DIREKTKONTAKT

Frag den Bestatter

viele Fragen

Heute erreicht mich eine Mail mit mehreren Fragen und ich nehme, anders als sonst, mal zitat- und absatzweise dazu Stellung:

Hallo lieber Bestatter,
zu allererst möchte ich mich erstmal für dieses tolle Blog bedanken. Es ist einfach super geschrieben und teilweise sehr unterhaltsam.

Vielen Dank für das Kompliment. Ich freue mich immer über solche Worte und manche meinen „ich schreib jetzt mal keinen Lob, Du bist bestimmt satt davon“. Nein! Davon kann man nicht satt werden. Es ist der Applaus, über den ich mich freue und der mein Talent nährt. Das ist jetzt kein Heischen um Beifall, ich will nur damit sagen, daß man mich nicht damit beschämt oder sowas.

Innerhalb des letzten Jahres sind mir einige Fragen aufgekommen die du mir bestimmt beantworten kannst. (Ist es dir lieber wenn man Fragen sammelt so wie ich jetzt oder doch lieber mehrere Mails schreiben soll?)

Das ist mir egal, ich versuche immer möglichst viele Fragen zu beantworten, komme aber leider nicht oft genug dazu. Manchmal habe ich dann so einen „Lauf“ und arbeite ein ganzes Dutzend solcher Fragemails ab. Dabei spielt es keine Rolle, ob einzelne oder gebündelte Fragen kommen. Wenn es passt, fasse ich manchmal auch Fragen zusammen oder zerpflücke gebündelt gestellte Fragen zu Einzelnen.

Nun zu Deinen Fragen:

1) Ich hab neulich den Film „I’m a Cyborg, but that’s OK“ gesehen. Die Mutter hat dem Mädchen in der Psychiatrie ein kleines abgepacktes Päckchen mit der Asche ihrer Großmutter mitgebracht. Die Asche war richtig weiß und sah aus wie Zucker oder Mehl und wurde im Film auch entsprechend verwechselt. Ist Totenasche wirklich so weiß?

Bild PD, Quelle: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Cremation3.jpg

Die Asche besteht aus den unverbrennbaren mineralischen Bestandteilen eines menschlichen Körpers. Im Grunde handelt es sich nicht um Asche, sondern um ausgeglühtes Knochenmaterial. Auf dem Bild sieht man, daß es sich um kleinere und größere Fragmente handelt, zum Teil sind auch noch die größeren Knochen nahezu komplett erhalten. Bevor die Asche in eine Urne gefüllt wird, wird sie in einer Apparatur zermahlen, die oft aus einer rotierenden Trommel besteht, in der Stahlkugeln die Asche in ein feineres Material zerschlägt, wir haben es also mit Knochenmehl zu tun. Dieses hat in etwa die Konsistenz von zerdrückten Cornflakes, vermischt mit mehligem, weißlich-gräulichem Staub. Die Farbe ist hellgrau-weißlich. Eine Verwechslung mit Zucker oder Mehl ist nur dann möglich, wenn man für gewöhnlich verdorbenes Mehl oder Zucker aus den Beständen der römischen Armee gewöhnt ist…

Es ist aber in mehreren Filmen Teil der Handlung, daß die Asche mit irgendeiner anderen handelsüblichen Substanz verwechselt oder durch eine solche ersetzt wird. Da tut man dann aus dramaturgischen Gründen so, als ob Totenasche nahezu weiß und so leicht wie Zigarettenasche ist.

2) Ich habe vor mir einen Organspenderausweis machen zu lassen (ich bin Motorradfahrer und deswegen ein rollendes Ersatzteillager). Wie ich aus deinem Blog weiß müssen Rettungswägen stehen bleiben sobald der Patient verstirbt und einen Bestattungswagen holen. Was passiert wenn die betreffende Person einen Organspenderausweis hat? Gibt es da eine Lösung um diese Organe nicht zu „verschwenden“?

Es sterben sehr wenige Menschen in Rettungswagen, die meisten schaffen es „wie durch ein Wunder“ immer noch bis ins Krankenhaus, um dann unmittelbar nach der Einlieferung zu sterben.

3) Hattest du schonmal einen Kunden der so kompliziert war? 😉 LINK

Nein, aber der Cartoon gefällt mir.

