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Soll man einbalsamieren lassen?

Mein Großvater ist am Freitag im Alter von 89 Jahren gestorben. Gestern waren wir beim Bestatter K. in K. und der riet uns dringend zu einer Einbalsamierung. Opa soll bis am nächsten Freitag aufgebahrt werden, dann ist die Beerdigung. Würdest Du uns auch zu einer Einbalsamierung raten. Ich meine, die kostet ja auch eine Menge Geld.

So etwas kann man natürlich wirklich nur im Einzelfall und angesichts des Verstorbenen beurteilen. Allerdings würde ich bei einem normalen Verstorbenen, der nicht von einem besonders rasanten Verfall betroffen ist, bei dieser Kürze der Aufbahrungszeit eher nicht zu einer Einbalsamierung raten.

Zum einen ist die Einbalsamierung ein recht großer Eingriff, bei dem die Körperflüssigkeiten gegen eine zersetzungshemmende Flüssigkeit ausgetauscht wird. Zum anderen wird durch eine einmal erfolgte Einbalsamierung nicht nur die momentane Zersetzung gehemmt, sondern auch die Verwesung im Grab kommt nur sehr viel langsamer in Gang. Auch muß man sich bei evtl. steigenden Zahl von Einbalsamierungen letztendlich auch Gedanken über die Umweltverträglichkeit der verwendeten Materialien machen.

Es gibt aber natürlich auch durchaus Fälle, in denen man einen Verstorbenen kaum eine Woche aufbahren kann, ohne daß es zu einer umfangreichen Zersetzung kommt, die eine Aufbahrung unmöglich machen.
Wiegesagt, das kann der Bestatter im Grunde nur vor Ort und im Einzelfall entscheiden.

Leider ist die Tendenz zu beobachten, daß Kollegen, die die aufwendige Anschaffung von Einbalsamierungseinrichtung und -apparaten auf sich genommen und die umfangreiche Ausbildung zum Einbalsamierer absolviert haben, diese Anschaffung und Kenntnisse auch verstärkt an den Mann bringen wollen.

Einerseits ist es so, daß sich durch die Anwendung dieser Techniken ganz andere Möglichkeiten ergeben, andererseits muß es nicht immer unbedingt sein.


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Lesezeit ca.: 2 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: 28. Mai 2012 | Peter Wilhelm 28. Mai 2012

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Drusilla
16 Jahre zuvor

Das einbalsamieren lange hält sieht man an ägyptischen Mumien. Die halten schon seit tausenden von Jahren. Also ich weiß nicht ob ich noch da sein möchte wenn mein Grab nach 50 Jahren leer gemacht werden muss weil der Pachtvertrag für die Gruft abgelaufen ist.

undertaker
16 Jahre zuvor

Das Einbalsamieren zum Zwecke der Mumifizierung unterscheidet sich aber wesentlich von den modernen Einbalsamierungsmethoden. Die moderne Einbalsamierung dient nicht dazu, den Körper für die Ewigkeit zu erhalten, sondern dazu, den Verfall für eine bestimmte Zeit aufzuhalten.

Grübler
16 Jahre zuvor

Bestatter K. in K. – ist das etwa zufällig der aus der Stadt, den Tom letztens als seine Wahl bezeichnet hat, wenn er dort einen Bestatter bräuchte?

Kristian
16 Jahre zuvor

>Die moderne Einbalsamierung dient nicht dazu, den Körper für die Ewigkeit zu erhalten, sondern dazu, den Verfall für eine bestimmte Zeit aufzuhalten.

Aber wo liegt da der Sinn? Wenn man mich eh verbuddelt, warum soll ich dann etwas länger haltbar sein und noch ein paar Würmer vergiften, die mich fressen wollen? Ich dachte, so was lässt man nur machen, wenn man in eine (begehbare) Gruft kommen soll.

Chrissy
16 Jahre zuvor

Ich denke der Sinn ist der das die Angehörigen mehr Zeit haben sich ihren Verstorbenen anzugucken ohne das es unangenehm riecht/aussieht

16 Jahre zuvor

Einbalsamieren, das klingt so liebevoll, so wie Schönheitspflege nach dem Tod. das ist doch noch ne Marktlücke für Kosmetika. Punkte sammeln und beim Sterben gibt es eine schönheitserhaltende Einbalsamierung dazu?

treue Leserin
16 Jahre zuvor

Also ich würd’s nicht machen und auch nicht wollen! Wenn der Verfall augenscheinlich wird, käme bei mir der Deckel drauf, und gut ist.
Irgend wo und wann muss einfach Schluss sein …..

