Internes

Der Troll, der Ventilator und eine Beinaheerektion

Der Troll: Er weiß was. Irgendwas. Etwas, das ihm unter den Nägeln brennt. Etwas, das er nun sofort der ganzen Welt und vor allem den Bestatterweblog-Lesern unbedingt sofort mitteilen muß. Es drückt ihn diese Erkenntnis in seinem schwachen Hirn, wie der prellende Urin nach dem vierten Bier auf die mickerige Verschlußöse der Blase eines Sechstklässlers.
Weil er seine Erkenntnis für etwas ganz Tolles hält und gar nicht auf die Idee kommt, daß schon hunderte Leute (bis alle) ohne ihn zur gleichen Erkenntnis gekommen sind, aber aus Höflichkeit, Desinteresse oder Langeweile gar keine Lust dazu haben, mit dieser Erkenntnis hausieren zu gehen, muß der kleine Pippi-Mann noch flugs sein Beinchen heben und die vermeintlich so sensationelle Erkenntnis mit einem Strahl des frisch Geseichten markieren, sozusagen als Garnitur.

Allein etwas vermeintlich Sensationelles erkundet zu haben, das reicht dem Blasenschwachen Strunzmarkierer nicht, er muß auch noch schlußfolgern, werten und mutmaßen, was ihm nur rudimentär marginal gelingt, weil ja nicht nur das Bläschen, sondern auch sein Hirn schwach ist.

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Also geht der hirnschwache Duftmarkengnom hin und schreibt einen, allen anderen Menschen quasi die Frucht vom Baum der Erkenntnis darreichenden Kommentar ins Weblog. Ha, was erleichtert das, was ist das für ein geiles Gefühl, wenn der innere Druck endlich nachlässt und Platz macht für ein neugieriges Kribbeln, das von seinen käsigen Füßen langsam aufsteigt, um den Pippischnorchel einen Bogen macht und dann allmählich im Bauchraum Breite greift. Verursacht wird das Kribbeln, das stärker ist als jede Form der bisher erlebten sexuellen Erregung, die sich allein aus dem Betrachten spätnächlichter „Ruf-mich-an!“-Clips ergeben hat, durch die gespannte Erwartung, wie denn nun die von seiner Pippi-Frucht heimgesuchten anderen Leser auf den jämmerlichen Versuch reagieren.
Wird nun eine Weltrevolution losbrechen, werden sie in Scharen mit Mistgabeln, Hacken und lodernden Fackeln dem Opfer seiner Enthüllung auf den Leib rücken, es teeren und federn, sein Haus in Brand stecken und den Rest seiner Familie der Erb- und Sittenschande zuführen?

Nichts dergleichen passiert.
Das Pippi-Bübchen drückt immer wieder seine F5-Taste und muß feststellen, daß sein Kommentar nicht erscheint.

Der Computer: Lümmelt sich in seinem Schrank im Rechenzentrum herum, saugt sich aus norwegischem Quellwasser gewonnenen Ökostrom genüßlich in seine Prozessoren und träumt von Zeiten, als seine Freundin noch AMIGA hieß. Da hüpft ihm der Kommentar des Pippi-Männchens von einer hartverdrahteten Synapse zur anderen und er filtert sie einfach aus. „Kommentar gelöscht“.
Das macht er immer so, weil sein Herrchen ihn gut programmiert hat.

Der Troll: Das Pippi drückt ihn stärker als je zuvor. Was ist bloß mit seiner duftmarkenden Mail der Erkenntnis geschehen? Er schreibt sie nochmals, mühsam, Wort für Wort, Zeile für Zeile und dann klickt er SENDEN. Diesmal wird es klappen, da ist er sich sicher und obwohl das erregende Kribbeln sich dieses Mal schon nicht mehr einstellt, freut er sich doch wie ein Pädophiler beim Betrachten des neuen H&M-Kataloges.

Der Computer: Ist ja auch im Grunde nur ein doofer Rechenknecht und macht dasselbe wie zuvor: „KOMMENTAR GELÖSCHT“. Bestimmte Schlüsselbegriffe lassen ihn dies tun.

Der Troll: Hätte er noch Fingernägel, so würde er sie jetzt abkauen, so nagt er an der Unterlippe und kommt unter Aufbietung aller Schwächen seines dümmlichen Gehirns auf die Idee, daß es an bestimmten Reizwörtern liegen könnte, daß sein Kommentar nicht erscheint.
Er schreibt die Reizwörter mit P.u.n.k.t.en zwischen den Buchstaben und sendet seine Frucht vom Baum der Urinale erneut ab.