4) Letztes Jahr zu Ostern ist meine Oma in Polen gestorben. Am Sargdeckel sind mir dann auf den Seiten 4 Nägel aufgefallen und ich hab mich erst gewundert ob die jemand vergessen hat. Später hab ich festgestellt dass der Kranz (Niemand aus meiner Familie, ich mein so ein grünes rundes Ding) anhand dieser Nägel festgebunden wurde. Ist das üblich so?

Es gibt ja nun fast schon unendlich viele Möglichkeiten, den Blumenschmuck am Sarg zu befestigen. Warum also nicht auch ein paar Nägel? Das ist doch sehr naheliegend.
Bei uns wird das aber eher weniger gemacht, weil die Angehörigen zumeist großen Wert auf einen unversehrten Sarg legen. „Der war teuer und darf nicht beschädigt werden…“

So ich hoffe ich habe dir nicht zu viel Zeit gestohlen. Eine Bitte noch, solltest du was veröffentlichen, dann bitte anonym.

Das schreibt mir beinahe jeder unter seine Fragemails, dabei habe ich noch nie jemanden „hingehängt“. Was aber würde es ausmachen, wenn ich Deinen Vornamen hier veröffentliche?
Wenn ich auf die Straße gehe und Deinen Namen rufe, drehen sich zwölf Leute um… 😉


Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:

keine vorhanden

In „Frag den Bestatter“ findest Du meine Antworten auf Fragen von Leserinnen und Lesern. Diese Fragen sind zum Teil Inhalte Dritter, die mich tagtäglich auf den verschiedensten Wegen erreichen. Es handelt sich also um meist nicht bearbeitete und nicht auf ihren Wahrheitsgehalt hin überprüfte Fragen Dritter. Für die Fragen sind allein die Übersender der Mitteilungen verantwortlich. Ich mache mir die Aussagen nicht zu eigen.
Ich erteile Auskünfte ausschließlich aufgrund meiner Erfahrung und erbringe keine Rechts-, Steuer- und Medizinberatung.

Lesezeit ca.: 5 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: 27. September 2015 | Peter Wilhelm 27. September 2015

Lesen Sie bitte auch:


Abonnieren
Benachrichtige mich bei
15 Kommentare
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anzeigen
Helmut Barz
14 Jahre zuvor

Irgendwie musste ich bei dem Cartoon (hinter dem Link bei Frage Nr. 3) an „Kühlhaus 4“ von Jutta Profijt denken: Gerichtsmediziner wird vom Geist eines Autopsierten bedrängt, dessen Ermordung aufzukären … Kleiner Leseptipp, für Leute, die diesen Humor mögen. Und: Nein, nicht verwandt, verschwägert oder in sonstiger Beziehung zum Buch/Autor. Und auch kein Link 😉

14 Jahre zuvor

12 Leute? Rheinland? Entweder Jupp oder Maria!

Hamburger Jung
14 Jahre zuvor

[quote=“TOM“]Es sterben sehr wenige Menschen in Rettungswagen, die meisten schaffen es „wie durch ein Wunder“ immer noch bis ins Krankenhaus, um dann unmittelbar nach der Einlieferung zu sterben.[/quote]
Ich vermute, daß dieses „Wunder“ vor allem zwei Gründe hat: Zum einen können dieses psychologische Gründe sein, daß man den danebenstehenden Angehörigen eventuell nicht den Eindruck geben möchte, man habe nicht alles versucht.
Zum anderen ist eine Rettungsfahrt für jede Hilfsorganisation bares Geld. Leichen- oder Krankentransportfahrten bringen deutlich weniger Geld in der Abrechnung. 2000 war das Verhältnis in etwa 150€ zu 500€. Die Beträge sind jetzt sicher höher. Am Verhältnis wird sich nicht viel geändert haben.

