofes muß die kleine Totenglocke im Türmchen eine ganze Weile anschaukeln, bis sie endlich das erste dünne Bimmeln von sich gibt. Bevor es also zum ersten Mal läutet, schwingt sie rund ein Dutzend mal hin und her, wobei die Mechanik etwa 20 mal ein leises klopfendes Geräusch verursacht. Das kennen alle Leute und dieses Klacken und Klopfen ist immer das Signal, daß die Trauerfeier gleich zu Ende geht. Die Frauen packen dann schon mal die Taschentücher weg und die Männer fangen an sich zu räuspern.
Leute von Auswärts kennen das natürlich nicht. So kam es, daß sich eine Familie ganz bitter beklagte, in der Trauerhalle sei zu hören gewesen, wie nebenan ein Sarg zugenagelt worden sei.

Als Bestatter mußt du sabbeln, sabbeln, sabbeln… Man muß vorher alles haarklein erklären und aufzählen, auch solche Eventualitäten berücksichtigen und erwähnen und an wirklich winzige Nebensächlichkeiten denken.
Die Leute erleben einen ganz besonderen Tag, einen Tag, an den sie noch lange zurückdenken werden und man muß schauen, daß alles so perfekt wie möglich abläuft.

Was den betrunkenen Pfarrer anbetrifft: Ich kenne zumindest einen, und damit sind wir wieder beim Thema Alkohol, der kann überhaupt nur dann Trauerreden (sehr gut!) halten, wenn er vorher zwei Fläschchen Doppelkorn geleert hat. Es sind grüne Fläschchen mit einem roten Schraubverschluß. Und immer muß man sich seinen Witz anhören: „Sehen Sie, es gibt auch bei den Grünen ein paar Indianer, die erkennt man am roten Köpfchen! Hahaha, gluck gluck….“
Ich glaube, diesen Spruch sagt er schon 30 Jahre.

Den Link zu SpOn fand übrigens Leser „leere Dose“


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Lesezeit ca.: 5 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 2. Oktober 2009 | Revision: 23. September 2012

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13 Kommentare
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15 Jahre zuvor

Erinnert mich an den Sonntagsgottesdienst: Hatte er mehrere Messen vor sich, kam mehr Wasser in den Kelch, wars nur eine am Tag, blieb das Wasser fast ganz draussen.
Da gabs Messwein pur, der schmeckt wirklich fein. 😉

Anonym
15 Jahre zuvor

@1: Natürlich schmeckt der fein, den sucht sich der Pfarrer selber aus 😉

Ich hab mal während einer Firmung, die ich betreut habe, erlebt, dass das Handy vom Bischof geklingelt hat. Er ist auch rangegangen, mitten im Gottestdienst. Pfarrer sind auch nur Menschen.

Stockbesoffen muss man natürlich nicht zu einer Beerdigung kommen. Aber wer weiß, vielleicht ist er auch nur an seinem freien Tag notfallmäßig eingesprungen. Was hat er denn überhaupt alles schlimmes angerichtet? Möglicherweise wird da jetzt auch ein leichtes Lallen zum Riesenskandal aufgebauscht…

ich
15 Jahre zuvor

vielleicht hat er ja anstelle Trauergemeinde
lieewe Traugemeinde gesagt 🙂

biggi_aus_w
15 Jahre zuvor

@ich
damit liegst du garnicht so falsch, solche irrtümer passieren… vor zig jahren gabs im bekanntenkreis eine silberhochzeit da hat der pfarrer mehrfach von den lieben verstorbenen xxx geredet anstatt vom silberpaar xxx … ;-))

Sensenmann
15 Jahre zuvor

Bei dem Klopfen hätte ich jetzt nicht an einen soeben zugenagelt werdenden Sarg gedacht, sondern eher, dass sich die Hauptperson gerade nochmal unvorhergesehen meldet 😉

Rudibee
15 Jahre zuvor

Und wie sagte der neue Pfarrer in Steinhagen bei seiner ersten Beerdigung: „Und wieder hat es dem Herrn gefallen, einen Steinhäger zu sich zu nehmen…“

Alwin
15 Jahre zuvor

Tom, sei mal ehrlich:

Solche Texte wie du sie schreibst, das KANN man nüchtern gar nicht!

15 Jahre zuvor

Klar KANN man, das ist wie bei Obelix und dem Zaubertrank, Rheinländer kriegen das mit der Muttermilch mit, das reicht fürs ganze Leben, ohne Nachtanken. 😉

ein anderer Stefan
15 Jahre zuvor

@2 anonym: Bitte was? Ein Bischof, der während des Gottesdienstes ein Handy dabei, angeschaltet hat und den Anruf auch noch annimmt? Ich hoffe, das war ein lebensbedrohlicher Notfall, ansonsten finde ich das unentschuldbar. Bei den wenigen Gelegenheiten, wo ich mal in einem Gottesdienst bin, würde ich mich über sowas tierisch aufregen, auch wenn es nur ein Besucher wäre.

Andrea
15 Jahre zuvor

stimmt.

Vor kurzen ist mein Onkel verstorben. Wir hatten eine wirklich schöne Trauerfeier und die Beerdigung meines Onkels wird für meine Schwester und mich immer mit dem Lied „Wir leben noch“ (also dieser kölsche Kanevalssong) verbunden sein und das kam so:

Meine Schwester hatte ihr Handy auf stumm geschaltet. Diese hatte sie auch in der Trauerhalle, wie einige andere auch, noch einmal überprüft, nachdem ein Handy vor Beginn klingelte.

Nach der Beerdingung sollte noch ein Gottesdienst stattfinden, wir sind also alle zügig zum Auto. Als wir gerade im Auto saßen – keine 5 Min später – ging ihr Weckalarm los, mit der besagten Melodie. Nicht auszudenken, wenn wir etwas weiter hinten gestanden hätten, oder die Trauerfeier 5 Min länger gedauert hätte, dann wäre der Alarm direkt vor dem offenen Grab losgegangen.

15 Jahre zuvor

Bei uns wurde mal zum Ende des Weihnachtshochamts von der Kanzel der ganzen Gemeinde „Frohe Ostern“ gewünscht. Ich weiß nicht, ob da eine Wette lief, oder ob der Geistliche seiner Zeit so weit hinterher hinkte…

15 Jahre zuvor

Nöö, der Geistliche wusste gensu, was er sagt: Alpha & Omega, Geburt & Tod, so wichtig für die Christen die Geburt Jesu ist, ist sie Grundlage für seinen Tod, seine Auferstehung, die Ostern gefeiert wird. Also, „Frohe Ostern“ kann nur der wünschen, der weiß, das jedes Leben tödlich ist. Von Geburt an!

Portsnap
15 Jahre zuvor

Kommt es vor, dass die „Kundschaft“ mal nicht meckert?
Es ist doch ziemlich albern, dass die Menschen über die Blumen oder das angebliche Zunageln eines Sarges meckern, denn anstatt über den Verlust zu trauern, stürzen sie sich auf nebensächliche und eigentlich unwichtige Kleinigkeiten.
Entweder sind sie wegen des Todes so gereizt, dass sie jeder Missstand reizt, oder aber (was ich eher glaube), sie können sich einfach nicht auf den Tod und den Toten konzentieren, denn dieser ist ihnen nun auch egal.




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