Der Computer: gähnt

Der Troll: Denkt sich: Vielleicht liegt es an meiner Mailadresse oder meinem Usernamen. Also nehme ich statt leckmichamarschdusau(at)irgendwas.de jetzt mal wichsdich(at)fotze.de und statt „Der Entlarver“ nehme ich dieses Mal „Der Enthüller und Augenöffner“.

Der Computer: kratzt sich die Silikoneier und gähnt.

Der Troll: Schreibt seinen ganzen Kommentar neu. Dieses Mal mit S+o-n,d.e:rzeichen zwischen den Buchstaben, mit einer fast schon echt klingenden Mailadresse und wieder einem anderen Usernamen, diesmal „Der Wahrheitsverkuender“.

Der Computer: macht seinen Ventilator an und kühlt sich gelangweilt den Prozessor.

Der Troll: Macht den WLAN-Router, das DSL-Modem, den Computer und vorsichtshalber die Kaffeemaschine aus und nach 20 Sekunden wieder an. So bekommt er eine neue IP-Adresse zugewiesen, denn nur an der kann es noch liegen, daß der blöde Computer ihn immer wiedererkennt und seinen ach so tollen Kommentar nicht durchlässt.

Der Computer: markiert den Kommentar zum x-ten Mal als SPAM und schickt eine Benachrichtigung an Wolfgang, den Ausfeger.

Der Troll: Die gelbe Brühe rinnt ihm schon das Bein hinunter auf die käsigen Füße. In ihm brennt die schiere Wut, er beißt zum wiederholten Male in die Tischkante, nur um festzustellen, daß die auch nicht anders schmeckt, als die kalte ALDI-Pizza die er sonst immer ißt.
Er schreibt seinen Kommentar jetzt unter zwölf verschiedene Artikel, jedesmal schaltet er zwischendurch alles ab, wegen der IP-Adresse, nimmt immer abstrusere Namen und Mailadressen, macht jetzt Leerzeichen zwischen die W ö r t e r…

Wolfgang, der Ausfeger: kratzt sich an den…, gähnt, denkt an seine Jugendfreundin Roswitha und guckt weiter „Monk“.

Der Troll: Weißglut bringt sein uringeschwängertes Dasein zum Glühen, seine Körperausdünstungen erreichen bedenkliche Klimaschutzwerte und seine Mama kommt, um mit ihm zu schimpfen, weil er mittlerweile dazu übergegangen ist, zum Löschen der IP-Adresse immer die Hauptsicherung kurz rauszuschrauben.
Wieder und wieder sendet er seine Brunzsuppe der Erkenntnis, will doch den Leuten nur die Augen öffnen und weil es spät in der Nacht ist und er den Ruf der niedersächsischen Zaunlattenamsel nachmacht, hat er Glück, erwischt die kleine Lücke im System und schafft es endlich, seinen Kommentar veröffentlicht zu sehen.
Die Pippidrüse bürzelt sich und zeigt schwächliche Zeichen erektionalen Verhaltens.

Wolfgang, der Ausfeger: Löscht den Scheiß.

(jetzt folgen rund 20 Wiederholungen: Pippidrüse bürzeln, Kommentar löschen)

Wolfgang, der Ausfeger: Ist es leid mit dem Bürzelchen und lässt ihn aus Langeweile einfach gewähren. Morgen ist auch noch ein Tag, dann wird er den ganzen Scheiß einfach wieder löschen.

Am Morgen liest die „ganze Welt“ den Pippibürzelscheiß, keiner kümmert sich, keinen schert es, hie und da wird mit den Schultern gezuckt. Na und? Was soll’s? Wo ist das die Message?

Der Troll: Kaut käsige Fußnägel und ärgert sich über die Ignoranz der bösen Welt da draußen.

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Lesezeit ca.: 8 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: 10. Juli 2012 | Peter Wilhelm 10. Juli 2012

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ich
14 Jahre zuvor

wie passensd 🙂

Manfred
14 Jahre zuvor

Einfach Klasse 🙂
Das dürfte jeder Blog- oder Forenbetreiber kennen, aber keiner hat es je so schön beschrieben.

Christians Ex
14 Jahre zuvor

*lach* – jetzt hab ichs auch grad geschafft!