Veit
14 Jahre zuvor

Ich vermute, daß das Wunder eine andere Ursache hat als die zweite Vermutung meines Vorschreibers (Hamburger Jung, Nr. 3).
Bei Notfalleinsätzen wird (zumindest in Bayern, ok Hamburg ist evtl. anders) die medizinische Behandlung pauschal in Rechnung gestellt, nicht der Transport. D.h. ein Notfall kostet immer dasselbe, egal ob eine Straße vor dem Krankenhaus oder im tiefsten Bayerischen Wald (da, wo man Angst haben muß von der Erdscheibe zu fallen).
Eher ist es auf die Tatsache zurückzuführen, daß Tote im Krankenwagen nicht transportiert werden dürfen (wegen dem Volksglauben vom „Leichengift“). Außerdem ist es leichter einen Lebenden im Krankenhaus „loszuwerden“.
Mit dem psychologischen Grund hast Du aber Recht.

Dicker Lechthaler
14 Jahre zuvor

Im tiefsten bayerischen Wald fällt man nicht von der Erdscheibe…dort gehen zwar die Uhren (und das Leben als solches) etwas geruhsamer voran, aber es ist trotzdem fast mitten in Europa. Ich mag die Gegend.
Prima geeignet für Familienurlaub mit Kindern.
Nicht sponsored vom Bayerischen Wald….(Tschuldigung, Denglisch)
Das Wunder des punktgenauen Versterbens bei der Ankunft im Krankenhaus ist wohl eher praktischer Natur: Dort kann das Fahrzeug besser gereinigt werden als auf freier Strecke, alles ist vor Ort vorhanden. Wurde mir mal so gesagt.
Lechthaler

Antonella
14 Jahre zuvor

Das ist recht leicht erklärt, warum jemand „erst“ im Krankenhaus stirbt: Ein Krankenwagen transportiert Kranke. Ein Leichenwagen transportiert Tote. Wenn der Rettungsdienst also jemanden z.B. schwer verletzt eingeladen hat, so lebte dieser Mensch zu diesem Zeitpunkt noch. Selbst wenn man während der Fahrt reanimieren muss, fährt man das nächste Krankenhaus an, denn man will diesem Menschen ja helfen. Mitunter gibt es innerhalb der nächsten Klinik Maßnahmen (Herzkatheter oder ähnliches), welche adäquatere Hilfe bedeuten, als „nur“ die Ausrüstung auf dem Rettungswagen. Würde man während der Fahrt jemanden für tot erklären, so müsste man anhalten, und den Bestatter mit seinem Leichenwagen rufen, Tote düfen einfach nicht in einem Krankenwagen transportiert werden. Zur Frage mit dem Organspendeausweis kann ich vielleicht auch noch was beitragen: Jemand, der als Organspender in Betracht kommt, wird vorher für hirntot erklärt. Hirntot ist jemand, der den „Zustand des irreversiblen Erloschenseins der Gesamtfunktion des Großhirns, des Kleinhirns und des Hirnstamms bei einer durch kontrollierte Beatmung künstlich noch aufrechterhaltenen Herz-Kreislauffunktion“ erreicht hat. „Mit dem Hirntod ist naturwissenschaftlich-medizinisch der Tod des Menschen festgestellt.“ (Zitat aus dem… Weiterlesen »

ein anderer Stefan
14 Jahre zuvor

Tja, das mit den Vornamen… Meiner ist in meiner Generation auch eher ein Sammelbegriff…

14 Jahre zuvor

Guten Morgen,

meine verschlafenen Augen treffen auf die Feedlieferung und sehen ein Problem, Zitat:

„Im Grunde handelt es sich um Asche, sondern um ausgeglühtes Knochenmaterial.“

Beste Grüße aus Köln

14 Jahre zuvor

Ha, zu 1) fällt mir Hellblazer ein, der „Royal Blood“-Erzählstrang. Wo einer der Thronfolger Constantine so nervt, daß er dessen Koks mit der Asche seines Onkels austauscht …

In einem meiner Manuskripte wird eine tönerne Schlicht-Urne mit einem Römertopf verwechselt. Ich fand die Idee supi-toll, bis ich dann beim Stöbern hier im Bestatterweblog von Aschekapseln gelesen habe. Danke, Tom, Du hast mir eine Pointe versaut – aber dafür das Buch etwas realistischer gestaltet. 😀

bloeder_hund
14 Jahre zuvor

wenn Krankenwagen,
dann kein Arzt,
wenn keine Arzt,
keine Todesfestellung

deswegen,
Tod erst im KH 8)

(und reanimieren kann man lang 8))

14 Jahre zuvor

Um die Worte meines Vorkommentators mal zu erläutern:

Den Tod eines Patienten darf nur ein Arzt feststellen.

