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Frag den Bestatter

Amerikanische Särge und Billigangebote

Gerade wird ja wieder diskutiert, dass diese vor einigen Wochen in Berlin gestohlenen erbärmlichen Kisten offenbar für 500€ verkauft wurden.
Wie schaffen es dann z.B. die günstige Anbieter repräsentative Särge frei Haus für umgerechnet deutlich unter 1000€ anzubieten ?

© bestpricecaskets

Die wollen ja auch leben und sind definitiv nicht das Sozialamt.

Hat TOM da eine Ahnung ?

Viele Grüße
Chris

Die von Dir verlinkte Seite ist die Seite eines bundesweit tätigen Sargversenders. In den Vereinigten Staaten werden diese „caskets“, also die großen Truhensärge gerne verwendet und die Bestattungshäuser scheuen sich nicht, bei einem Einkaufspreis von 700-2.000 Dollar dafür zwischen 5.000 und 40.000 Dollar zu verlangen.
Der Billigversender läßt günstig herstellen, vermeidet Zwischenhändler und liefert seine Särge an jedes amerikanische Bestattungshaus.
Er weist vor allem darauf hin, daß das Bestattungshaus dann diesen Sarg auch verwenden muß und zwar nach amerikanischem Recht ohne jegliche zusätzliche Gebühr.

Das bringt natürlich Probleme mit sich. Schlimmstenfalls lehnt der Bestatter den Auftrag einfach ab, weil auch er einen Teil seiner übrigen Kosten in den Sargpreis mit eingerechnet hat.

Das ist fast alles in Deutschland kein bißchen anders, nur haben wir hier, weil schlichtere Särge verwendet werden, ein etwas anderes Preisgefüge.

Der günstigste Sarg kostet hier um die 40 Euro. Das ist so eine Kiste, wie sie in Berlin verwendet wurde, sogar mit schönem korrekten Deckel.

Da sind 500 Euro schon ein ordentlicher Verdienst.

Ein repräsentativer Sarg, der von Bestattern gerne um die 2.400 Euro angeboten wird, kostet im Einkauf höchstens ein Zehntel bis max. ein Fünftel.

Amerikanische Särge werden auf ähnlichen Maschinen hergestellt, wie sie für die Automobilproduktion verwendet werden. Blech-Stanz- und -formteile, verschweißen, versteifen, lackieren und ausstatten.
Das geht in großen Fabriken regelrecht am Fließband und der Herstellungswert liegt immer so etwa bei 500 Dollar.

In „Frag den Bestatter“ findest Du meine Antworten auf Fragen von Leserinnen und Lesern. Diese Fragen sind zum Teil Inhalte Dritter, die mich tagtäglich auf den verschiedensten Wegen erreichen. Es handelt sich also um meist nicht bearbeitete und nicht auf ihren Wahrheitsgehalt hin überprüfte Fragen Dritter. Für die Fragen sind allein die Übersender der Mitteilungen verantwortlich. Ich mache mir die Aussagen nicht zu eigen.
Ich erteile Auskünfte ausschließlich aufgrund meiner Erfahrung und erbringe keine Rechts-, Steuer- und Medizinberatung.

Lesezeit ca.: 2 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: 29. Mai 2013 | Peter Wilhelm 29. Mai 2013

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7 Kommentare
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11 Jahre zuvor

Und jetzt üben wir alle noch einmal das schöne Wort von der „Mischkalkulation“…kommt Jungs, es geht doch… ist nicht schwer.

Misch
kal
ku
la
tion

seht ihr? Gar nicht so schwer. Das buchstabiert sich nicht „Abzocke“ – außer es ist eine 😉

Big Al
Reply to  Tante Jay
11 Jahre zuvor

Die Welt erklärt. In einfachen Worten. Massenproduktion, Großserie, Abnahmeverträge….

Antonio
Reply to  Big Al
11 Jahre zuvor

…Wahnsinn… 😉

Big Al
Reply to  Antonio
11 Jahre zuvor

…42…

Christian
11 Jahre zuvor

Hallo,

aufgrund meines unvollständigen Einblicks in die Materie habe ich den Eindruck das hier mir zweierlei Maß gemessen wird.

Der 40 Euro Sarg vom Discounter wurde für 500 Euro an die Hinterbliebenden verkauft.
Gab es irgendwo Berichte das dies der reine Sargpreis ohne Versorgungskosten ist?
Und selbst wenn die Hinterbliebenen den überzogenen Preis nur für den Sarg zahlen sollten, warum sind sie da drauf eingegangen? Gab es keine Preisvergleiche? Wurden sie gezwungen 500 Euro nur für den Sarg zu zahlen?

Bei dem amerikanischen Bestattern wird anscheinend auch ordendlich was draufgeschlagen auf den Sargpreis, da der Händler schon rechtliche Tips geben muss. Jeder amerikanische Bestatter der nicht in der Lage ist, seine Kosten bei Verwendung eines Fremdsarges auszuweisen und einzufordern, sollte über sein Geschäftsmodell nochmal nachdenken.

Kremierer
11 Jahre zuvor

@Christian
es ist ja so das nicht immer und jeden Tag der Bestatter ein oder mehr Särge verkauft bzw Bestattungen hat, Er muss ja seine laufenden Kosten irgendwie abdecken, und will ja auch von was Leben und darum kostet meist ein einfacher Sarg ca. 500.- €

shivling
11 Jahre zuvor

Na es ist doch ganz einfach. Natürlich kann der Bestatter die Kiste, die im Einkauf 40,- kostet, auch für 50,- anbieten. Dann tauchen auf der Rechnung aber folgende Positionen zusätzlich auf:
– Mietumlage für Geschäftsräume
– Umlage für Strom, Wasser und Heizung zzgl. anderer Nebenkosten
– Umlage Betriebshaftpflicht
– Umlage Abdeckung 24/7/365-Bereitschaft, Notdienst- und Sonderzeitenzuschläge
– Umlage Lohnkosten für Büroarbeit, Buchhaltung und Datenpflege
– Umlage Steuerberater
– u.a.

Letztlich ist der Weg über den Sargpreis doch da der bessere, und vor allem: Der sozialere. Denn auf die Art und Weise subventioniert die wohlhabendere Unternehmerfamilie bei der Beerdigung des Familienpatriarchen im Mahagonisarg durchaus mal die Bestattung jener, die eben die günstigste Beisetzung in Anspruch nehmen (müssen).




Rechtliches


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