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Frag den Bestatter

Sie runzeln die Stirn wenn ich meinen Berufswunsch nenne

Ich habe ihr Buch „Gestatten Bestatter, bei uns liegen Sie richtig“ soeben gelesen. Meine Freundin hielt mich deshalb für verrückt. Ich bin 30 Jahre alt und habe mich schon immer für den Bestatterberuf interessiert.
Viele Jahre war bin ich bei der Feuerwehr und verletzte Menschen haben mich immer mehr mitgenommen als die Verstorbenen. Ich habe auch schon einmal entstellte Bahn-Suizidleichen der Bahn geborgen. Das hat mir nicht viel ausgemacht. Vielleicht liegt es daran das ich schon viel gesehen habe…
Ich bin in meinem Hauptberuf zufrieden, möchte aber die Arbeit eines Bestatters mal näher kennenlernen um ihn evtl. nebenberuflich auszuüben. Ich würde gerne herausfinden ob ich den regelmäßigen Umgang mit Toten und die hygienische Versorgung und die psychische Belastung packe.
Glauben Sie ein Bestattungshaus würde mir es erlauben mal paar Tage dort über die Schulter zu schauen? Viele Leute zeigen mir einen Vogel wenn ich erzähle das ich mir bei „YouTube“ Dokus über Bestatter oder Autopsie anschaue…oder ihre Bücher lese.

Viele Menschen runzeln die Stirn, wenn man erzählt mit welcher Thematik man sich beschäftigt, ich als Autor und meine Leser eben als Konsumenten meiner Texte.
Erst neulich traf ich auf jemanden, der das eher mit einem Handwischen und steilen Falten auf der Stirn abgetan hat und es gar nicht für vorstellbar hielt, daß man sich dem Thema auf eine Weise nähern kann, die fernab von Klamauk und reiner Gefühlsduselei ist und trotzdem unterhaltend sein kann.
Ich habe ihm dann ein Exemplar eines meiner Bücher geschenkt und eine gute Woche später saß mir der Mann wieder gegenüber und war sichtlich ergriffen und erleichtert, weil er durch die Lektüre den erst vor zehn Tagen erlebten Tod seines Vaters (was ich nicht wußte) besser verarbeiten konnte.

Wer bei der Feuerwehr arbeitet hat oft sogar noch Schlimmeres gesehen, als mancher Bestatter. Ich kenne Kollegen, die nichts anderes machen, als tote alte Menschen vom Sterbebett zum Friedhof zu fahren. Nicht jeder Bestatter kommt zwangsläufig auch mit entstellten, verunfallten oder von anderen getöteten Menschen in Berührung.
Ein Aspekt der auch mich immer wieder verwunderte war, die ablehnende Haltung und die teilweise schlecht geschauspielerte Abscheu vor dem Bestatterberuf, wenn ich mal davon erzählte. Man tat so, als ob man das alles absolut undenkbar, unmöglich und fürchterlich eklig fände.
Fakt ist doch aber, daß der Bestatter es (abgesehen von der Kundschaft) nur mit Menschen zu tun hat, die bereits tot sind und, sagen wir es mal so, ihren Frieden bereits gefunden haben.
Was ich beispielsweise gar nicht könnte und für wesentlich schlimmer halte, ist eine Tätigkeit in der Pflege, bei der man das Leiden, Siechen und Sterben der Menschen miterleben muß. Manchen Verstorbenen sieht man an, daß sie gekämpft und gelitten haben und dieses Kämpfen und Leiden kann ich nicht gut sehen.

Ein kostenloses mehrtägiges Praktikum sollte einem ein guter Bestatter eigentlich ermöglichen, vor allem wenn man eine berufliche Vorgeschichte hat wie Du und evtl. auch noch anschließend für eine nebenberufliche Tätigkeit zur Verfügung steht.
Ob der Bestatter vor Ort das aber macht, die meisten haben ja Angst, es könne ihnen jemand in die Karten gucken, ist fraglich. Eventuell müßte man bei ganz vielen Bestattern anfragen. Aber bitte nicht nur einfach anrufen, sondern am besten mal vorbeifahren.


Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:

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In „Frag den Bestatter“ findest Du meine Antworten auf Fragen von Leserinnen und Lesern. Diese Fragen sind zum Teil Inhalte Dritter, die mich tagtäglich auf den verschiedensten Wegen erreichen. Es handelt sich also um meist nicht bearbeitete und nicht auf ihren Wahrheitsgehalt hin überprüfte Fragen Dritter. Für die Fragen sind allein die Übersender der Mitteilungen verantwortlich. Ich mache mir die Aussagen nicht zu eigen.
Ich erteile Auskünfte ausschließlich aufgrund meiner Erfahrung und erbringe keine Rechts-, Steuer- und Medizinberatung.

Lesezeit ca.: 4 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: 27. Januar 2013 | Peter Wilhelm 27. Januar 2013

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2 Kommentare
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Smilla
11 Jahre zuvor

Ich habe Eltern kennengelernt, die mir auf einer Hochzeitsfeier von ihren Kindern erzählten. Was das Mädchen nun macht, der eine Sohn….alles so 08/15 Sachen.
Ja und dann gab es noch den einen…, die Eltern guckten schon ganz seltsam, der mache jetzt eine Ausbildung zum Bestatter. Da ist mir ja ein „Cool, das ist doch klasse!“ herausgerutscht. 🙂
Sie waren über die Reaktion wohl etwas überrascht, wir haben uns über diesen Beruf unterhalten (gut, dass ich hier manchmal lese..*zwinker*) und es wurde noch ein ganz unterhaltsamer Abend. Die Eltern sind richtig aufgetaut und waren merklich stolz auf ihren Sohn. Aber anhand der Druckserei am Anfang denke ich, dass sie auch andere Reaktionen bekommen. Was ich aber absolut nicht verstehe. Gestorben wird doch schon immer…

Josef
8 Jahre zuvor

Als ich 1980 mit dem Beruf anfing, war es schon exotisch in diesem Bereich zu arbeiten, wenn man nicht aus einer Bestatterfamilie kam! Da hatte ich des öfteren ablehnende Reaktionen, als dann später das Thema AIDS aufkam, wollten mir einige Leute nicht mal die Hand geben! Die häufigste Frage war ob man denn davon träumen würde, was bei mir zumindest nie der Fall war.




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