Christians Ex
14 Jahre zuvor

*immernochlach* War wohl der Maschine zu hart, das spontane „gröhl“.

Chrissly
14 Jahre zuvor

Das genau ist der Grund, warum ich auf der von mir betreuten Website kein Gästebuch haben will. Ich habe für so Deppen einfach keine Zeit.

Schönes WE an alle!

Chrissi
14 Jahre zuvor

*lach* Gut getroffen… und erinnert mich an den BOfH 😉

14 Jahre zuvor

*Silikoneiner* … *prust – lach*

Jetzt weiß ich endlich wieder, wie es sich anfühlt, Cola in der Nase zu haben, weil ich unvermittelt einen heftigen Lachanfall hatte… ich bin aber auch null lernfähig, sonst wüsste ich, dass Bestatterblog lesen und Nahrungsaufnahme sich gegenseitig ausschließen oder es sonst echt gefährlich wird… das passiert mir hier nicht zum ersten Mal…

WissenIstNacht
14 Jahre zuvor

Herrlich!!

„…kühlt sich gelangweilt den Prozessor…“
🙂

Katrin
14 Jahre zuvor

DANKE, ich hab soooo gelacht 😉 Die Kollegen auch ;-))

Undomiel
14 Jahre zuvor

*haltlos kicher*
@Kryptische: gib mir fünf, ich hab grad Cappuccino in der Nase. Ich werd es auch nie lernen, beim Lesen des Bestatterweblogs die Getränke weit weg zu stellen.
Tom, you made my day!
Silikoneier *zambrech*

buerzelchen
14 Jahre zuvor

coffee | nose > keyboard

Mendian
14 Jahre zuvor

Mal freundlicherweise fuer alle Vorm-PeZieh-Esser-und-Trinker Zewa und Sidolin bereitstellt…..

14 Jahre zuvor

E . i . n . f . a . c . h . . t . o . l . l . ! . : . )

turtle of doom
14 Jahre zuvor

Ich finde Siliziumeier praktischer.

Vorallem wenn man ein Computer ist.

Silikoneier findet man eher [url=http://en.wikipedia.org/wiki/Neuticles]bei Hunden.[/url]

So, fertig getrollt 😉

14 Jahre zuvor

Marginal mutmaßen? Auch wenn man wohl weiß was du meinst, richtig ist es aber nicht…

Parse
14 Jahre zuvor

Nach dem neuen JmStV wist du das Blog indizieren müssen, sind ja echt entwicklungsgefährdende Inhalte 😉

14 Jahre zuvor

lach……. auch wenn ich das gleiche schreiben muss wie meine Vorschreiber: you made my day… ich grinse immer noch!

Klabauterin
14 Jahre zuvor

Wie erkläre ich meinem Dienstherrn möglichst sachlich und seriös, warum ich einen so großen Tastaturen-Verschleiß habe??? Auf Dauer halten die Dinger keine Kaffee-Duschen aus (mit Milch – klebt gut!).

Fynn
14 Jahre zuvor

ich kugel mich grad weg, wie herrlich … damit hast dich wiedermal selbst übertroffen lieber undertaker … du hast meinen tag versüsst, DANKE 🙂

14 Jahre zuvor

@Klabauterin: Ganz einfache Lösung, es gibt eine abwaschbare, wasserdichte und flexible Tastatur, gibt es zum Beispiel bei Pearl: [url]http://www.pearl.de/a-PX4021-1002.shtml?vid=917[/url]

Pixella
14 Jahre zuvor

Höhö, genial beschrieben, das sinnlose Verhalten des possierlichen Trolls. Kennt wohl jeder leider zu genüge.*seufz*

Oliver
14 Jahre zuvor
junikorn
14 Jahre zuvor

Ja, man kennt sie ja, die Trolle. Aber so schön bildlich beschrieben tauchen sie selten vor dem geistigen Auge auf..

Klabauterin
14 Jahre zuvor

@Oliver:
Danke für den Link. Kaffee-, Cola- und Saft resistente Hardware ist unabdingbar für Bestatterweblog-Leser 🙂

Clara
14 Jahre zuvor

Schliesse mich meinen Vorkommentatoren an, biete jedoch Bier in der Nase an 🙂

14 Jahre zuvor

@Klabauterin: So wie ich das mache, ist es eigentlich am besten. Der Rechner merkt doch gar nicht, welche Tippstatur er nu drunter hat. Da mein Dienstherr allerdings nur 08/15-Billichtastaturen zur Verfügung stellt, die bei meiner Anschlagszahl die Lebensdauer unseres Trolls haben, wenn auf einmal ein Kommentar problemlos durchgeht, hab ich mir ne ordentliche Tastatur besorgt, die dienstlich gelieferte, bedingt schwimmfähige Tastatur in den Schrank gelegt und klapper nun, vom Neid der Kollegen verfolgt, auf einer schnieken Logitech Luxusausführung.