Christina
16 Jahre zuvor

Als Papst Johannes Paul II vor 3 Jahren verstarb, bin ich im Internet über einen Artikel hinsichtlich Einbalsamierung der Päpste gestolpert. Offenbar gab es bei einem der Vorgänger Probleme damit, so dass die Garde, die den Leichnahm bewachen sollten, reihenweise umkippten (?!) Weiter stand in dem Artikel, dass sich der Vatikan seither eines anderen Einbalsamierers bedient.

BTW: mich würde interessieren, in welcher Größenordnung eine Einbalsamierung kostet, und wie lange so etwas dauert?

16 Jahre zuvor

@rainer: Ja, und da wir im Zeitalter der Anglizismen leben muss das natürlich noch einen aussagekräftigen Namen erhalten. „Enbalmment2go“! oder so ähnlich :mrgreen:

Mac Kaber
16 Jahre zuvor

Ich schliesse mich Kristian an. Wenn ich früher anfange zu muffeln, weil der Bestatter keinen Kühlraum, dafür aber eine Einbalsamierungseinrichtung hat, die sich rentieren muß (daher keine Kühlung), dann bleibt der Sarg halt zu. Zwischen Wanne und Deckel eine ordentliche Schicht Silikon und gut ist. Zum Abschied nehmen war Zeit genug vor der Abholung und auch am Tag darauf. Wer zu meiner Feier kommt seh ich auch so, denn ich bin ja im Geiste unter Euch.(Also passt auf mit Euren Kommentaren und sonstigen dummen Bemerkungen, sonst bläst Euch ein kalter Hauch ins Genick.)
Für die Würmlein möchte ich eine normale Ökoleiche sein. Das vorrübergehende Gewusel werd ich schon überstehen, da hilft nur Augen zu und durch. Oder mit Schutzbrille wie in so nem Camp im TV als ein paar Primi- äääh- Promis das trainierten.

Martin Loschwitz
16 Jahre zuvor

@ Christina: Ja, das stimmt. Die Einbalsamierung von Johannes Paul I. ist seinerzeit ziemlich heftig in die Hose gegangen; zum einen, weil man viel zu spät damit angefangen hat und zum anderen, weil die familie in rom, die das über weiß-der-teufel-wieviele-jahrhunderte gemacht hat, ziemlichen bockmist gebaut hat. bei JottPehZwei (wie wir Theologiestudenten sagen ;-)) hat man das ganze deshalb anders gehandhabt. Soweit ich mich recht entsinne, ist der praktisch gar nicht einbalsamiert worden, sondern man hat ihn lediglich in einem Zinksarg verschweißt und dann in einer Holzkiste beerdigt bzw. in eine gemauerte Gruft im Petersdom bestattet. Eine waschechte Wachsleiche wie aus Johannes XXIII. wird aus ihm jedenfalls nicht werden.

Thomas
16 Jahre zuvor

Jaja Bestatter K. aus K. ist garantiert „Prinz Karneval“, der sich zu „Deutschlands führenden Thanatopraktikern“ zählt und sicher gerne volle Behandlungsräume hat.

tanja
16 Jahre zuvor

Ja wenn man einen Angehörigen verliert ist das schon schlimm. Hab meinen Schwiegerpapa kürtzlich vor drei Tagen verloren und es war schon heftig obwohl es irgendwie abzusehen war das er geht. Der Sarg wird heute zu gemacht und man hatte drei Tage um sich von Ihm zu verabschieden. Das reicht auch wenn man Ihn ein oder Zweimal gesehen hat dann hatte man genug Möglichkeiten Abschied zu nehman

tanja
16 Jahre zuvor

In solchen Situationen also wenn man einen Menschen verliert und es schneller als erwatet geht denkt man an sich selber und einem wird klar das es einen irgendwann auch trifft und man selber auch mal gehen muss. Dann bekommt man es mit der Angst zu tun und man denkt wann ist es bei mir soweit. Also ich kann von mir selber behaupten das ich in solchen Situationen echt schiss hab. Das vergeht wieder nur wenn man so nah mit dem Tod konfrontiert wird denkt man auch darüber nach




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