Auf den Rettungswagen fährt heutzutage aber kein Arzt mehr mit.

Folglich ist also in den meisten Fällen einfach keiner da, der den Patienten unterwegs für tot erklären konnte. Das macht eben erst der Arzt in der Notaufnahme des Krankenhauses.

-thh
14 Jahre zuvor

Um die Worte *meines* Vorkommentators (11 Stephen) zu ergänzen: ein Krankenwagen (Krankentransportwagen) ist kein Rettungswagen, und auf dem Rettungswagen fuhr in diesem Sinne noch nie ein Arzt mit – sonst wäre es ein Notarztwagen. Allerdings kann ein Patient natürlich vom Notarzt im Rettungswagen begleitet werden, und das wird er im Regelfall auch, wenn sein Zustand das rechtfertigt. Nachdem ein Patient im Regelfall erst nach Stabilisierung seines Zustands transportiert wird, sollte bei einem lebensbedrohlichen Zustand ein Notarzt vor Ort gewesen sein und auch den Transport begleiten; die Feststellung des Todes ist also eher unproblematisch, und die Fälle, in denen das Eintreffen eines Notarztes weder vor Ort noch (Rendezvous) auf dem Transport abgewartet werden kann (was den Fall eines nicht – in adäquater Zeit – zur Verfügung stehenden Notarztes abdeckt), so dass mit dem Patient ohne Notarzt notfallmäßig das Krankenhaus angefahren werden muß, sind pathologische Ausnahmefälle. Im übrigen gibt es AFAIS aus rechtlicher Sicht keinen Grund, warum ein bei Transportbeginn noch „lebender“ Patient nicht auch nach Eintritt oder Feststellung des Todes auf der Fahrt bis an den… Weiterlesen »

14 Jahre zuvor

Ich stimme -thh zu. Er hat alles Notwendige sehr gut beschrieben. In der Tat ist es beinahe eine „urban legend“, daß Krankenfahrzeuge anhalten und einen Verstorbenen an einen Bestattungswagen übergeben. Wie sollte das auch gehen? Einsargung, Umbettung, Umlagerung auf offener Straße?

Es ist aber so, daß immer wieder mal Fälle vorkommen, in denen Krankenwagen anhalten und das Begleitpersonal sich orientiert, um Angaben für den Totenschein machen zu können.

Deutschland ist groß und überall wird das anders gehandhabt.
Hier bei uns ist mir seit Jahren kein Fall bekannt.

Das fängt doch schon mit der Überführung von Unfall- oder Straftatopfern an. Hier machen das Bestatter im Auftrag der Polizei, woanders macht das ein Transporter von der Rechtsmedizin und wieder anderswo macht das ein Wagen von der Polizei. Alles das gibt es.
So vielfältig ist das auch mit dem hier besprochenen Sachverhalt.

Ich frage mich immer, was diese „Regelungen“ sollen, daß kein Verstorbener im Krankenwagen transportiert werden darf. Gemeint sind die, die beim Transport versterben.
Eben noch ein Mensch, um man sich bemüht, und dann urplötzlich giftige Leiche?

simop
14 Jahre zuvor

Als ich 1988 die Ausbildung zur Rettungssanitäterin gemacht habe, wurde das mit dem Transportverbot auch so gelehrt. Allerdings mit dem „unter-der-Hand-Hinweis“, dass aus diesem Grund die Patienten eben in der Einfahrt zur Notaufnahme versterben.

Übrigens hatten wir auch einmal den Fall – wir bzw. der Notarzt konnte den Patienten noch stabilisieren (-thh, genau, vorher fährt man nicht), leider verschlechterte sich der Zustand, wir hielten an (Reanimation), leider vergebens. Um eben nicht „umladen“ zu müssen, fuhren wir bis ins Krankenhaus.

Danach war eine Grundreinigung des RTW fällig – steht in irgendeiner Vorschrift…

eulchen
14 Jahre zuvor

Wenn ein Arzt hinter dem Sarg seines Patienten geht, so folgt manchmal tatsächlich die Ursache der Wirkung. (Robert Koch)




Rechtliches


15
0
Was sind Deine Gedanken dazu? Kommentiere bittex
Skip to content