Sollte ich je den Platz wechseln, nehm ich se mit. Dienstherr ist das Wumpe und ich schone meine Finger. 😉

ToSiLuHa
14 Jahre zuvor

Etwas, das ihm unter den Nägeln brennt.

*Klugscheißmodus an*
Meines Wissens müsste es doch
„Etwas, das ihm AUF den Nägeln brennt.“
heißen.

In Zeiten des finsteren Mittelalters wurden in Schreibstuben, zumeist bei den Mönchen, weil die halt schreiben konnten, zu später Stunde und beginnender Dämmerung Kerzen auf den Nägeln befestigt, damit ein gleichmäßiges Licht gegeben ist.
Je später der Abend, umso kürzer ward die Kerze.
Und es brannte AUF den Nägeln.

Aber ich kann mich auch irren.

*Klugscheißmodus aus*

Tobias
14 Jahre zuvor

Bekommst Du ernsthaft handgeschriebenen Spam bzw. Getrolle? Alles was ich bekomme ist Spam von Bots – nicht das ich darüber traurig wäre …

Werner
14 Jahre zuvor

@ToSiLuHa
Du irrst mit Deiner Erklärung, und zwar gründlich.
Richtig ist „es brennt auf den Nägeln“. Die Redensart kommt von einer mittelalterlichen Foltermethode, bei der Kerzenstümpfe auf den Fingernägeln befestigt wurden und die dann langsam runterbrannten. Den Rest mag sich jeder selbst ausmalen.

14 Jahre zuvor

@ToSiLuHa: Ich kenne auch nur die Bedeutungserklärung, die Du gegeben hast und richtig wäre es „auf den Nägeln“, aber in diesem Fall ist es ein Troll und Trollen brennt es _unter_ den Nägeln, ist doch klar, oder? 😉

ch-student
14 Jahre zuvor

@ToSiLuHa:
Ich kannte das tatsächlich nur als „unter den Nägeln brennen“, und zu meiner Verteidigung schicke ich Herrn Dr. Essig vor: http://www.swr.de/blog/1000Antworten/antwort/1281/was-ist-richtig-es-brennt-mir-auf-den-nageln-oder-es-brennt-mir-auf-die-nagel/
(wie macht man eigentlich diese Linkwörter? Wäre echt mal hilfreich. Anscheinend funktioniert das ja in jedem Forum anders…)
Zurück zu den Nägeln; offensichtlich gabs noch die Foltermethode „Spiise(wie heisst das auf hochdeutsch?)“ unter Nagel stecken und anzünden. Das hat dann UNTER den Nägeln gebrannt.

14 Jahre zuvor

s e h r s c h ö n !

😀

Micha
14 Jahre zuvor

Auch wenn ich diesen Urinalhumor ziemlich abstoßend finde –

dass die Freundin vom Computer damals AMIGA hieß… hahaha!

Winnie
14 Jahre zuvor

Könnte ich eventuell einen trockenen Lappen bekommen, um mein gelb geschwängertes Beinchen zu trocknen? Nein, das ist KEINE Beleidigung nordischen Völkern gegenüber.

Nobody
14 Jahre zuvor

Ich lese mir den Bestatter ja eigentlich nur über Feed. Jetzt sehe ich aber z.B. diesen Artikel hier aber ins Feed ist der Artikel nie gekommen. Könnte das mal bitte überprüft werden?

14 Jahre zuvor

@Nobody: geprüft und gefunden. Der Artikel war im Feed.

Astrid
14 Jahre zuvor

Hach ja, die Trolls XD

MacKaber
14 Jahre zuvor

Einfach trollig.

lya
14 Jahre zuvor

Danke Tom und Wolfgang.

14 Jahre zuvor

Blöder pipi-Post, so’n Bullshit, bla, arme Trolle, roflmao wtf und omg…
Ganz im Ernst, ohne Trolle wäre das gesamte Internet doch nur halb so lustig 😉




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